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Die Coolen Kicker punkten wieder - Band 5

©2016 104 Seiten

Zusammenfassung

Ganz egal, ob auf dem Spielfeld oder in der Schule: Die Coolen Kicker halten immer zusammen!

Jetzt geht's um alles! Die Coolen Kicker haben den Aufstieg in die Auswahlmannschaft geschafft. Doch üble Zeitgenossen versuchen, sie mit fiesen Tricks wieder rauszukicken. Sie greifen die Kicker als Indianer verkleidet und mit wilden Pferden beim Training an und verwüsten die Fußballwiese. Wird es den Coolen Kickern noch gelingen zu trainieren, damit sie beim entscheidenden Spiel so richtig aufdrehen können?

„Spannend, abgedreht lustig und auch für Mädchen geeignet – die Coolen Kicker punkten in jeder Beziehung.“ FOX KIDS

Jetzt als eBook: „Die Coolen Kicker punkten wieder“ von Dieter Winkler. Wer liest, hat mehr vom Leben: jumpbooks – der eBook-Verlag für junge Leser.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Jetzt geht's um alles! Die Coolen Kicker haben den Aufstieg in die Auswahlmannschaft geschafft. Doch üble Zeitgenossen versuchen, sie mit fiesen Tricks wieder rauszukicken. Sie greifen die Kicker als Indianer verkleidet und mit wilden Pferden beim Training an und verwüsten die Fußballwiese. Wird es den Coolen Kickern noch gelingen zu trainieren, damit sie beim entscheidenden Spiel so richtig aufdrehen können?

„Spannend, abgedreht lustig und auch für Mädchen geeignet – die Coolen Kicker punkten in jeder Beziehung.“ FOX KIDS

Über den Autor:

Bis 1996 war Dieter Winkler Chefredakteur der erfolgreichen Computerzeitschrift CHIP. Seitdem widmet er sich ausschließlich dem Schreiben. Winkler unterhält mit spannungsgeladenen Kurzgeschichten und Romanen, deren Themenspektrum sich zwischen Fantasy und Internet erstreckt.

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eBook-Neuausgabe April 2016

Copyright © der Originalausgabe 2003 by Verlag Carl Ueberreuter, Wien

Copyright © der Neuausgabe 2013 dotbooks GmbH, München

Copyright © 2016 jumpbooks. jumpbooks ist ein Imprint der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Tanja Winkler, Weichs

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-96053-100-5

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Dieter Winkler

Die Coolen Kicker punkten wieder

jumpbooks

KAPITEL 1

Es war irgendwie eine tolle Sache, ein Cooler Kicker zu sein, fand Frank. Er ließ sich, verschwitzt wie er war, neben seinem besten Freund Guido auf die Bank vor ihrem eigenen Klubhaus fallen. Den Blödmännern, die versucht hatten sie auseinander zu bringen, hatten sie es so richtig gezeigt. Immerhin hatten sie alle drei gemeinsam den wichtigen Sprung in die Kreisauswahl geschafft!

»Jetzt machen wir richtig groß Karriere«, sagte Frank, während er den Blick über ihre eigene Fußballwiese mitten im Wald schweifen ließ – dem ganzen Stolz der Coolen Kicker. Sogar richtige Metalltore hatten sie mittlerweile.

Nur leider keinen Koch. Aus diesem Grund wollte Guido heute die kleine Küche einweihen, die zu ihrem Klubhaus gehörte. Aber Fußballer, die in einer Trainingspause kochten – das war ja wohl das Verrückteste, was Frank je gehört hatte!

»Mit der Karriere kann es ganz schnell wieder vorbei sein«, sagte Guido. »In die Auswahl haben sie dreißig Typen aufgenommen. Aber in den nächsten zwei Wochen kicken sie gleich wieder zehn raus.«

»Sie tun was ...?« Jan, der dritte im Bunde der Freunde, sah entsetzt von den Tapetenrollen hoch, die er gerade aus seiner Fahrradtasche hervorgekramt hatte. »Und wer sind die zehn Unglücklichen?«

»Die, die sich bei den ersten Trainingseinheiten besonders dämlich anstellen, nehme ich mal an«, sagte Guido. »So was kann uns natürlich nicht passieren.«

»Na, ich weiß nicht.« Frank bekam ganz rote Ohren bei der Erinnerung daran, wie er einmal mit zusammengeknoteten Schnürsenkeln losgestürmt und prompt auf die Nase gefallen war. »Wir sollten besser aufpassen, dass wir nicht wegen irgendeiner blöden Kleinigkeit alle drei gleich wieder einen Abgang machen. Denn dann Ade Fußballerkarriere!«

»Ach, i wo.« Jan winkte großzügig ab, ging in die Hocke und breitete die Tapetenrollen vor sich aus. »So fit wie wir sind! Wir schieben uns gleich Guidos Eierkuchen zwischen die Kiemen – und dann nichts wie ran an den Ball auf unserem garantiert Eberhard-freien Fußballplatz!«

»Ja, Eberhard«, sagte Guido aufgebracht. Er entnahm der Schachtel neben sich ein Ei und zerschlug es auf dem Rand der Schüssel, die er auf den Knien balancierte. »Mit dem haben wir noch ein Hühnchen zu rupfen.«

»Diese Knalltüte!« Jan sah kurz zu seinen beiden Freunden auf. »Ich hätte nie gedacht, dass er und sein unterbelichteter Kumpel Thomy es auch in die Kreisauswahl schaffen!«

Guido nahm ein zweites Ei und ließ es mit deutlich mehr Wucht auf der Schüssel aufknallen. »Das ist ja meine Sorge. Nachher bleiben die beiden in der Auswahlmannschaft ...«, er nahm ein drittes Ei, »und wir fliegen raus.«

Diesen frevelhaften Gedankengang überlebte das Ei nicht. Platsch! machte es und sein ganzer wabbeliger Inhalt landete auf Guidos Hose.

»Bäh!«, schrie er empört und sprang auf. »Da sieht man mal wieder, was dieser Eberhard alles anstellt – selbst wenn man nur über ihn spricht.«

Während er versuchte, die Schweinerei mit einem Papiertaschentuch von seiner Hose zu wischen, machte er ein paar Schritte nach vorne, direkt auf Jan zu.

»He!« Jan sprang erschrocken hoch. »Trampel nicht über meine Tapeten.«

»Was denn für Tapeten?«, fragte Guido verwirrt, während er stehen blieb und auf die ausgebreiteten Rollen vor sich starrte.

»Diese Tapetenstücke ...« Jan schob Guido ein Stück zur Seite, damit er nicht versehentlich darauf treten konnte. »Die hat meine Oma rausgerückt, damit wir unser Klubhaus verschönern können.«

Guidos Gesicht sah aus, als hätte er auf eine saure Zitrone gebissen. »Das meinst du doch nicht ernst, oder? Ich dachte, du hättest die zum Verheizen mitgebracht wie letzte Woche die alten Pappkartons.«

»O Mann, eh!« Jan stemmte die Hände in die Hüften. »Du hast echt keine Ahnung von Kunst. Das sind antike Tapetenmuster. So was wie diese Reste von meiner Oma sind gerade in!«

»He?« Frank grinste breit. »Die Reste deiner Oma sind gerade in?«

»A-n-t-i-k-e T-a-p-e-t-e-n-m-u-s-t-e-r sind gerade in!«, sagte Jan beleidigt.

»Und wenn schon«, meinte Guido, während er nun wieder an seiner Hose herumrubbelte. »An unsere Wände wird überhaupt nichts geklebt. Und schon gar nicht so was. Da kriegt man ja Augenkrämpfe!«

»Ach, ich weiß nicht«, versuchte Frank zu vermitteln. »Wenn man die witzig zusammenklebt, sieht das vielleicht gar nicht so schlecht aus. Man darf nur nicht zu lange draufstarren, damit man nicht seekrank wird.«

»Macht euch nur lustig über mich.« Jan bückte sich, holte eine lilafarbene Packung aus der neben ihm liegenden Tasche und hielt sie Frank unter die Nase. »Weißt du, was das ist? Das ist Tapetenkleister. Und den rühre ich jetzt an und dann ran mit den Tapeten an die Wände!«

»Mann, du bist echt 'ne Nummer«, versuchte jetzt auch Guido einzulenken. »Lass uns da ein anderes Mal drüber reden, ja? Heute haben wir schließlich was Besseres zu tun, als irgendwelche Reste zu verkleben.«

»Ach was.« Jan stapfte mit dem Tapetenkleister in der Hand auf den Eingang des Klubhauses zu. »Bevor du mit deinen komischen Kochversuchen fertig bist, hängen die Tapeten schon an den Wänden.«

»Da ist was dran.« Frank bemühte sich, irgendwo anders hinzuschauen, nur nicht auf die mittlerweile arg verschmierte Rührschüssel – denn er wollte Guido möglichst schonend beibringen, dass das mit der Kochidee eher eine Schnapsidee war.

»Wirklich, Guido«, fing er deswegen etwas umständlich an. »Du bist echt der beste Freund, den man sich vorstellen kann. Und hast immer tolle Ideen. Und kannst gut Fußballspielen. Aber es gibt andere Bereiche ... Ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll ...«

»Aber ich ahne schon, worauf du hinauswillst«, unterbrach ihn Guido grimmig. »Und du hast Recht. Ich sollte nicht irgendwas nach einem Internetrezept zusammenbrutzeln. Nachher schmeckt das noch nach Computer!«

Frank atmete erleichtert auf. »Außerdem kannst du dich dann voll darauf konzentrieren, uns noch ein paar Tricks beizubringen, Professor.«

»Stimmt irgendwie.« Guido hörte auf an seiner Hose rumzureiben und starrte gedankenverloren auf die Fußballwiese. »Damit uns in den nächsten Wochen nur nix Blödes passiert, weil wir irgendeine Regel nicht im Kopf haben oder so.«

Frank nickte. »Weißt du, was ich deshalb jetzt mache?« Er zückte sein Handy. »Ich rufe Karin an. Die hat's nicht weit hierher. Und dann soll sie den Kochlöffel schwingen, während du Jan klarmachst, dass heute Fußball angesagt ist und nicht Tapetenkleistern!«

Karin war Franks heimlicher Schwarm. Entsprechend aufgeregt war er, als er ihre Kurzwahlnummer drückte.

»Du, Karin«, sprudelte er los, als sich eine leise Stimme mit »Sendler« meldete. »Wir brauchen deine Hilfe. Guido kommt mit seinem Eierkuchen-Projekt nicht so richtig in die Gänge. Und da wir hier keine Fritten-Bude in der Nähe haben und sonst nix zu essen da ist, sind wir ganz auf dich angewiesen, wenn wir nicht verhungern wollen ...«

»Ach, du bist es, Frank! Haste mal wieder einen Vorwand gefunden, um meine Schwester ans Telefon zu locken?«

»Luki!« Frank verschluckte sich fast vor Empörung. »Wie kommst du dazu, dich als deine Schwester auszugeben?«

Karins jüngerer Bruder kicherte. »Ich geb mich überhaupt nicht als irgendwer aus. Aber wenn du willst, flitze ich zu euch rüber. Eierkuchen sind nämlich meine Spezialität – und nicht Karins!«

»Gott bewahre!« Frank umklammerte das Handy so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. »Wenn du so kochst, wie du Fußball spielst, winden wir uns morgen in den schlimmsten Krämpfen ...«

»Statt gegen den Rausschmiss zu kämpfen?« Der Achtjährige klang geradezu unverschämt fröhlich. »Aber mach dir nichts draus, Frank. Auch wenn euch Bayern München nicht wollte und ihr vielleicht keine zwei Wochen in der Kreisauswahl übersteht – ihr habt ja immer noch eure eigene Fußballwiese.«

»Genau. Und gerade weil wir die haben und hier echt toll üben können, werden wir es früher oder später in eine Profimannschaft schaffen.«

»Na, ich weiß nicht.«

»Willst du sagen, dass wir nicht gut genug spielen?«

»Nein, nein, das meine ich nicht.« Lukis Stimme sank zu einem Flüstern herab. »Es ist wegen der Wiese. Es könnte nämlich sein, dass mein Vater sie in diesem Sommer für was anderes braucht.«

»Was soll das heißen?«, fragte Frank alarmiert.

»Nun ja. Du weißt, wie das ist, nicht wahr?«

»Ich weiß überhaupt nichts!«, brüllte Frank so laut ins Telefon, dass Guido erschrocken aufsah. »Sprich endlich Klartext, Mann.«

»Wie du willst«, sagte Luki. »Also, es ist so: Mein Papa würde gerne Vieh auf die Weide – eh, ich meine, auf eure Fußballwiese treiben. Dann wäre natürlich Schluss mit eurem megageilen Training dort. Aber vielleicht kann ich ein gutes Wort für euch einlegen. Falls ihr mich wieder mittrainieren lasst.«

»Das ist Erpressung!«

»Aber nein«, widersprach Luki. »Mein Vater hat euch letztes Jahr die Wiese nur unter der Bedingung überlassen, dass ihr mich bei euch mitmachen lasst.«

So langsam dämmerte Frank, worauf der Knirps hinauswollte. »Du schickst uns tatsächlich deinen Vater auf den Hals, nur weil wir in letzter Zeit mal ein bisschen alleine trainieren wollten?«

»Nee, echt nicht«, behauptete Luki frech. »Ich will euch nur helfen!«

Frank warf einen Blick auf das, was sie sich hier geschaffen hatten: Eingerahmt von dichten Fichtenreihen erstreckte sich ihr Fußballplatz bis zu dem holprigen Feldweg, der zur Landstraße nach Wilnshagen hinabführte. Die Lage war schon allein deswegen klasse, weil hier nicht ständig Störenfriede vorbeistolperten. Und das sollten sie aufgeben? Auf keinen Fall!

»Also gut«, lenkte er ein. »Dann komm halt vorbei.«

»Megastark!«, schrie der Kleine begeistert. »Und keine Sorge: Ich bring euch auch noch Reste von meiner Mutter mit!«

»Reste von deiner Mutter?«, fragte Frank entgeistert.

»Ja, kleingeschnetzelte Pute. Soll ich vielleicht auch Ketschup einpacken? Oder was zu trinken?«

»Die Reste reichen völlig. Also bis gleich.« Frank ließ das Handy sinken und drehte sich zu Guido um. »Wir kriegen Besuch. Luki tanzt gleich an.«

»Hab ich mitbekommen.« Guido stellte seine Teigschüssel endgültig beiseite. »Und was sind das für Mutter-Reste? Etwa auch irgendwelche vergilbte Tapetenschnipsel?«

»Nee, Putenschnipsel. Die können wir uns dann schnell zwischen die Kiemen schieben und gleich weitertrainieren.«

»Du meinst, wir konzentrieren uns auf die wesentlichen Sachen und überlassen Luki die anstrengende Aufgabe der Versorgung, oder?« Guido grinste plötzlich breit. »Wenn ich es recht bedenke, ist das gar keine schlechte Idee. Wir kriegen was Vernünftiges zu futtern und können uns auf das konzentrieren, was wir am besten können: Fußballspielen.«

Bevor Frank etwas darauf erwidern konnte, ließ ihn ein heftiges Gedudel zusammenzucken. Verwirrt hob er sein Handy wieder und drückte die Empfangstaste. »Hör mal, es reicht vollkommen, wenn du uns die Putenreste bringst, ohne Ketschup und so, aber ein bisschen dalli, weil uns der Magen schon in den Kniekehlen hängt ...«

Er brach ab, als er die Stimme erkannte. »Oh, entschuldige, Karin, ich dachte, das sei dein merkwürdig... ich meine, dein Bruder. Was? ... Nein, das glaube ich nicht. Bitte? ... Natürlich glaube ich dir, aber ich meine, genauso gut könntest du mir sagen, ein Raumschiff voller kleiner grüner Männchen sei gerade gelandet ...«

Karins Antwort ließ ihn zusammenzucken. Mit einer wütenden Bewegung steckte er das Handy wieder ein. »Behauptet die doch, ich wär merkwürdig und nicht ihr Bruder! Und dann legt sie glatt auf!«

»Was ist denn überhaupt los?«

»Ach, was weiß ich.« Frank winkte ärgerlich ab. »Sie hat irgendwas gefaselt, dass wir wahrscheinlich gleich angegriffen werden.«

»Angegriffen?« Guido ließ seinen Blick über die dichten Baumreihen wandern, die die Fußballwiese einrahmten. »Von Eberhard und Thomy? Hat sie die vielleicht zu uns hochradeln sehen?«

»Nee. Sie ist fast über ein paar Indianer mit Kriegsbemalung gestolpert, die auf dem Weg zu uns sein sollen.«

»Sie ist – was?!?« Guido verschluckte sich fast. »Das meinst du nicht ernst, oder?«

»Doch.« Frank zuckte mit den Schultern. »Ich weiß, dass das lächerlich klingt ...«

»Lächerlich ist gar kein Ausdruck!«, empörte sich Guido. »Cowboy- und Indianerspiele sind was für Babys.«

»Ganz meiner Meinung. Deshalb verstehe ich das auch nicht.«

»Ach.« Guido winkte ab. »Das sind sicher ein paar von Lukis Freunden. Die toben sich hier ein bisschen aus. Sollen sie doch!«

»Solange sie unser Klubhaus nicht mit einer Westernstadt verwechseln, die sie kurz und klein hauen wollen ...«, meinte Frank zweifelnd.

KAPITEL 2

Frank hätte nicht sagen können, warum ihn Karins Meldung so beunruhigte. Vielleicht lag es daran, dass er das hübsche Mädchen mit der frechen Kurzhaarfrisur mittlerweile gut genug kannte um zu wissen, dass es nicht leichtfertig irgendwelche Beobachtungen aufbauschte.

»Indianer im Mühlenforst – das wäre wenigstens mal was Neues«, sagte Guido, während er angestrengt in Richtung Feldweg starrte. »Wilderer hatten wir ja schon. Und durchgeknallte Bauern, die uns unseren Fußballplatz umpflügen wollten.«

»Vielleicht drehen sie ja hier einen Western«, murmelte Frank, während er wachsam den Waldrand im Auge behielt.

»Den drehen sie eher da, wo die Schoschonen wohnen«, meinte Guido. »Aber doch nicht bei uns im Mühlenforst.«

»Das wäre aber immerhin eine Erklärung«, beharrte Frank

»Eine Erklärung für was?«, bohrte Guido nach.

»Ach ... nichts.« Frank räusperte sich umständlich und deutete auf den gegenüberliegenden Waldrand. »Ich dachte nur ... aber wahrscheinlich habe ich mich getäuscht.«

Wie um seine Worte Lügen zu strafen, stoben von den Bäumen ein paar Amseln auf und flogen mit raschen Flügelschlägen davon. Das empörte Kreischen der Vögel war deutlich zu hören, sodass Frank ein kalter Schauer überlief.

»Mach dich bloß nicht verrückt.« Guido sah kurz auf. »Wer weiß, was Karin gesehen hat. Wenn sie überhaupt was gesehen hat!«

»Das hat sie, verlass dich drauf!« Frank überschattete seine Augen mit der Hand, um gegen die Sonne etwas sehen zu können.

Tatsächlich – dort drüben huschte jemand zwischen den Bäumen durch, bevor er wieder im Dickicht verschwand. Ob Indianer oder nicht: Frank gefiel das überhaupt nicht.

»Wir sollten uns vielleicht besser auf den Verteidigungsfall vorbereiten«, sagte er alarmiert.

Guido grinste spöttisch. »Libero wäre mir lieber als Verteidiger. Aber ... he, was war das?«

Seine Frage bezog sich auf einen lauten, irgendwie merkwürdig klingenden Vogelruf, der sein Echo in einem ähnlichen Laut hinter ihnen fand.

»Ich werde das dumpfe Gefühl nicht los, dass man uns gerade einkesselt.« Frank starrte angestrengt auf den Waldrand. »Irgendwie sehe ich immer jemanden – und dann ist er wieder weg. Und auf der anderen Seite das gleiche Spiel.«

»Indianer sind Meister im Anschleichen – und sie nutzen nachgemachte Vogelrufe als Verständigungsmittel.« Guido wirkte mit einem Mal auch nervös. »Aber im Ernstfall kann ich immer noch per Handy die Kavallerie rufen.«

»Die käme sicher zu spät. Ruf lieber Jan.« Frank zuckte zusammen, als er wieder einen huschenden Schatten im Wald zu sehen glaubte. »Irgendwas stimmt hier nicht.«

»Vielleicht sind nur Karin und Luki auf dem Kriegspfad, weil du sie beleidigt hast«, meinte Guido zweifelnd.

Hinter der Hütte knackte etwas. Frank und Guido zuckten zusammen – und tauschten einen besorgten Blick. »Ich hole ja schon Jan«, sagte Guido. »Halt du solange die Stellung.«

Frank nickte nur flüchtig, während er nach etwas Ausschau hielt, das er als Waffe benutzen könnte. Sein Blick fiel auf die Trainingskegel ... doch plötzlich hörte er vom Feldweg her ein Knattern.

Er kannte dieses Geräusch so gut, dass er im ersten Moment beinahe erleichtert aufgeatmet hätte. Es war nämlich eindeutig der knatternde Zweitakter-Sound von Perschkes altertümlichem Moped, mit dem ihnen der alte Trainer gelegentlich einen Besuch abstattete.

Doch in dieses vertraute Geräusch mischte sich etwas anderes, ein Getrappel, dass sich anhörte, als wäre eine ganze Pferdeherde hinter Perschke her.

Im gleichen Moment tauchte der alte Mann hinter den Bäumen auf.

Es war ein unglaublicher Anblick. Der Trainer hockte mit Motorradhaube und einer vorsintflutlichen Fliegerjacke weit vornübergebeugt über dem Lenker seiner Kreidler und holte aus dem uralten Moped raus, was es hergab. Ihm dicht auf den Fersen war eine Horde wild gekleideter Gestalten.

Es waren Indianer in voller Kriegsbemalung und hoch zu Ross. Und unter ihnen waren sicherlich nicht Karin, Luki und Jacki; allein schon deshalb nicht, weil die alle viel zu groß und bedrohlich wirkten.

»Vorsicht!«, brüllte Frank. »Indianer!«

»Was?«, fragte Jan fröhlich, als er mit einer Schüssel angerührtem Tapetenkleister in der Hand vor Guido aus der Hütte trat. Eine Sekunde später erstarrte er vor Schreck. »Das gibt's doch gar nicht.«

Fassungslos starrten er und Guido der heranjagenden Meute entgegen.

»Macht, dass ihr in die Hütte kommt«, kommandierte Frank. »Sie sind gleich hier.«

Guido packte ihn bei den Schultern. »Aber wir müssen Perschke helfen ...!«

»Klar, den hauen wir raus!«, sagte Jan wild.

Die Indianer – es waren fünf oder sechs, soweit Frank das erkennen konnte – stießen schrille Kampfschreie aus. Sie wirkten äußerst bedrohlich, viel gefährlicher als ihre Stammesgenossen in den Filmen, die Frank früher gesehen hatte, bevor ihm die Lust auf Western abhanden gekommen war. Einige von ihnen hielten Pfeil und Bogen in den Händen, und so wie es aussah, waren sie durchaus in der Lage, sie auch während des Reitens einzusetzen.

»Ich fass es einfach nicht«, stöhnte Guido. »Aber ich hab eine Idee.«

Guido hatte pausenlos gute Ideen, weswegen er den Spitznamen Professor voll zu Recht trug. »Nichts wie hinter die Hütte. Der Holzstapel gibt uns Deckung. Von dort aus können wir Perschke helfen!«

Die drei Coolen Kicker zögerten keinen Augenblick. Durch ihr konsequentes Training waren sie alle drei gute Sprinter. Und doch hätten sie es beinahe nicht mehr geschafft.

Perschke donnerte mit seiner Kreidler heran und einen Herzschlag lang traf sein Blick den Franks, als dieser über die Schulter nach hinten blickte. Der Junge las Panik in den Augen des alte Mannes und das war vielleicht das Schlimmste an der ganzen Situation. Wenn es diese Indianer tatsächlich schafften, dass ein Erwachsener vor ihnen flüchtete, dann waren sie wirklich gefährlich.

Gleich als sie den Holzstapel erreichten, schmissen sie sich hinter ihm in Deckung. Nur wenige Sekunden später donnerte Perschke an ihnen vorbei, ging in eine scharfe Kurve und bremste.

Guido brüllte: »Runter mit euren T-Shirts, Jungs. Und dann: Gegenangriff!«

In jeder anderen Situation hätte sich Frank wahrscheinlich geweigert Guidos Aufforderung nachzukommen, so verrückt war sie. Was sollten sie schon zu dritt gegen eine wilde Reiterhorde ausrichten – und was sollten die T-Shirts?

Offensichtlich genau das, was Guido vorgehabt hatte.

Die Indianer waren gerade heran, als die Coolen Kicker hinter dem Holzstapel heraussprangen. Dabei stießen sie wildes Geheul aus und schwenkten gleichzeitig die T-Shirts hin und her.

Der Effekt war verblüffend. Die vordersten Pferde stiegen. Einer der Indianer rutschte fast aus dem Sattel, einem anderen fielen Pfeil und Bogen aus der Hand und zwei weitere hatten alle Mühe, ihre durchgehenden Mustangs im Zaum zu halten.

Im Nu brach die furchteinflößende Reiterformation auseinander. Zwei Indianer scherten in Richtung Wald aus, aber wenn Frank gehofft hatte, dass sie fluchtartig das Geschehen verlassen würden, dann hatte er sich getäuscht: Sie machten lediglich einen lang gezogenen Bogen, um anschließend wieder direkt auf den Holzstapel zuzureiten.

»Schnapp dir den Fußball, Frank«, brüllte Guido. »Und dann ab hinter die Mädchenumkleide!«

Frank gehorchte ohne zu zögern. Er rannte nach vorne und griff sich außer dem Fußball noch Guidos Teigtopf. Dann lief er zu den anderen zurück, die sich bereits hinter der Mädchenumkleide verschanzt hatten.

Keine Sekunde zu früh, denn da donnerten die beiden Reiter auch schon heran. Mit wildem Kampfgeschrei hielten sie direkt auf die Coolen Kicker zu.

Perschke packte Frank am Arm. »Deine Chance. Schieß einen von den Typen aus dem Sattel – dann werden sich die anderen verdrücken.«

Frank nickte. Er hatte sofort verstanden, was der alte Trainer von ihm wollte.

Er machte hinter dem Bretterverschlag einen regelrechten Satz nach rechts, legte den Fußball vor sich ab ... und die Zeit schien sich zu verlangsamen, als würde er einen Film in Zeitlupe betrachten. Das erste Pferd streckte sich nach vorne, sein Reiter weit vornübergebeugt. Er schwang etwas in seiner Hand, das ein Tomahawk sein konnte. Doch Frank hatte keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Er konzentrierte sich einzig und allein auf seinen Schuss. Es war wie in einem wichtigen Spiel, wenn er sich freigekämpft hatte, den Ball von einem Teamkollegen zugespielt bekam und im selben Moment schon aufs Tor schießen musste, weil mehrere Verteidiger auf ihn zustürmten ...

Dann traf sein Fuß das runde Leder. Der Ball zog mit der Wucht einer Kanonenkugel ab. Frank blieb wie erstarrt stehen, ohne daran zu denken, sich von dem heranjagenden Pferd in Sicherheit zu bringen ...

Was sich auch als unnötig erwies, denn sein Schuss saß. Der Indianer riss die Arme hoch, rutschte zur Seite und wäre um ein Haar aus dem Sattel gefallen, wenn er sich nicht im letzten Moment am Zaumzeug festgehalten hätte.

»Schluck Kleister, Schurke!«, schrie Jan.

Frank hatte gar nicht mitbekommen, dass Jan immer noch die Schüssel mit dem Tapetenkleister in der Hand hielt.

Geschickt wie ein Handballer holte Jan aus und schleuderte dem Reiter die volle Ladung Tapetenkleister entgegen. Der Indianer riss entsetzt die Augen auf, aber er schaffte es nicht mehr rechtzeitig, sich wegzuducken. Das dicke, klebrige Zeug traf ihn mitten ins Gesicht.

Bevor er sich davon erholen konnte, bückte sich Frank und nahm die Schüssel mit dem Eierkuchenteig, die er zuvor achtlos neben sich gestellt hatte.

Aber er kam zu spät. Der erste Reiter, dem der Tapetenkleister wie die Bestandteile einer missglückten Schönheitsmaske vom Gesicht tropfte, hatte offensichtlich genug. Er riss sein Pferd herum und einen Moment später spürte Frank den scharfen Windzug, als das Tier kurz vor ihm abdrehte.

Aber da war schon der zweite Reiter heran. Er hatte sich tief über den Rücken seines Pferds gebeugt und so, wie es aussah, wollte er sie kurzerhand über den Haufen reiten. Frank blieb gar keine Zeit, Angst zu empfinden.

Wie zuvor Jan holte auch er mit der Schüssel in der Hand aus. Nur dass diesmal Eierkuchenteig und nicht Tapetenkleister drin war.

Es ging alles so schnell, dass Frank nur den heranjagenden Schatten sah. Wahrscheinlich wäre es vernünftiger gewesen, beiseite zu springen.

Stattdessen schleuderte Frank die Eierkuchenpampe nach vorne.

Das Ergebnis war verblüffend. Der Teig streifte die Ohren des Pferdes, donnerte über dessen Kopf hinweg und platschte voll in das Gesicht des Reiters.

Der Typ stieß einen erstickten Laut aus, als wäre er nicht von etwas Essbarem, sondern von einer giftigen Substanz getroffen worden. Fluchend griff er in die Zügel und riss sein Pferd herum.

»Freut euch nicht zu früh«, schrie er ihnen zu. »Wir sehen uns wieder – und dann bleibt hier kein Stein auf dem anderen!«

Im selben Moment drehte die ganze Horde ab und donnerte im gestreckten Galopp in Richtung Feldweg davon.

Frank stand immer noch vollkommen verdattert da und sah dem wilden Haufen fassungslos hinterher. Sie galoppierten über den Fußballplatz und die Hufe der Pferde rissen die Erde auf, als wollten sie ihnen wenigstens noch so das Fußballspiel verleiden. Aber zumindest verschwanden sie jetzt so schnell, wie sie gekommen waren.

Dafür stürmten hinter ihm zwei Gestalten mit wildem Geschrei aus dem Wald.

Er drehte sich erschrocken zu seinen Freunden um. »Es ist noch nicht vorbei. Jetzt kommen die Bodentruppen!«

KAPITEL 3

»Frank!«, rief die auf ihn zustürmende Gestalt, als er sich gerade in aller Hast sein T-Shirt überzog. »Das war echt klasse! Erst der Fußball-Treffer und dann dieses Schmierzeug!«

Der Junge schüttelte verdattert den Kopf. Eben hatte er noch geglaubt, ein Indianer würde auf ihn zustürzen, mit irgendeiner Waffe in der Hand. Auf den zweiten Blick stellte der sich aber als ein Mädchen heraus, das er nur zu gut kannte. Es rannte mit einem Topf in der Hand auf ihn zu – wahrscheinlich mit Putengeschnetzeltem.

»Karin«, ächzte er. »Wo kommst du denn her?«

»Aus dem Wald – das siehst du doch, oder?« Karin lächelte verschmitzt. Als sie bei ihm angekommen war, stellte sie den Topf auf die Erde – und umarmte ihn stürmisch. »Das hast du richtig toll gemacht!«

»Äh, ja.« Frank spürte eine heiße Röte den Rücken hochsteigen, zumal jetzt auch noch Luki herangeschlendert kam. Der kleine Junge grinste ihn unter dem Rand seiner Nickelbrille so frech an, dass er ihn am liebsten mit ein paar deutlichen Worten zurechtgewiesen hätte.

Aber andererseits war er dazu viel zu abgelenkt. Schließlich kam es nicht gerade häufig vor, dass ihn Karin derart begeistert drückte.

»Ich hab die Indianer ja nicht allein zurückgeschlagen«, sagte er, als ihn Karin – für seinen Geschmack viel zu früh losließ. »Es war mal wieder ein klasse Teamerfolg der Coolen Kicker.«

»Das will ich meinen.« Jan breitete die Arme aus. »Deswegen will ich auch gedrückt werden.«

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2016
ISBN (eBook)
9783960531005
Dateigröße
925 KB
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (April)
Schlagworte
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