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Die Rosenkohlbande

©2016 105 Seiten

Zusammenfassung

Kevin Schrottköter war so gemein wie eine Pfütze aus Glatteis. Aber leider auch so cool wie der Eisberg, der die Titanic versenkt hat.

Linus‘ Lieblingsessen ist Rosenkohl. Dummerweise hat das auch der blöde Kevin mitbekommen und nennt ihn seitdem nur noch „Rosenkohl“. Bis zu dem Zeitpunkt, als Linus Kevin vor drei finsteren älteren Typen rettet. Und dann gibt es da auch noch den Michelin-Mann – ein Verbrecher, der Tankstellen überfällt. Um ihn zu fassen, gründen Kevin und Linus die Rosenkohlbande.

Humorvoll und erfrischend frech – die Rosenkohlbande auf Verbrecherjagd.

Jetzt als eBook: „Die Rosenkohlbande“ von Thomas Christos. jumpbooks – der eBook-Verlag für junge Leser.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Linus’ Lieblingsessen ist Rosenkohl. Dummerweise hat das auch der blöde Kevin mitbekommen und nennt ihn seitdem nur noch »Rosenkohl«. Bis zu dem Zeitpunkt, als Linus Kevin vor drei finsteren älteren Typen rettet. Und dann gibt es da auch noch den Michelin-Mann – ein Verbrecher, der Tankstellen überfällt. Um ihn zu fassen, gründen Kevin und Linus die Rosenkohlbande.

Humorvoll und erfrischend frech – die Rosenkohlbande auf Verbrecherjagd.

Über den Autor:

Thomas Christos, geboren 1957 in Patras (Griechenland), hat nach dem Studium Drehbücher fürs Fernsehen geschrieben. Heute lebt er in Düsseldorf.

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eBook-Neuausgabe April 2016

Copyright © der Originalausgabe 2014 dotbooks GmbH, München

Copyright © der Neuausgabe 2016 jumpbooks. jumpbooks ist ein Imprint der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Tanja Winkler, Weichs

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-96053-008-4

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Thomas Christos

Die Rosenkohlbande

jumpbooks

Kapitel 1

Kevin Schrottköter war so gemein wie eine Pfütze aus Glatteis. Aber leider auch so cool wie der Eisberg, der die Titanic versenkt hat. Aber der Reihe nach. Meine Geschichte begann damit, dass meine Lehrerin Frau Müller-Meier uns fragte, was wir am liebsten essen würden. Ich sagte Rosenkohl. Und das war ein Fehler. Denn als Kevin das hörte, legte er los. Rosenkohl schmecke wie ein trockener Furz und wie Hundefutter, sagte er. Und alle in der Klasse lachten mich aus. Ich wollte ihm sagen, dass er so doof ist wie ein leerer Müllsack, aber ich bekam kein Wort raus. Weil ich diesen dämlichen Knödel im Hals hatte. Den hatte ich immer, wenn man mir was Blödes sagte.

»Ab heute heißt du Rosenkohl!«, sagte Kevin zu mir in der Pause.

»Ab heute heißt du Rosenkohl!«, wiederholte der dicke Deniz. Der wiederholte immer alles, was Kevin sagte. Dafür musste er Kevin 2 Euro die Woche bezahlen. Kevin war ja der Megacoole in der Klasse! Ich wollte auch gerne so megacool sein, aber das ging nicht, weil Kevin ganz anders war als ich. Ich habe Beine wie Salzstangen, er hat Waden wie Schinken. Mein Papa war Angestellter, sein Vater war Auftragskiller in Berlin. Das erzählte Er jedenfalls immer stolz. Ich hatte ganz gute Noten, er schrieb sogar seinen Nachnamen falsch. Und er gab damit an, dass er eine Kerze in zehn Meter Entfernung auspinkeln konnte. Ich konnte das nicht, weil ich während des Pinkelns immer saß. Das coolste: Er hatte karierte Unterhosen, ich nicht. Seine konnte man sehen, weil seine Jeans immer auf halb acht hingen.

Nach der Schule war ich bedient und freute mich endlich nach Hause zu kommen. Weil ich meinen Turnbeutel nicht die ganzen Stufen hoch schleppen wollte, warf ich ihn auf die Zwischenetage und plötzlich hörte ich einen lauten, grauenhaften Schrei! Er klang schrill und ganz ganz hoch! So was Ähnliches hatte ich letztens schon mal gehört. Kevin hatte in der Klasse mal den Anfang eines Monstervideos gezeigt. Auf seinem Handy. Es war ein Film für Erwachsene gewesen. Da lagen so komische Monsterköpfe rum, die sich bewegten. Einer der Köpfe lachte sogar und schwor blutige Rache. Aber das war ja nur ein Film! Außerdem, wie sollten Monsterköpfe hier ins Treppenhaus kommen? Trotzdem wollte ich um Hilfe schreien, aber da war wieder der Knödel im Hals. Da, wo der Beutel gelandet war, tauchte ein Kopf auf. Er gehörte keinem Monster. Es war viel schlimmer. Es war meine Nachbarin Frau Pannepin, die eigentlich Frau Pfannenschmitz heißt:

»Du wieder! Kannst du nicht aufpassen? Du hättest mich fast erschlagen! Du kannst was erleben!«, brüllte sie los. Jetzt kapierte ich, was los war. Sie hatte auf Knien die Treppe geputzt. Frau Pannepinn putzte die Treppe öfters, als ich meine Zähne.

»Du hast doch absichtlich deinen Beutel nach mir geworfen!«, brüllte sie. Dabei wurden ihre blonden Haare ganz rot und aus ihren Ohren kam Qualm raus.

Sie motzte und motzte und motzte. Sie gebrauchte Schimpfwörter, von denen ich vorher nie etwas gehört hatte. Was sollte ich nur machen? Ich musste doch die Treppe hoch, hatte aber Angst an ihr vorbei zu gehen. Womöglich würde sie mich zwingen, das dreckige Putzwasser zu trinken! Denk nicht so viel nach, sagte ich mir. Ich stellte mir vor, ich hätte einen Raketenantrieb. Das funktionierte! »Wusch« flog ich wie Supermann mit der Faust voran auf die vierte Etage, wo wir wohnten. Blitzschnell schloss ich die Wohnungstür auf und wieder zu.

»Was hast du heute erlebt, Schatz?«, fragte Mama beim Mittagessen. Dabei blätterte sie in einem Aktenordner. Das machte sie immer, weil sie viel Arbeit mit nach Haus nahm. Wir saßen also wie so oft zu zweit am Mittagstisch und aßen Rosenkohl mit Wurst. Ich erzählte ihr von Kevin und dem neuen Spitznamen, den er mir gegeben hatte.

»Das ist ja ein netter Junge! Willst du dich nicht mit ihm verabreden? Dann hättest du nachmittags jemanden zum Spielen!«, schlug sie vor.

 Typisch Mama. Nie hörte sie richtig zu. Aber ich gab nicht auf. Also erzählte ich von Frau Pannepinn, die mich zu Tode erschreckt hatte.

»Es ist wirklich nett, dass Frau Pfannenschmitz immer die Treppe putzt! Dann brauche ich es nicht zu machen!«, sagte sie. Ja, super, dachte ich. Warum versteht Mama mich nicht? Spreche ich eine andere Sprache?

»Als ich so alt war wie du, hatte ich immer viel Ärger mit den Nachbarn! Da können wir froh sein, dass wir Frau Pfannenschmitz haben«, sagte sie. Ich wollte Mama erklären, dass Frau Pannepinn schlimmer als ein Monster war, aber dann kam wieder dieser Knödel!

Am nächsten Morgen wollte ich mit Papa beim Frühstück über Frau Pinnapann sprechen. Er sollte ihr richtig die Meinung sagen. Mit Mama konnte ich ja nicht darüber reden, weil die nie richtig zuhörte.

»Papa, ich muss mit dir sprechen!«, sagte ich zu ihm. Oder besser besagt zu seiner Zeitung. Papa selber sah ich nämlich ganz selten. Morgens versteckte er sich hinter seiner Zeitung und abends kam er erst nach Hause, wenn ich schon schlief. Sogar Kevin sprach öfter mit seinem Vater, obwohl der von der Polizei gesucht wurde. Sein Vater rief ihn jeden Tag aus Berlin an und erzählte ihm das Neuste über die Russenmafia.

»Papa! Ich muss dir was sagen!«, versuchte ich es noch mal. Plötzlich hörte ich seine Stimme.

»Schon wieder der Michelinmann! Hat der doch wieder eine Tankstelle überfallen! Das gibt’s doch gar nicht! Die Polizei muss doch diesen Serientäter mal schnappen!«, sagte Papa empört. Typisch Papa. Ihn interessieren nur die Nachrichten. Seit einigen Tagen regte er sich über einen Räuber auf, der Tankstellen ausraubte. Er wurde Michelinmann genannt, weil er oft so tat, als ob sein Auto

einen Platten hatte.

»Papa…!«, sagte ich, aber er unterbrach mich wieder.

»Ich lese gerade über diesen Michelinmann! Stör mich nicht!«

 »Jetzt hör mir doch mal zu, Papa!«, rief ich ärgerlich. Mama, die neben mir saß und in ihre Akten schaute, fiel vor Schreck die Lesebrille von der Nase.

»Martha, frag doch den Jungen, was er will!«, hörte ich eine Stimme hinter der Zeitung sagen.

»Erzähl mir dass heute Mittag, Schatz, ich bin morgens nicht wach!«, sagte Mama und leckte den Honig von ihrer Lesebrille ab.

»Du schläfst doch überhaupt nicht!«, sagte ich.

»Aber Frauen haben morgens Probleme mit dem Kreislauf! Sie können sich nicht konzentrieren«, sagte Mama und machte sich irgendwelche Notizen.

»Du hast doch eine Schwester! Rede doch mit Conny!«, hörte ich Papas Stimme hinter der Zeitung.

Dazu hatte ich aber keine Lust. Conny interessierte sich doch nur für ihren Kram. Außerdem hing sie sowieso den ganzen Morgen im Badezimmer. Sie war vier Jahre, acht Monate und drei Tage älter als ich. Sie schminkte sich, als ob sie zu einer Castingshow gehen würde. Dabei besuchte sie nur die 11b! Ärgerlich stand ich auf und packte meinen Schultornister. Eigentlich müsste auch Mama sauer auf Papa sein. Mit ihr redete er ja morgens auch nicht. Andererseits redete sie auch nicht mit ihm. Aber vielleicht war das bei Erwachsenen so. Sie kannten sich ja so lange, länger als es mich gab. Und vielleicht hatten sie sich ja schon alles gesagt! Das war mir aber auch egal, weil ich einen Papa wollte, der morgens mit mir sprach. Und genau daran dachte ich während der Deutschstunde nach.

Dummerweise sollten wir aber einen Aufsatz über unser Lieblingsbuch schreiben. Eigentlich war das ganz leicht, weil ich ganz viele Lieblingsbücher habe. Aber heute Morgen fiel mir nichts ein. Ich musste dauernd an Papa denken. Wie schaffe ich es nur, dass Papa morgens mit mir spricht? Aber dann fiel mir eine ganz tolle Idee ein!

»Fällt dir nichts ein, Linus?« fragte mich Frau Müller-Meier, weil mein Heft immer noch weiß war.

»Rosenkohl hat Sendepause!«, rief Kevin und alle in der Klasse lachten, als wäre es der lustigste Witz der Welt gewesen.

»Rosenkohl hat Sendepause!«, plapperte Deniz nach und kriegte auch noch ein paar Lacher ab.

»Ich verstehe das nicht, Linus. Du bist doch ganz gut in Deutsch. Jetzt muss ich dir leider eine Sechs geben!«, seufzte Frau Müller-Meier. Sie war fast traurig. Ich nicht. Lieber eine Sechs als einen Papa, der morgens nicht spricht, dachte ich.

In der Pause drehte Kevin auf.

»Ich habe zuhause ein Mörderlexikon! Da sind die gefährlichsten Verbrecher drin. Bankräuber, Tierschänder und Auftragskiller. Mein Vater ist natürlich auch drin!«.

Alle in der Klasse hielten den Atem an. Sogar Deniz, der doch eigentlich immer alles nachquatschte, war sprachlos.

Hatte er wirklich so ein geheimes Mörderlexikon? Eigentlich wollte ich so was nicht glauben. Kevin war zu doof, um sich so etwas auszudenken. Aber wenn der Michelinmann drin war, dann bräuchte man es nur der Polizei auszuhändigen. Dann würde sie den Michelinmann schnappen und die Zeitungen würden nicht mehr über ihn schreiben und Papa würde morgens wieder mit mir sprechen.

»Ist da auch der Michelinmann drin?«, fragte ich also.

»Klar, Rosenkohl! Ich brauche nur das Mörderlexikon aufzuschlagen, und schon weiß ich, wie er richtig heißt!«, gab er an. Die anderen waren total beeindruckt und glotzten ihn mit offenem Mund an.

»Ja, dann mach das doch. Dann kannst du die Belohnung kassieren!«, sagte ich.

»Ich verpfeife doch keinen! Für wen hältst du mich, he?«, sagte Kevin und dann gab mir einen Rempler.

»Für wen hältst du mich, he?«, wiederholte Deniz und rempelte mich auch an.

Wusch! Doppelt gerempelt flog ich in die Brennnesseln. Kevin und die anderen lachten laut. Er hatte wieder seinen Spaß gehabt. Und mich juckte es so, als hätten mich tausend Mücken gestochen. Aber viel schlimmer war es, dass der blöde Knödel wieder da war. Sonst hätte ich ihm gesagt, dass er so doof wie eine volle Waschtrommel war.

 »Du machst den ganzen Boden nass! Siehst du das denn nicht?«, keifte Frau Pannepinn, als ich nach Hause kam. Draußen hatte es geregnet.

Vor Schreck rutschte ich aus und landete auf dem Po. Zuerst die Brennnesselpusteln an den Armen, jetzt sicher auf jeder Pobacke ein blauer Fleck!

»War was in der Schule?«, fragte Mama, als sie mit mir zu Mittag aß. Dabei las sie wie üblich in ihrem Aktenordner.

Über den Ärger mit Frau Pannepinn sagte ich nichts. Hätte Mama sowieso nicht kapiert. Auch meine Erlebnisse mit Kevin behielt ich für mich. War mir viel zu peinlich. Aber meine Sechs in Deutsch musste ich loswerden.

»Wir haben einen Aufsatz geschrieben! Ich habe eine Sechs!« sagte ich und erwartete ein Donnerwetter. Aber denkste!

»Das ist schön! Das kommt nur, weil du so viel lernst!«, sagte Mama abwesend. Super! Mama hörte einfach nicht zu. Aber ich war ihr nicht böse, weil sie ganz lecker kochte. Außerdem war es schön, wenn sie mit mir nach der Schule zusammen in der Küche saß. Aber über meine Probleme konnte ich nicht mit ihr reden. Das müsste ich mit Papa! Ich musste ihn nur davon abhalten, diese Zeitungen zu lesen.

Deswegen schrieb ich nach den Hausaufgaben einen Brief in meiner besten Superschönsonnntagsschrift.

Hallo Herr Polizeichef! Ich heiße Linus und habe einen doofen Spitznamen (den nenne ich nicht, weil der so doof ist). Außerdem habe ich eine doofe Nachbarin. Sie heißt Frau Pannepinn (den Namen streiche ich lieber durch, aber sie wohnt bei uns im Haus ganz unten, erste Tür links!). Sie ärgert mich total viel. Genauso wie Kevin aus meiner Klasse. Ich würde gerne mit meinem Papa darüber sprechen, aber er hat keine Zeit. Er ärgert sich in der letzten Zeit über den Michelinmann! Bitte schnappen Sie ihn endlich, dann liest Papa auch weniger Zeitung (wenn sie meine Hilfe brauchen, sagen sie mir Bescheid!). Vielen Dank!

Den Brief schickte ich zur Polizei.

Am nächsten Tag machte unsere Klasse einen Ausflug zum Tierheim. Unterwegs gab‘s wieder Ärger mit Kevin, war klar. Der war wie ein lästiger Pickel, den man nicht ausdrücken konnte. Er sagte, dass er zum Geburtstag ein Tattoo geschenkt bekam. Und zwar ein richtiges! Dabei war er grade mal 10 Jahre alt!

»Wow! Was denn für eins?«, fragte Deniz total beeindruckt.

»Ich wünsche mir eine Sigsauer!«

»Eine saure… eine was?!«, fragte Deniz.

»Das ist eine Pistole, du Rollmops!«, erklärte Kevin.

»Ich darf nicht einmal abwaschbare Tattoos haben, sagt mein Papa. Dabei hat er selber zwei echte, das ist ungerecht!«, sagte Leander traurig.

»Hat dein Vater auch ein Tattoo?«, fragte mich Deniz.

»Ich finde Tattoos doof. Was ist denn, wenn der Tätowierer sich verschreibt? Dann kriegt man das nicht mehr ab!«, sagte ich.

»Dann soll er dir einen Rosenkohl auf den Arm tätowieren!«, sagte Kevin und hatte die Lacher wieder auf seiner Seite.

Zum Glück erreichte der Bus kurze Zeit später das Tierheim. Der nette Tierpfleger zeigte uns dann die vielen Hunde und Katzen. Die auf neue Herrchen warteten.

Als die Klasse vor einem Zwinger mit Kampfhunden stand, sagte Kevin: »Mein Vater hat einen megagefährlichen Pitbull. Der heißt Monsterkiller und hat eine gefährliche Tollwut! Außerdem bellt er wie ein Zombie: Grrrr…!«.

Deniz, der Kevin alles nachmachte, brachte nur ein lahmes »wau wau« zustanden.

»Hat dein Vater noch mehr gefährliche Tiere?«, fragte Leander.

»Klar! Er besitzt ein Krokodil! Mein Vater hat es so abgerichtet, dass es seine Gegner frisst!«, sagte Kevin und was machte Deniz? Er öffnete seinen dicken Mund und zeigte seine gelben Zähne! Ich fand das total bescheuert und schaute mir lieber die Hunde an. Da war ein dicker Bernhardiner, der war so groß wie ein Pony und schaute ganz traurig. Ich streichelte ihn und durfte sogar ein wenig mit ihm spazieren gehen. Der Dicke hieß Benno und roch ganz stark nach Hund, aber das war mir egal.

»Dir geht’s auch nicht gut, Benno, was?«, fragte ich ihn und kraulte ihn am Hals.

»Du kannst gerne öfters kommen und ihn ausführen!«, sagte der Tierpfleger zum Abschied.

Als ich nach Hause kam, war Frau Pannepinn wieder im Flur.

»Du riechst ja wie ein Hund! Hast du etwa einen Hund versteckt? Denk an die Hausordnung!«, sagte sie.

Sie konnte nicht nur gut sehen, sondern auch riechen.

Wo soll ich denn einen Hund versteckt halten, wollte ich sagen, aber da war wieder der Knödel.

»Tiere gehören nicht in die Stadt! Sie übertragen Krankheiten wie Cholera und Pest. Guck dich doch nur mal im Spiegel an!«

Hatte ich die Pest? Ich wusste nicht viel über Pest, aber das war bestimmt etwas ganz schlimmes. Schnell lief ich nach oben. Sofort rannte ich in unser Badezimmer und betrachtete mein Gesicht im Spiegel. Im Unterschied zu Conny hatte ich keine Eiterpickel oder Mitesser. Ich war mir sicher, dass ich keine Pest hatte. Jedenfalls war sie noch nicht bei mir ausgebrochen. Trotzdem wollte ich absolut vorsichtig sein und fragte Mama, die mit mir am Küchentisch saß. Es gab Buchstabensuppe.

»Mama, wie ist das, wenn man die Pest hat?«, fragte ich und dann nahm ich alle P`s, E`s, S`s und T`s aus dem Teller raus. Zur Sicherheit.

»Aspirin, heißer Tee und lange schlafen!«, antwortete sie abwesend und las weiter in ihren Akten. Ihre Antwort war zwar wieder doof, aber trotzdem war ich beruhigt. Warum musste mir Frau Pannepinn solche Angst einjagen?

Nach den Hausaufgaben ging ich zum Spielplatz. Dort stand seit neuestem ein neues Baumhaus. Als ich die Holzleiter hochkletterte, sah ich Kevin drinnen sitzen.

»Was willst du denn hier, Rosenkohl? Alles belegt!«, rief er und rüttelte an die Leiter. Sofort verlor ich das Gleichgewicht. Ich versuchte mich zwar noch zu halten, aber es klappte nicht. Zack, flog ich runter.

Und wieder kam ich mit dem Po auf. Genau auf die beiden blauen Flecken von Frau Pannepinn.

Und dann warf er mir eine Coladose auf den Kopf. Volltreffer! Da die Coladose halb voll war, ergoss sich die Cola über meine Haare und Klamotten!

Ich ging wütend nach Hause und wollte mich ablenken. Das neue Micky Mausheft war bestimmt ganz gut dafür!

Doch als ich meine Spardose aufmachte, wunderte ich mich. Wo war der 20 Euro Schein, den ich von der Oma zum Geburtstag bekommen hatte? Ich suchte überall im Zimmer, durchwühlte sogar die Schubladen und kroch unter die Matratze. Ich fand mein verschollenes Furzkissen, einen alten Socken und sogar eine tote Spinne. Aber wo war der Geldschein? Da sah ich Conny im Flur. Sie stand vor dem Spiegel. Oh! Sie trug einen neuen Mini! Das Preisschild schaute wie ein Schwanz hinten raus. Komisch, dachte ich, woher hat sie das Geld dafür? Als sie Mama letztens gefragt hatte, gab es eine Abfuhr. Auf dem Preisschild stand 19,90Euro! Von H & M. Der neue Mini kostete also fast 20 Euro, dachte ich. Gerade wollte ich sie fragen, woher sie das Geld hatte, da klingelte es an der Tür. Conny bekam Besuch von zwei ihrer Freundinnen.

Die beiden anderen Mädels sahen auch aus wie Conny. Die Drei verschwanden in Connys Zimmer und ich schlich mich hinterher und konnte von der Tür aus genau hören, was sie sagten. Meine Conny sagte, dass sie übermorgen zum Casting gehen wolle. In der Stadt wurde nämlich ein Spielfilm mit dem berühmten Schauspieler Harry Hoppe gedreht und man suchte Komparsen. Auch junge Frauen. Sie sollten die Opfer eines Vampirs spielen.

»Ist das aufregend! Dann wirst du ja von Harry Hoppe in den Hals gebissen!«, sagte die zweite Conny begeistert.

»Er ist ja so süß!«, meinte die dritte Conny.

»Und vielleicht schaut er mir in die Augen, bevor er mir das Blut aussaugt!«, sagte meine Conny.

Ich fand das komisch. Wenn ich als Schauspieler berühmt werden wollte, dann wollte ich nicht gebissen werden. Aber Conny war ja in einem schwierigen Alter, hatte Mama gesagt.

»Aber erstmal muss du die Rolle kriegen!«, sagte Conny Nummer zwei. Sie hörte sich aber nicht allzu besorgt an. Wahrscheinlich wollte sie selber in den Hals gebissen werden.

»Ich werde am Dienstag beim Casting alle ausstechen! Ich habe mir extra einen neuen Mini gekauft und alle werden Augen machen!«, sagte meine Conny.

»Ich dachte, du bist pleite!«, sagte Conny Nummer drei.

»Habe mir das Geld von meinen kleinen Bruder geliehen!«, antwortete meine Conny. Jetzt fiel der Groschen bei mir. Sie hatte mein Geld geklaut, damit sie reich und berühmt werden konnte. Warum hatte sie mich nicht gefragt? Ich hätte ihr das Geld bestimmt geliehen. Gegen eine berühmte Schwester war ja nichts einzuwenden, immer noch besser als eine total nervige! Am liebsten wäre ich in ihrem Zimmer gegangen und hätte ihr die Meinung gesagt. Aber dieser Knödel!

Abends im Bett ging mir vieles durch den Kopf. Über Kevin Über Frau Pannepinn. Über meine Schwester Conny. Und über Papa, der nie Zeit für mich hatte. Nettsein brachte doch nichts. Blöde Briefe an die Polizei schreiben auch nichts. Der Club der Gemeinen würde eine Lektion erhalten.

Deswegen zerbrach ich mir übers Wochenende meinen Kopf. Ich wollte Rache üben! Es ist nicht einfach, sich was richtig super Fieses auszudenken, wenn man nicht Kevin Strohkötter heißt.

Aber bald wusste ich genau, was zu tun war.

Und dann schrieb ich auf, was ich für diese geheimen und gemeinen Operationen brauchte:

Zwei chinesische Zeitungen

Ein volles Glas Honig

Eine Schere

Eine Hundeleine

Ein Paket Hundekuchen

Eine Wäscheklammer

Eine Mausefalle

Die Schere und die Wäscheklammer hatten wir zuhause. Die anderen Sachen musste ich kaufen. Zum Glück habe ich noch 9, 85 Euro im Sparschwein.

Wo kriegt man chinesische Zeitungen her? Ich fragte Sun aus meiner Klasse. Sie konnte aber überhaupt kein Chinesisch, weil sie in Deutschland geboren war. Außerdem kamen ihre Eltern aus Korea und nicht aus China.

Trotzdem half sie mir: »Am Bahnhof kannst du ganz viele ausländische Zeitungen kaufen!«

So fuhr ich nach der Schule mit dem Fahrrad zum Bahnhof. Im Buchladen dort gab es Zeitungen aus aller Welt. Ich kaufte eine aus China.

Dann kaufte ich im Supermarkt ein Glas Honig und ein Paket Hundekuchen. Im Warenhaus besorgte ich mir eine Hundeleine. Das alles versteckte ich im Bettkasten. Keiner durfte das entdecken. (Hoffentlich läuft der Honig nicht aus!)

Kapitel 2

Die Operation Chinesische Zeitung begann ganz früh. Ich stand schon um 5 Uhr morgens auf und zog mich heimlich an. Die anderen schliefen noch. Ich nahm eine chinesische Zeitung und schlich mich leise aus der Wohnung und lief die Treppe runter. Es war dunkel im Treppenhaus, aber ich hatte keine Angst. Vielleicht lag es daran, dass ich etwas Gemeines vorhatte? Dann wartete ich, bis der Zeitungsträger kam. Irgendwann tauchte er auf und steckte Papas Zeitung durch den Schlitz. Schnell tauschte ich diese Zeitung mit der chinesischen Zeitung aus. Danach lief ich schnell in die Wohnung und tat so, als ob ich gerade aufgewacht wäre.

Als ich zum Frühstück ins Zimmer kam, hatte Papa gerade die Zeitung geholt und schlug sie auf.

»Mal sehen, ob dieser Michelinmann wieder zugeschlagen hat!«, sagte er und blätterte interessiert in der Zeitung.

Mama trank ihren Kaffee und schmierte sich ein Brot. Papa fiel zuerst gar nicht auf, dass es eine chinesische Zeitung war.

»Wo ist nur meine Lesebrille? Ich kann die Schrift nicht erkennen!«, sagte er. Aber dann! Eigentlich war das lustig, obwohl es ziemlich gemein war. Aber gemein und lustig funktionieren zusammen.

»Seit wann brauchst du ein Hörgerät?« fragte Mama. Sie bekam wieder nur die Hälfte mit.

»Weil ich doch nichts erkennen kann!«, antwortete Papa genervt. Ich fand das total lustig, durfte aber nicht laut loslachen. Und dann fiel bei ihm der Groschen!

»Was ist denn das für eine Zeitung?!«

Er blätterte und blätterte und blätterte, konnte aber nichts zum Lesen finden.

»Das gibt’s doch nicht, hat der Zeitungsbote mir eine chinesische Zeitung gebracht!«, rief er entrüstet.

»Papa, kann ich dich mal sprechen?«, fragte ich. Ich wollte das ausnutzen. Jetzt musste er ja mit mir sprechen. Denkste.

»Keine Zeit!«, sagte er und stand auf. »Muss mir meine Zeitung kaufen und in der Bahn lesen!«, sagte er und eilte aus der Küche. So ein Mist! Jetzt ging er ja noch früher aus der Wohnung!

Obwohl die Operation China ein Griff im Klo war, war ich nicht verzweifelt. Operation Hundekuchen würde bestimmt einschlagen wie eine Eisbombe! Ich suchte am Nachmittag das Tierheim auf. Ich wollte zu Benno. Ich wollte ihn entführen! Aber wie konnte ich unbemerkt an den Zwinger kommen? Zum Glück kam gerade eine Frau an, die unbedingt eine Katze haben wollte. Und zum Glück waren die Katzen in einem anderen Gebäude als die Hunde untergebracht. Der arme Tierpfleger wurde hin- und her gehetzt, weil die Katzenfrau nie zufrieden war. So konnte ich leise zu den Hunden schleichen. Als der dicke Benno mich sah, kam er sofort zur Zwingertür. Damit die anderen Hunde nicht bellten, kippte ich die halbe Hundekuchenpackung in den Zwinger. Während sie es sich schmecken ließen, schnappte ich mir Benno und ging mit ihm raus. Ich legte ihm schnell die Leine an und schlich mit ihm davon. Der dicke Kerl machte überhaupt keinen Ärger, weil er froh war, dass er spazieren gehen durfte. Dann kamen wir nach Hause. Jetzt musste ich ihn heimlich in die Wohnung von Frau Pannepinn bringen.

Ich leinte ihn vor der Haustür an und gab ihm anständig Hundekuchen, damit er nicht bellte. Dann ging ich in den Flur. Und richtig! Frau Pinnepann putzte wieder die Treppe. Sie war auf der ersten Etage und hatte mich noch nicht bemerkt. Und ihre Haustür war nur angelehnt, wie immer! Jetzt musste es fix gehen! Schnell rannte ich nach draußen und holte Benno ins Haus. Schnell rein mit ihm in Frau Pinnepanns Wohnung. Ich schob den gemütlichen Kerl ins Wohnzimmer. Auf dem Wohnzimmertisch stand eine Schale mit Plätzchen. Schnell kippte ich den Rest Hundekekse hinein.

»Pass auf, Benno! Wenn dein neues Frauchen kommt, wirst du ihr Gesicht mit deiner dicken Zunge ablecken! Wenn du willst, kannst du auch in die Vase pinkeln!«, sagte ich ihm und streichelte ihn. Er machte ein leises Wuff und nickt mit dem dicken Kopf wie ein Wackeldackel.

 »Ich zähle auf dich, Benno!«, sagte ich und verschwand wieder. So schnell, dass Frau Pinnepann nur einen Schatten von mir sah.

Wusch und ich war in unserer Wohnung. Sofort schloss ich mich in meinem Zimmer ein und sprang auf das Hochbett. Zur Sicherheit zog ich mir die Decke über den Kopf. Ich zählte leise. Wenn Frau Pannepinn in ihrer Wohnung Wohnzimmer den dicken Benno entdeckte, würde sie das ganze Haus zusammen schreien und die Polizei und den Krankenwagen anrufen. Aber es kam kein Schrei. Und ich zählte bis ich müde wurde. Bei der Zahl 2346 hörte ich auf. Kein Ton von Frau Pinnepann. Neugierig schaute ich aus dem Fenster. Kein Polizeiwagen weit und breit! Keine Feuerwehr. Ich verstand das alles nicht. Aber ich war total sicher, dass Frau Pannepinn vor Schreck ihr Gebiss verschluckt hatte. Sie konnte Tiere ja absolut nicht leiden. Und dann war in ihrer Wohnung ein Hund, der so groß war wie ein Elefantenbaby.

Deshalb hatte ich beim Abendessen gute Laune und lachte dauernd.

»Hast du wieder eine Zwei geschrieben?«, fragte Mama, die mein Lachen bemerkte.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2016
ISBN (eBook)
9783960530084
Dateigröße
1005 KB
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (März)
Schlagworte
Kinderbuch ab 8 Jahre Fünf Freunde Kinderkrimi TKKG für Jungen Freundschaft Geheimnis Spannung für Mädchen eBooks
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