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Coole Kicker im Siegesrausch Band 9

©2016 100 Seiten

Zusammenfassung

Einer für alle und alle für einen: Die Coolen Kicker lassen niemanden im Stich!

Freundschaftsspieler aus Berlin rücken an und ein Spiel bei einem Profiverein scheint für die Kicker zum Greifen nahe. Doch Franks Fußballwiese wurde verwüstet: Tore hängen schief, Zelte fallen um und die Übungsbälle sind hart wie Beton. Zusammen mit seinen Freunden und der frechen Cora macht Frank Jagd auf die Saboteure. Als dann im alles entscheidenden Fußballspiel die Situation vollkommen außer Kontrolle gerät, kann nur noch Frank das Blatt wenden ...

„Spannend, abgedreht lustig und auch für Mädchen geeignet – die Coolen Kicker punkten in jeder Beziehung.“ FOX KIDS

Jetzt als eBook: „Coole Kicker im Siegesrausch“ von Dieter Winkler. Wer liest, hat mehr vom Leben: jumpbooks – der eBook-Verlag für junge Leser.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Freundschaftsspieler aus Berlin rücken an und ein Spiel bei einem Profiverein scheint für die Kicker zum Greifen nahe. Doch Franks Fußballwiese wurde verwüstet: Tore hängen schief, Zelte fallen um und die Übungsbälle sind hart wie Beton. Zusammen mit seinen Freunden und der frechen Cora macht Frank Jagd auf die Saboteure. Als dann im alles entscheidenden Fußballspiel die Situation vollkommen außer Kontrolle gerät, kann nur noch Frank das Blatt wenden ...

„Spannend, abgedreht lustig und auch für Mädchen geeignet – die Coolen Kicker punkten in jeder Beziehung.“ FOX KIDS

Über den Autor:

Bis 1996 war Dieter Winkler Chefredakteur der erfolgreichen Computerzeitschrift CHIP. Seitdem widmet er sich ausschließlich dem Schreiben. Winkler unterhält mit spannungsgeladenen Kurzgeschichten und Romanen, deren Themenspektrum sich zwischen Fantasy und Internet erstreckt.

Bei jumpbooks erscheint von Dieter Winkler die Reihe Coole Kicker mit allen Bänden:

1:0 für Coole Kicker
Harte Zeiten für Coole Kicker
Gefahr für Coole Kicker
Große Chance für Coole Kicker
Die Coolen Kicker punkten wieder
Heißes Spiel für Coole Kicker
Coole Kicker im Fußballfieber
Freistoß für Coole Kicker
Coole Kicker im Siegesrausch

***

eBook-Neuausgabe April 2016

Copyright © der Originalausgabe 2006 by Verlag Carl Ueberreuter, Wien

Copyright © der Neuausgabe 2013 dotbooks GmbH, München

Copyright © 2016 jumpbooks Verlag. jumpbooks ist ein Imprint der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Tanja Winkler, Weichs

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-96053-098-5

***

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Dieter Winkler

Coole Kicker im Siegesrausch

jumpbooks

KAPITEL 1

Frank sah den Ball direkt auf sich zukommen. Wäre er in einer anderen Lage gewesen, hätte er sich darüber gefreut. Aber nicht so: halb im Boden eingegraben, mit gefesselten Armen und Beinen und jeder Chance beraubt, den Ball anzunehmen oder ihm auszuweichen.

Paaatsch, machte es. Das runde Leder mit Oliver Kahns Autogramm knallte gegen seinen Kopf.

»Volltreffer!«, schrie Thomy.

»Von wegen Volltreffer«, maulte Eberhard. »Du hast nicht kräftig genug geschossen und warst auch viel zu weit weg. Sein Kopf hat noch nicht mal richtig gewackelt.«

Nicht richtig gewackelt? Frank hätte am liebsten laut aufgeschrien vor Empörung. Sein Kopf pochte schon jetzt im Wettstreit mit seinem wild klopfenden Herzen. Die dumpfen Schläge fuhren wie Blitze durch seine Gedanken – Bum, bum, bum – und machten es ihm unmöglich, auch nur an einen Fluchtversuch zu denken.

»Ich werde dir jetzt mal zeigen, was richtig zutreten heißt«, donnerte Eberhard.

Frank bäumte sich in seinen Fesseln auf. Natürlich war das sinnlos. Bis zu den Hüften steckte er in diesem blöden Erdloch, das seine Erzfeinde gegraben hatten.

»So!« Eberhard legte sich einen weiteren Ball aus Jans geheiligter Autogrammsammlung vor die Füße, den ebenfalls eine schwungvolle Fußballerunterschrift zierte. »Gut gezielt ist halb gewonnen. Jetzt wollen wir doch mal sehen ...«

»Ihr spinnt ja!«, brüllte Frank. »Buddelt mich sofort wieder aus!«

Eberhard hielt in der Bewegung inne, stemmte dann die Hände in die Hüften. »Du hast es doch selbst so gewollt, du Komiker.« Er deutete mit dem Daumen auf seine breite Brust. »Ganz allein uns vom TSV Klarshütten steht es zu, die Jungs von dem Berliner Verein auf dem Platz am Schroben-Weiher aufzunehmen und dann in einer Woche gegen sie in der Allianz-Arena zu spielen! Aber nein, du und deine bescheuerten Coolen-Kicker-Freunde vom 1. FC Wilnshagen, ihr musstet euch ja unbedingt dazwischendrängen !«

Frank spuckte Dreck, den er zwischen die Zähne bekommen hatte. »Sei doch froh, dass wir den Zuschlag gekriegt haben! Mehr als zwanzig Vereine haben sich darum beworben, die Berliner während des Jugendaustauschs aufzunehmen.«

Eberhard verzog das Gesicht, als hätte er Zahnschmerzen. »Einzelne Vereine, von denen jeder einzelne ganz heiß darauf war, den Zuschlag zu kriegen, weil mit der Unterbringung der Berliner auch das Freundschaftsspiel im Münchner Superstadion verbunden ist. Davon, dass sich zwei Vereine zusammentun, war nie die Rede ...«

»Aber es hat funktioniert, oder?«, fragte Frank verzweifelt. »Schließlich haben wir das Rennen gemacht – die gemeinsame Initiative des 1. FC Wilnshagen und TSV Klarshütten.«

»Du sagst es: gemeinsame Initiative. Wie das schon klingt!« Auch Eberhard spuckte aus, aber es war kein Dreck, es war ein Vereinsname: »1. FC Wilnshagen! Der hängt uns jetzt an der Backe. Wir hätten die Sache allein klar gemacht, wenn ihr euch nicht eingemischt hättet.«

»Eingemischt ist gut«, stieß Frank jetzt wütend hervor. »Wir hätten den Zuschlag bekommen, wenn ihr euch nicht eingemischt hättet.«

»Das glaubst aber auch nur du.« Eberhard machte eine Geste in die Runde. »Sieh dich doch bloß mal auf eurer so genannten Fußballwiese um. Ein Zwergenhäuschen, das ihr großkotzig Klubhaus nennt. Und gleich dahinter fängt schon der Wald an. Das sieht hier mehr nach Hänsel und Gretel aus als nach Fußball!«

Frank deutete mit dem Kopf nach rechts, dorthin, wo er und seine Freunde schon unzählige Trainings- und Freundschaftsspiele absolviert hatten. »Unser Platz ist absolut professionell – mit Metalltoren und allem Drum und Dran. Dagegen habt ihr doch einen Bolzplatz. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich letztens sogar eines eurer Lattentore so zusammengeschossen, dass es dich fast erschlagen hätte!«

Eberhard starrte ihn absolut mordlustig an. »Fast erschlagen – das ist das richtige Stichwort.« Er stieß den Ball vor sich ganz leicht mit der Fußspitze an. »Was meinst du, Thomy, sollen wir Frank noch einen Apfel auf den Kopf legen?«

Thomy starrte ihn verständnislos an. »Einen Apfel? Wozu denn das? Hast du etwa Hunger!«

Eberhard stöhnte auf. »Noch nie was von Wilhelm Tell gehört, oder?«

»Meinst du Willi aus der Parallelklasse?«, fragte Thomy begriffsstutzig.

»Nee«, antwortete Eberhard versonnen, »den Typen mit der Armbrust. Der hat irgendeinem armen Schwein einen Apfel auf die Birne gelegt und dann behauptet, er könne ihm mit einem Pfeil seiner Armbrust den Apfel vom Kopf schießen.«

»Und was hat er dann getroffen«, fragte Thomy, »Kopf oder Apfel?«

»Keine Ahnung«, antwortete Eberhard. »Für diesen Teil der Geschichte habe ich mich nie sonderlich interessiert. Eher dafür, dass man doch mal statt der Armbrust mit einem Fußball schießen könnte – und wer würde sich da als Ziel besser eignen als Frank?«

Franks Kehle krampfte sich so zusammen, dass er keinen Laut hervorbrachte, sondern nur ein würgendes Geräusch.

»Einen Apfel von der Birne schießen.« Thomy grinste. »Du hast manchmal richtig klasse Ideen!«

»He«, quetschte Frank mühsam hervor, »wir können uns doch bestimmt irgendwie friedlich einigen.«

Eberhard zuckte mit den Schultern. »Vielleicht. Zum Beispiel wenn du unterschreibst, dass der 1. FC Wilnshagen auf sämtliche Ansprüche verzichtet, die Berliner aufzunehmen und mit ihnen ein kleines Spielchen in der Allianz-Arena zu machen.«

»Das ist doch absolut dämlich«, sagte Frank. »Selbst wenn ich dir das unterschreiben würde, es hätte keine Gültigkeit. Jan, Guido und ich stellen nur unsere Fußballwiese für die Trainingsspiele zur Verfügung, alles Weitere läuft über Trainer Anstetter.«

»Okay«, sagte Eberhard. »Du hast es nicht anders gewollt.« Er nahm Anlauf.

»Nein!«, kreischte Frank.

Eberhard ließ sich davon nicht beirren. Er zielte und schoss.

Der Ball mit Nowotnys Unterschrift sauste so haarscharf an Franks Kopf vorbei, dass er den Luftzug spüren konnte.

»Das«, sagte Eberhard grimmig, »war nur ein Warnschuss. Beim nächsten Mal verkürze ich die Distanz und dann sitzt der Schuss, das kann ich dir flüstern.«

»Du bist doch verrückt«, murmelte Frank erschüttert.

»Vielleicht«, sagte Eberhard leichthin, »aber du kannst sicher sein: Ich werde mein Wort halten.« Er wedelte mit der Hand. »Thomy, das Schreiben!«

»Welches Schreiben?« Als Eberhard noch einmal nachdrücklich mit der Hand wedelte, nickte Thomy hastig. »Ach so, das Schreiben.« Er bückte sich und hob eine Mappe aus dem Gras, die Frank zuvor noch gar nicht aufgefallen war. Sie war in brüchiges, altes Leder gebunden, und als er sie aufschlug, glaubte Frank zu sehen, wie eine Staubwolke aufstieg.

»Lies vor!«, befahl Eberhard.

»Ja«, sagte Thomy. Er kramte in seiner Hosentasche herum und holte eine Brille hervor.

Frank hatte Thomy noch nie mit Brille gesehen und dann dieses alte Schriftstück. Was hatte das alles zu bedeuten?

»Also«, begann Thomy. Dann schüttelte er unglücklich den Kopf. »Tut mir Leid, Eberhard. Ich kann diese alte Schrift nicht lesen.«

Eberhard runzelte die Stirn. »Aber du kannst mir vielleicht den Federkiel geben, der neben dem Dokument steckt, oder?«

Frank wurde immer mulmiger zumute. Vielleicht lag das daran, dass er keine Ahnung hatte, was das alles zu bedeuten hatte.

Thomy entnahm dem Dokument etwas, das wie eine große Gänsefeder aussah, und ging auf Eberhard zu. Der Nebel wallte um seine Knöchel ...

Nebel?, dachte Frank mit einem leichten Anflug von Panik. Wo zum Teufel kommt plötzlich Nebel her?

Die Frage war mehr als berechtigt. Der Nebel wallte so schnell hoch, dass er jetzt schon Thomys Knie umwaberte. »Es reicht vollkommen, dass Frank es unterschreibt«, sagte Eberhard auf eine Art, die sein Gesicht wölfisch zu verzerren schien.

Ruuuums, machte es und kurz darauf zuckte ein gezackter Blitz über den Himmel, schlug irgendwo hinter ihnen krachend im Wald ein. Gleichzeitig jagte eine frische Brise über den Platz und wirbelte Franks Haare durcheinander.

»Nur eines ist dabei wichtig.« Ein zweiter Blitz zerriss den Himmel und Eberhards Gesicht schien für einen winzigen Augenblick von innen zu erstrahlen wie ein ausgehöhlter Kürbiskopf zu Halloween, der von einer flackernden Kerze beleuchtet wird. »Dass wir die Feder in die richtige Substanz tauchen, damit deine Unterschrift auch gilt. In deinen Lebenssaft.«

Der Nebel wallte immer höher, erreichte jetzt Eberhards Gesicht, schien es zu verschlingen.

»Es bringt gar nichts, wenn du versuchst, die Decke über den Kopf zu ziehen, nur weil ich deine Nachttischlampe angemacht habe«, sagte Eberhard.

Nachttischlampe? Frank war vollends in Panik. Der Nebel hatte Eberhard mittlerweile vollkommen verschlungen. Und Frank glaubte zu spüren, wie er sich schwer und weich auf ihn legte, als wollte er ihn ersticken.

»So, jetzt reicht's mir!«, sagte Eberhard. Er riss die Decke weg und Frank starrte in das ganz und gar nicht freundliche Gesicht seiner Mutter. »Dass du den Wecker ausmachst, kaum dass er klingelt, daran habe ich mich ja gewöhnt«, sagte Franks Mutter. »Aber dass du die Decke auch noch über dich ziehst, damit du nichts und niemanden hörst, das geht wirklich zu weit.«

Frank starrte sie aus irren Augen an. »Aber Eberhard ... wo ist er?«

Seine Mutter seufzte und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Hast du schon wieder von ihm geträumt?«

»Geträumt?« Frank nickte verwirrt. Das, was er die letzten Minuten zu sehen geglaubt hatte, war mehr als nur ein Traum gewesen. Es war die Warnung seines Unterbewusstseins, dass der Waffenstillstand zwischen ihm und Eberhard mehr als brüchig war. »Welchen Tag haben wir heute?«

»Freitag«, sagte seine Mutter. »Der letzte Schultag vor den Ferien ...« Sie brach erschrocken ab, als Frank sich mit einem Ruck aufsetzte und aus dem Bett sprang.

»Freitag?!«, schrie er. »Warum sagst du das denn nicht gleich? Dann sind die Berliner ja schon auf dem Weg. Die sind vielleicht schon angekommen!«

Franks Mutter seufzte. »Mach dich doch nicht verrückt. Die haben bestimmt auch noch Schule.«

Frank schüttelte entschieden den Kopf. »Nein. Die haben schon Ferien. Gestern haben sie sich München angesehen. Und jetzt sind sie auf dem Weg zu uns, weil sie eine Woche hier trainieren ... Mein Gott, ich muss los!«

»Aber erst einmal wird in Ruhe gefrühstückt«, sagte seine Mutter entschieden.

Frank schüttelte wie irre den Kopf. »Nein, nein. Kein Frühstück. Ich muss los ... Eberhard ...«

Er stürmte an seiner Mutter vorbei, nahm immer zwei Treppenstufen auf einmal. Unten kam seine Schwester Jacki gerade mit einem Glas Milch in der Hand aus der Küche geschlurft. Frank rannte sie fast über den Haufen, sodass sich die halbe Milch über ihren Schlafanzug ergoss. Mit einem gewagten Sprung versuchte Frank sich zu retten und trat zu allem Überfluss voll auf den Schwanz ihres Katers.

Schwarzer Peter stieß einen schrillen Schmerzenslaut aus. Jacki schrie empört auf und einen Moment lang sah es so aus, als wollte sie ihrem Bruder den Rest der Milch mitten ins Gesicht schütten.

»Aber Zähneputzen ...!«, rief ihm seine Mutter von oben hinterher.

»Das macht Jacki heute für mich«, gab Frank zurück. Da hatte er die Haustür erreicht, riss sie mit einem Ruck auf und knallte sie hinter sich zu, dass das Türblatt nur so wackelte.

Eberhard, dachte er, wenn du uns wieder in die Pfanne hauen willst ... Ich mach dich drei Köpfe kürzer.

Die Tür wurde erneut aufgerissen. Als er sein Rad vom Ständer nahm und sich in den Sattel warf, rief ihm Jacki hinterher: »Komm sofort zurück, du Feigling! Mach die Schweinerei weg, die du angerichtet hast! Und entschuldige dich bei Schwarzer Peter.«

Frank dachte gar nicht daran. Er trat in die Pedale des mühsam wieder hergerichteten Rads, mit dem er erst vor ein paar Wochen einen Unfall gehabt hatte. Und zwar wegen Eberhard.

Aber diesmal, das schwor er sich, würde er ihnen nicht dazwischenfunken.

KAPITEL 2

Frank fuhr im wahrsten Sinne des Wortes schneller, als die Polizei erlaubte. Der Fahrradweg an der Hauptstraße verlief schnurgerade, eine Strecke, um so richtig Tempo vorzulegen. Die Autos auf der Straße neben ihm, die sicher mit mehr als fünfzig Stundenkilometern unterwegs waren, waren plötzlich nicht mehr schneller als er, sondern langsamer!

Frank bekam das gar nicht mit. Auch die alte Frau mit den Einkaufstüten, die aus einem Geschäft trat und auf ihr am Straßenrand geparktes Auto zuhielt, übersah er großzügig. Als er sie plötzlich vor sich auftauchen sah, war es schon fast zu spät.

»He, aus dem Weg!«, brüllte er.

Zum Glück reagierte die Frau schnell. Mit einem Satz sprang sie zurück. Eine Tüte fiel ihr aus der Hand und polterte zu Boden.

Da zischte Frank schon an ihr vorbei.

»Rüpel!«, brüllte sie ihm hinterher.

»Ja, ja«, murmelte Frank. »Springt mir nur immer alle in den Weg und beschwert euch dann.«

Einen kurzen Augenblick überlegte er, ob er nicht halten sollte um ihr zu helfen. Aber er tat es nicht. Es stand einfach zu viel auf dem Spiel. Er hatte nicht den blassesten Dunst, was Eberhard vorhatte. Aber Frank zweifelte nicht daran, dass er irgendeine Gemeinheit plante.

Frank wusste, dass Thomy Eberhard jeden Morgen abholte, aber er kannte nicht ihren genauen Schulweg. Die beiden Jungen gingen auf eine andere Schule als Frank und seine Freunde, was für sich genommen ein Glück war, aber an Tagen wie diesen konnte es auch ein Nachteil sein. Auf jeden Fall schien es ihm klug zu sein, vor den beiden an ihrer Schule zu sein und sich dort auf die Lauer zu legen.

Er kam mit quietschenden Reifen vor der Schule seiner Erzfeinde an. Noch war kaum was los. Die ersten Schüler betraten gerade den Pausenhof, über den man zum Eingang gelangte. Frank überzeugte sich mit einem raschen Blick davon, dass von Eberhard und Thomy noch keine Spur zu sehen war, dann fuhr er langsam zum überdachten Fahrradunterstand und stellte dort sein Rad in einer möglichst entfernten Ecke ab.

Zwei Sekunden später hielt er sein Handy in der Hand und drückte Guidos Kurzwahlnummer. Es dauerte nicht lange, bis sein bester Freund abnahm.

»He!«, beschwerte der sich. »Was rufst du denn zu nachtschlafender Zeit an?«

»Du musst sofort herkommen«, sagte Frank statt einer Begrüßung.

»Herkommen? Wohin?«

»Ich bin vor Eberhards Schule.«

»Eberhards Schule?« Es gab einen lauten Knall und irgendetwas schepperte. »Verdammt, jetzt habe ich mir die Cornflakes über meine neue Jeans gekippt.«

»Wir alle müssen Opfer bringen«, sagte Frank ungeduldig. »Jacki und Schwarzer Peter hat's auch schon erwischt.«

»Sag mal«, protestierte Guido. »Bist du heute Morgen mit dem Kopf irgendwo dagegen gerannt?«

»Nee«, antwortete Frank. »Aber Thomy hat mir einen Fußball an den Kopf geknallt.«

»Thomy?«, klang es etwas blechern aus Franks Handylautsprecher. »War der etwa bei dir zu Hause?«

»Nicht ganz.« Frank schloss einen Moment lang die Augen und atmete tief durch. »Es war mehr so was wie eine Vorahnung. Aber eine von den ganz fiesen. Und deswegen bin ich sicher, dass Eberhard und Thomy etwas ausbrüten, um uns fertig zu machen.«

»Dafür brauche ich keine Vorahnung«, sagte Guido. »Das ist so sicher, wie der Ball rund ist.«

»Kommst du nun oder nicht?«, fragte Frank ungeduldig.

»Wohin?«

Frank stieß einen tiefen Seufzer aus. »Zu Eberhards Schule, du Hirni. Oder von was quatsch ich die ganze Zeit?«

»Aber das geht doch nicht«, begehrte Guido auf. »Heute kommen die Berliner ...«

Den Rest des Satzes hörte Frank nicht mehr. Jemand tippte ihm auf die Schulter und er zuckte so heftig zusammen, dass er beinahe das Handy fallen gelassen hätte. »Was machst du denn hier?«

Zu behaupten, dass Franks Herz in die Hose rutschte, wäre nicht ganz richtig gewesen. Es rutschte noch weitaus tiefer.

»Ich ...«, krächzte Frank. Er brauchte sich gar nicht umzudrehen, er wurde umgedreht. Von zwei kräftigen Händen, die zu einem muskelbepackten Jungen gehörten. Zu Eberhard.

»Guten ... Guten Morgen«, stammelte Frank. Er fragte sich verzweifelt, wie lange Eberhard schon hinter ihm gestanden und was er alles gehört hatte.

»Guten Morgen?« Eberhard legte den Kopf schief und schubste ihn dann an der Schulter. »Na, dass der Morgen gut für dich wird, kann ich mir irgendwie nicht vorstellen.«

»Wieso?« Frank spähte an Eberhard vorbei, konnte aber Thomy nirgendwo entdecken. Das ließ ihn noch unruhiger werden, als er sowieso schon war. »Wieso bist du denn überhaupt schon hier?«

»Du stellt vielleicht blöde Fragen«, meinte Eberhard und sagte dann genau das Gleiche wie kurz zuvor Guido: »Heute kommen doch die Berliner.«

»Ach ja?« Frank rang sich etwas ab, das ein breites Grinsen sein sollte, aber wahrscheinlich nur verzweifelt aussah. »Muss mir irgendwie entfallen sein.«

Patsch, diesmal schubste Eberhard ihn so kräftig, dass Frank zwei Schritte zurücktaumelte und hart mit dem Kopf gegen eine Verstrebung des Fahrradunterstands stieß. Er fragte sich, ob er eigentlich verrückt war. Da träumte er irgendeinen Mist, eine verrückte Geschichte davon, dass ihn Eberhard auf seinem eigenen Fußballplatz eingebuddelt hatte, und dann hatte er nichts Besseres zu tun als zu Eberhards Schule zu fahren, um sich von ihm fertig machen zu lassen.

»Das solltest du besser lassen«, sagte Frank.

»Wieso?« Eberhard kniff die Augen zusammen. »Wenn du dir schon extra ein abgelegenes Plätzchen wie dieses hier aussuchst ...«

Bevor Frank etwas sagen konnte, hupte es plötzlich laut hinter ihm, sodass er schon wieder zusammenzuckte. Man hätte meinen können, ein riesiger Lastwagen würde auf den Fahrradunterstand zuhalten, so laut und durchdringend war die Hupe. Doch Frank wusste es besser. Es war nichts weiter als die alte Gummiball-Tröte, die Thomy auf dem Lenker seines roten Feuerwehrfahrrads befestigt hatte und der er wieder einmal schauerliche Töne entlockte.

»He!«, rief er. »Lass sofort Eberhard in Ruhe!«

Frank brachte vor Empörung erst einmal keinen Ton hervor. Er sollte Eberhard in Ruhe lassen? Das war ja wohl die Höhe! Schließlich waren die beiden es, die ihm andauernd in die Quere kamen, und nicht umgekehrt.

Thomy brachte sein Rad so scharf vor Frank zum Stillstand, dass ein paar Kiesel aufspritzten.

»Musst du uns denn immer nachstellen?«, fuhr Thomy Frank an.

»Ich stelle euch überhaupt nicht nach.« Frank biss sich auf die Unterlippe um zu verhindern, dass ihm eine Bemerkung über den Traum über die Lippen kam, der letztlich schuld daran war, dass er jetzt hier war. »Wieso seid ihr eigentlich schon hier?«, fragte er schließlich.

»Blöde Frage«, brummte Thomy. »Wir müssen noch was holen. Und dann ab zu deiner Schule.«

»Zu meiner Schule ...?« Frank starrte Thomy verdattert an. Wie hatte er nur so blöd sein können? Heute trafen sich alle beteiligten Jugendkicker in der Turnhalle von Franks Schule und natürlich würden auch Eberhard und Thomy dabei sein. Schließlich machte der 1. FC Wilnshagen und der TSV Klarshütten dieses eine Mal gemeinsame Sache falls sie sich nicht aus irgendeinem Grund vorher die Köpfe einschlugen.

Was Frank darauf brachte, dass er das Handy noch in der Hand hielt. Wenn er nicht vor lauter Nervosität eine Taste gedrückt hatte, war Guido wahrscheinlich immer noch dran und hörte jedes Wort mit. Das konnte kein Nachteil sein.

»Also«, sagte Eberhard. »Gehen wir!« Als Frank ihn begriffsstutzig ansah, fügte er hinzu: »Du begleitest uns doch?«

Bevor Frank etwas darauf erwidern konnte, fühlte er sich schon von Thomy am Arm gepackt und vorwärts geschoben. »Es geht auch ganz schnell.« Eberhard nickte eifrig. »Wir wollen ja schließlich nicht zu spät kommen, wenn unsere Berliner Kickerfreunde heute zu euch in die Schule kommen, oder?«

»Nein, aber ...« Frank brach ab, als Thomy ihn kräftig in den Rücken stieß und er beinahe über Eberhards vorgestreckten Fuß gestolpert wäre.

»Also los.« Eberhard griff nach seinem einen Arm und zog ihn mit sich. »Umso schneller haben wir es hinter uns.«

»Was haben wir hinter uns?« Frank versuchte sich zu befreien, aber das erwies sich als vollkommen unmöglich. Eberhards Griff war so fest, dass Frank das Gefühl hatte, sein Arm sei in einen Schraubstock gespannt. Und auf der anderen Seite packte jetzt auch noch Thomy zu und zerrte an seinem Arm, als wollte er ihn ausreißen.

»Moment, Moment!« Frank verschluckte sich fast, als er sah, worauf sie zuhielten. Es war ein schmutziggrauer Betonkasten, der trotz des überdachten Verbindungsgangs zu den übrigen Schulgebäuden wie ein Fremdkörper aussah. Wahrscheinlich die Turnhalle, so genau kannte sich Frank hier nicht aus. In jedem Fall aber war es das am weitesten abgelegene Gebäude.

Und das war noch nicht alles. Über dem Rasen, den sie jetzt erreicht hatten, um direkt auf den Kellerzugang zuzuhalten, hing eine dünne weißgraue Schicht. Nebel. In Frank flackerte die Erinnerung an seinen wirren Traum auf. Eberhard und Thomy zerrten ihn über den feuchten Rasen, der sie von dem Kelleraufgang trennte.

»Was habt ihr vor?«, fragte er mühsam beherrscht. Dabei umklammerte er das Handy so fest, dass die Knöchel weiß und spitz hervortraten.

»Der Ball!«, sagte Eberhard.

»Ja, genau.« Thomy kratzte sich mit der freien Hand am Kopf. Erst jetzt fiel Frank auf, dass irgendetwas mit seinen Haaren nicht stimmte. Sie waren feuerrot. Seit wann färbte sich der Idiot die Haare?

Aber vielleicht war Frank ja immer noch nicht aus seinem Albtraum erwacht und seine Mutter zerrte verzweifelt an der Decke um ihn wach zu kriegen.

»Ich weiß nichts von einem Ball«, sagte er schließlich.

»Natürlich weißt du das«, antwortete Eberhard leise. »Jan hat doch immer wieder behauptet, wir hätten ihm einen seiner Autogrammbälle geklaut.«

Frank stieß zischend die Luft aus. »Einen seiner ... was?«

»Einen seiner Autogrammbälle.« Thomy stieß ein verächtliches Lachen aus. »Du weißt doch, wie sehr der an den Dingern hängt, die irgendwelche Möchtegern-Fußballstars mit einem dicken Stift unterschrieben haben.«

Frank sagte darauf gar nichts. Er kniff nur die Lippen zusammen und beobachtete argwöhnisch den Nebel, der seine Füße bei jedem Schritt ein Stück mehr zu verschlucken schien. Das Gefühl, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte, verstärkte sich immer mehr.

»Jetzt bringen wir ihm halt diesen blöden Ball wieder, der irgendwie in unseren Besitz gelangt ist.« Thomy lachte hart und rau auf wie ein durchgeknallter Killer in einem Horrorfilm. Frank lief ein kalter Schauer über den Rücken.

»Manchmal fällt uns halt ein Ball in die Hände«, sagte Eberhard, »und manchmal auch ein ganzer Fußballer.«

Thomy kriegte sich vor Lachen gar nicht mehr ein. Na warte, dachte Frank. Er holte tief Luft und riss dann ruckartig die Arme nach oben. Thomys Griff lockerte sich tatsächlich ein bisschen und Frank wollte schon triumphieren. Doch da packten die beiden noch fester zu und drückten seine Arme so kraftvoll nach unten, dass Frank vor Schmerz und Enttäuschung fast laut aufgestöhnt hätte.

»Ihr seid Blödmänner, alle beide.« Franks Stimme zitterte, und das nicht nur vor Wut, wie er sich eingestehen musste. Von wegen Traum. Die beiden Jungen zerrten ihn so grob mit sich, als wollten sie ihm mit aller Macht beweisen, dass er längst in der Wirklichkeit angekommen war. Allerdings in einer Wirklichkeit, die schlimmer war als so mancher Albtraum.

»Früher gab es nur den Fahrradkeller unter der Turnhalle«, sagte Eberhard, als sie den schmutziggrauen Betonklotz fast erreicht hatten. »Aber jetzt, wo sie neben den Parkplatz die Fahrradständer aufgestellt haben, stellt hier kein Mensch mehr sein Fahrrad unter. Du kannst also sicher sein, wir sind hier ganz ungestört.«

»Das«, stieß Frank mühsam hervor, »beruhigt mich wirklich ganz ungemein. Doch davon mal abgesehen: Es wäre besser, ihr würdet mich jetzt loslassen.«

»Sonst was?«

»Sonst werde ich richtig böse«, beantwortete Frank Thomys Frage.

»Huch«, machte Thomy, »da hab ich aber richtig Angst.«

Eberhard lachte nicht.

Das hätte Frank vielleicht beruhigen sollen, aber das genaue Gegenteil war der Fall. Es gehörte nicht viel Fantasie dazu, sich auszurechnen, dass die beiden mal wieder eine Schweinerei vorhatten.

»So«, sagte Eberhard, als sie die Kellertreppe erreicht hatten. »Jetzt noch schnell den Ball holen und dann ab die Post.«

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2016
ISBN (eBook)
9783960530985
Dateigröße
881 KB
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (April)
Schlagworte
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