Lade Inhalt...

TEAM X-TREME - Mission 1: Alles oder nichts

©2016 104 Seiten

Zusammenfassung

Erleben Sie den zweiten Band der temporeichen Jugendbuchserie von Bestsellerautor Michael Peinkofer: „TEAM X-TREME“ jetzt als eBook bei jumpbooks.

Die Mitglieder des neu gegründeten Team X-treme sollen in Monaco einem berüchtigten Glücksspieler das Handwerk legen. Die Ermittlungen führen sie auch ins Hotelzimmer des Verbrechers. Dort entdeckt Kami einen Jungen, der sich hinter dem Vorhang versteckt. Er gibt vor, sein Gedächtnis verloren zu haben und nichts mehr über seine Vergangenheit zu wissen. Können Kami und ihre Freunde ihm trauen?

Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Mission 1: Alles oder nichts“, der zweite Band der Jugendbuchserie „TEAM X-TREME“ von Michael Peinkofer. Wer liest, hat mehr vom Leben: jumpbooks – der eBook-Verlag für junge Leser.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Die Mitglieder des neu gegründeten Team X-treme sollen in Monaco einem berüchtigten Glücksspieler das Handwerk legen. Die Ermittlungen führen sie auch ins Hotelzimmer des Verbrechers. Dort entdeckt Kami einen Jungen, der sich hinter dem Vorhang versteckt. Er gibt vor, sein Gedächtnis verloren zu haben und nichts mehr über seine Vergangenheit zu wissen. Können Kami und ihre Freunde ihm trauen?

Über den Autor:

Michael Peinkofer, 1969 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Kommunikationswissenschaft und veröffentlichte schon in dieser Zeit erste Werke. Heute gehört der Journalist und Übersetzer zu den erfolgreichsten Fantasyautoren Deutschlands. Michael Peinkofers erste Jugendbuchreihe TEAM X-TREME nimmt es, was Action und Spannung angeht, spielend mit seinen Bestsellern für erwachsene Leser auf.

Der Autor im Internet: www.michael-peinkofer.de

Die Jugendbuchserie TEAM X-TREME umfasst folgende Bände:

Mission Zero: Der Alpha-Kreis

Mission 1: Alles oder nichts

Mission 2: Die Bestie aus der Tiefe

Mission 3: Projekt Tantalus

Mission 4: Das Borodin-Gambit

Mission 5: Sumpf des Schreckens

Mission 6: Codename Nautilus

Bei jumpbooks erscheint weiterhin Michael Peinkofers historischer Jugendroman Die indische Verschwörung.

***

eBook-Neuausgabe April 2016

Copyright © der Originalausgabe 2009 Michael Peinkofer und Baumhaus Verlag

Copyright © der Neuausgabe 2014 dotbooks GmbH, München

Copyright © 2016 jumpbooks. jumpbooks ist ein Imprint der dotbooks GmbH.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Tanja Winkler, Weichs

E-Book-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-96053-081-7

***

Damit der Lesespaß sofort weitergeht, empfehlen wir dir gern weitere Bücher aus unserem Programm. Schick einfach eine eMail mit dem Stichwort Team X-treme an: lesetipp@jumpbooks.de

Gerne informieren wir dich über unsere aktuellen Neuerscheinungen – melde dich einfach für unseren Newsletter an: http://www.jumpbooks.de/newsletter.html

Besuch uns im Internet:

www.jumpbooks.de

www.facebook.com/jumpbooks

https://twitter.com/jumpbooksverlag

www.youtube.de/jumpbooks

Michael Peinkofer

TEAM X-TREME

Mission 1: Alles oder nichts

jumpbooks

Prolog

Es war ein düsterer Ort.

Endlos scheinende Korridore.

Wände aus Panzerstahl.

Rot flackernde Alarmbeleuchtung.

Der glatzköpfige Mann, der einen weißen Overall trug und hinter einem großen Schaltpult stand, war der Herr über diese Anlage – doch in diesem Augenblick fühlte er sich ganz und gar nicht so. Schweißperlen hatten sich auf seinem kahlen Schädel gebildet, und seine Hand, die den Telefonhörer hielt, zitterte.

»Was wollen Sie?«, bellte eine Frauenstimme aus dem Hörer, unter der der Kahle zusammenzuckte wie unter Schlägen.

»E-es hat einen Zwischenfall gegeben«, gestand er stockend.

»Welcher Art?«

Der Kahlkopf zögerte mit der Antwort. »Ein Code Rot«, gestand er schließlich. »Einer unserer Schützlinge ... ist entkommen.«

»Wer?«, wollte die Frau wissen.

»Nummer 13«, flüsterte der Kahle.

»Ich verstehe.« Aus dem Hörer drang etwas, das sich wie das Zischeln einer Schlange anhörte. »Worauf warten Sie dann noch? Fangen Sie ihn wieder ein!«

»Das ... dürfte schwierig werden.«

»Weshalb?«

»Nun«, versicherte der Kahle, »natürlich haben wir sofort Alarm gegeben und alle nur denkbaren Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Aber ich fürchte, dass ... dass ...«

»Ja?«, hakte die Frau nach.

»... dass Nummer 13 möglicherweise Hilfe hatte«, brachte der Kahlkopf den Satz widerstrebend zu Ende.

»Wie ist das möglich? Wurden nicht alle Mitarbeiter einer genauen Überprüfung unterzogen?«

»Durchaus, Mylady«, versuchte der Kahle zu beschwichtigen. »Ich befürchte nur, dass die betreffende Hilfe nicht von innerhalb kam, sondern von außerhalb ...«

»Von außerhalb?« Aus dem Zischeln der Schlange wurde das Gebrüll einer Tigerin. »Und Sie wagen es, mir das so einfach mitzuteilen, noch dazu mitten in der Nacht? Haben Sie den Verstand verloren?«

Der Glatzkopf zitterte noch mehr. »Bitte, Mylady! Was hätte ich tun sollen?«

»Ihre Arbeit sollen Sie tun, Sie Schwachkopf! Wenn Sie dazu nicht in der Lage sind, werde ich jemanden schicken, der den Job an Ihrer Stelle erledigt. Aber Sie, Doktor, werden dann nicht mehr am Leben sein. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«

»Durchaus, Mylady, durchaus«, versicherte der Kahlkopf und verbeugte sich, als ob seine Auftraggeberin direkt vor ihm stände. »Bitte glauben Sie mir, dass ich alles Menschenmögliche unternehmen werde, um die Sicherheitslücke ausfindig zu machen und zu schließen. Und natürlich werde ich alles daransetzen, Nummer 13 zu finden, ehe er ...«

»Das will ich hoffen, Doktor«, fiel die Tigerin ihm ins Wort, »und zwar in Ihrem eigenen Interesse. Finden Sie den Flüchtigen und bringen Sie ihn mir – und es ist mir völlig egal, ob tot oder lebendig ...«

Kapitel 1
Ein böses Erwachen

Ligurische Küste, Italien
06.39 Uhr Ortszeit

Das Erste, was er hörte, war ein fernes Rauschen, und er wusste nicht, ob es Meeresrauschen war oder nur das Rauschen des Bluts in seinem Schädel.

Stöhnend kam er zu sich und schlug die Augen auf. Zu seiner eigenen Verblüffung stellte er fest, dass er bäuchlings auf dem Boden lag. Auf schmutzigen Holzbohlen, die so nach Fisch und Öl stanken, dass er schlagartig hellwach wurde und aufsprang.

Verwundert schaute er sich um. Soweit er es sagen konnte, befand er sich in einer Art Fischerhütte: Fässer, Eimer und Schwimmer lagen umher, zum Trocknen aufgehängte Netze hingen von der Decke. Und die Luft war voll beißendem Fischgeruch, der ihm fast den Magen umdrehte.

»W-wo bin ich?«

Die Frage war berechtigt, denn er wusste es nicht. Nicht nur seine Umgebung war ihm fremd, sondern auch der Klang seiner eigenen Stimme. Er konnte sich an nichts erinnern ...

Durch ein kleines Fenster mit dreckigem Glas war das Meer zu sehen, dazu ein schmaler Steg, an dem ein Motorboot vertäut lag. Damit war immerhin geklärt, woher das Rauschen kam – alle anderen Fragen blieben jedoch bestehen.

Und mit jedem Augenblick wurden es mehr.

Weder wusste er, wo er sich befand, noch wie er an diesen Ort gekommen war. Noch viel schlimmer jedoch war, dass er noch nicht einmal wusste, wer er war ...

Die Erkenntnis traf ihn wie ein Hammerschlag.

Er kannte seinen Namen nicht!

Verwirrt blickte er an sich herab, aber sein Körper und die Kleidung, die er trug – abgetragene Jeans und Chucks, dazu ein loses Hemd – kam ihm so fremd vor, dass es ihn schauderte. Seine Knie wurden weich, und er hatte Mühe, aufrecht stehen zu bleiben. An einem rostigen Nagel an der Wand hing ein fleckiger Spiegel, zu dem er benommen hinwankte. Das Gesicht, das ihm daraus entgegenblickte, gehörte einem Jungen von vielleicht sechzehn Jahren. Schmale Züge, kurze Nase, blaue Augen, dunkles Haar. Unterm Strich ganz sympathisch – aber gleichzeitig auch fremd.

»Wer bist du, Mann?«, fragte er den Typen im Spiegel. Eine Antwort bekam er natürlich nicht, dafür gewöhnte er sich allmählich an den Klang seiner Stimme.

Er kämpfte die Panik nieder, die ihn überkommen wollte, und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Zuallererst brauchte er mehr Informationen! Wenn er wissen wollte, wer er war, musste er nach Hinweisen suchen, und damit fing er am besten bei sich selber an. Er klopfte die Brusttaschen des Hemdes ab, die allerdings leer waren, und wollte anschließend die Hosentaschen durchsuchen. Dabei schob sich der lose Hemdärmel an seinem rechten Arm nach oben und entblößte etwas, das ihm einen heiseren Aufschrei entlockte.

»Scheiße, was ...?«

Es war ein Tattoo.

Eine Tätowierung auf seinem rechten Arm, das Symbol eines Drachens.

Seltsam ...

Er schüttelte verständnislos den Kopf, durchsuchte nun doch seine Hosentaschen – und wurde fündig. Einen Kugelschreiber, einen zusammengerollten 50 Euro-Schein sowie ein Streichholzbriefchen zog er daraus hervor. Der Beschriftung nach stammte Letzteres aus einem Hotel namens »L'Ambassadeur« in Monte Carlo, das ein ziemlich nobler Schuppen zu sein schien. Auf der Innenseite des Briefchens war eine Zahl notiert: 828.

In der Gesäßtasche steckte außerdem ein Zettel, auf dem ein Name notiert war.

Kyle Connor.

Der Junge zog die Nase kraus und überlegte. Der Name sagte ihm nichts, aber das hatte nicht viel zu bedeuten ...

Plötzlich hatte er eine Idee. Er griff nach dem Kugelschreiber und schrieb »Kyle Connor« auf den Zettel.

Das Ergebnis war verblüffend.

Die Handschrift stimmte überein!

»Mann«, keuchte er, atemlos über die Entdeckung. Was hatte das zu bedeuten? Er konnte sich nicht entsinnen, den Namen schon einmal aufgeschrieben zu haben, aber offenbar hatte er es trotzdem getan. Wozu? Um sich daran zu erinnern? War es etwa sein Name, der auf diesem Zettel stand ...?

Ein Geräusch von draußen unterbrach seinen Gedankengang. Ein Wagen schien sich zu nähern!

Rasch huschte er zum Fenster und spähte hinaus. Ein offener Jeep kam die Uferstraße herab. Zwei Männer hockten darin, die Sonnenbrillen und Lederjacken trugen und ziemlich fies aussahen. Im nächsten Moment bog der Wagen auch schon von der Straße ab und näherte sich der Hütte.

Kyle – vorausgesetzt, dass das sein Name war – wischte sich die Schweißperlen ab, die sich auf seiner Stirn gebildet hatten. Wer waren die Typen? Suchten sie nach ihm? Würde er nun endlich ein paar Antworten kriegen?

Der Jeep hielt an, und die Kerle stiegen aus. Sie sprachen einige Worte miteinander. Kyle war überrascht darüber, dass sie italienisch sprachen – noch ungleich mehr allerdings überraschte ihn, dass er jedes einzelne Wort davon verstand!

»In dieser Hütte muss er sein«, sagte der eine.

»Sehr gut«, entgegnete der andere, »fangen wir ihn wieder ein.«

»Und wenn er Probleme macht?«

»Dann machen wir kurzen Prozess ...«

Kyle zog scharf die Luft ein. Meinten diese Kerle etwa ihn? Gehetzt schaute er sich in der Hütte um, suchte nach einem Versteck – doch im nächsten Augenblick flog die Tür schon auf, und die beiden Lederjacken standen auf der Schwelle.

»Sieh an, Partner«, sagte der eine. »Wie's aussieht, haben wir gefunden, wonach wir suchen.«

»Ja«, stimmte der andere zu und grinste. »Wenn das mal nicht unser Kandidat ist ...«

»W-wer sind Sie?«, wollte Kyle wissen.

»Sehr witzig.« Das Grinsen verschwand schlagartig. »Nach allem, was du dir geleistet hast, solltest du unseren Humor nicht zu sehr strapazieren. Wir hatten ziemlichen Ärger deinetwegen.«

»Tut mir leid«, versicherte Kyle ohne echtes Bedauern.

»Und deshalb wirst du jetzt keine Dummheiten machen und mitkommen«, fügte der andere Kerl hinzu.

»Ich soll mitkommen? Wohin?«

Die beiden Lederjacken tauschten einen langen Blick.

»Ist das zu glauben, Luigi? Da sucht man die ganze Zeit nach der kleinen Ratte, und dann will sie sich nicht wieder einfangen lassen.«

»Wirklich kaum zu glauben, Roberto«, stimmte der andere zu. »Nur gut, dass man uns nicht verschaukeln kann ...«

Mit einer Handbewegung, die so selbstverständlich wirkte, als würde er das Licht anknipsen, griff der Italiener unter seine Jacke – und hielt plötzlich eine Pistole in der Hand!

Kyle ächzte entsetzt. »W-was soll das? Wollen Sie mich erschießen?«

»Wenn du uns keine andere Wahl lässt ...«

Das breite Grinsen kehrte ins sonnenbebrillte Gesicht des Killers zurück – und Kyle wusste, dass er etwas unternehmen musste. Sein Blick flog zum Deckenbalken hinauf, von dem eines der Fischernetze herabhing, und ohne auch nur ein weiteres Mal nachzudenken, handelte er.

Blitzschnell sprang er hoch, bekam die Maschen zu fassen und riss daran – und im nächsten Moment fiel das schwere Netz herab und begrub den einen Killer unter sich.

Der wurde von dem Gewicht zu Boden gerissen. Der andere – der mit der Waffe – reagierte blitzschnell und drehte sich weg, so dass das Netz ihn nur streifte. Und vor allem blieb der Arm mit der Pistole frei – und Kyle handelte erneut.

Mit einer Gewandtheit, die ihn selbst verblüffte, machte er eine Flugrolle über die Bodendielen, um schon in weniger als einer Sekunde wieder auf den Beinen zu stehen. Sein rechter Fuß flog hoch und traf den Killer genau am Handgelenk, worauf dieser die Pistole fallen ließ.

»Arrrgh!«, brüllte der Kerl erbost. »Du kleine Ratte ...«

Was er sonst noch sagte, bekam Kyle schon nicht mehr mit. Denn noch ehe sich der Killer bücken und seine Waffe wieder auflesen konnte, war Kyle bereits an ihm vorbei und durch die offene Tür nach draußen gerast. Das grelle Tageslicht blendete ihn, aber er rannte trotzdem weiter, den Steg hinab, wo das Boot vertäut lag.

Seine Beine flogen über die Bohlen des Holzstegs, die unter seinen Füßen dröhnten. Dann hatte er das Motorboot auch schon erreicht. Hastig sprang er hinein und löste die Leine. Dass er nicht das geringste Problem damit hatte, einen sorgsam geknüpften Seemannsknoten aufzubekommen, fiel ihm im Eifer des Augenblicks nicht einmal auf – denn inzwischen hatten sich seine Verfolger von dem Netz befreit und stürmten ebenfalls aus der Hütte, schallgedämpfte Pistolen im Anschlag.

»Stehenbleiben, du Ratte! Wirst du wohl ...?«

Kyle antwortete auf seine Weise – indem er am Starter des Außenborders riss. Tuckernd sprang der Motor an, genau im selben Moment, in dem die Waffen der Killer Blei spuckten.

Kyle zog den Kopf ein und gab Gas. Er spürte, wie die Kugeln der Killer durch die Morgenluft pflügten und ihn nur knapp verfehlten. Das Motorboot nahm Fahrt auf.

Steil hob sich der Bug aus dem Wasser und zerteilte die Wellen, und der Steg mit den Killern fiel rasch zurück – aber erst, als er sich auf dem offenen Meer befand und die Lederjacken zu winzigen Punkten geschrumpft waren, nahm Kyle die Hand vom Gashebel und gönnte sich ein Aufatmen.

Das Motorboot wurde langsamer, und wie die Wellen, die ringsum wogten, schwappten auch die Fragen in Kyles Kopf hin und her.

Wer war er wirklich? Wieso hatten diese Kerle ihn umbringen wollen? Weshalb beherrschte er zwei Sprachen und wusste, wie man einen Seemannsknoten löste? Und wer, in aller Welt, hatte ihm diese Jackie Chan-Nummer beigebracht?

Kyle wollte Antworten, und dazu musste er den einzigen Hinweisen folgen, die er hatte.

Dem Namen eines Hotels in Monte Carlo.

Und der Nummer 828 ...

Kapitel 2
Ein neuer Auftrag

Monte Carlo, Fürstentum Monaco, Hotel »Juvenile«
Drei Tage später

Der Rennwagen–ein Ferrari F1 F2004 – beschleunigte.

Wie ein Pfeil flog er die Gerade hinab, um dann wie auf Schienen durch eine enge Rechtskurve zu gleiten. Die Geräusche, die das Fahrzeug dabei machte, kamen nicht so sehr aus dem Motor, der nur ein leises Summen von sich gab. Vielmehr aus dem Mund eines vierzehnjährigen Jungen mit wirrem Haar, der auf dem Boden hockte, die Fernsteuerung auf den Knien, und den Ferrari von einer Kurve in die nächste jagte.

»Yeah«, kommentierte er dabei begeistert, »und wieder ein gekonntes Fahrmanöver, das Schumacher seinem nächsten WM-Titel einen großen Schritt näher bringt. Hat die Konkurrenz überhaupt noch eine Chance, bei ...?«

»Sag mal, Race – hörst du überhaupt zu?«

Der Blondschopf seufzte.

»Race« – das war er.

Eigentlich Jan Renner.

Aber da das englische Wort race nun mal »Rennen« bedeutete und er eine ausgesprochene Vorliebe für alles hatte, was schnell war, nannte man ihn nur schlicht »Race«. Gleichzeitig war das auch sein Codename, und zwar ein ziemlich gelungener, wie er fand.

Das Mädchen, das ihn so energisch zur Ordnung gerufen hatte, war Charlotte Dubois, Codename Charlie. Charlie war fünfzehn Jahre alt und die Anführerin der Gruppe. Anfangs hatte Race es etwas seltsam gefunden, sich von einem Mädchen vorschreiben zu lassen, was er zu tun und zu lassen hatte. Aber erstens war Charlie ziemlich cool (jedenfalls für ein Mädchen), zweitens ein verdammt schlauer Kopf und drittens auch noch in der Lage zu fühlen, was andere Menschen empfanden. Das alles zusammen machte die junge Französin zur geborenen Anführerin – auch wenn sie, wie in diesem Augenblick, bisweilen ein bisschen nervte.

»Schon okay«, versicherte er, während er Schumis Flitzer weiter durch das Hotelzimmer fegen ließ, unter dem Bett hindurch und über den Läufer. »Ich bin ganz Ohr.«

Charlie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schaute ihn herausfordernd an. »Könntest du vielleicht für einen Moment damit aufhören, dich mit diesem lächerlichen Spielzeug zu befassen?«, fragte sie streng.

»Spielzeug?« Race schnappte nach Luft. »Das ist kein Spielzeug, sondern ein exaktes und maßstabsgetreues Modell des Wagens, mit dem Schumi seinen letzten Weltmeistertitel holte.«

»Spielzeug eben.« Das andere Mädchen kicherte, das neben Charlie auf dem Bett saß und von einem Ohr zum anderen grinste. Ihr Name war Kami Sanuk, und sie war in Jans Alter. Am liebsten trug sie weite Hosen mit Tarnmuster, was ihr den Codenamen »Camouflage« eingetragen hatte, und ihre von Natur aus pechschwarzen Haare pflegte sie bunt zu färben. Zurzeit trug sie ein kräftiges Königsblau, das nicht nur ziemlich punkig aussah, sondern ihre asiatischen Gesichtszüge und ihre leicht gebräunte Haut auch gut zur Geltung brachte. Kami stammte nämlich aus Thailand, und mit ihrem natürlichen Talent für Computer und alles, was damit zu tun hatte, war sie der Technikspezialist des Team X-treme.

»Nachdem wir das geklärt haben«, meinte Charlie unbeeindruckt, »kommen wir jetzt zu dem neuen Auftrag, den CONRAD uns erteilt hat. Kami, gibst du mir bitte das Foto auf den Schirm?«

»Klar«, bestätigte die Technikexpertin und betätigte einige Tasten des Notebooks, das sie aufgeschlagen vor sich auf dem Bett stehen hatte. Eben noch war das Zeichen der Stiftung X auf dem Bildschirm zu sehen gewesen. Nun erschien ein verschwommenes Foto in Schwarzweiß, das einen Mann zeigte.

»Der Typ, den ihr hier seht, heißt Arno Kanga«, erklärte Charlie dazu.

»Sehen ist gut«, frotzelte Race, während er seinen Flitzer vor- und zurücksausen ließ. »Die Aufnahme ist ja total unscharf.«

»Es ist eines der wenigen Bilder, die es überhaupt von Kanga gibt«, belehrte ihn Charlie. »Der Mann zieht es vor, unbekannt zu bleiben, und dazu hat er auch allen Grund.«

»Nämlich?«, wollte Kami wissen.

»Laut CONRAD ist Arno Kanga ein professioneller Spieler, der rund um den Globus in den großen Casinos spielt. Sein Glück ist geradezu legendär.

»Und?«, fragte Race. »Was ist so schlimm daran?«

»Dass er es nicht mit dem eigenen Vermögen tut, sondern mit Geldern, die aus Quellen des organisierten Verbrechens stammen«, erklärte Charlie.

»Klingt ziemlich kompliziert.«

»Nicht wirklich.« Charlie schüttelte den Kopf. »Eigentlich ist es ganz einfach: Man gibt Kanga das Geld, damit er es in die Spielbanken trägt und damit spielt. Den Gewinn, den er dabei einstreicht, darf er behalten, der Einsatz wandert ohne Abzug wieder zurück an den Absender.«

Race runzelte die Stirn und hielt den Wagen an. »Äh – und was bitte ist damit gewonnen?«

»Aber das liegt doch auf der Hand«, sagte Kami. »Wenn eine Spielbank das Geld ausbezahlt, ist es sauber. Man kriegt sogar eine offizielle Quittung dafür.«

»Genau das«, stimmte Charlie zu. »Mit anderen Worten, unser sauberer Herr Kanga ist nicht nur ein professioneller Glücksspieler, sondern auch ein Ganove, der für das organisierte Verbrechen Geldwäsche betreibt.«

»Okay, okay«, meinte Race. »Wenn man das schon weiß, warum sitzt der Kerl dann nicht längst hinter Gittern?«

»Weil man ihm bislang noch nie etwas nachweisen konnte –und wenn man es doch versucht hat, hat sich Kanga stets mit ein paar flotten Millionen wieder freigekauft. Darum ist die Stiftung X nun aktiv geworden ...«

»... und hat uns geschickt, um dem Penner das Handwerk zu legen«, vervollständigte Race und ließ Schumis Flitzer weiterfahren.

»So ungefähr.« Charlies Blick verriet, dass sie sich anders ausgedrückt hätte. »Tatsache ist, dass der nächste große Coup hier in Monte Carlo stattfinden soll. Kanga ist gestern angereist und hat eine Suite im Hotel ›L'Ambassadeur‹ bezogen. CONRAD zufolge hat er mehrere Millionen im Gepäck, die unter anderem aus Drogengeschäften stammen.«

»Du meinst, er hat den Schotter wirklich dabei?«

»Natürlich nicht, Race – niemand trägt Millionen von Dollar einfach so in seinem Gepäck herum. Stattdessen hat Kanga auf Schritt und Tritt einen USB-Stick bei sich, auf dem die Zugangsdaten zu geheimen Nummernkonten in der Karibik gespeichert sind. So kommt er an sein Spielgeld. Und unser Auftrag besteht darin, ihm diese Daten abzujagen.«

»Und dann?«, fragte Kami.

»Der Plan der Stiftung X sieht vor, das Geld von den geheimen Nummernkonten abzuziehen und für wohltätige Zwecke einzusetzen – als Wiedergutmachung sozusagen. Außerdem wird Kanga auf diese Weise das Handwerk gelegt, denn wenn die Ganoven rauskriegen, dass er ihr Geld verloren hat, werden sie nicht mehr gut auf ihn zu sprechen sein.«

»Cool«, freute sich Race und ließ für einen Moment die Fernsteuerung los, um sich die Hände zu reiben. »Wir stehlen's also von den Reichen und geben's den Armen. Kommt mir irgendwie bekannt vor.«

»Mir auch«, stimmte Kami lachend zu.

»Mit dem Unterschied, dass ihr nicht Robin Hood seid«, wandte Charlie ein, »und das hier ist auch nicht der Sherwood Forrest, sondern die Wirklichkeit. Kanga ist gefährlich, Leute. Wenn er uns auf die Schliche kommt, wird er nicht mit Pfeilen schießen, sondern mit Kugeln.«

Race verzog das Gesicht. Es war typisch für Charlie, dass sie immerzu die Vernünftige spielen musste – aber natürlich hatte sie Recht. Typen wie Kanga standen nicht von ungefähr auf den Fahndungslisten der Polizei. Man tat gut daran, sich ihnen nur sehr vorsichtig zu nähern, und das am besten mit der entsprechenden Ausrüstung .

»Natürlich«, fuhr Charlie fort, während sie zwei kleine, längliche Schachteln hervorholte und sowohl Kami als auch Race je eine davon gab, »schickt CONRAD uns nicht ganz wehrlos auf diese Mission. Diese Armbanduhren werdet ihr ab jetzt immer tragen.«

»Echt?«, fragte Kami wenig begeistert, nachdem sie ihre Schachtel geöffnet hatte. »Diese Plastikwecker sehen ja ätzend aus ...«

»Korrekt«, pflichtete Race ihr bei. »Was hat der gute Edi denn da wieder verbrochen?«

»Am Design könnte Laborleiter Dr. Dickens noch ein wenig feilen, das stimmt«, gab Charlie zu, »aber das Innenleben hat es wirklich in sich. Jede dieser Uhren ist in der Lage, Pfeile mit einem Betäubungsserum zu verschießen, das innerhalb weniger Sekunden wirkt. Wenn euch also jemand angreift ...«

»... betten wir ihn damit zur Ruhe«, brachte Race den Satz zu Ende. »Schon verstanden.«

»Besser ist es allerdings, es erst gar nicht zum Kontakt kommen zu lassen«, wandte Charlie ein. »Mit etwas Glück wird Kanga uns nicht einmal bemerken.«

»Du hast schon einen Plan?«, fragte Race verwundert.

»Allerdings. Wir werden heimlich in Kangas Hotelzimmer eindringen.«

»Wozu?«, wollte Kami wissen. »Ich glaube nicht, dass er den Datenstick einfach dort rumliegen lässt, oder?«

»Sicher nicht.« Charlie schüttelte so entschieden den Kopf, dass ihr blonder Pferdeschwanz hin und her flog. »Kanga trägt das Ding rund um die Uhr bei sich und lässt es praktisch nie aus den Augen. Unser Einbruch gilt seinem Notebook, an dem wir ein wenig herumbasteln werden ...«

»Verstehe«, erklärte Kami. »Wir spielen eins von meinen Hackerprogrammen auf, und wenn Kanga den USB-Stick das nächste Mal benutzt, loggen wir uns ein und klauen ihm die Daten. Das müsste klappen.«

»Wir sind uns also einig?«, fragte Charlie.

»Alles easy.« Kami nickte.

»Und was meinst du dazu, Race?«

»Wie Kami schon sagte – alles easy«, erwiderte der Junge grinsend, dessen Aufmerksamkeit schon längst wieder Schumis rotem Flitzer gehörte ...

Kapitel 3
Zimmerservice

Lobby des Hotels »L'Ambassadeur«, Monte Carlo
Zwei Stunden später

Dass es sich beim Hotel »L'Ambassadeur« um eines der luxuriösesten Häuser am Platz handelte, war nicht zu übersehen,

Schon die Eingangshalle sah aus wie in einem Schloss, mit einer hohen, von Säulen getragenen Decke und einem Boden aus blankpoliertem Marmor. Glitzernde Kristalllüster spendeten Licht, ein Pianospieler sorgte für stimmungsvolle Musik.

Die Herrschaften, die im »L'Ambassadeur« verkehrten, waren entsprechend betucht – Damen und Herren in teurer Garderobe, die sich im Salon und an der Bar tummelten, um ein Schwätzchen zu halten oder den neuen Tag mit einem Gläschen Champagner zu begrüßen. Race wusste beim besten Willen nicht, was die Leute an dem Prickelzeug fanden. Er hatte einmal davon probiert und fand, dass es ziemlich grausig schmeckte.

Von seinem Posten am Empfang aus hatte er die Halle gut im Überblick. Er konnte sowohl den Eingang als auch die Aufzüge zu den oberen Stockwerken sehen. Wenn die Informationen richtig waren, musste Arno Kanga jeden Moment auftauchen. Dann würde die Vorstellung beginnen.

Flüchtig schaute Race an sich herab, um seine Tarnung zu überprüfen. Er kam sich ziemlich lächerlich vor in der knallroten Uniform des Hotelpagen, zu der auch das obligatorische Hütchen in Form einer runden Käseschachtel gehörte. Aber es war nun einmal Teil des Plans, dass er in diese Rolle schlüpfte – er konnte nur hoffen, dass man ihn nicht dabei erwischte.

Ein rascher Blick auf die Armbanduhr.

Fünf nach elf.

Eigentlich hätte Kanga längst auftauchen müssen.

Wo, in aller Welt, blieb der Kerl?

Mit wachsender Unruhe schaute sich Race um, aber weder konnte er Kanga drüben bei den Aufzügen entdecken noch am Eingang zur Bar, wo der Pianospieler saß und sein Instrument bearbeitete. Die Aufnahme, die Charlie ihnen gezeigt hatte, war ziemlich unscharf gewesen, so dass es an sich schon schwierig war, Kanga aufgrund dieser Fotografie zu identifizieren. Aber Race fand noch nicht einmal jemanden, auf den Kangas Beschreibung auch nur annähernd zutraf!

Wieder ein Blick auf die Uhr.

Acht nach elf.

Die Frage war, wie lange Kami den richtigen Hotelpagen würde ablenken können. Wenn der Junge herausfand, dass der angebliche Anruf von »Frankreich sucht den Superstar« nur ein Trick gewesen war, würde er ziemlich sauer auf seinen Arbeitsplatz zurückkehren. Bis dahin musste Race auf jeden Fall verschwunden sein.

Er überlegte sich, die Sache abzubrechen, als sich eine der Aufzugtüren plötzlich mit leisem Klingeln öffnete und ein etwa fünfzigjähriger Mann ausstieg, der nicht sehr groß war, dafür aber ungeheuer wichtig aussah.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2016
ISBN (eBook)
9783960530817
Dateigröße
996 KB
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (April)
Schlagworte
Kinderkrimi TKKG Geheimagenten Kinderbuch ab 12 Jahre für Jungen Drei Fragezeichen James Bond Freundschaft Alex Rider Anthony Horovitz Spannung Monaco für Mädchen Abenteuer Glücksspiel eBooks
Zurück

Titel: TEAM X-TREME - Mission 1: Alles oder nichts
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
book preview page numper 16
book preview page numper 17
book preview page numper 18
book preview page numper 19
book preview page numper 20
book preview page numper 21
book preview page numper 22
book preview page numper 23
book preview page numper 24
book preview page numper 25
book preview page numper 26
book preview page numper 27
104 Seiten