Lade Inhalt...

TEAM X-TREME - Mission 5: Sumpf des Schreckens

©2016 99 Seiten

Zusammenfassung

Erleben Sie den sechsten Band der temporeichen Jugendbuchserie von Bestsellerautor Michael Peinkofer: „TEAM X-TREME“ jetzt als eBook bei jumpbooks.

Endlich Ferien! Nach zahlreichen nervenaufreibenden Fällen genießen die Geheimagenten von Team X-treme ihre freie Zeit am Strand von Miami Beach. Da erhält Kyle plötzlich eine mysteriöse Nachricht, die ihm keine Ruhe lässt: Anscheinend hält sich jemand in Florida auf, der Geheimnisse aus seiner Vergangenheit zu verraten droht. Der Unbekannte lockt Kyle und seine Freunde bis in die unendlichen Sümpfe – wo es vor Alligatoren nur so wimmelt …

Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Mission 5: Sumpf des Schreckens“, der sechsten Band der Jugendbuchserie „TEAM X-TREME“ von Michael Peinkofer. Wer liest, hat mehr vom Leben: jumpbooks – der eBook-Verlag für junge Leser.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Endlich Ferien! Nach zahlreichen nervenaufreibenden Fällen genießen die Geheimagenten von Team X-treme ihre freie Zeit am Strand von Miami Beach. Da erhält Kyle plötzlich eine mysteriöse Nachricht, die ihm keine Ruhe lässt: Anscheinend hält sich jemand in Florida auf, der Geheimnisse aus seiner Vergangenheit zu verraten droht. Der Unbekannte lockt Kyle und seine Freunde bis in die unendlichen Sümpfe – wo es vor Alligatoren nur so wimmelt …

Über den Autor:

Michael Peinkofer, 1969 geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Kommunikationswissenschaft und veröffentlichte schon in dieser Zeit erste Werke. Heute gehört der Journalist und Übersetzer zu den erfolgreichsten Fantasyautoren Deutschlands. Michael Peinkofers erste Jugendbuchreihe TEAM X-TREME nimmt es, was Action und Spannung angeht, spielend mit seinen Bestsellern für erwachsene Leser auf.

Der Autor im Internet: www.michael-peinkofer.de

Die Jugendbuchserie TEAM X-TREME umfasst folgende Bände:

Mission Zero: Der Alpha-Kreis
Mission 1: Alles oder nichts
Mission 2: Die Bestie aus der Tiefe
Mission 3: Projekt Tantalus
Mission 4: Das Borodin-Gambit
Mission 5: Sumpf des Schreckens
Mission 6: Codename Nautilus

***

eBook-Neuausgabe April 2016

Copyright © der Originalausgabe 2010 Michael Peinkofer und Baumhaus Verlag

Copyright © der überarbeiteten Neuausgabe 2015 dotbooks GmbH‚ München

Copyright © 2016 jumpbooks Verlag. jumpbooks ist ein Imprint der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Tanja Winkler, Weichs

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-96053-078-7

***

Damit der Lesespaß sofort weitergeht, empfehlen wir dir gern weitere Bücher aus unserem Programm. Schick einfach eine eMail mit dem Stichwort Team X-Treme an: lesetipp@jumpbooks.de

Gerne informieren wir dich über unsere aktuellen Neuerscheinungen – melde dich einfach für unseren Newsletter an: http://www.jumpbooks.de/newsletter.html

Besuch uns im Internet:

www.jumpbooks.de

www.facebook.com/jumpbooks

https://twitter.com/jumpbooksverlag

www.youtube.com/jumpbooks

Michael Peinkofer

TEAM X-TREME

Mission 5: Der Sumpf des Schreckens

jumpbooks

Prolog

Unbekannter Ort
Gegenwart

Er konnte nichts sehen.

Es war dunkel, und die Geräusche um sich herum nahm er durch den Verband nur gedämpft wahr.

Ein dumpfes Dröhnen.

Wasser, das irgendwo tropfte.

Dann hallende Schritte, die sich langsam näherten, bis sie schließlich dicht neben ihm verharrten.

»Es ist so weit«, sagte eine kalte Stimme.

»Ist der Eingriff nach Plan verlaufen?«, wollte er wissen. Sich selbst sprechen zu hören war ungewohnt, nachdem er fast zwei Wochen lang kein Wort gesagt hatte.

»Davon gehe ich aus«, antwortete die Stimme, die einem Arzt namens Neville gehörte. Neville war plastischer Chirurg. Und er war bekannt dafür, keine überflüssigen Fragen zu stellen, solange die Bezahlung stimmte. »Die Heilung geht zügig voran, die Schwellungen sind zurückgegangen, und Ihre Werte sind stabil. Es spricht also nichts dagegen, Ihnen Ihr neues Gesicht zu präsentieren.«

Sein neues Gesicht.

Das hörte sich einfach an, war es aber nicht.

In den vergangenen beiden Wochen hatte er unerträgliche Schmerzen erlitten. Er hatte Qualen durchstanden, die ihn an den Rand des Wahnsinns gebracht hatten.

Und warum?

Weil eine Bande Halbwüchsiger sein Gesicht gesehen hatte –und in seinem Job war es nun einmal überlebenswichtig, dass niemand wusste, wie er aussah …

»Sind Sie bereit?«

»Ja, Doktor«, bestätigte er. Was hätte er auch sagen sollen? Er wollte endlich den Verband loswerden, der um seinen Kopf gewickelt war, hatte es satt, wie eine verdammte Mumie auszusehen. Aber was würde er vorfinden, wenn er zum ersten Mal in den Spiegel schaute?

Es klapperte metallisch, als Neville nach einer Schere griff. Dann war nur noch das Schnippschnapp zu hören, mit dem er den Verband durchschnitt.

Lage für Lage.

Mit jeder Schicht, die entfernt wurde, wurde es heller. Kaltes Neonlicht drang durch die geschlossenen Lider und schmerzte in seinen Augen. Dennoch blinzelte er.

»Warten Sie«, wies Neville ihn an. »Ihre Augen sind an das grelle Licht nicht mehr gewohnt. Haben Sie noch etwas Geduld.«

»Geduld?« Der Patient lachte bitter auf. »Wie viel Geduld muss ich denn noch aufbringen, Doktor? Ich habe schon viel zu viel Zeit verloren. Ich will endlich raus hier!«

»Beruhigen Sie sich«, beschwichtigte ihn der Chirurg. »Nur noch einen Augenblick. Sehen Sie …?«

Er konnte fühlen, wie die letzten Lagen Verband entfernt wurden. Sein neues Gesicht fühlte sich nicht sehr viel anders an als das alte, abgesehen davon, dass die Narben noch immer schmerzten. Aber wie sah es aus?

»Spiegel!«, verlangte er und merkte, wie ihm etwas in die Hand gedrückt wurde.

»Hier«, sagte Neville, nun hörbar nervös. »Ich hoffe, Sie sind mit dem Ergebnis zufrieden. Leider gab es während der Operation einige Komplikationen, mit denen ich nicht …«

Der Patient stöhnte. Dann riss er in einem jähen Entschluss die Augen auf, hob den Spiegel und starrte hinein.

Was er sah, war das Gesicht eines Fremden!

Schmal, fast hager, mit tief liegenden Augen und einer flachen Nase. Darunter war ein schmaler Mund, der sich zu einem freudlosen Lächeln verzerrte.

»U-und?«, erkundigte sich Neville. »W-was sagen Sie? S-sind Sie zufrieden mit meiner Arbeit?«

»Ob ich zufrieden bin?« Der Patient drehte den Kopf nach links und nach rechts, um sich auch von den Seiten zu betrachten. »Und ob ich zufrieden bin, Doktor«, versicherte er dann. »Sie haben einmal mehr ganz ausgezeichnete Arbeit geleistet. Wie es aussieht, bin ich zurück im Geschäft.«

Damit warf er den Kopf in den Nacken und brach in schallendes Gelächter aus, das von der niederen Kellerdecke zurückgeworfen wurde und bis in die letzte Ecke des düsteren Gewölbes hallte.

Er war wieder da.

Und sein Ziel war Rache …

Kapitel 1
Hohe Wellen

Strand von Miami Beach, Florida

Später Nachmittag

Die Welle war perfekt.

Annähernd zwei Meter hoch, türkisblau und von weißer Gischt gekrönt, die in der Nachmittagssonne glitzerte.

»Yeeehaaa!«

Kyle Connor stieß einen lauten Triumphschrei aus, als er sich auf seinem Surfboard aufrichtete und einen halsbrecherischen Ritt auf der Welle hinlegte, die tosend strandwärts rollte. Es war ein großartiges Gefühl, dort oben zu stehen, den Wind in den Haaren zu fühlen und sich die Sonne auf die salzverkrustete Haut scheinen zu lassen. Bis zu dem Augenblick, als ein zweiter Surfer angeschossen kam, geradewegs auf ihn zu!

»Pass auf, Kyle!«, schrie der Blondschopf, der knallrote, viel zu große Hawaii-Shorts trug.

»Race! Was zum …?«

Kyle versuchte, das Gleichgewicht zu halten, während sein Freund eine gekonnte Wendung vollzog und ihn von Kopf bis Fuß mit Gischt bespritzte – vergeblich. Kopfüber verschwand er samt seinem Surfboard in der türkisgrünen Woge, die sich schon im nächsten Moment überschlug und zum Strand hin auslief.

Prustend kam Kyle wieder an die Oberfläche, dicht neben Race, den die Welle ebenfalls erwischt hatte.

»Mann«, rief dieser begeistert. »War das ‘n Ritt! So richtig was für Profis!«

»Profis?« Kyle schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wen du meinst, Race. Ich seh’ nur einen Typen in viel zu großen Badeshorts mit Blumenmuster.«

»Hey, nix gegen die Shorts«, verteidigte sich Race, »die sind cool! Und außerdem …«

»He! Kyle! Race! Zur Seite!«, rief plötzlich jemand.

»Was? Wer …?«

Die beiden kamen nicht mehr dazu auszuweichen. Denn in diesem Augenblick flitzte jemand heran, der bäuchlings auf seinem Funboard lag und sich von der nächsten Welle landeinwärts tragen ließ. Wie ein Torpedo schoss er zwischen den beiden hindurch, dann wurden sie alle drei von den Wassermassen überrollt. Johlend kamen sie wieder an die Oberfläche.

»Mann, Okay, das war aber ziemlich knapp!«, rügte Kyle den Jungen mit den schwarzen Haaren, der wie er weite Badeshorts trug.

»Wieso?«, fragte der Gescholtene unschuldig. »Ich hab doch gesagt, ihr sollt zur Seite gehen.«

»Jedenfalls macht der Kurze sich gar nicht schlecht auf dem Brett«, meinte Race und zerzauste dem jüngsten Mitglied des Team X-treme anerkennend das nasse Haar.

»Ich lerne eben schnell«, feixte Okay. »Aber wenn ihr mir nicht gezeigt hättet, wie’s geht, würde ich jetzt immer noch am Strand sitzen …«

»… und den Bikinimädchen beim Beach-Volleyball zuschauen«, fügte Race grinsend hinzu. »Wäre ja auch nicht schlecht. Apropos – sollen wir mal aus dem Wasser raus?«

»Unbedingt«, stimmte Kyle zu, »ich hab’ schon langsam Schwimmhäute.«

Sie packten ihre Surfboards, verließen das Wasser und gingen zurück an ihren Platz, wo die Handtücher lagen. Jenseits des Strands und der Palmen, die ihn säumten, erhoben sich die schicken Hotels mit ihren mintgrünen und flamingofarbenen Fassaden. Auch die Mitglieder des Team X-treme wohnten in so einem Schuppen – zur Erholung nach dem gefährlichen Einsatz, der hinter ihnen lag.

»Wisst ihr, das ist wirklich nett von CONRAD, dass er uns einen Urlaub in Florida spendiert hat«, meinte Okay grinsend und rammte sein Surfbrett in den Sand. Dann warf er sich bäuchlings auf sein Handtuch.

»Und ob«, stimmte Kyle zu, der sein Board ebenfalls zum Trocknen aufstellte. Dann angelte er die Sonnenbrille aus seinem Rucksack und setzte sie auf. »Schickes Hotel auch. Hätte ich dem toten Mann gar nicht zugetraut.«

Race und Okay mussten lachen. Mit dem »toten Mann« war ihr Auftraggeber Conrad Leland gemeint, der einem gemeinen Mordanschlag zum Opfer gefallen war, dessen Bewusstsein jedoch in einem Computer weiterlebte. Anfangs war Kyle das ziemlich abartig vorgekommen. Aber inzwischen hatte er sich, genau wie alle anderen Teammitglieder, daran gewöhnt …

»Jawoll«, seufzte Race und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, während er sich auf dem Handtuch fläzte, »und jetzt gepflegt abhängen. Nach dem ganzen Stress der letzten Wochen haben wir uns das echt verdient!«

»Und ob«, stimmte Kyle zu. Zuerst hatten sie in Okays Heimat, der Türkei, dem Verschwinden eines bekannten Archäologen nachgespürt{1}; zuletzt waren sie in der Schweiz einmal mehr mit ihrem Erzfeind, dem Killer Bata Clava, aneinandergeraten{2}. Die Ferien, noch dazu unter südlicher Sonne, kamen also sehr gelegen. Auch wenn ihre Lehrer ganz anderer Ansicht gewesen waren …

»Wie sieht’s aus?«, erkundigte sich Kyle. »Lust auf ‘ne Runde Strandvolleyball?«

»Och nee«, lehnte Race ab, »ich find’s hier grade ganz gemütlich.«

»Ich weiß, was du meinst, Race«, fügte Okay schelmisch grinsend hinzu. »Ich auch …«

»Hä?« Kyle schaute die beiden verständnislos an. »Was ist denn in euch gefahren? Sonst haltet ihr es doch keine fünf Minuten auf dem Handtuch aus.«

»Heute schon«, versicherte Race bedeutungsvoll.

»Und wieso?«

»Schau doch mal da drüben, auf zwölf Uhr … Bikini-Alarm!« Kyle schaute in die Richtung, die sein Freund ihm verstohlen andeutete, und sah eine Gruppe von Mädchen, die sich kichernd unterhielten. Einige saßen, andere lagen auf ihren Handtüchern, aber alle hatten sie langes Haar und waren sonnengebräunt.

»Das sind die Mädels von unserem Hotel«, flüsterte Okay versonnen. »Die sind mir vorhin schon aufgefallen.«

»Jaja, die Sehenswürdigkeiten von Miami«, feixte Race.

»Leute«, versuchte Kyle, seine Freunde wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen. »Die Girls sind wenigstens achtzehn …«

»Ist doch egal«, war Okay überzeugt. »Guck’ mal die Blonde, da links …«

»Ich check’ gerade noch die beiden da drüben«, flüsterte Race verstohlen zurück. »Oh Mann, ich fass es nicht, die reiben sich grade Sonnenöl auf die … die …«

»Jungs, jetzt reißt euch mal zusammen«, fiel Kyle ihm energisch ins Wort. »Ihr könnt ja eine Sandburg bauen, um euch abzulenken«

»Ich will mich aber gar nicht ablenken«, beharrte Okay trotzig, und er und Race lachten sich scheckig.

»Es wird aber Zeit«, beharrte Kyle. »Wir müssen langsam zum Hotel zurück. Charlie und Kami warten sicher schon auf uns.«

»Och was! Schon?« Okay machte ein langes Gesicht.

»Lass gut sein, Kurzer«, meinte Race grinsend. »Ich glaube, Kyle vermisst unsere Charlie …«

»Quatsch«, knurrte Kyle barsch. »Aber wir wollten uns mit den Mädels treffen. Schon vergessen?«

»Na schön, dann brechen wir die Zelte eben ab«, meinte Race und raffte sich auf. Allerdings nicht ohne den Mädchen noch einen letzten Blick zuzuwerfen. »Macht’s gut, ihr Bikinis«, schniefte er.

»Weißt du, Race«, empfahl ihm Kyle, während sie ihre Sachen zusammenpackten, »im Hotel solltest du kalt duschen.«

»Geschenkt.« Race grinste breit. »Aber heute Abend in South Beach hilfst du mir beim Baggern, verstanden? Ich brauch unbedingt ‘nen Komplizen.«

Kyle verdrehte die Augen. »Du solltest unbedingt kalt duschen …«

»Was ist denn in South Beach?«, wollte Okay wissen.

»Ein Club, den wir heute Abend mit den Mädels besuchen wollen.«

»Cool!« Okay war begeistert. »Kann ich mit?«

»Vergiss es, Kurzer!« Kyle schüttelte entschieden den Kopf. »Du durftest schon surfen heute. In den Club schleppen wir dich nicht auch noch mit, dafür bist du noch ein bisschen zu jung.«

»Aber, ich …«

»Ein anderes Mal, in Ordnung?«, meinte Race ein bisschen versöhnlicher und fuhr ihm einmal mehr durchs Haar. »Was haltet ihr von einem Wettrennen zum Hotel?«

»Bin dabei«, versicherte Okay.

»Wozu denn?«, fragte Kyle, um grinsend hinzuzufügen: »Ihr habt gegen mich doch sowieso keine Chance.«

»Das werden wir sehen«, konterte Race. »Auf die Plätze! Fertig … und los!«

Hotel Surf’n’Stuff
Miami Beach
Geschlagene drei Stunden später

Wie sich herausstellte, waren die Mädchen noch nicht so weit. Während Kyle und Race nur rasch geduscht und sich dann in der Hotellobby eingefunden hatten, hatte es bei Charlie und Kami etwas länger gedauert.

Das Ergebnis konnte sich aber wirklich sehen lassen. Kami hatte zur Abwechslung mal auf ihre Tarnklamotten verzichtet und trug enge Jeans und ein Glitzertop. Und Charlie sah in ihrem blauen Kleid und mit dem hochgesteckten Haar einfach hammermäßig aus (auch wenn Kyle sich lieber die Zunge abgebissen hätte, als ihr das zu sagen).

»Mann, Mädels«, entfuhr es Race staunend. »Seid ihr das wirklich? So aufgebrezelt kennt man euch ja fast nicht wieder!«

»Naja«, knurrte Kyle, »hat ja auch lange genug gedauert. Race und ich sitzen hier schon seit einer halben Ewigkeit und warten.«

»Na und?« Charlie lächelte zuckersüß und warf sich dann in ihrem Kleid in Positur. »Hat sich doch gelohnt, oder nicht?«

»Hm«, machte Kyle und guckte verlegen zur Seite. »Nicht schlecht.«

»Nicht schlecht?« Das Mädchen hob eine Braue. »Komplimente sind nicht grade deine Stärke, was?«

»Egal«, meinte Race und rieb sich die Hände. »Jetzt gehen wir erstmal ordentlich feiern. Dieser Club in South Beach soll wirklich erste Sahne sein.«

»Schade nur, dass Okay nicht mitkommen kann«, sagte Kami bedauernd. »Er sah ziemlich enttäuscht aus.«

»Er kommt drüber weg«, war Kyle überzeugt. »Ist schließlich ein Club und kein Kindergarten.«

Vor dem Hotel riefen sie sich ein Taxi, das sie nach South Beach brachte, einen weiteren Stadtteil von Miami. Den »Surf Safari« Club brauchte man nicht lange zu suchen. Schon einen Häuserblock vorher standen die Leute Schlange, und die Beats waren bis hinaus auf die Straße zu hören.

Die Freunde legten zusammen, um den Taxifahrer zu bezahlen, dann stiegen sie aus und reihten sich in die Schlange ein. Eine gute Dreiviertelstunde später waren sie endlich an der Reihe. Mit einem Siegerlächeln wollte Race an den beiden Türstehern vorbei, aber die stellten sich ihm grimmig entgegen.

»Sorry, Leute«, murmelte der eine, »hier kommt ihr nicht rein. Zutritt erst ab einundzwanzig Jahren.«

»Was?« Kyle glaubte nicht recht zu hören. »Das darf ja wohl nicht wahr sein! Wieso lassen die nur alte Leute rein?«

»Oh Mann, wie peinlich«, stöhnte Kami. »Da haben wir uns wohl für nichts und wieder nichts rausgeputzt …«

»Von wegen«, maulte Kyle. »Ich lass mich doch nicht einfach so abbügeln. Ich bin sogar ins Casino von Monte Carlo reingekommen!«

»Kann ja sein, Kleiner, dass du zu Hause in Europa ‘ne ganz große Nummer bist. Hier jedenfalls geht’s für dich nicht weiter. Oder«, fügte der Türsteher mit einem fiesen Grinsen hinzu, »wollt ihr uns eure Ausweise zeigen?«

Kyle war sauer. »Wow«, machte er, »du bist nicht nur Türsteher, sondern auch noch Komiker. Weißt du, wo du dir deine Ausweise hin…?«

»Kyle«, zischte Charlie, »das bringt doch nichts. Wenn wir in den Laden reinwollen, ist das wirklich keine gute Strategie.«

»Wenn ihr hier bloß rumdiskutiert, dann macht gefälligst den Eingang frei«, beschied ihnen der andere Türsteher und schob sie alle sanft, aber bestimmt zur Seite.

»Ist ja schon gut, Mann«, beschwerte sich Race – aber das änderte nichts daran, dass ihnen der Zugang verwehrt blieb.

»Toller Abend«, meinte Kami enttäuscht. »Und ich hatte gedacht …«

»Hallo Mädels!«

»Hallöchen …«

Kyle fuhr herum. Vor ihnen standen zwei junge Männer, beide braungebrannt und gutaussehend und mit dämlich grinsenden Gesichtern. Vermutlich Studenten, was bedeutete, dass sie schon über einundzwanzig waren …

»Guten Abend, die Damen«, wandten sie sich an Charlie und Kami, so als wären Kyle und Race gar nicht da.

»Äh, hi«, grüßte Charlie mit verlegenem Lächeln.

»Gibt’s Probleme? Können wir euch vielleicht behilflich sein?«

»Naja«, erklärte Charlie, »wir würden gerne in den Club, aber wir sind wohl nicht alt genug.«

»Na, wie gut, dass wir alt genug sind, nicht wahr, Brad?«, fragte der eine Student seinen Kumpel.

»Und dass wir die Türsteher und den Besitzer kennen«, fügte der andere hinzu. »Habt ihr Lust auf Party, Mädels? Dann seid ihr unsere Gäste!«

»Wow, cool«, freute sich Kami. »Danke schön!«

»Ja, das ist nett«, stimmte Charlie zu, »aber gilt euer Angebot denn auch für unsere Freunde hier?« Sie deutete auf Kyle und Race.

»Sorry, Kleine«, beschied Brad ihr kopfschüttelnd, »aber auf so einen Kindergarten haben wir keine Lust. Wir sprechen uns wieder, wenn sich die Herren rasieren.«

»Von wegen, wir sprechen uns überhaupt nicht wieder, du Heini«, konterte Kyle. »Auf eure Beziehungen pfeifen wir. Die Damen verzichten.«

»Wie bitte?«, schnaufte Kami.

»Das entscheiden wir ja wohl selbst«, stellte Charlie klar.

»Was gibt es denn da zu entscheiden?«, motzte Kyle weiter. »Ihr wollt ja wohl nicht mit diesen Schleimbolzen den Abend verbringen. Ihr kommt mit uns!«

»Von wegen«, widersprach Charlie und blitzte ihn zornig an. »Von dir lasse ich mir gar nichts sagen. Du weißt ja noch nicht mal, wie man einem Mädchen ein ordentliches Kompliment macht. Kami?«

»Ich bin dabei«, versicherte ihre Freundin. »Vorausgesetzt, das Angebot gilt noch.«

»Na klar«, versicherte Brad, der so breit grinste, dass sein Gesicht fast auseinanderfiel.

»Aber …«, wollte Kyle protestieren.

»Ist schließlich ein Club und kein Kindergarten, weißt du noch?«, beschied ihm Charlie giftig – und im nächsten Moment waren die Mädchen auch schon im Eingang des Clubs verschwunden, zusammen mit ihren lachenden Begleitern.

»Da gehen sie hin«, kommentierte Race.

»Sollen sie doch«, ereiferte sich Kyle.

»Na, Jungs? Ärger mit dem weiblichen Geschlecht?«

Kyle zuckte zusammen. Unvermittelt war ein Mann zu ihnen getreten, der mehr als seltsam aussah. Obwohl es ein warmer Abend war, trug er eine Lederjacke, deren Kragen er hochgeschlagen hatte. Dazu eine verspiegelte Sonnenbrille und eine Baseballmütze, die er tief ins Gesicht gezogen hatte.

»Möchte wissen, was Sie das angeht«, murrte Kyle erschrocken. »Lassen Sie uns in Ruhe!«

»Schon gut, schon gut«, beschwichtigte der Fremde. »Ich wollte nur höflich sein« – und damit war er auch schon wieder verschwunden.

»Komische Type«, meinte Race.

»Kannst du laut sagen.«

»Also, der Abend war bislang ja ein echter Griff ins Klo«, stellte Race fest. »Sollen wir retten, was noch zu retten ist, und ‘ne Runde Billard spielen? Hier gibt’s bestimmt irgendwo einen gepflegten Laden, wo man …«

Er verstummte, als Kyles Handy sich trillernd meldete.

»Bestimmt Charlie, die sich entschuldigen will«, vermutete Race, als Kyle das Gerät aus der Hosentasche zog und die Empfangstaste drückte.

Kyle verdrehte die Augen. Wenn es wirklich Charlie war, dann würde sie von ihm ordentlich was zu hören kriegen. Zu seiner Enttäuschung musste er jedoch feststellen, dass es nicht die Anführerin des Team X-treme war, die ihn angerufen hatte, sondern die Rezeption im Hotel.

Eine Nachricht war für Kyle abgegeben worden.

Und angeblich war es dringend …

Kapitel 2
Nachricht aus der Vergangenheit

Hotel Surf’n’Stuff, Miami Beach, Florida
21.15 Uhr Ortszeit

In der Lobby des Surf’n’Stuff, wo das Team X-treme wohnte, war eine Menge los. An der Bar, die aus alten Surfbrettern gebaut war, drängten sich die Hotelgäste, aus den Lautsprechern kam Musik von den Beach Boys. Altmodisch, fand Race. Aber auch irgendwie cool.

Nach dem Anruf waren sie umgehend zum Hotel zurückgekehrt, um die angeblich so dringende Nachricht abzuholen. Schließlich konnte es sich um einen neuen Auftrag handeln …

»Bitte entschuldigen Sie noch einmal den späten Anruf«, entschuldigte sich die Dame an der Rezeption, »aber auf dem Brief steht, dass Sie umgehend benachrichtigt werden sollen.«

»Ein Brief?«, fragte Kyle.

»Hier ist er«, bestätigte die junge Frau und händigte Kyle das Schreiben aus. Das Kuvert war weiß und schmucklos und offenbar am Computer bedruckt worden.

»Von wem ist er?«, wollte Race wissen, während sie zu einem der kleinen Tische gingen, die über die Lobby verteilt waren.

»Weiß nicht. Es steht kein Absender drauf.«

»Und was steht drin?«

»Sag’ ich dir gleich.« Sie setzten sich, und Kyle riss das Kuvert auf, zog den Zettel heraus, der darin steckte, und entfaltete ihn. Die Mitteilung war kurz:

Es gibt etwas, das du wissen musst.

Projekt Tantalus.

Treffen so bald wie möglich.

Den Abschluss der Mitteilung bildete eine Reihe von Zahlen, die eine bestimmte Bedeutung zu haben schienen – aber welche?

»Hä?«, machte Race verständnislos. »Kapierst du das?«

»Vielleicht.« Kyle nickte. »Erinnerst du dich an unseren Auftrag in der Türkei?«

»Na logisch!«

»Als wir bei Fasil waren, kurz bevor der ganze Laden in die Luft flog, da haben wir auf diesem Computerbildschirm etwas gesehen …«

»Projekt Tantalus!« Race schlug sich vor die Stirn. »Natürlich, du hast Recht!«

»Ich hatte schon damals das Gefühl, dass mehr dahintersteckt und dass dieses Projekt irgendwas mit mir zu tun hat«, bekräftigte Kyle.

»Mit dir?«

»Mit meiner Vergangenheit«, verbesserte er sich. Er biss sich auf die Lippen, um zu verbergen, wie aufgeregt er plötzlich war. »Offenbar weiß der Urheber dieser anonymen Nachricht mehr über dieses geheimnisvolle Projekt. Und vielleicht weiß er auch etwas über meine Herkunft und darüber, wer ich eigentlich bin.«

»Mann«, ächzte Race, »dann müssen wir uns mit ihm treffen. Unbedingt!«

»Ja, aber wo?«, rätselte Kyle. »Vielleicht haben diese Zahlen irgendwas damit zu tun. Vielleicht ist es ein geheimer Code oder …«

»Zeig mal her!« Ungestüm riss Race ihm das Blatt aus der Hand, um sich die Ziffern anzuschauen.

»He«, beschwerte sich Kyle, »was …?«

»Ich hab’s!«, rief Race so laut, dass die Hotelgäste am Nachbartisch herüberschauten.

»Was hast du?«

»Naja, die Lösung. Das ist kein Code. Das sind GPS-Daten. Jede Wette, dass sie den Treffpunkt bezeichnen.«

»Meinst du?« Kyle holte sich die Nachricht zurück. Race hatte Recht. Es schien sich tatsächlich um Daten des Global Positioning System zu handeln …

»Wir sollten das gleich den anderen sagen«, schlug Race begeistert vor. »Lass uns die Mädchen anrufen!«

»Mann, bloß nicht!« Kyle winkte ab. »Ich will heute von Charlie nichts mehr sehen und hören. Die kann mir gestohlen bleiben nach der Aktion von vorhin.«

»Hallo? Kollege?« Race setzte ein hämisches Grinsen auf. »Du bist doch nicht etwa eifersüchtig?«

»Quatsch«, wehrte Kyle ab. »Mir ging nur das ganze Theater auf die Nerven.«

»Na schön, wie du willst.« Race zuckte mit den Achseln. »Ich dachte, du könntest es nicht erwarten, der Sache nachzugehen. Aber wenn du nicht willst, warten wir halt bis morgen. Billard können wir ja trotzdem spielen. Hier in der Hotelbar gibt’s auch einen Tisch.«

»Nee, lass mal.« Kyle winkte ab. »Eigentlich bin ich ganz schön müde. Ich hau mich lieber aufs Ohr.«

»Echt jetzt?« Race war enttäuscht.

»Spiel doch ‘ne Runde mit Okay«, schlug Kyle vor, »der ist sicher noch wach und freut sich bestimmt.«

Race schaute ihn zweifelnd an. »Kann der Kurze denn überhaupt schon über den Billardtisch schauen …?«

Frühstücksraum
Hotel Surf’n’Stuff
Tags darauf

Es war spät geworden, entsprechend schliefen Charlie und Kami sich am anderen Morgen erst mal ordentlich aus. Nur mit Mühe konnten sie sich dazu durchringen, aufzustehen und frühstücken zu gehen. Bei heißer Schokolade und frischen Muffins besserte sich ihr Befinden allerdings schnell.

»Und weißt du, was das Beste war?«, fragte Kami vergnügt. »Als Bradley dann anfing, diesen peinlichen Tanz hinzulegen. Alle Leute haben auf uns geguckt. Ich dachte echt, ich sterbe.«

»So hast du auch ausgesehen.« Charlie kicherte und schob sich einen Bissen von ihrem Blaubeer-Muffin in den Mund.

»Wo seid ihr eigentlich die ganze Zeit gewesen?«

»An der Bar. Milton, der andere Junge, hatte mir ‘ne Cola ausgegeben, und da konnte ich ja schlecht einfach abhauen. Wir haben uns dann über alles Mögliche unterhalten. Der war eigentlich ganz witzig.«

»Echt.« Kami verzog das Gesicht. »Meiner hätte ruhig ein bisschen witziger sein können. Stattdessen hat er mich die ganze Zeit nur angestiert, so etwa …« Sie riss Mund und Augen auf und starrte ihre Freundin so komisch an, dass Charlie lachen musste und sich fast an ihrem Muffin verschluckte.

Race und Okay platzten in den Frühstücksraum. Mit hochroten Köpfen stürmten sie an den Tisch der Mädchen. »Charlie! Kami!«

»Guten Morgen erstmal«, grüßte Kami gutgelaunt.

»Wir haben ein Problem«, stieß Race atemlos hervor.

Details

Seiten
Erscheinungsform
überarbeitete Neuausgabe
Jahr
2016
ISBN (eBook)
9783960530787
Dateigröße
855 KB
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (April)
Schlagworte
Sumpf Alligator Kinderkrimi TKKG Geheimagenten Kinderbuch ab 12 Jahre für Jungen Drei Fragezeichen James Bond Freundschaft Alex Rider Spannung Miami für Mädchen Abenteuer Anthony Horovitz eBooks
Zurück

Titel: TEAM X-TREME - Mission 5: Sumpf des Schreckens
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
book preview page numper 16
book preview page numper 17
book preview page numper 18
book preview page numper 19
book preview page numper 20
book preview page numper 21
book preview page numper 22
book preview page numper 23
book preview page numper 24
99 Seiten