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Leichenhemd und Zähneklappern

©2016 49 Seiten

Zusammenfassung

Unten, im bleichen Mondlicht, erkannte sie ein Gerippe. Der Schädel wackelte hin und her, beide knöchernen Arme streckte das Gespenst zu ihrem Fenster hinauf. Schnell drückte Gertraud das Holzkreuz an ihre Stirn, der Atem stockte.

Willkommen im dunklen Mittelalter, wo der schwarze Tod in den Gassen wütet, sich ein Schuster auf einen Kampf mit dem Teufel einlässt und eine junge Magd nachts von einem Gespenst heimgesucht wird.

Nichts für schwache Nerven: Drei Gruselgeschichten vom Bestsellerautor Tilman Röhrig!

Jetzt als eBook: „Leichenhemd und Zähneklappern“ von Tilman Röhring. Wer liest, hat mehr vom Leben: jumpbooks – der eBook-Verlag für junge Leser.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Willkommen im dunklen Mittelalter, wo der schwarze Tod in den Gassen wütet, sich ein Schuster auf einen Kampf mit dem Teufel einlässt und eine junge Magd nachts von einem Gespenst heimgesucht wird.

Nichts für schwache Nerven: Drei Gruselgeschichten vom Bestsellerautor Tilman Röhrig!

Über den Autor:

Tilman Röhrig wurde 1945 in Hennweiler/Hunsrück geboren. Seit 1973 arbeitet er als freischaffender Schriftsteller, Film-, Funk- und Fernsehautor. Er schrieb zahlreiche Drehbücher für Spielfilme und Serien wie Neues aus Uhlenbusch und Löwenzahn. Als Referent ist er an Schulen, Volkshochschulen, Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen tätig. Mit seinen Büchern begeistert er jugendliche und erwachsene Leser gleichermaßen; viele davon wurden Bestseller und in zahlreiche Sprachen übersetzt. Er wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem deutschen Jugendliteraturpreis und dem Großen Kulturpreis NRW. Tilman Röhrig lebt heute in der Nähe von Köln.

Die Website des Autors: www.tilman-roehrig.de

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eBook-Neuausgabe April 2016

Copyright © der Originalausgabe 1996 Verlag H. Stam GmbH, Köln

Copyright © der Neuausgabe 2013 dotbooks GmbH, München

Copyright © 2016 jumpbooks. jumpbooks ist ein Imprint der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Tanja Winkler, Weichs

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-96053-093-0

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Tilman Röhrig

Leichenhemd und Zähneklappern

jumpbooks

Das Leichenhemd

Es war Juni damals in Beinhausen, im Pfarrdorf von Hilgerath. Begonnen hatte alles in dieser lauen Nacht, in der weiße Wolkenfetzen am Himmel trieben, kurz den Vollmond verdeckten und dann weiterzogen.

Wie jeden Samstag hatten sich die sechs Bauern aus der Umgebung in der Wohnstube des Nikolas Weber eingefunden, um Karten zu spielen. Die junge Magd Gertraud brachte klaren Schnaps, Brot und Bier. Die Karten wurden gemischt, verteilt, und jeder Mann starrte mit zusammengekniffenen Augen oder gespannten Lippen auf das Blatt in seiner Hand.

Die ersten Geldstücke wurden dem Gewinner zugeschoben, und Gertraud füllte die leeren Becher nach.

Zwei Stunden vor Mitternacht waren die Gesichter vom Alkohol gerötet, die Karten lagen offen zwischen den Brotresten auf dem dunklen Eichentisch, und Geschichten wurden erzählt, Geschichten von Werwölfen, Hexen und Geistern.

Gertraud stand an der Tür, sie lauschte mit leicht geöffnetem Mund, und manchmal kroch ihr eine Gänsehaut über die Arme. Ihre Hände strichen unruhig über die blaue Schürze.

Plötzlich rief Friedrich, der Bauer mit dem schwarzen Backenbart: »Komm her! Gertraud, komm her zu mir!«

Es wurde still in der Wohnstube. Erwartungsvoll starrten die Männer auf die junge Magd. Sie ging zögernd bis zum Tisch, und Friedrich faßte Gertraud um die Hüfte. »Na, willst du dir einen Taler verdienen?«

Gertraud sah das verräterische Zucken in den Mundwinkeln der Umsitzenden. Fest blickte sie in das bärtige Gesicht, und sie nickte.

»Also gut!« rief der Bauer. »Wenn ich mich um Mitternacht auf den Hilgerather Kirchhof stelle, mit einem Leichenhemd über meinen Kleidern, hast du den Mut, mir das Hemd auszuziehen?«

Kaum hatte er ausgesprochen, da schlugen die Männer begeistert mit den Fäusten auf den Tisch. Das war ein Spaß! Niemand würde es wagen, um Mitternacht auf diesen einsamen Friedhof zu gehen, niemand!

Das Lachen ertrank in den großen Schlucken, mit denen die Bauern ihre Krüge leerten, und Gertraud füllte mit ernstem Gesicht nach.

Als sie wieder zum Platz des bärtigen Friedrich kam, sagte sie: »Friedrich. Die Wette gilt.«

Wieder wieherten die Männer vor Vergnügen und wischten sich die Tränen aus den Augenwinkeln. Noch atemlos, sich den Bauch haltend, schickte Nikolas Weber seine Magd hinaus. »Geh, geh jetzt schlafen, Gertraud. Vergiß den Spaß!«

Mit gesenktem Kopf verließ die Magd die Wohnstube. Die Bauern nahmen ihre Karten wieder auf und spielten weiter.

Die Zeit verging, und so gegen ein Uhr hatte der bärtige Friedrich schon zwei Türme aus Münzen vor sich stehen. Plötzlich ging die Stubentür knarrend auf, und Gertraud kam herein. Ihr hochgebundenes blondes Haar war leicht zerzaust, einige Strähnen hingen ihr ins gerötete Gesicht, über dem rechten Arm trug sie ein Leinenhemd. Stumm ging sie bis zum Platz des bärtigen Friedrich. »Da, hier hast du dein Hemd. Gib mir den Taler!«

Entsetzt sprang der Bauer auf. Abwehrend streckte er die Hände aus. »Bleib da stehen! Rühr dich nicht!« Dann bekreuzigte er sich.

Gertraud schüttelte verwundert den Kopf. Sie blickte in die aufgerissenen Augen der anderen Männer, fast fröhlich rief sie: »Hier ist das Leichenhemd!«

Friedrich klammerte beide Hände in seinen Bart. »Wo, wo hast du das her?« keuchte er. Der weiße Speichel stand in seinen Mundwinkeln.

Das Mädchen strich mit der linken Hand die blonde Strähne aus dem Gesicht.

»Na, vom Kirchhof, vom Hilgerather Kirchhof.«

Friedrich stürzte zum Tisch und riß den Branntweinkrug an die Lippen. Gertraud zuckte mit den Schultern. »Was habt ihr denn? Wir haben doch gewettet, der Friedrich und ich. Ja, und ich bin um Mitternacht nach Hilgerath rüber. Und auf dem Kirchhof stand der Friedrich mit dem Leichenhemd über. Na ja, da bin ich schnell hin, hab ihm das Hemd ausgezogen und bin schnell weggelaufen.« Die Magd streckte die Hand aus. »Und jetzt will ich meinen Taler!«

Der Schwarzbärtige ließ sich auf den Stuhl fallen. Mit brüchiger Stimme sagte er: »Ich war nicht auf dem Friedhof.« Mit dem Zeigefinger stieß er immer wieder auf die Tischplatte. »Ich hab hier Karten gespielt. Ich war nicht in Hilgerath.«

»Was? Aber ich ... ich ...«, stotterte Gertraud verstört. »Aber ich hab doch das Leichenhemd. Hier!« Sie streckte das gelbliche Tuch dem Bauern hin.

Der zuckte zurück. »Bleib weg damit! Mir gehört es nicht! Bleib weg!«

Der Schreck kroch der Magd jetzt aschgrau übers Gesicht. Stöhnend sank sie auf einen Stuhl.

Nikolas Weber schob ihr den Branntweinkrug hin. »Komm, trink einen Schluck!«

Doch Gertraud schüttelte stumm den Kopf. Mit tonloser Stimme hauchte sie: »Aber wer war dann auf dem Kirchhof? O heilige Jungfrau!« Sie schlug das Kreuz, und alle Bauern bekreuzigten sich mit ihr.

»Wer stand denn da auf dem Grab?« Furchtsam blickte sie sich um.

Friedrich sprang auf, warf einen Taler auf den Tisch und rief: »Da, Gertraud, den kannst du brauchen! Ich geh, ich bet für dich.« Dann nahm er seinen Stock und verließ grußlos die Stube.

Stühle scharrten, und nach zwei Minuten saßen Nikolas Weber und seine Magd allein an dem großen Eichentisch.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2016
ISBN (eBook)
9783960530930
Dateigröße
526 KB
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (April)
Schlagworte
Kinderbuch ab 8 Jahre Humor Geister Bestsellerautor Mittelalter Kurzgeschichten Halloween für Jungen Spannung für Mädchen Gruselspaß eBooks
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