Lade Inhalt...

Das Haus Anubis - Band 7: Pfad der 7 Sünden

Der Roman zum Film

©2016 155 Seiten

Zusammenfassung

Neun Freunde – ein großes Abenteuer!

Zwei antike Ringe, ein einsames Waldstück und ein verschwiegenes Treffen mit seiner großen Liebe Nina – Daniel hatte es sich so romantisch vorgestellt. Doch mit den Ringen löst er unbeabsichtigt einen uralten Zauber aus. Der bösartige Ritter Roman erscheint durch ein magisches Tor und entführt Nina. Es beginnt ein Wettrennen um den Beweis der wahren Liebe. Können Daniel und seine Freunde Nina aus den Fängen Romans retten? Wer wird die Prüfungen auf dem Pfad der sieben Sünden bestehen?

Jetzt als eBook: „Pfad der 7 Sünden“, der Roman zum großen Das-Haus-Anubis-Film! jumpbooks - der eBook-Verlag für junge Leser.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Zwei antike Ringe, ein einsames Waldstück und ein verschwiegenes Treffen mit seiner großen Liebe Nina – Daniel hatte es sich so romantisch vorgestellt. Doch mit den Ringen löst er unbeabsichtigt einen uralten Zauber aus: Der bösartige Ritter Roman erscheint durch ein magisches Tor und entführt Nina. Es beginnt ein Wettrennen um den Beweis der wahren Liebe. Können Daniel und seine Freunde Nina aus den Fängen Romans retten? Wer wird die Prüfungen auf dem Pfad der 7 Sünden bestehen? – Der Roman zum großen Das-Haus-Anubis-Film!

In der Serie Das Haus Anubis erscheinen bei jumpbooks auch die folgenden eBooks:
Das Haus Anubis: Der geheime Club der Alten Weide
Das Haus Anubis: Das Geheimnis des Grabmals
Das Haus Anubis: Der geheimnisvolle Fluch
Das Haus Anubis: Die Auserwählte
Das Haus Anubis: Das Geheimnis der Winnsbrügge-Weslings
Das Haus Anubis: Die Träne der Isis

Das Haus Anubis im Internet:

www.DasHausAnubis.de

www.DasHausAnubis-DerFilm.de

www.studio100.de

***

eBook-Neuausgabe April 2016

Copyright © der Originalausgabe 2012 Studio 100 Media GmbH

Text von Claudia Weber, basierend auf dem Drehbuch zum Kinofilm Pfad der 7 Sünden von Gert Verhulst, Hans Bourlon und Elke Degezelle

Copyright © der eBook-Ausgabe 2012 dotbooks GmbH, München

Copyright © 2016 jumpbooks Verlag. jumpbooks ist ein Imprint der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nicola Bernhart Feines Grafikdesign, München

Titelbildabbildung: © 2012 Studio 100 Media GmbH

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-96053-006-0

***

Damit der Lesespaß sofort weitergeht, empfehlen wir dir gern weitere Bücher aus unserem Programm. Schick einfach eine eMail mit dem Stichwort Anubis-Der Film an: lesetipp@jumpbooks.de

Gerne informieren wir dich über unsere aktuellen Neuerscheinungen – melde dich einfach für unseren Newsletter an: http://www.jumpbooks.de/newsletter.html

Besuch uns im Internet:

www.jumpbooks.de

www.facebook.com/jumpbooks

https://twitter.com/jumpbooksverlag

www.youtube.com/jumpbooks

Das Haus Anubis

Pfad der sieben Sünden

Der Roman zum Film

jumpbooks

Prolog
Vor langer, langer Zeit …

Es war einer der ersten kühlen Herbsttage des Jahres 1484. Hier und da malte heruntergefallenes Laub rötlich braune Farbkleckse auf den Waldboden. Außer dem Rauschen des Windes in den Blättern und ein paar Vogelstimmen war kaum ein Laut zu hören. Eine feierliche Stille lag über dem ganzen Land. Es war, als ob alle Untertanen den Atem anhielten – in festlicher Vorfreude auf das, was heute geschehen sollte. In der kleinen Kapelle auf der Waldlichtung hatten sich die edelsten Familien des Landes eingefunden. Die schweren Brokatstoffe ihrer Festtagsgewänder raschelten leise, während sie darauf warteten, dass die Zeremonie begann.

Vorne am Altar stand Ritter Roman. Ungeduldig trat er von einem Bein auf das andere. Nur noch wenige Augenblicke, dann war sie für immer sein. Ihr Herz hatte sie ihm bereits geschenkt, und nun sollte sie vor Gott und der Welt mit ihm verbunden werden.

Ritter Roman drehte sich um und blickte zur Tür. Nichts. Noch nichts. Mit einer energischen Bewegung warf er seinen dunkelroten Umhang nach hinten und wandte sich wieder dem Altar zu. Seine Hand tastete nach der Schatulle, die auf dem bestickten Altartuch stand. Vorsichtig hob er den Deckel, auf dem sein Wappen prangte, und schaute hinein. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als er die beiden Ringe sah. Das flackernde Licht der Kerzen spiegelte sich im blank polierten Metall und ließ es golden aufleuchten.

Roman nahm den kleineren Ring und hielt ihn hoch. Bald würde er ihn seiner geliebten Rosalinde über den Finger streifen. Als Zeichen ihrer immerwährenden Verbundenheit. Auf ewig.

Draußen waren Schritte zu hören, die Roman aus seinen Gedanken rissen. Das musste sie sein. Rasch legte er den Ring zurück in die Schatulle und schloss den Deckel. Dann drehte er sich erwartungsvoll um. Doch es waren nur die beiden Brautjungfern – zwei kleine Mädchen in seidenen Gewändern. Eines der beiden hielt einen Strauß weißer Rosen in der Hand, das andere überreichte ihm eine einzelne Rose. Weiß wie die Unschuld. Makellos wie seine tugendhafte Rosalinde. Der Ritter nahm die edle Blume entgegen und nickte zum Dank. Während die beiden Brautjungfern zu ihrem Platz an der Seite gingen, nahm er den betörenden Duft der Rose wahr. Sanft, aber unwiderstehlich. Roman steckte sich die weiße Rose an den Umhang, als ein Schatten über den Eingang fiel. Das musste sie sein. Seine Braut. Die Frau, die er mehr liebte als alles auf der Welt. Sehnsüchtig blickte Roman auf den steinernen Torbogen der Kapelle. Rosalinde war nicht zu sehen. Stattdessen eilte eine Zofe herein und tuschelte aufgeregt mit Magister Marduk.

Was hatte das zu bedeuten?

Ritter Roman schaute den ihm treu ergebenen Zauberer fragend an. Aber Marduk schüttelte nur unmerklich den Kopf. In seinen Händen ruhte der mannshohe Zauberstab. Rosalinde würde nicht kommen. Auch wenn Roman noch so lange auf sie wartete.

Das Lächeln auf dem Gesicht des Ritters verschwand. Seine Miene erstarrte. Einen Moment lang versuchte er zu begreifen, was geschehen war. Doch es war nichts geschehen. Und das war unbegreiflich. Die Frau, die er liebte, ließ ihn allein vor dem Altar stehen. Die Frau, die behauptet hatte, ihn für immer zu lieben, hatte ihn ohne Erklärung verlassen.

Roman drehte sich auf dem Absatz um und riss den Deckel der Schatulle auf. Ungestüm griff er nach den beiden goldenen Ringen, umklammerte sie mit eiserner Faust und stürmte wortlos aus der Kapelle.

Magister Marduk folgte seinem Herrn auf dem Fuß. Am Hügel hinter der Kapelle holte er ihn ein. Der Ritter drehte ihm den Rücken zu und blickte über die Wipfel der Eichen und Fichten. Seine Augen folgten einem Bussard, der das bleierne Grau des Himmels unterbrach und in einer Baumkrone landete.

»Es tut mir sehr leid, mein Herr«, sagte Marduk und beugte ehrerbietig sein Haupt. »Ich fürchte, sie kommt nicht mehr.«

Ritter Roman schwankte. Der Gedanke an Rosalinde zerriss ihm fast das Herz. Wie konnte sie ihm das antun? Seine Hand hielt die beiden Ringe so fest, dass es schmerzte. Er öffnete die Faust und betrachtete die goldenen Fingerreife. Die Symbole niemals endender Liebe. Dann holte er weit aus, stieß einen markerschütternden Schrei aus, der sein ganzes Leid zum Ausdruck brachte, und warf die Ringe in hohem Bogen ins Dickicht des Waldes. Jetzt waren sie wertlos. Geblieben war nur das falsche Gefühl, das ihm die Kehle zuschnürte – die Heuchelei, die er als Liebe missgedeutet hatte.

Oder hatte er sich doch nicht getäuscht? Sein Herz sagte ihm, dass Rosalinde ihn wirklich und wahrhaftig liebte. Aber sein Verstand konnte nicht begreifen, warum sie heute, am Tage ihrer Vermählung, nicht gekommen war.

Mit schmerzerfülltem Gesicht wandte sich der Ritter seinem Zauberer zu. »Ich gebe ihr eine letzte Möglichkeit, ihre Liebe zu beweisen«, sagte er und warf dem Magier einen eindringlichen Blick zu. »Magister Marduk, erschaffe einen magischen Pfad zu meiner Burg. Er soll so schwierig sein, dass ihn nur ein wahrer Liebender bewältigen kann. Wenn Rosalinde das gelingt, wird sie mich zurückgewinnen.«

Der Zauberer sah seinen Gebieter schweigend an. Die schwarzen Federn, die sein Gewand säumten, flatterten lautlos im Herbstwind. Marduk nickte. Er breitete die Arme aus. In der linken Hand hielt er das Zeichen seiner Macht – den mächtigen Zauberstab, aus dessen oberem Ende zwei eigenartige Zacken herausragten. Sie sahen aus wie die Klauen eines Greifvogels. Dann senkte der Zauberer den Kopf auf die Brust und versetzte sich in Trance. »Limes peccatorum mortiferum septem«, murmelte er mit monotoner Stimme, die Wort für Wort lauter wurde. Er hob den Kopf, umschloss den Zauberstab mit beiden Händen und hielt ihn hoch. »Solum vincere amore motus!«

Am oberen Ende des Zauberstabs begann es zwischen den beiden Greifenklauen zu leuchten. Kalt und weiß. Wie das Licht des Vollmonds. Der Himmel verdüsterte sich, und schwarze Wolken zogen über die Kapelle hinweg. Marduk schaute beschwörend nach oben, während das Donnergrollen zu ohrenbetäubendem Lärm anschwoll. Schließlich zuckten Blitze vom Himmel, und der Magier rammte den mannshohen Stab mit übermenschlichen Kräften in den laubbedeckten Boden.

Der Bann war gesprochen. Und fortan sollte er seine Wirkung entfalten. Auf dem Pfad der sieben Sünden …

1. Fahrt ins Grüne

Der Reisebus fuhr über die einsame Landstraße. Sein schwarzer Lack war frisch poliert und glänzte mit den funkelnden Chromleisten um die Wette. Dafür hatte Victor gesorgt. Wenn er schon das Haus Anubis verlassen musste – den Mittelpunkt seines Lebens und Wirkens –, dann sollte auch alles stimmen. Widerwillig war er der Anordnung von Schulleiter Altrichter gefolgt, ihn und die Schüler auf einer Klassenfahrt zu begleiten.

Victor Rodemer verließ das Herrenhaus, dessen Verwalter er war, nur ungern. Am liebsten hätte er es mitgenommen – wie eine Weinbergschnecke ihr Schneckenhaus. Aber das ging nicht. Selbst seinen geliebten Corvuz hatte er zurücklassen müssen. Andererseits – wer wusste, wozu es gut war? So konnte der ausgestopfte Rabe ein Auge auf das verlassene Haus Anubis werfen. Jedenfalls stellte sich Victor das so vor.

Viel zu sehen würde es dort allerdings nicht geben, denn das Haus war leer. Seine Bewohner saßen alle im Reisebus: Nina und Daniel, Charlotte und Kaya, Mara und Magnus, Luzy, Delia und Felix. Der machte seinem Ruf als Klassenkasper mal wieder alle Ehre und sorgte für Unterhaltung. Und zwar mit einem selbst gedichteten Lied.

»Der Einzige, den Vicke-di-Vic mag, das ist ein Vogel, der nichts sagt«, sang er und gab mit dem Fotoapparat in seiner Hand den Takt an. Damit zog er sich umgehend den strafenden Blick des kahlköpfigen Verwalters zu. Aber das störte Felix nicht im Geringsten. Victor saß viel zu weit weg, als dass er Felix hätte gefährlich werden können. So trällerte er munter weiter. »Doch wer ist heute nicht im Bus? Der Co-hor-vuz!«

»Ruhe jetzt!«, zischte Delia und hielt Felix den Mund zu. Sie hatte den Platz neben Nina verlassen, weil Daniel sich wieder zu seiner Freundin setzen wollte.

Daniel nahm auf der Rückbank Platz und legte den Arm um Nina.

Nina verschränkte ihre Finger zwischen seinen. »Wir sind heute genau sechs Monate zusammen«, sagte sie und lächelte ihn verliebt an. »Wahnsinn …«

Daniel lächelte nicht weniger verliebt zurück. »Ja, wer hätte gedacht, dass du es so lange mit mir aushältst.« Dann runzelte er die Stirn und fügte gespielt besorgt hinzu: »Du hältst es doch noch ein bisschen aus, oder?«

Nina ließ sich auf das Spiel ein. »Ja«, antwortete sie. Ihr Kopf ruhte entspannt an seiner Schulter. »So sieben, vielleicht acht …«

»Sieben, vielleicht acht«, wiederholte Daniel, »Monate? Wochen? Tage?«

Nina lächelte ihn verschmitzt an. »Jahrzehnte! Mindestens!« Dann streichelte sie zärtlich sein Gesicht und wollte ihn küssen, als ein schmerzhaft hoher Ton der romantischen Stimmung ein Ende bereitete.

Herr Altrichter hatte sich vom Sitz des Reiseleiters erhoben und klopfte auf das Mikrofon. Mit Technik kannte er sich nicht so gut aus. Dafür mit Latein. Er hatte für jede Lebenslage den passenden Spruch parat. Nur diesmal machte er seine Ansage auf Deutsch. Damit ihn auch jeder verstand.

»So, meine Damen und Herren, bitte alle mal herhören«, sprach er ins Mikrofon, das immer noch knackte und schrille Störgeräusche durch die Lautsprecher schickte. »Heute Abend zelten wir in der Nähe eines kleinen Dorfes.« Noch waren alle Augen auf den Schulleiter gerichtet. »Und Sie dürfen sich schon auf ein erstes Highlight unserer Reise freuen: den Ritter-Roman-Kuchen.« Die ersten Zuhörer drifteten ab und blickten abwesend aus dem Fenster. »Er wurde vor Kurzem von verschiedenen Meisterköchen zum besten Dessert weltweit gekürt.« Andere gähnten oder verdrehten gelangweilt die Augen. Wieder andere schauten sich verliebt an, während Herr Altrichter unbeeindruckt weiterredete. »Sein Name entspringt einer alten Legende, die mit diesem Dorf verbunden ist.« Spätestens jetzt hörte ihm keiner der Schüler mehr zu. Nur Victor lauschte aufmerksam. »Vor langer Zeit wohnte hier ein Ritter namens Roman, der seine große Liebe Rosalinde heiraten wollte«, erzählte Herr Altrichter. »Aber am Hochzeitstag wartete der Arme vergeblich auf seine Braut. Roman entsagte der Liebe und zog sich verbittert auf seine Burg zurück. Danach hat niemand mehr etwas von ihm gehört.«

Delia waren Roman und Rosalinde egal. Ihr stellte sich eher die Frage: Rosa oder Weiß? Sie hatte zwei Sonnenbrillen aus ihrer Tasche gezogen und konnte sich nun nicht entscheiden. Darum fragte sie Felix, was besser zu ihrer weißen Jeansjacke und dem pinkfarbenen T-Shirt passte. »Ich weiß, die stehen mir beide unglaublich gut«, flötete sie. Bestimmt hatte sie noch siebenunddreißig weitere dabei – für jedes Outfit die passende Farbe …

Klick! Felix drückte auf den Auslöser seiner Kamera und blitzte Delia mitten ins Gesicht, sodass sie zusammenzuckte. »Ich glaube, dein helles Köpfchen braucht ’ne dunklere Brille«, scherzte er und nahm der verdutzten Delia das Designer­stück von der Nase.

»Hey!«, rief Delia und wollte sich ihre teure Sonnenbrille wieder zurückholen.

Doch Felix stand auf und rannte den Gang entlang nach vorn – vorbei an Mara und Magnus. Danach machte er kehrt, aber Delia versperrte ihm den Weg. Als Felix sich ungestüm umdrehte, rempelte er Charlotte an.

»Au!«, rief Charlotte und verzog das Gesicht.

Kaya ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen. »Soll ich pusten?«, fragte er, als hätte er ein Kleinkind vor sich. Er spitzte die Lippen und beugte sich vor, um das Aua wegzublasen. Charlotte musste lachen.

Na also, dachte Kaya. Geht doch! Dann drückte er seiner Freundin einen dicken Schmatz auf die Lippen. Als Trostpflaster, sozusagen.

In diesem Moment verpasste ihm Luzy mit ihrer Zeitschrift einen Klaps auf den Kopf. »Hab ich nicht gesagt: Küssen verboten?«, rief sie und fügte mit Schmollmund hinzu: »Sonst fehlt mir Max nur noch mehr …«

Inzwischen hatte Delia den Sonnenbrillendieb erwischt und packte ihn am Schlafittchen.

Doch Felix wand sich aus ihrer Umklammerung und stürmte an Victor vorbei nach vorn. Als er bei Herrn Altrichter ankam, war Endstation. Es gab kein Entkommen. Jetzt half nur noch eins: eine Pinkelpause. Und die hatte er auch dringend nötig.

2. Sechs Monate – Das müssen wir doch feiern!

Magnus war erleichtert, als der Bus zum Stehen kam. Sein Kopf summte bereits von Maras Geschnatter. Er liebte seine Freundin über alles – doch im Moment machte ihm ihre Energie ein wenig Angst. Mara hatte bereits ihre gesamte Freizeit verplant. Und seine auch. Mit Bootsfahrten, Badeausflügen, Eisdielen und romantischen Cafés. Warum konnte sie nicht einfach mal gar nichts tun? Zum Beispiel auf einer Picknickdecke liegen und auf einem Grashalm herumkauen. Oder mit dem Kopfhörer im Ohr Musik hören und dabei den Wolken zuschauen. Aber Fehlanzeige! Mara hatte immer einen Plan. Und den hakte sie ab – Punkt für Punkt.

Magnus blickte aus dem Fenster. Wo waren sie hier überhaupt? Er sah einen gepflasterten Dorfplatz, der von alten Steinhäusern gesäumt wurde. Am Ende des Platzes stand eine Kirche, vor der ein paar Marktstände ihr bunt gemischtes Sortiment anboten. Obst und Gemüse, Gewürze, Süßes und Salziges, Klamotten, Tücher und andere Textilien.

Magnus beobachtete, wie Felix aus der vorderen Bustür stürmte – mit einer weißen Sonnenbrille über dem schwarzen Brillengestell. Typisch! Magnus war froh, mal ein paar Tage Abstand von seinem chaotischen Zimmer­genossen zu haben. Dem gekrümmten Gang und dem verkniffenen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte Felix es sehr eilig, eine Toilette zu finden.

Herr Altrichter stieg direkt danach aus. »Aber Sie kommen sofort zurück!«, rief er Felix hinterher. »Stante pede!«

Unterdessen kletterte Delia durch die Hintertür nach draußen. »Oh, wie süß!«, rief sie, als sie die Verkaufsstände sah, dann trippelte sie aufgeregt über den Platz. Vermutlich hatte sie bereits ihre Kreditkarte gezückt.

»Keiner verlässt den Bus!« Herr Altrichter lief wie ein Hüte­hund zwischen den beiden Bustüren hin und her. Schließlich sah er ein, dass seine Schäfchen ein wenig Auslauf brauchten, und stieg seufzend wieder ein, während Luzy, Charlotte und Kaya hinten aus dem Bus sprangen.

»Ich kauf was Schönes für Max!«, meinte Luzy und ging ebenfalls auf die Verkaufsbuden zu.

»Und ich such mir was aus, was du für mich kaufen kannst«, sagte Charlotte, packte ihren Freund am Ärmel und zog ihn hinter sich her. Kayas entschuldigendes Ich-hab-doch-kein-Geld-dabei erstickte sie mit einem Kuss mitten auf seinen Mund.

»Komm schon, Magnus«, rief Mara beim Aussteigen.

»Ich bin direkt hinter dir«, beeilte er sich zu sagen. Aber Mara war schon weg.

Magnus atmete tief durch. Die frische Luft tat ihm gut. Die Ruhe auch. Er reckte seine Glieder ein wenig und trat einen Schritt beiseite, um Nina und Daniel Platz zu machen. Dabei wurde er rein zufällig Zeuge ihrer Unterhaltung.

»Ich habe eine Überraschung für dich«, sagte Nina und umfasste Daniels Hände. »Heute Abend.«

Daniel blickte seine Freundin mit großen Augen an.

»Sechs Monate«, fügte sie erklärend hinzu. »Das müssen wir doch feiern!«

Daniel lächelte nervös – dankbar, dass Delia in diesem Moment zurückkam.

»Hier gibt es soooo hübsche Sachen«, schnatterte sie und zog Nina mit sich fort. Delia steuerte zielstrebig auf einen Stand mit Klamotten zu. »Sieh mal«, rief sie und hielt Nina ein T-Shirt hin. »Ist das nicht schön? Mit dem Dorfwappen …?«

Nina betrachtete das T-Shirt. »Ja … ganz schön«, gab sie zögerlich zurück. Blassrosa war nicht ihr Ding. Aber zu Delia passte die Farbe perfekt. Und dieses eigenartige Wappen. Es zeigte zwei Schwerter und drei Rosen. Krieg und Frieden?, überlegte Nina. Liebe und Leid? Hoffnung und Schmerz? Oder vielleicht Mann und Frau?

Wie auch immer – Nina interessierte sich mehr für die Postkarten, die neben dem Stand mit den Kleidern ausgestellt waren. Es waren historische Ansichtskarten – viele total verblasst, manche auch vergilbt. Das machte sie allerdings umso interessanter. Bilder vom Dorfplatz, von der alten Kirche, von einer kleinen Kapelle, von einer Parkanlage. Nina nahm eine Karte aus dem Ständer, auf der eine halb verfallene Burgruine zu sehen war. Schön, dachte sie und drehte die Karte um. Burg Rosenstein, stand darauf geschrieben. Stammburg des Geschlechts der Ritter von Rosenstein. Daneben war das Wappen mit den drei Rosen und den zwei Schwertern abgebildet. Ob die Ruine hier in der Nähe war? Auch auf den meisten anderen Ansichtskarten war das Wappen zu sehen. Nina schaute es etwas genauer an. Es zeigte zwei gekreuzte Schwerter – die Griffe nach oben, die Spitzen nach unten gerichtet. Und in der Mitte, wo die Waffen sich kreuzten, waren die drei Rosen zu sehen. Wahrscheinlich hat Delia recht und es ist tatsächlich das Ortswappen, vermutete Nina.

Plötzlich fiel ihr Blick auf eine Ansichtskarte mit einem steinernen Torbogen, der mitten im Wald zu stehen schien. Fasziniert begutachtete sie das Bild. Sie nahm die Postkarte aus der Halterung, um sie näher betrachten zu können.

Was für ein romantischer Ort, dachte sie. Der ideale Platz für heute Abend …

Nina drehte die Postkarte um. Das Eingangstor zu Ritter Romans legendärem Reich, war auf der Rückseite zu lesen.

Wenn ich nur wüsste, wo das ist. Nina beschloss, die Karte zu kaufen und die Verkäuferin nach dem Tor zu fragen.

Und dann brauche ich noch Kerzen, überlegte Nina. Oder Teelichter. Oder Fackeln. Irgendetwas in der Art …

3. Ein ganz besonderes Geschenk

Daniel atmete erleichtert auf. Da hatte er gerade noch mal Glück gehabt. Im Geiste dankte er Delia dafür, dass sie ihn in letzter Sekunde gerettet hatte. Aber wo sollte er auf die Schnelle ein Geschenk für Nina finden? Unsicher blickte er sich um. Vielleicht hatte ja Magnus eine Idee. Der hielt ihm allerdings nur eine Stange Lauch von einem der Gemüsestände vor die Nase.

»Mädels stehen doch auf gesundes Zeug«, meinte Magnus und lachte schadenfroh. Dann zeigte er auf einen Antiquitätenladen. »Hast du Geld dabei?«

Daniel zog sein Portemonnaie aus der Tasche.

»Wahre Liebe hat ihren Preis«, murmelte Magnus, als er mit Daniel den Laden betrat.

Vor ihnen breitete sich ein Sammelsurium unterschiedlichster Sachen aus. Kunst und Krimskrams, Kitsch und Krempel. Ein Kronleuchter erhellte den Raum und tauchte alles in warmes Licht. Es roch nach Lavendel und Rosenseife.

»Hallo«, begrüßte sie ein Mädchen, das etwa in ihrem Alter war. »Opa, Kundschaft!«, rief es und fügte erklärend hinzu: »Er ist noch oben.«

Daniel bedankte sich für die Auskunft, während Magnus ein wenig herumstöberte und auf eine Maske stieß.

»Hmm«, schmunzelte Magnus. »Da wird Felix sich aber freuen …«

»Kann ich behilflich sein?«, fragte der alte Antiquitätenhändler, der gerade den Verkaufsraum betreten hatte.

»Äh, ich suche ein Geschenk«, stammelte Daniel. »Für meine Freundin. Etwas Besonderes.«

»Etwas Besonderes«, echote der Antiquitätenhändler und holte ein wunderschönes Armband unter seinem Ladentisch hervor. »Hundertzwanzig Euro«, sagte er und breitete das Schmuckstück vor Daniel aus.

Daniel schluckte.

»Ich hab’s dir ja gesagt«, mischte sich Magnus ein. »Wahre Liebe hat ihren Preis.«

»Wahre Liebe?«, wiederholte der Alte, und seine Stimme bekam einen sehnsüchtigen Schmelz. »Da habe ich was Besonderes für dich.« Er durchquerte den Laden und hielt mitten in der Bewegung inne. »Was redest du da, du alter Narr«, sagte er. Daniel wusste nicht, ob der Mann zu sich selbst sprach oder zu einer unsichtbaren Person. »Vergiss, was ich gesagt habe«, meinte er zu Daniel und machte eine bedauernde Handbewegung.

»Warten Sie«, sagte Daniel. »Nina ist meine große Liebe – ich würde alles tun, um ihr das zu zeigen.«

»Alles?« Der Antiquitätenhändler sah Daniel forschend an. Er drehte sich um und murmelte wieder wild gestikulierend vor sich hin. Als ob er mit einem Geist reden würde. Es war irgendwie unheimlich. Daniel konnte nicht verstehen, was er sagte, glaubte aber, etwas wie »Nein, nein, viel zu gefährlich« gehört zu haben.

Daniel beschloss, nicht locker zu lassen. »Was wollten Sie mir zeigen?«

Der alte Mann schaute Daniel noch einmal eindringlich an. Plötzlich schien er es sich anders zu überlegen und holte ein kleines, achteckiges Kästchen aus einer Schublade. Er nahm den Deckel ab, sodass Daniel einen Blick in die Schatulle werfen konnte. Darin lagen zwei Ringe. Sie schienen sehr alt zu sein.

Wie magisch angezogen nahm Daniel eines der beiden Schmuckstücke heraus und betrachtete es.

»Die Ringe der wahren Liebe«, sagte der Antiquitätenhändler, während Daniel den Ring zwischen seinen Fingern hin- und herdrehte. »Der Legende nach hat Ritter Roman sie weggeworfen, als seine Geliebte ihn im Stich gelassen hat.« Dann senkte der Mann seine Stimme. »Seitdem ruht ein Fluch auf ihnen …«

Daniel legte den Ring in das Kästchen zurück und nahm ein ledergebundenes Büchlein in die Hand, das der Antiquitätenhändler ihm reichte.

»Dieses Buch stammt ebenfalls aus Ritter Romans Nachlass. Kein Mensch weiß, was es bedeutet«, sagte er.

Beginnt ihr einen Streit aus Neid, wird er zu eurem eig’nen Leid. So sehr ihr auch den Sieg begehrt, so schnell ihr diesen Streit verliert, las Daniel.

Der alte Mann nahm ihm das Büchlein aus der Hand. Hatte er es sich anders überlegt? Wollte er die Sachen nun doch nicht verkaufen? Oder hielt ihn gar jemand davon ab? Ein Geist? Eine unsichtbare Macht?

»Ach Opi, jetzt fängt das schon wieder an«, sagte seine Enkelin. »Er ist verrückt nach Sagen und Märchen – er glaubt einfach alles«, erklärte sie und lächelte Daniel zu.

»Ich nehme beides. Die Ringe und das Buch.« Daniel war sich sicher, dass er das richtige Geschenk für Nina gefunden hatte.

»Vielleicht ist es ja wirklich nur ein Märchen«, murmelte der Antiquitätenhändler.

»Also kann ich sie haben?«, fragte Daniel hoffnungsvoll.

Magnus verdrehte die Augen. Wie lange sollte das denn noch gehen? Was war der Alte für ein Geschäftsmann, wenn er nicht verkaufen wollte?

»Na gut.« Endlich willigte der Antiquitätenhändler ein. »Aber sag später bloß nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.«

Daniel zog sein Portemonnaie aus der Tasche, doch der Mann hob abwehrend die Hände.

»Nein«, murmelte er und schüttelte bekräftigend den Kopf. »Geh jetzt, bevor ich es mir anders überlege.«

»Cool«, sagte Magnus.

Daniel bedankte sich und verabschiedete sich von dem Antiquitätenhändler und seiner Enkelin. Danach verließ er mit Magnus den Laden.

4. Der Zeltplatz am Waldrand

»Es ist physikalisch erwiesen, dass ein Zelt stabiler steht, wenn man die Heringe in einem Winkel von fünfundvierzig Grad in den Boden steckt«, sagte Charlotte, während sie mit Kaya zusammen eines der Zelte aufbaute.

»Gilt das auch für Sardinen?«, frotzelte Kaya und klopfte den Zeltpflock in den Untergrund. Im vorgeschriebenen Fünfundvierzig-Grad-Winkel, versteht sich.

Luzy brachte unterdessen einen Teil des Gepäcks aus dem Bus. »Hier, Lotte«, sagte sie und stellte ein kirschrotes Köfferchen mit weißen Punkten im Gras neben Charlotte ab.

»Danke«, rief Charlotte und brachte ihr Gepäck in das große Zelt, in dem die Mädchen schliefen.

»Felix, würdest du dich bitte ein bisschen beeilen«, zeterte Delia und stöckelte über das Gras. Sie trug nur ihre Sonnenbrille in der Hand, während Felix hinter ihr her wackelte und einen regelrechten Stapel von Gepäck balancierte. Es waren Delias Sachen. Natürlich nur das Nötigste. Viel mehr konnte man in einem Hartschalenkoffer, einem Trolley, einem Beautycase und einer Reisetasche schließlich auch nicht unterbringen. Dazu kamen noch eine Rolle mit Isomatten und ein Nylonsack, in dem der Schlafsack und die Luftmatratze verstaut waren.

»Ja doch«, maulte Felix.

»Das kommt davon, wenn man anderen Leuten ihre Designersonnenbrillen von der Nase klaut«, gab Delia ungerührt zurück.

»Daniel«, rief Magnus und versuchte, seinen Freund einzuholen. Hinter seinem Rücken versteckte er ein Bündel, das in braunes Packpapier gewickelt und gut verschnürt war. Er hielt das Päckchen so, dass Daniel es nicht sehen konnte. »Sag mal, woher weißt du eigentlich, dass Nina die Richtige ist?«, fragte er mit gesenkter Stimme, als er Daniel eingeholt hatte.

Daniel zuckte beinahe unmerklich mit den Achseln. Was sollte er auf diese Frage antworten? »Ich weiß es einfach«, sagte er. »Ich fühle es.«

»Aha«, meinte Magnus. »Dann hast du wohl einfach Schiss, es ihr zu sagen, hm?« Mit diesen Worten ließ er ­Daniel stehen und half den anderen, das restliche Gepäck aus dem Bus zu holen und die Kühltaschen zu verstauen.

Victor und Herr Altrichter teilten sich ein kleines blaues Zweimannzelt, die vier Jungs bezogen eins der beiden großen Zelte, die fünf Mädchen das andere. Delia war mal wieder die Prinzessin auf der Erbse. Nicht nur, dass sie drei Isomatten brauchte – es musste auch eine Wolldecke auf die Luftmatratze unter ihren Schlafsack und eine kuschelige Plüschdecke darüber. Als Krönung des Ganzen hängte sie ein pinkfarbenes Moskitonetz um ihren Schlafplatz und stellte eine ganze Batterie von Cremes und Sprays zur Vertreibung lästiger Sechs- und Achtbeiner auf.

Während die anderen das Abendessen vorbereiteten, zwinkerte Nina ihrer Freundin kurz zu und verschwand – um Holz fürs Lagerfeuer zu sammeln. Das war jedenfalls die offizielle Version. Inoffiziell suchte sie nach einer passenden Stelle, an der sie Daniel später treffen wollte. Delia hatte Nina versprochen, Daniel im Auge zu behalten und ihn notfalls abzulenken. Falls er auf die Idee kommen sollte, Nina beim Holzsuchen zu unterstützen …

Als es dunkel wurde, versammelten sich alle um das Lagerfeuer. Selbst Victor gelang es nicht, die Stimmung zu verderben. Aber beim Charadespiel wollte er nicht mitmachen. Missmutig saß er am Rand des Lagerfeuers, stützte sich auf seinen Stock und starrte in die lodernden Flammen.

Dann war Felix an der Reihe. Er ging in die Hocke und fuchtelte mit den Armen herum, während er langsam aufstand. Anschließend streckte er die Arme in die Luft, wedelte wieder mit den Händen herum und wackelte mit den Fingern.

Mara, Delia, Luzy und Nina riefen wild durcheinander.

»Känguru!«

»Springmaus!«

»Glaskolben!«

»Eiffelturm!«

»Straßenlampe!«

»Nicht schlecht«, meinte Felix und deutete auf Luzy, die die Straßenlampe vorgeschlagen hatte.

Magnus verdrehte die Augen. »Wachskerze«, murmelte er. »Das machst du jedes Mal …«

»Tja, man könnte beinahe sagen, dass das ein Klassiker ist«, sagte Felix stolz, während Magnus sich neben Mara ans Feuer setzte und seinen Arm um ihre Schultern legte.

»Felix, das konnte man überhaupt nicht erkennen«, beschwerte sich Luzy.

Felix ignorierte ihre Beschwerde. Er war eben ein Künstler. Ein verkanntes Genie …

Das Feuer prasselte und tauchte die Umgebung in ein warmes Licht. Daniel warf Nina über die Flammen hinweg einen Blick zu. Sie lächelte ihn zärtlich an. Was sie wohl später für ein Gesicht machen würde? Wenn er ihr den Ring gab?

Irgendwann kam Herr Altrichter mit einem Kuchen, den er selbst gebacken hatte. »Nach original mittelalterlicher Rezeptur«, wie er stolz verkündet hatte. »Bitte sehr«, rief er und präsentierte einen unscheinbaren dunkelbraunen Stollen. »Der beste Kuchen, den die Haute Cuisine zu bieten hat.«

»Moment!«, rief Felix, sprang auf und zückte seine Kamera.

Herr Altrichter posierte mit dem Backwerk und spitzte die Lippen, als gäbe es nichts Köstlicheres auf der Welt. »Ah, das ist ein wahrer Gaumenkitzel«, fuhr er fort, nahm sich das erste Stück vom Kuchen und biss genüsslich hinein.

Klick! Klick! Felix machte ein paar Fotos. Aber dann verzog der Schulleiter plötzlich das Gesicht.

Die Schüler konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Herr Altrichter stockte und fing an zu würgen. »Entschuldigen Sie bitte!«, brachte er noch hervor, bevor er sich samt Kuchen vom Lagerfeuer entfernte.

»Ist Ihnen nicht gut, Herr Altrichter?«, fragte Felix, doch der Hobbybäcker war bereits verschwunden.

»Da kann man nur hoffen, dass die Zutaten nicht so mittelalterlich waren wie das Rezept«, murmelte Magnus.

Die anderen prusteten los.

Victor bereitete dem Spaß allerdings sofort ein Ende. »Ruhe!«, brüllte er und schaute finster in die Runde. »Undankbares Pack! Noch einen Mucks, und ihr bekommt das Zeug morgen zum Frühstück!«

Victors Drohung verfehlte ihre Wirkung nicht. Dieses Risiko wollte keiner eingehen.

Kaya und Charlotte rückten näher zusammen und kuschelten sich aneinander.

Nina wärmte sich die Hände am Feuer und rutschte unruhig hin und her.

»Und, weißt du schon, wo du es ihm geben willst?«, fragte Delia leise, sodass es niemand anders hören konnte. »Am Lagerfeuer?«

Nina schüttelte den Kopf, kramte in ihrer Tasche und zeigte Delia die Postkarte mit dem angeblichen Eingangstor zu Ritter Romans Reich.

»Wow«, hauchte Delia. »Das ist ja superromantisch! Und wann?«

»Gleich«, flüsterte Nina. »Wenn alle schlafen.«

5. Das geheimnisvolle Tor

Bis endlich alle friedlich in ihren Zelten lagen und schliefen, dauerte es eine halbe Ewigkeit. Nina lag in ihrem Schlafsack und wartete ungeduldig. Als sie das gleichmäßige Atmen der anderen hörte, schlich sie sich aus dem Zelt. Im Schutz der Dunkelheit schlüpfte sie in Kleider und Schuhe, zog den grünen Mantel über und schlang sich ihr bunt kariertes Tuch um den Hals. Dann ging sie auf Zehenspitzen am Lagerfeuer vorbei, von dem nun nur noch schwelender Rauch aufstieg.

Alles war friedlich. Nur aus dem kleinen blauen Zelt drang lautes Schnarchen. Nina konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Am Zelt der Jungs rief sie leise Daniels Namen. Sie musste nicht lange warten. Daniel hatte sich in seinen Kleidern in den Schlafsack gelegt, damit er keine Zeit verlieren würde. Er kroch aus dem Zelt, nahm Ninas Hand, und die beiden verschwanden vom Zeltplatz.

Nina ließ den Lichtkegel ihrer Taschenlampe über den ­Boden gleiten und führte Daniel in den Wald. »Augen zu«, sagte sie irgendwann. Die letzten Meter musste er zurücklegen, ohne etwas zu sehen.

»Bist du bereit?«, flüsterte sie schließlich. Sie konnte es kaum erwarten, sein Gesicht zu sehen.

Daniel nickte. Als er die Augen wieder aufmachte, erblickte er einen steinernen Torbogen vor sich. Mitten im Wald. Wie war das möglich? Daniel sah seine Freundin an und lächelte. Danach wandte er sich erneut dem Tor zu. Es war einfach fantastisch! Das Mondlicht tauchte die Szenerie in ein blasses, unwirkliches Licht. Und Nina hatte den Weg zum Torbogen mit Fackeln abgesteckt.

»Das ist der Eingang zu Ritter Romans legendärem Reich«, sagte Nina. Es war wirklich der perfekte Ort. Und Daniel war echt beeindruckt. »Nur für dich, mein Archäologe!«, flüsterte sie – glücklich, dass ihr die Überraschung gelungen war.

Daniel schaute seine Freundin zärtlich an. »Das waren tolle sechs Monate …«, murmelte er.

»Es waren die tollsten, die romantischsten, die verrücktesten«, ergänzte Nina. Mit jedem Wort kam sie Daniels Gesicht ein wenig näher. Jetzt war sie ihm so nah, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spürte. Sie schloss die Augen, ihre Lippen berührten die seinen und – sie fuhr erschrocken herum. Hatte sie da eben ein Geräusch gehört?

Daniel war ebenfalls erschrocken. »Was war das?«, fragte er und lauschte. Doch es war nichts mehr zu hören.

»Das war bestimmt nur ’ne Eule«, flüsterte Nina.

Daniel kramte umständlich in seiner Jackentasche. »Damit du weißt, wie viel du mir bedeutest«, sagte er schließlich und zog das kleine, achteckige Kästchen heraus, das ihm der Antiquitätenhändler gegeben hatte.

Nina sah ihn an wie ein Kind, das seine Geschenke unter dem Weihnachtsbaum entdeckt hat. Dann blickte sie gespannt auf das Kästchen und verfolgte, wie Daniel den Deckel abnahm. Als sie sah, was darin war, glaubte sie, ihren Augen nicht zu trauen.

»Das sind die Ringe der wahren Liebe«, flüsterte Daniel.

Nina brachte kein Wort heraus. Aber das war auch gar nicht nötig. Ihre Augen sagten alles. Daniel hatte ihr den größten Beweis für seine Gefühle geschenkt, den sie sich vorstellen konnte: das Symbol der immerwährenden Liebe. So wie ein Ring keinen Anfang und kein Ende hatte, so sollte auch ihre Liebe niemals enden.

Nina nahm die beiden Ringe aus dem Kästchen und legte sie vorsichtig auf ihre Hand. Sie waren schon sehr alt, das konnte man sehen. Wem sie wohl einst gehört haben mochten? Bestimmt einem sehr, sehr glücklichen Paar.

Während Nina die matt schimmernden Ringe betrachtete, fiel das weiße Licht des Mondes auf das Metall und ließ es für den Bruchteil einer Sekunde hell aufleuchten.

Andächtig nahm Daniel den kleineren der beiden Ringe und streifte ihn Nina über den Ringfinger ihrer rechten Hand. Danach ergriff er den größeren Ring und stülpte ihn über seinen rechten Ringfinger. Ohne große Worte hatten die beiden mit dieser stummen Geste Ja zueinander gesagt. Ja zu ihrer Liebe. Ja zu ihren Gefühlen. Ja zu ihrer gemeinsamen Zukunft.

Ein leiser Windhauch ließ das Laub der Bäume erzittern, und Nina glaubte, ein schwaches Licht aufleuchten zu sehen. Bestimmt das Mondlicht und der Nebel, ging es ihr durch den Kopf.

»Nina«, flüsterte Daniel schließlich und nahm ihr Gesicht zärtlich zwischen seine Hände. »Ich …«

»Uaaaaaaaaaaa!« In diesem Moment durchbrach ein ohrenbetäubender Schrei die Stille der mondhellen Nacht.

Nina fuhr zu Tode erschrocken herum, und Daniel legte beschützend seine Arme um sie. Aus dem Dickicht stürzten zwei Gestalten auf sie zu. Sie hatten grässlich verzerrte Gesichter und brüllten grauenerregend.

Nina und Daniel erstarrten – entspannten sich aber, als sie sahen, dass eines der mysteriösen Monster einen Fotoapparat in der Hand hielt.

Magnus und Felix!, dachte Nina und verdrehte die Augen. Wer sonst?

Daniel war genervt. Die beiden hatten also gar nicht geschlafen, als er aus dem Zelt geschlichen war. Sie hatten nur so getan. Vermutlich waren sie ihm und Nina gefolgt und hatten sie die ganze Zeit beobachtet.

Diese Idioten!, ärgerte er sich. Von Anklopfen haben die wohl noch nie was gehört.

Und offensichtlich besaßen sie nicht einmal ansatzweise ein Gefühl für Romantik. Bei Felix war das nicht verwunderlich – er hatte ja keine Freundin. Aber Magnus hätte es besser wissen sollen. Und diese abartigen Masken! Daniel schaute seine Freunde vorwurfsvoll an. Die mussten sie am Nachmittag klammheimlich beim Antiquitätenhändler im Dorf erstanden haben.

Doch Daniel kam nicht dazu, den beiden Chaoten den Marsch zu blasen. Ein plötzlicher Windstoß brachte ihn und die anderen drei zum Schweigen. Sie lauschten dem fernen Donnergrollen eines Gewitters, das sich rasch näherte. Die ersten Blitze zuckten bereits über den Himmel und erhellten den nachtschwarzen Wald. Der Wind wurde stärker und blies die Fackeln auf dem Boden aus. Es schien, als kämen Wind, Donner und Blitz aus dem Teil des Waldes, der sich hinter dem Tor erstreckte.

Daniel, Nina, Felix und Magnus starrten wie gebannt auf den steinernen Bogen.

6. Der unheimliche Reiter

Der Eingang zu Ritter Romans legendärem Reich. Ninas Worte hallten wie ein Echo in Daniels Kopf wider. Er überlegte gerade, was sich tatsächlich jenseits des steinernen Torbogens befinden mochte, als hinter dem geheimnisvollen Bauwerk ein gleißend helles Licht aufflackerte. Irgendetwas schien sich dort zu bewegen. Hufegeklapper mischte sich mit dem Donner. Daniel, Nina, Felix und Magnus verharrten regungslos. Als der Wind sich zum Sturm steigerte, hatten sie alle Mühe, stehen zu bleiben und nicht fortgerissen zu werden. Wie aus dem Nichts erschien unter dem Torbogen eine mächtige Gestalt. Ein Reiter zu Pferd. Das Ross bäumte sich auf und gab ein markdurchdringendes Wiehern von sich.

Das war zu viel für Felix und Magnus. Die beiden Hasenfüße schrien so laut, dass es sogar das Brausen des Sturms übertönte. Sie ließen ihre Masken fallen und flüchteten sich hinter einen Baum. Von dort beobachteten sie, wie der Reiter aus dem Sattel stieg. Er trug einen langen Umhang, dessen Kapuze er tief ins Gesicht gezogen hatte. Mit schweren Schritten ging er auf Nina und Daniel zu. Die beiden waren wie gelähmt. Der Reiter streckte ihnen seine Hand entgegen und öffnete sie. Das Leder seines Handschuhs glänzte im kalten Licht des Mondes.

»Meine Ringe«, sagte er mit einer Schärfe, die keinen Widerspruch duldete.

Nina und Daniel sahen sich kurz an, streiften ihre Ringe ab und legten sie in die behandschuhte Hand.

Der unheimliche Reiter senkte die Augen und betrachtete die matt glänzenden Ringe. Dann hob er den Kopf, sodass Daniel ihn erkennen konnte. Es war das bärtige Gesicht eines jungen Mannes. Mitte zwanzig, schätzte Daniel.

»Was willst du mit meinen Ringen?«, fragte der Fremde barsch und schloss seine Faust.

»Nina meine wahre Liebe beweisen«, antwortete Daniel mit fester Stimme.

Nina umklammerte Daniels Hand, während sie ihren Blick konzentriert auf den unheimlichen Fremden gerichtet hielt.

»Wahre Liebe«, wiederholte der Mann mit spöttischem Unterton. »Als ob ihr Kinder wüsstet, was wahre Liebe ist …«

»Und ob wir das wissen«, gab Nina trotzig zurück.

»Ach ja?« Der Reiter schaute die beiden Verliebten herausfordernd an. »Dann beweist es mir!« An Daniel gerichtet, fuhr er fort: »Gelangst du bis zum Sonnenuntergang auf dem Pfad der sieben Sünden bis zu meiner Burg und befreist deine Geliebte, dann ist das der Beweis eurer wahren Liebe.«

»Was ist der Pfad der sieben Sünden?«, fragte Daniel.

Der unheimliche Fremde lachte. Es war kein freundliches Lachen. Eher schadenfroh. »Das wirst du schon noch herausfinden«, fügte er kalt hinzu.

»Und wenn ich …?« Daniel stockte. »Wenn ich nicht mitmache?«

Der Reiter schlug energisch seinen Umhang zur Seite, und die Kleidung eines mittelalterlichen Ritters kam zum Vorschein. Er zog sein Schwert und fuhr vorsichtig mit der Hand über das Metall.

Nina trat einen Schritt zurück und ging hinter Daniels Rücken in Deckung. Angsterfüllt blickte sie über seine Schulter.

»Dir bleibt leider nichts anderes übrig«, sagte der Ritter und steckte sein Schwert in die Scheide zurück. »Entweder du gewinnst – oder du verlierst.«

»Was passiert, wenn ich es schaffe?«, fragte Daniel.

»Dann wird alles wieder wie zuvor«, entgegnete ihm der Ritter, »und ich ziehe mich zurück ins Reich der Unendlichkeit.«

Daniel schluckte. »Und wenn ich es nicht schaffe?« Ihm war ganz und gar nicht wohl bei dieser mysteriösen Wette, die der Fremde ihm aufzwang.

»Dann wirst du deine Freundin nie wiedersehen.« Mit diesen Worten griff der Ritter nach Nina und zog sie mit sich fort.

Magnus und Felix beobachteten aus ihrem Versteck, wie der unheimliche Fremde Nina auf sein Pferd zerrte und durch das Tor davonpreschte.

»Nein!«, schrie Nina. »Daniel!« Ihr verzweifelter Ruf war das Letzte, was sie von ihr hörten.

Daniel stand da wie vom Blitz getroffen. Er hatte einen romantischen Abend mit seiner Freundin verbringen wollen. Um zu feiern, dass sie nun seit sechs Monaten zusammen waren. Stattdessen war Nina entführt worden. Durch das mysteriöse Tor. Von einem Unbekannten, der aussah wie ein Ritter. Als sei er direkt einer Legende entsprungen. Einer Heldensage …

Daniel überlegte nicht weiter. So unglaubwürdig das Ganze auch sein mochte – er musste Nina zurückholen. Irgendwie. Kurz entschlossen stürmte er los und rannte durch den Torbogen ins Ungewisse.

In seinem Versteck hinter den Bäumen klappte Felix vor Schreck die Kinnlade herunter. Er stand da wie in Schockstarre. Erst Nina … dann Daniel …

Als Magnus ihm einen sanften Stoß in die Seite verpasste, schüttelte Felix den Kopf. War er wach? Oder war das Ganze ein Albtraum? Waren seine Freunde tatsächlich durch dieses unheimliche Tor verschwunden? Vor seinen Augen?

»Daniel, warte!«, rief Felix und lief ebenfalls unter dem Torbogen hindurch.

»Verdammt noch mal, das darf doch nicht wahr sein!«, murmelte Magnus. Aber er konnte und wollte seine Freunde nicht im Stich lassen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als sich ebenfalls auf den Weg zu machen und ihnen zu folgen. Er atmete noch einmal tief durch und kniff die Augen zusammen, bevor er losrannte. Als er das Tor passierte, donnerte krachend ein letzter Blitz hernieder. Danach wurde es wieder totenstill im Wald.

7. Unverhofft kommt oft

Daniel blickte sich erstaunt um. Hinter ihm lag das geheimnisvolle Tor, durch das er gerade gelaufen war. Die mondhelle Nacht hatte er hinter dem steinernen Bogen zurückgelassen. Nun war es taghell. Vor ihm breiteten sich im Licht der Sonne Wiesen und unendliche Wälder aus. Daniel rieb sich die Augen. Von Nina und dem fremden Ritter, der sie entführt hatte, war nichts zu sehen.

»Nina!«, schrie Daniel verzweifelt. Doch er wusste, dass er keine Antwort bekommen würde. Mutlos ließ er die Arme sinken.

Dann entdeckte er, dass er auf einmal ganz andere Kleidung trug. Altertümliche Kleidung. Als wäre er einem Robin-Hood-Film entsprungen. Er zupfte an seinem grauen Hemd aus grob gewebtem Leinen und ließ die Hände über das lederne Wams gleiten. Seine Hosen steckten in schweren Lederstiefeln, deren breiter Umschlag direkt unter dem Knie endete.

Das konnte nur eins bedeuten – er hatte einen Sprung durch Raum und Zeit gemacht. Das Tor schien eine ma­gische Schwelle zwischen zwei Welten zu sein. Plötzlich fielen ihm wieder Ninas Worte ein: Das ist der Eingang zu Ritter Romans legendärem Reich.

War der unheimliche Fremde, der ihnen mit seinem Ross durch das Tor entgegengeprescht war, etwa der sagenhafte Ritter Roman? Der Ritter, von dem auch der Antiquitätenhändler erzählt hatte? Daniel rieb sich die Schläfen und versuchte, sich an das zu erinnern, was der alte Mann gesagt hatte: Die Ringe der wahren Liebe … Der Legende nach hat Ritter Roman sie weggeworfen, als seine Geliebte ihn im Stich gelassen hat. Seitdem ruht ein Fluch auf ihnen … Falls die Legende stimmte, hatte sich Ritter Roman seine Ringe gerade zurückgeholt. Und er – Daniel – befand sich nun im legendären Reich des unglücklichen Ritters …

»Uaaaaaahhh!«

Ein gellender Schrei riss Daniel aus seinen Gedanken.

Hinter ihm tauchten Felix und Magnus unter dem Torbogen auf. Als sie die eigentümliche Kleidung sahen, die sie anhatten, schrien sie umso entsetzter: »Uaaaaaaaaaaaahhh!«

»Was macht ihr hier?«, fragte Daniel.

»Frag doch den Trottel mit den Glöckchen«, antwortete ihm Magnus. Er zeigte auf Felix, der aussah wie der Hofnarr von König Artus persönlich. Um seine Schultern trug er einen kurzen, ledernen Umhang, an dessen Saum kleine messingfarbene Schellen hingen. Der Fotoapparat um den Hals war das Einzige, was ihm aus der Welt jenseits des Torbogens geblieben war.

Magnus selbst sah nicht viel besser aus. Mit seinen schwarzen Stiefeln, den schwarzen Hosen und dem schwarzen Lederwams hätte er glatt als Knappe des schwarzen Ritters durchgehen können.

»Wir wollen Nina zurückholen«, sagte Felix. »Was denn sonst?« Immerhin war seine Stimme noch ganz die alte.

»Ihr habt den Ritter gehört. Er hat mich herausgefordert«, entgegnete ihm Daniel. »Es ist also mein Weg!«

Details

Seiten
Erscheinungsform
eBook-Lizenz
Jahr
2016
ISBN (eBook)
9783960530060
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (April)
Schlagworte
eBooks Kino-Film Buch zum Film Kinderbuch ab 10 Jahre Jugendbuch fuer Maedchen fuer Jungen Nickelodeon Spannung Freundschaft Abenteuer Internat Liebe Geheimnisse
Zurück

Titel: Das Haus Anubis - Band 7: Pfad der 7 Sünden
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
book preview page numper 16
book preview page numper 17
book preview page numper 18
book preview page numper 19
book preview page numper 20
book preview page numper 21
book preview page numper 22
book preview page numper 23
book preview page numper 24
book preview page numper 25
book preview page numper 26
book preview page numper 27
book preview page numper 28
book preview page numper 29
book preview page numper 30
book preview page numper 31
book preview page numper 32
book preview page numper 33
book preview page numper 34
book preview page numper 35
book preview page numper 36
book preview page numper 37
book preview page numper 38
book preview page numper 39
155 Seiten