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Emil und seine Freunde - Band 2: Zum Geburtstag Gänsehaut

©2016 72 Seiten

Zusammenfassung

Jahrmarkt, Zuckerwatte und ein Abenteuer: „Zum Geburtstag Gänsehaut“ von Sissi Flegel jetzt als eBook bei jumpbooks.

Emils Geburtstag fällt dieses Jahr mit dem Dorffest zusammen. Deshalb hat sein Onkel etwas ganz besonderes vorbereitet: Auf dem Fest soll es eine spannende Überraschung für Emil geben – die natürlich nicht verraten wird. Zusammen mit seiner Freundin Emilia lässt sich Emil von Feuerschluckern, geheimnisvollen Wahrsagern und süßer Zuckerwatte begeistern. Doch auf einmal beobachten sie einen Mann mit Schlapphut, der sich äußerst seltsam verhält … Die Kinder folgen ihm heimlich – und befinden sich auf einmal mittendrin in einem spannenden Abenteuer …

Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Zum Geburtstag Gänsehaut“ von Sissi Flegel. Wer liest, hat mehr vom Leben: jumpbooks – der eBook-Verlag für junge Leser.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Emils Geburtstag fällt dieses Jahr mit dem Dorffest zusammen. Deshalb hat sein Onkel etwas ganz besonderes vorbereitet: Auf dem Fest soll es eine spannende Überraschung für Emil geben – die natürlich nicht verraten wird. Zusammen mit seiner Freundin Emilia lässt sich Emil von Feuerschluckern, geheimnisvollen Wahrsagern und süßer Zuckerwatte begeistern. Doch auf einmal beobachten sie einen Mann mit Schlapphut, der sich äußerst seltsam verhält … Die Kinder folgen ihm heimlich – und befinden sich auf einmal mittendrin in einem spannenden Abenteuer …

Über die Autorin:

Sissi Flegel, Jahrgang 1944, hat neben ihren Romanen für erwachsene Leser sehr erfolgreich zahlreiche Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht, die in 14 Sprachen erschienen sind und mehrfach preisgekrönt wurden. Die Autorin ist verheiratet und lebt in der Nähe von Stuttgart.

Die Autorin im Internet: www.sissi-flegel.de

Bei jumpbooks erschienen Sissi Flegels Jugendbuch-Trilogie Internat Sternenfels mit den Einzelbänden Wilde Hummeln, Die Superhexen und Die Vollmondparty sowie folgende Kinderbücher:

Gruselnacht im Klassenzimmer

Bühne frei für Klasse Drei

Wir sind die Klasse Vier

Klassensprecher der Spitzenklasse

Klassensprecher auf heißer Spur

Klassensprecher für alle Fälle

Wir sind die Klasse Fünf

Klasse Fünf und die Liebe

Mutprobe zum Morgengrauen

***

eBook-Neuausgabe April 2016

Copyright © 2001 by K. Thienemanns Verlag in Stuttgart – Wien

Copyright © der Neuausgabe 2015 dotbooks GmbH, München

Copyright © 2016 jumpbooks. jumpbooks ist ein Imprint der dotbooks GmbH.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Tanja Winkler, Weichs

E-Book-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-96053-043-5

***

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Sissi Flegel

Zum Geburtstag Gänsehaut

jumpbooks

EIN BRIEF MIT APFELMUS

Emil kam nach Hause. Er knallte seinen Schulrucksack in die Ecke, schleuderte die Jacke über den Stuhl und die Schirmmütze mit der Aufschrift »Alles im Kopf!« in den Korb für die Zeitschriften.

»Ich verhungere!«, brüllte er. »Wann gibt’s Essen? Was hast du gekocht, Mami?«

»Pfannkuchen! Wasch dir die Hände!«

»Mit Apfelmus?«

»Nein, mit Seife«, antwortete seine Mutter.

»Igitt! Pfannkuchen mit Seife!«

»Mach schon, es gibt ‘ne Überraschung für dich!«

»Na klar, eingeseiftes Apfelmus«, rief Emil kopfschüttelnd und verschwand im Bad. Dort öffnete er den Wasserhahn, schwenkte einmal seine Hände unterm Strahl durch, tippte mit dem Zeigefinger auf die Seife – und das war’s auch schon.

»Was für ‘ne Überraschung?«, wollte Emil gerade fragen, als er auf den Stuhl rutschte, da sah er sie auch schon vor sich liegen. »Ein Brief! Von wem ist der denn?« Er drehte ihn um. »Von Onkel Simon. Warum schreibt er? Ist sein Telefon kaputt?«

»Lies, dann weißt du’s«, sagte Emils Mutter und löffelte eine große Portion Apfelmus neben den Pfannkuchen.

Emil schob den Teller beiseite und legte den Brief auf den Tisch.

Er las – und sagte atemlos: »Hey, Mum, das ist ‘ne Einladung! Eine Einladung als Geburtstagsgeschenk! Hör mal:

Und weil dein Geburtstag in diesem Jahr mit unserem Stadtfest zusammenfällt, lade ich meinen Lieblingsneffen ein, zu uns zu kommen und mit uns zu feiern. Außerdem haben wir für dich eine spannende Überraschung vorbereitet. Verraten wird noch nichts!

Übrigens: Du kannst einen Freund mitbringen und auch deine Eltern sind herzlich eingeladen. Na, wie ist’s? Ruf uns an!

Herzlichst, dein Patenonkel Simon mit Tante Anja und den Zwillingen Paul und Paulina.

P.S. Kurze Info zum Stadtfest:

Vor 500 Jahren belagerte ein feindliches Heer unsere Stadt Dottelfingen. Die Einwohner hatten sich auf die Burg in Sicherheit gebracht, doch leider beschlossen die Feinde, die Leute auszuhungern. Das gelang ihnen auch fast. Aber kurz bevor die letzten Vorräte aufgegessen waren, kam ein Schlaumeier auf eine tolle Idee. Er ließ Baumstämme aushöhlen und über die Burgmauer legen. Nachts wurden lodernde Fackeln in die Löcher gestopft. Die Feinde hielten dies für gezündete Kanonen, die jeden Augenblick losgehen konnten, und flohen Hals über Kopf.

So rettete der schlaue Dottelfinger Leute, Burg und Stadt und seitdem feiern wir ihm zu Ehren alle vier Jahre unser Fest. Ich versprech dir, Emil, es lohnt sich zu kommen!«

Emil schaute auf. »Mami, was meinst du dazu? Soll ich gehen?« Er wartete ihre Antwort gar nicht erst ab. »Na klar, ich gehe! Kommt ihr mit?«

Seine Mutter lachte. »Wahrscheinlich.«

Emil nickte. »Ich muss Emilia fragen.« Er sprang auf und rannte zum Telefon.

»Halt!«, rief seine Mutter ihm nach. »Onkel Simon schrieb ›einen Freund‹!«

»Freund oder Freundin ist doch Jacke wie Hose!«

Emilia, Emils Freundin seit der ersten Klasse, aß gerade zu Mittag, als Emil anrief. Mit vollem Mund nuschelte sie »Mmmm« ins Telefon, lauschte, schluckte hastig und rief: »Muss meine Mutter fragen!«

Als Emil den halben Apfelmusberg und den ganzen Pfannkuchen gegessen hatte, klingelte das Telefon. »Alles klar! Ich komm mit! Meine Mutter will wissen, was das Ganze kostet und ob deine Eltern uns begleiten.«

»Eine Einladung kostet doch nichts«, antwortete Emil verdutzt und reichte seiner Mutter den Hörer. »Sag Emilias Mutter, dass ihr mitkommt«, meinte er noch, dann widmete er sich dem zweiten Pfannkuchen.

»Super«, sagte er zwischen zwei Bissen. »Zum Geburtstag ‘ne Einladung. Ist doch obersupertoll, ehrlich!«

REISEVORBEREITUNGEN

Weil sich Emil und Emilia so sehr auf die Reise freuten, konnten sie im Unterricht kaum stillsitzen – und Zuhören oder gar richtig Aufpassen war noch viel schwieriger für sie.

Schließlich wurde es ihrer Lehrerin, Frau Ziegenhals, zu viel. »Was ist nur los mit euch? Habt ihr euch mit Juckpulver eingeschmiert? Oder habt ihr Flöhe?«

»Nein!«, riefen Emil und Emilia. »Es ist ganz anders!«

»Was ist anders?«, fragte Alfi. »Wir wollen’s auch wissen! Erzählt schon!«

Klar, dass ihnen die ganze Klasse gebannt und auch ein wenig neidisch zuhörte.

»Mensch, ‘ne Einladung zum Stadtfest! Und ‘ne Überraschung dazu! Mein Onkel würde nie auf eine solche Idee kommen«, sagte Alfi bedauernd. »Der schenkt mir immer einen Zwanziger im Umschlag und sagt, ich soll das Geld für schlechte Zeiten auf die hohe Kante legen.«

»Legst du den Umschlag oben auf den Schlafzimmerschrank? Oder welche hohe Kante meint er?«, fragte Marilene interessiert.

Alfi hob die Schultern. »Keine Ahnung. Meine Mutter bringt das Geld auf die Sparkasse und sagt, das sei die hohe Kante. So ein Schwachsinn. Was nützt mir ein Geschenk, mit dem ich nichts machen darf?«

Alle teilten Alfis Meinung.

»Überhaupt ist Geld nichts gegen eine Einladung zum Stadtfest«, stellte Cedric fest. »Vielleicht wird’s gruslig wie bei unserer Lesenacht im Klassenzimmer? Ich meine, das Skelett am Fenster war schließlich auch ‘ne Überraschung!«

Alle lachten.

»Wir erzählen euch, was wir erlebt haben«, versprachen Emil und Emilia. »Gleich am Montag, wenn wir wieder zurück sind. Nicht wahr, Frau Ziegenhals, das dürfen wir?«

Die Lehrerin nickte zustimmend.

»WENN ihr zurückkommt«, sagte Alfi düster. »Was bei einem solchen Fest alles passieren kann! Mist, dass ich nicht eingeladen bin!«

Je näher das Stadtfest rückte, desto aufgeregter wurden Emil und Emilia.

Und dann, am Freitagabend, war es so weit. Frau Peltrini, Emilias Mutter, lieferte ihre Tochter samt Rucksack, Schlafsack, Kuscheltier und einer Tüte mit belegten Broten für die Reise bei Emil ab.

»Und dass du mir brav bist, Emilia, und anständig isst und keine Umstände machst, hörst du«, ermahnte sie ihre Tochter. »Und sag ›Bitte‹ und ›Danke‹ und vergiss nicht, vor dem Essen die Hände zu waschen!«

Emils Vater, Herr Stuhlsitz, beruhigte Frau Peltrini und versprach seinerseits, gut auf das Mädchen aufzupassen. »Es ist ja keine Weltreise. Wir nehmen den Zug. Die Bahnfahrt dauert drei Stunden. Um neun fahren wir los und um zwölf, gerade recht zum Mittagessen, sind wir in Dottelfingen. Also kein Grund zur Aufregung, Frau Peltrini.«

Die nickte. »Meine Emilia ist noch nie so weit und so lange von zu Hause weg gewesen«, erklärte sie wehmütig und lehnte es ab, noch auf einen Sprung hereinzukommen. »Ich darf Vesselina, meine Älteste, nicht zu lange alleine lassen, sie ist in diesem gefährlichen Alter. Dreizehn Jahre und den Kopf voll blödsinniger Ideen. Mein Gott, wo führt das noch hin?«

»Es wird schon nicht so schlimm werden«, meinte Emils Mutter lachend und sah Frau Peltrini nach, die eiligst nach Hause lief.

Emils Mutter hatte die Gästematratze im Kinderzimmer auf den Boden gelegt. Emil zerrte auch seine Matratze aus dem Bett und legte sie daneben.

»Wie in der Lesenacht«, stellten die beiden fest, breiteten Schlafsack, Kissen und Decken aus und ließen den Rollladen herunter. Dann rannten sie in die Küche, um Saft und Knabberzeug zu holen.

»Gute Nacht!«, riefen sie den Eltern zu. »Wir gehen ins Bett! Wir müssen morgen schließlich früh aus den Federn!«

Auf der Treppe drehte Emil um und polterte nochmals hinunter. »Vergesst nicht, uns zeitig zu wecken, ja?«

»Wird gemacht«, antwortete sein Vater. »Ich stell den Wecker auf sieben!«

Oben im Kinderzimmer lasen sie zum x-ten Mal den Brief.

»Was meint er nur mit der Überraschung?«, rätselte Emilia zum hundertsten Mal. Und zum hundertsten Mal antwortete Emil: »Ich weiß es doch nicht, Emilia. Aber jetzt ist es nur noch eine Nacht, dann erfahren wir’s!«

Emilia seufzte. »So viele Stunden! Sag mal, kennst du Paul und Paulina gut? Kannst du sie leiden?«

Emil überlegte. »Die Zwillinge sind so alt wie wir«, sagte er dann. »Paul ist o. k. Aber er trägt eine Brille.«

»Na und? Viele Leute tragen eine Brille. Das ist doch nichts Schlimmes.«

»Klar ist das nichts Schlimmes. Trotzdem – er trägt ‘ne Brille und spielt nicht Fußball. Überhaupt ist er nicht gerne draußen. Er liest lieber.«

»Und Paulina?«, fragte Emilia.

»Paulina –« Emil stopfte sich eine Hand voll Chips in den Mund. »Paulina sagt immer: ›Ich weiß nicht, ob wir das tun dürfen. Hast du Papa gefragt? Hast du Mama gefragt?‹«

Emilia lachte, weil Emil Paulinas weinerlichen Tonfall nachmachte.

»Sie traut sich nichts zu, finde ich. Außerdem jammert sie immer. Sie ist ganz anders als du, Emilia«, sagte Emil.

Emilia nickte. »Hört sich so an.«

»Aber sie ist verdammt gut in der Schule. Paul ist auch super. Beide sind viel besser als ich«, fügte Emil hinzu. »Ich hasse das. Trotzdem – eigentlich sind die Zwillinge ganz o. k.«

Sie unterhielten sich und tranken und knabberten und knabberten und tranken.

Als Emils Mutter gegen elf die Tür öffnete, waren die beiden noch putzmunter.

»Jetzt ist aber Schluss mit Reden«, sagte sie energisch. »Macht die Taschenlampen aus und die Augen zu, hört ihr? Morgen müsst ihr fit sein. Es wird ein langer Tag werden!«

Es dauerte aber noch eine ganze Weile, bis sie einschliefen.

Trotzdem waren sie am Morgen, als Emils Vater sie weckte, sofort hellwach, zogen sich in Windeseile an, packten ihre Siebensachen und rannten in die Küche.

EINE LANGWEILIGE FAHRT …

Um acht fuhr Herr Stuhlsitz das Auto aus der Garage, um zwanzig nach acht parkte er es in der Nähe des Bahnhofs, dann kauften sie die Fahrkarten und warteten auf den Zug.

Der kam pünktlich und war nur mit wenigen Fahrgästen besetzt. Kaum fuhr der Zug los, packte Emilia die Brote aus.

»Wir haben doch erst gefrühstückt«, sagte Emils Mutter. »Hast du schon wieder Hunger?«

Emilia nickte. »Muss daran liegen, dass der Zug so schnell fährt«, erklärte sie kauend. »Schneller Zug, schneller Hunger, so ist das.«

»Das wird’s sein«, bestätigte Herr Stuhlsitz und griff ebenfalls nach einem Brot.

Als der Zug zum ersten Mal hielt, kam ein junger Mann ins Abteil, knallte seine Reisetasche schwungvoll auf die Ablage über seinem Kopf, sank auf den Sitz und nickte dann in die Runde. »Hallo!«

»Hallo!«, antwortete Emilia kichernd.

Emil hatte Mühe, nicht loszulachen. Er presste seine Hand auf den Mund und deutete mit einer Kopfbewegung in Richtung seiner Turnschuhe. Einer hatte neongrüne Schnürsenkel, der andere orangerote.

Emilia nickte und flüsterte: »Hab ich auch schon gesehen. Ist doch abartig, oder?«

Jetzt zog der Fremde ein sehr dickes Buch aus seiner Reisetasche und begann zu lesen. Immer wenn er das Ende der rechten Seite erreicht hatte, leckte er seinen linken Daumen ab und blätterte um.

Die Kinder beobachteten ihn.

Nach einer Weile schaute Herr Stuhlsitz auf die Uhr. »Zeit für eine Tasse Kaffee«, sagte er zu seiner Frau. »Kommst du mit ins Zugbistro? Und ihr?«, wandte er sich an die beiden Kinder. »Wollt ihr eine Limonade?«

»Na klar doch!«, riefen Emil und Emilia.

Draußen auf dem Gang fragte Emil: »Was ist mit unserem Gepäck, Papa? Hast du keine Angst, dass es geklaut wird?«

Herr Stuhlsitz lachte. »Nein, überhaupt nicht. Es dauert noch achtundzwanzig Minuten bis zum nächsten Halt. Bis dahin sind wir längst zurück!«

So war es auch.

Als sie zwanzig Minuten später ihr Abteil wieder betraten, lagen alle Gepäckstücke an ihrem Platz und der junge Mann las noch immer in seinem dicken Buch.

Endlich näherte sich der Zug der schönen Stadt Dottelfingen, wurde langsamer und langsamer und schließlich hielt er.

Frau Stuhlsitz achtete darauf, dass alle Gepäckstücke mitgenommen wurden. Der junge Mann mit den zweifarbigen Schnürsenkeln hatte die Tür geöffnet, war ausgestiegen und hatte sogar Emilias Kuschelbär gerettet, der ihr unter dem Arm durchgerutscht war und fast unterm Zug verschwunden wäre, wenn er ihn nicht aufgefangen hätte.

Vor lauter Erleichterung sagte sie dreimal »Vielen Dank« und drehte sich erst dann zu Emil um, der von seinem Patenonkel begrüßt wurde.

»Gut, dass du gekommen bist!«, brüllte der, um den Lärm auf dem Bahnsteig zu übertönen. »Die Dottelfinger haben noch nie so viel auf die Beine gestellt wie in diesem Jahr! Ist das deine Freundin Emilia? Freut mich, meine Frau freut sich und Paul und Paulina freuen sich auch! Besonders Paulina. Drei Jungs und ein einziges Mädchen hätte sie nicht so gut gefunden. Deshalb sei uns besonders herzlich willkommen, Emilia!«

Emilia hasste Umarmungen. Sie machte sich los und schaute sich nach Emil um. Der stand neben seinem Vetter Paul und sah ihm mächtig ähnlich: Beide waren groß, dünn und sommersprossig – nur dass Paul eine dicke Brille trug. Das Mädchen neben ihnen war genauso groß, dünn und sommersprossig und musste Paulina sein. Na ja, dachte Emilia, so ist das eben bei Zwillingen: Oft gleichen sie sich wie ein Ei dem anderen.

»Kommt, raus aus der Bahnhofshalle!«, drängte Frau Stuhlsitz. »Der Lärm und die Hitze hier sind ja schrecklich!«

»Warte, bis du auf dem Marktplatz bist«, sagte Tante Anja, Paul und Paulinas Mutter. »Dann erlebst du, wie laut und wie heiß es hier sein kann!«

»Ja, und wie toll eng!« Paul lachte.

»Übrigens«, sagte Emils Onkel, »sind nicht nur wir zu eurer Begrüßung auf den Bahnsteig gekommen. Das hier ist –«

»Siegmund!«, rief Emils Vater. »Dich hab ich ja eine Ewigkeit nicht mehr gesehen!«

Der Mann, der Siegmund hieß, umarmte Emils Vater, klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter und erklärte dann: »In der Schule saßen wir viele Jahre lang nebeneinander!

»Wir waren die besten Freunde!«, bestätigte Herr Stuhlsitz. »Aber dann, nach der Schule, haben wir uns aus den Augen verloren. Heute sehen wir uns zum ersten Mal wieder nach – ach, nach fast hundert Jahren!«

Alle lachten.

»Kommt, ihr Lieben«, drängte Onkel Simon. »Das Fest wartet.«

»Was ist mit der Überraschung?«, fragte Emilia.

»Das erklären wir euch beim Mittagessen«, antwortete Tante Anja. »Siegmund kommt mit und isst bei uns.«

»Was gibt’s denn?«, wollte Emil wissen.

»Was Gutes. Pfannkuchen mit Apfelmus«, antwortete Paulina.

»Und Seife?«

»Quatsch! Wer kocht denn so was?«

Emil grinste. »Meine Mutter!«

»Was du nicht sagst!«, entgegnete Frau Stuhlsitz.

Sie drängten zum Ausgang.

… UND EINE AUFREGENDE ÜBERRASCHUNG

Dottelfingen war keine große Stadt. Rasch hatten sie den Marktplatz erreicht. »Siehst du das hohe Haus mit den roten Fensterläden? Das ist unseres«, erklärte Paulina und wich einem dicken Mann aus.

Sie eilten an den Buden vorbei. »Hmmm, Zuckerwatte«, sagte Emilia entzückt, blieb stehen und schaute sich nach Emil um. »Da muss ich nachher – he, wo seid ihr denn?«

Zu ihrem Entsetzen stellte sie fest, dass die anderen ohne sie weitergegangen waren. »Macht nichts«, beschloss sie. »Das hohe Haus mit den roten Fensterläden werde ich auch alleine finden.« Sie reckte den Hals, entdeckte das Haus nicht weit von ihr entfernt und quetschte sich zwischen den Leuten hindurch.

»Na, Kleine, hast du deinen Bären noch?«, sagte plötzlich jemand neben ihr.

Sie schaute auf und erkannte den jungen Mann mit den bunten Schnürsenkeln. »Oh, hallo! Was machen Sie denn hier?«, fragte sie überrascht.

»Dasselbe wie du!«, antwortete der Mann lachend. »Ich schau mir das Dottelfinger Fest an!«

Emilia nickte. »Ich muss weiter«, sagte sie dann hastig. »Hab meine Leute verloren.«

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2016
ISBN (eBook)
9783960530435
Dateigröße
878 KB
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (April)
Schlagworte
Kinderbuch ab 8 Jahre Schloß Schreckenstein Grundschule Kinderkrimi TKKG Fünf Freunde für Jungen Jahrmarkt Freundschaft für Mädchen Vierte Klasse Abenteuer Gruselspaß Spaß eBooks
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Titel: Emil und seine Freunde - Band 2: Zum Geburtstag Gänsehaut
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