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Drive

Ein Roman über Crashkids

©2016 173 Seiten

Zusammenfassung

Im Netz aus Lügen und Gewalt: Der schonungslose Roman über Crash-Kids „Drive“ von Thomas Kastura jetzt als eBook bei jumpbooks.

Der 17-jährige Dominik lebt in Burghausen. Tagsüber ist hier nicht viel los – doch nachts gelten andere Regeln: Als Crash-Kids brechen Dominik und seine Freunde Autos auf und veranstalten illegale Rennen. Ohne Rücksicht auf Verluste. Bis der Tank leer ist. Doch eine Nacht verändert alles: Die Clique wird Zeuge eines Unfalls auf der Landstraße. Nur Dominiks Freundin Nina will nachsehen, ob dem Fahrer etwas passiert ist. Als sie auch am nächsten Tag nicht wieder aufgetaucht ist, beginnt Dominik sich Sorgen zu machen. Und dann wird der Besitzer des Unfallwagens ermordet aufgefunden …

„Ein rasanter Krimi (...) über Crash-Kids, die mit einem Mord in Berührung kommen.“ Neue Presse

Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der Krimi „Drive“ von Thomas Kastura für Leser ab 12 Jahren. Wer liest, hat mehr vom Leben: jumpbooks – der eBook-Verlag für junge Leser.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Der 17-jährige Dominik lebt in Burghausen. Tagsüber ist hier nicht viel los – doch nachts gelten andere Regeln: Als Crash-Kids brechen Dominik und seine Freunde Autos auf und veranstalten illegale Rennen. Ohne Rücksicht auf Verluste. Bis der Tank leer ist. Doch eine Nacht verändert alles: Die Clique wird Zeuge eines Unfalls auf der Landstraße. Nur Dominiks Freundin Nina will nachsehen, ob dem Fahrer etwas passiert ist. Als sie auch am nächsten Tag nicht wieder aufgetaucht ist, beginnt Dominik sich Sorgen zu machen. Und dann wird der Besitzer des Unfallwagens ermordet aufgefunden …

„Ein rasanter Krimi über Crash-Kids, die mit einem Mord in Berührung kommen.“ Neue Presse

Über den Autor:

Thomas Kastura, geboren 1966 in Bamberg, lebt ebendort mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern. Er studierte Germanistik und Geschichte und arbeitet seit 1996 als Autor für den Bayerischen Rundfunk. Thomas Kastura veröffentlichte zahlreiche Erzählungen, Jugendbücher und Kriminalromane, u. a. Der vierte Mörder (2007: Platz 1 auf der KrimiWelt-Bestenliste).

Die Website des Autors: thomaskastura.de

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eBook-Neuausgabe Juli 2016

Copyright © der Originalausgabe 2008 cbt/cbj Verlag, München

Copyright © der Neuausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Copyright © 2016 jumpbooks Verlag. jumpbooks ist ein Imprint der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Maria Seidel, atelier-seidel.de, unter Verwendung von istockphoto/Rasica

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-96053-141-8

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Thomas Kastura

Drive

Ein Roman über Crashkids

jumpbooks

Kapitel 1

Dominik konnte den Kreidestrich auf dem Parkplatz nicht sehen. Das war auch gar nicht nötig, solange sich die Außenspiegel auf gleicher Höhe befanden. Durch die Scheibe erkannte er seinen Rivalen neben sich.

Meik trat aufs Gas. Der Motor des Geländewagens heulte auf. In dieser Nacht hatten sie richtig teure Autos geklaut. Holzpaneele, Bordcomputer, Alarmanlage. Dieses Mal würde er den Krüppel endlich besiegen, dachte Meik und blickte grinsend zu seiner Freundin Mareike. Sie hielt es vor Anspannung kaum aus.

»Muss das sein?«, fragte Nina im anderen Auto.

Dominik ging vom Gas. Er hatte gegengehalten, ein Reflex.

»Lass Meik doch den Angeber spielen. Wenn er das braucht.«

»Hab dich nicht so.« Dominik versuchte, sich zu beherrschen. Meik spulte das Standard-Imponiergehabe ab. Nina kotzte dieses Getue nur an, doch die andern standen drauf.

Er trat aufs Gas, der Drehzahlmesser schnellte hoch.

»Hey!«, protestierte Nina.

»Das gehört dazu. Hör auf rumzujammern.«

»Was mach ich hier eigentlich?« Sie drehte die Augen zur Decke. Wenn Nina in einem gestohlenen Wagen saß, fühlte sie sich wie eine Gefangene. Sie durfte nichts anfassen, wegen der Fingerabdrücke trug sie Winterhandschuhe. Sie konnte nichts tun, um die Fahrt zu beeinflussen. Im Grunde war sie nur Dekoration. Dominik behauptete immer, sie sei sein Glücksbringer. Gar nicht einfach, jemandes Glücksbringer zu sein bei einer Sache, die gefährlich, kriminell und reichlich kindisch war.

»Wir wollen Spaß. Begreifst du das nicht?«

Ein wenig genoss es Nina ja, mit diesen dicken Kisten durch die Gegend zu rasen. Die kosteten mehr Geld, als ein Arbeiter aus Bangladesch in seinem ganzen Leben verdiente. Davon machten sich die Besitzer der Autos vermutlich gar keine Vorstellung. Es geschah ihnen ganz recht, dass ihre Autos plötzlich weg waren, wenn sie vom Fitnessstudio oder aus einem Schmuckgeschäft kamen.

Ungeduldig fragte sie: »Wann geht’s endlich los?«

»Gleich.« Dominiks Finger steckten in Handschuhen, die man bei Kartrennen benutzte.

Er ließ das rote Licht nicht aus den Augen. Es brannte an einer Lampe, die der lange Puschkin mit beiden Armen hochhielt. Wenn sie auf Grün umsprang, würden Dominik und Meik Vollgas geben oder zumindest so viel, dass die Reifen nicht zu stark durchdrehten.

Ein leerer Parkplatz im nächtlichen Nirgendwo des Marktier Waldes. Eine Gruppe Jugendlicher im Alter von fünfzehn bis siebzehn, manche von ihnen mit jeder Menge Alkohol im Blut. Das Geräusch der Motoren, der Kitzel des Verbotenen. Puschkins Spitzname ging auf eine Wodkamarke zurück, nicht auf den russischen Dichter. Er schob den Schalter an der Lampe nach unten. Grün. Die Autos schossen los.

Meik lag nach den ersten fünfzig Metern vorn. Er fuhr einen silbernen BMW X5 mit manueller Gangschaltung. Den konnte er richtig treten. Das verschaffte ihm einen Vorsprung. Er bog als Erster auf die Forststraße ein.

Dominiks linkes Bein lag nutzlos im Fußraum seines Mercedes ML 350. Im Lauf der vergangenen Wochen hatte er gelernt, mit einer Automatik umzugehen. Er musste das Gas entsprechend dosieren, damit der Motor seine optimale Kraft entwickelte. Bei hohen Geschwindigkeiten war die Übersetzung der Automatik ein echter Pluspunkt. In der Beschleunigungsphase spielte sie einem manchmal üble Streiche. Doch bei diesem Modell konnte er die Stufen mit einem Hebel hinter dem Lenkrad anwählen wie bei einem Formel-1-Rennwagen.

Mit 120 steuerten sie die erste Kurve an. Das war harmlos bei freier Strecke. Gegen 23 Uhr war die Wahrscheinlichkeit gering, dass ein Autofahrer die B 20 zwischen Marktl und Burghausen verließ und im Wald herumgondelte. Radfahrer und Spaziergänger waren um diese Zeit nicht mehr unterwegs. Sie hatten die Strecke ganz für sich. Die Einmündung in die Alte Poststraße ließen sie hinter sich. Das Heck von Meiks Wagen brach aus, aber er bekam es schnell wieder unter Kontrolle.

Jetzt hatten sie eine lange Gerade vor sich. Dominik nutzte den Kick-down der Automatik. Voll durchtreten, über einen kleinen Widerstand hinaus, das gab die bestmögliche Beschleunigung. Bis hoch in den siebten Gang. Die Tachoanzeige erreichte 150 und stieg weiter. In der Dunkelheit sah der Wald wie ein spärlich beleuchteter Tunnel aus. Die vorüberfliegenden Baumreihen zu beiden Seiten erzeugten ein Geräusch, als säße man in einem Düsenjet. Oder auf einer Startbahn in den Hyper-Raum.

»Wir holen auf!«, rief Nina.

»Muss an den Reifen liegen«, gab Dominik zurück. Die beiden Autos hatten etwa die gleiche Motorleistung. Doch Meiks Wagen hatte Allwetterreifen – im Gegensatz zu den schnellen Sommerreifen an dem Mercedes. Dom setzte zum Überholen an.

Unendlich langsam zog der Wagen an Meik vorbei. Dominik konnte das Gesicht des älteren Jungen im Schein der Instrumentenbeleuchtung erkennen. Eine Grimasse, verbissen und hilflos. Dann verschmolz sie mit der Dunkelheit. Geil, sich auf diese Weise an die Spitze zu setzen, dachte Dominik.

Nina sah die Scheinwerfer zuerst. »Da kommt einer entgegen.«

»Hey!«

»Das schaffen wir nicht.«

»Locker.«

Dominiks Wagen lag um eine Kühlerlänge vorn. Die beiden Autos fuhren, was die Motoren hergaben. Trotz der besseren Reifen konnte sich Dominik nicht die entscheidenden Meter nach vorn schieben. Nach der asphaltierten Forststraße war der Untergrund jetzt geschottert. Schlecht für ihn.

Das Rennen schien wieder ausgeglichen.

»Brems!«, rief Nina.

»Nie im Leben«, erwiderte Dominik.

»Der kommt direkt auf uns zu!« Eine Lichthupe erhellte das Innere ihres geklauten Wagens.

»Na und?« Dominik fuhr dicht an Meik heran. Er dachte gar nicht daran zu bremsen. Die Straße war breit genug für drei. Man musste nur die Nerven behalten.

»Du spinnst«, sagte Nina. Sie versuchte, Dominik ins Lenkrad zu greifen.

»Weg da!« Er stieß sie mit dem Ellenbogen zur Seite.

Der entgegenkommende Wagen konnte sich kaum auf der Straße halten. Die Hinterreifen brachen aus, er schleuderte.

Dominik kniff die Augen zusammen. Im Vorüberwischen konnte er einen Teil des Kennzeichens erkennen. Dann hörte er ein scharfes metallisches Krachen. Er bremste, ziemlich kontrolliert, sein Wagen hatte ABS. Auch Meik stoppte.

So waren die Regeln: anhalten und überprüfen, ob irgendwas Ernsthaftes passiert war. Bei den bisherigen Rennen war das zum Beispiel nach einem Fahrfehler von Meik erforderlich gewesen, der an einem Stapel geschlagenem Holz hängen geblieben war. Schließlich hatte er aber mit demolierter Stoßstange weiterfahren können.

Der unbekannte Wagen hatte Glück im Unglück. Er war auf eine freie Fläche geraten und in einem Abstand von gut hundert Metern zum Stehen gekommen. Das musste die Baustelle sein, auf der die Sauer AG ein neues Chemiewerk plante.

Dominik ließ die Scheibe herunterfahren und spähte nach hinten.

»Dem ist nichts passiert«, rief Meik, der ein Stück vor ihm stand.

»Scheinwerfer brennen noch«, sagte Dominik. »Der ist nur ein bisschen vom Weg abgekommen.«

»Wir müssen zurück. Nachsehen«, sagte Nina.

»Bist du verrückt?«

»Wir müssen!«

Meik beschleunigte wieder. Er hatte genug gesehen.

»Dem fehlt nichts.« Dominik machte Anstalten, Meik zu folgen.

»Bleib stehen!«

»Dann verlieren wir!«

»Egal.«

Dominik wies mit dem Daumen nach hinten. »Der kann mich drankriegen. Die Karre ist geklaut, schon vergessen?«

»Ich fahr nicht weiter.« Nina öffnete die Tür und sprang hinaus.

»Was soll das?«

»Verpiss dich!«

»Steig ein, Nina! Wir können noch gewinnen.«

»Du kannst gewinnen, Dominik. Ich nicht.«

»Mach keinen Scheiß!«

»Du kotzt mich an! Verschwinde!« Sie atmete schwer. »Am besten für immer!«

Dominik ließ die Scheibe wieder hochfahren.

Kapitel 2

Die Rücklichter von Meik waren noch zu erkennen. Dich krieg ich, dachte Dominik und gab Gas. An Nina verschwendete er keinen weiteren Gedanken. Das Rennen zählte, nichts anderes. Keiner konnte es mit ihm aufnehmen. Meik schon gar nicht.

Sie fuhren einen Rundkurs. Der geschotterte Teil lag hinter ihnen, die Straße war jetzt wieder befestigt. Dominik holte auf. Das war fast noch besser, als in Führung zu liegen. Zu spüren, wie man unaufhaltsam näher kam. Mit so viel PS unter der Haube, dass es für vier Kleinwagen reichte. Die Lenkung reagierte fantastisch. Trotz des hohen Tempos hatte Dominik nie das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren. Geschwindigkeit stabilisierte, das war ihm beim Skifahren in Leib und Blut übergegangen. Bevor er sein Bein verloren hatte.

Die letzte Gerade war schwierig. Die Strecke machte ein paar leichte Schlenker, man musste höllisch aufpassen, vor allem bei Nässe. Zum Glück hatte es seit Wochen nicht mehr geregnet. Alles oder nichts, dachte Dominik. Er spürte, wie die Räder auf der Beifahrerseite kurz abhoben.

Dann hatte er Meik im Sack. Kurz vor der Ziellinie setzte sich Dominik an die Spitze.

Puschkin schwenkte eine Flagge, die sie bei einem Tourenwagenrennen in Salzburg hatten mitgehen lassen. Beim Bremsen staubte es gewaltig. Dann bogen sie auf den Parkplatz ein.

Diesmal hatten sie eine Flasche Champagner für den Sieger mitgebracht. Dominik ließ den Korken knallen und spritzte die kreischenden Mädchen nass. Die Clique feierte ihren Anführer, die Flasche ging rum.

Sie standen im Licht der Autoscheinwerfer, mitten im riesigen düsteren Wald, und waren die Könige der Welt. Wer außer ihnen traute sich so was?

Aus den Lautsprechern des Mercedes schallte die Siegeshymne »Ready for the Victory«. Dominik hatte die CD eingelegt, es war wie im Film. Der Krüppel hatte gewonnen. Er hatte es allen wieder gezeigt.

»Der Kerl ist einfach nicht zu schlagen«, sagte Meik. »Nächstes Mal besorg ich mir einen Porsche.« Er spielte seine erneute Niederlage herunter und schob sie auf die miesen Reifen des BMW. Das stimmte sogar. Doch niemand hörte zu. Er war bekannt dafür, dass er immer eine Ausrede hatte.

Meik spürte ein Gewicht in seiner Lederjacke. Dort steckte sein kleines Fundstück. Er hatte gute Lust, es hervorzuholen und damit Eindruck zu machen. Keiner von den andern wusste etwas von der Pistole, nicht einmal Mareike, diese hysterische Pute, die ihn während der gesamten Fahrt genervt hatte. Jetzt hing sie an Dominiks Hals und schmierte ihm ihren Lippenstift auf die Wange.

»Wo hast du eigentlich Nina gelassen?«, wunderte sie sich und lachte dem Sieger ins Ohr. Dominik roch ihr Parfüm. Sie sah umwerfend aus mit ihren langen blonden Haaren und ihrer Modelfigur. Als sie vor Kurzem zu der Clique gestoßen war, hatte sie Dominik noch keines Blickes gewürdigt. Jetzt sah sie ihn erwartungsvoll an.

»Ja, stimmt, wo ist Nina?«, fragten die anderen.

»Sie ist ausgestiegen.«

Dominik erklärte seinen verdutzten Freunden, was vorgefallen war. Er stellte die Sache möglichst harmlos dar. Dass dem entgegenkommenden Fahrer etwas passiert sei, glaube er nicht. Außerdem sei es kein Wagen aus der Gegend gewesen. Er habe ein B entziffern können, B wie Berlin. Weiß der Himmel, was so einer im Marktier Wald verloren hatte.

Der Schreck war dennoch groß.

»Und Nina ist raus? Ich fass es nicht!« Puschkin schüttelte den Kopf. »Was hat sie sich dabei gedacht?«

»Die spinnt doch. Wahrscheinlich ist sie mal wieder auf ihrem Sozialtrip.« Johanna hatte die größte Klappe in der Gruppe. Selbst beim geringsten Anlass ging sie gleich an die Decke. »Die dumme Gans verpfeift uns doch garantiert.«

»Einfach bescheuert«, sagte Mareike.

»Sie wollte nur helfen.« Dominik war klar, dass Nina bei den Crash-Kids nicht gerade beliebt war. »Crash- Kids«, so nannten sie sich. Puschkin hatte den Begriff in einer Fernsehsendung gehört und gleich beim ersten Rennen ins Spiel gebracht. Es war wie ein Ehrentitel, sie waren stolz drauf.

»Schöne Scheiße!«, mischte sich Meik ein. Jetzt hatte er Oberwasser und ergriff die Initiative. Er gab Dominiks Mercedes einen Tritt. »Hast du deine Alte nicht im Griff?« Er legte Mareike den Arm auf die Schulter und zog sie an sich. Sie ließ es widerstandslos geschehen. »Warum hast du sie überhaupt mitgenommen, wenn wir uns nicht auf sie verlassen können?«

»Nina ist nicht blöd«, erwiderte Dominik. »Die hält dicht.«

»Und wenn der Typ verletzt ist? Wenn er die Polizei ruft?«, fragte Puschkin.

»Egal, wir müssen schleunigst verschwinden.« Meik ging demonstrativ zu seinem BMW. »Die Feier ist beendet.«

»Wartet!« Dominik holte sein Handy heraus und wählte Ninas Nummer. »Das haben wir gleich.«

Sie blieben stehen und betrachteten ihn gespannt.

»Na, komm schon!«, sagte Dominik und lauschte dem Freizeichen. Die Sekunden verstrichen.

»Was ist los?«, drängte Johanna, als sie Dominiks entgeisterten Gesichtsausdruck sah.

»Mailbox.«

»Wahrscheinlich möchte sie nichts mehr von dir wissen«, höhnte Meik.

»Das ist doch kindisch!«

»Keiner widerspricht«, stellte Mareike fest.

»Ich kümmer mich drum, Leute.« Dominik versuchte, seine Freunde zu beruhigen.

»Riecht nach Ärger«, sagte Puschkin düster.

»Diesmal ist Nina zu weit gegangen.« Meik stieg in den geklauten BMW, gefolgt von Mareike. »Wir verschwinden.«

Wie auf Kommando löste sich die Clique auf.

Mit ihren Motorrollern nahmen sie unterschiedliche Wege nach Burghausen. Dort stammten sie alle her. Aus einer kleinen, äußerst wohlhabenden Stadt im Osten Oberbayerns, direkt an der Grenze zu Österreich. Mit vielen teuren Autos und einer notorisch unterbesetzten Polizeiwache. Grenzland, wie schon in früherer Zeit. Die Stadt war berühmt für ihre Burg und ihr internationales Jazzfestival. Sie hatte einiges an Kultur zu bieten, aber das war’s auch. Um was zu erleben, fuhren die Jugendlichen nach Mühldorf oder gleich nach München, mit der Bahn dauerte das allerdings eine Ewigkeit. In den Sommerferien wurde die Langeweile manchmal unerträglich. Da musste man sich was einfallen lassen.

Kapitel 3

Dominik stellte den Mercedes auf einem Feldweg in der Nähe von Altötting ab. In dieser Sonntagnacht war kein Mensch mehr auf den Beinen. Er hatte sich schon öfter ein Auto »geliehen«, niemals in Burghausen selbst, immer in den umliegenden Ortschaften. Der Wagen sollte möglichst schnell gefunden werden, sein Besitzer sollte ihn zurückbekommen. Manchmal blieb eine Beule zurück, meistens war der Tank leer. Ansonsten hinterließen die nächtlichen Rennen nichts, was intensivere polizeiliche Nachforschungen notwendig machte. Und die örtlichen Bullen hielten still. Die hatten sicher Wichtigeres zu tun, schätzte Dominik.

Sein Motorroller stand in dem kleinen Gehölz, wo er ihn versteckt hatte. Er fuhr nach Burghausen zurück. Nicht direkt, er machte noch einen Umweg.

Mit ihrem Aussteigen hatte Nina den Bogen überspannt. Er würde Schluss machen, obwohl es ihm widerstrebte. Im Grunde mochte er Nina. Sie hatte etwas im Kopf, machte sich Gedanken über Gott und die Welt – manchmal zu viele. Mit den Autorennen hatte sie leider ein Problem. Zumindest tat sie immer so, aber Dominik hatte den Eindruck, dass es ihr auch ein bisschen gefiel, mit den teuren Schlitten durch die Landschaft zu brausen und den Besitzern dadurch ein Schnippchen zu schlagen. Die Leute sollten merken, wie leicht ihnen ihre geliebten Blechkisten abhandenkommen konnten. Dass nichts sicher war, schon gar nicht Reichtum. Diese Vorstellung amüsierte sie.

Vorsichtig näherte sich Dominik dem Unfallort. Er achtete auf Blaulicht und Polizeifahrzeuge. Nichts war zu sehen. Die Baustelle der Sauer AG lag in völliger Dunkelheit. Von dem Fahrzeug, das ihnen während des Rennens entgegengekommen war, fehlte jede Spur. Von Nina auch.

Es musste so gewesen sein, wie er vermutet hatte. Dem Fahrer und seinem Wagen war nichts passiert. Vielleicht hatte er ein paar Worte mit Nina gewechselt, froh, dass er mit dem Schrecken davongekommen war. Nina hatte sich klug verhalten und ihm irgendeine Geschichte aufgetischt: dass sie auf dem Nachhauseweg gewesen sei und die Raser in den dicken Kisten nicht kenne, etwas in der Art. Im Geschichtenausdenken war sie gut. Dann hatte sich alles in Wohlgefallen aufgelöst.

Er probierte es noch einmal auf Ninas Handy, dann bei ihr zu Hause. Sie hatte es nicht weit. Schützing war ein winziger Ort zwischen Burghausen und Altötting, mitten im Nirgendwo. Ninas Eltern besaßen dort ein größeres Anwesen mit Swimmingpool und Sonnenkollektoren auf dem Dach. Sie musste die Strecke zu Fuß gelaufen sein. Geschah ihr ganz recht.

Bei den Dahlbergs meldete sich nur der Anrufbeantworter, kein Wunder, Ninas Eltern waren in Urlaub. Sommerferien. Dominik beneidete Nina, dass sie allein zu Hause bleiben durfte. Sein Vater würde das nie erlauben. Aus Sorge. Er übertrieb es damit, seit Mutter gestorben war.

Dominik rief auf Mareikes Handy an und gab Entwarnung. Keine besonderen Vorkommnisse. Die Baustelle wirkte so, als sei nicht das Geringste passiert. Nina lag wahrscheinlich längst im Bett. Sie hielt es auch sonst nicht lange aus und war bei Partys immer unter den Ersten, die aufbrachen.

»Kommst du?«, fragte Mareike. Sie saß mit Puschkin und den andern in einer Kneipe in Burghausen. »Meik ist schon wieder weg«, setzte sie hinzu. »Der taucht heut Nacht nicht mehr auf.«

Das ließ sich Dominik nicht zweimal sagen. »Bin gleich da.« Er betrachtete Ninas weißen Helm, den er an den Lenker geschnallt hatte. Eigentlich wollte er ihn ihr zurückbringen.

»Beeil dich!«, drängte Mareike.

»Hey, du kennst meinen Roller. Kann sich nur um Minuten handeln.« Nina sollte bis morgen warten. Dominik hatte seinen Roller bei einem befreundeten Werkstattmeister frisiert. Er lief fast 100, der schnellste seiner Art im ganzen Umkreis.

Mareike empfing ihn mit einem frisch gemixten Cocktail und fuhr mit den Fingern durch seine schwarzen Locken. Es war halb zwei. Sie redeten und tranken, bis sich ihre Freunde nach und nach verabschiedeten und der Wirt sie vor die Tür setzte.

Mareike nahm Ninas Helm und fuhr auf dem Rücksitz mit. Dominik musste immer wieder anhalten, weil sie nicht aufhören konnten zu lachen.

An den Ufern der Salzach gab es ein paar einladende Stellen. Sandstrand, hohes Schilf, ein geschützter Badeplatz. Mareike war nicht so zimperlich wie Nina. Ohne Ausreden und Hinhaltetaktik. Sie machte nicht einmal eine Bemerkung über Dominiks Prothese. Es war eine Sommernacht, wie er sie sich in seinen Träumen immer vorgestellt hatte.

Kapitel 4

Dominik hörte seinen Vater zur Arbeit gehen. Da er Ferien hatte, schlief er aus. Er umarmte sein Kissen und stellte sich vor, es sei Mareike. Ihr Haar war so unglaublich weich. Ihr Hals, ihr Nacken. Schließlich schälte er sich aus der Decke, duschte und machte sich auf den Weg ins Bogart’s.

Die Crash-Kids waren bereits da: Mareike, Puschkin, Christel, Bille, Johanna, Rupert, Ingo, Lukas. Nur Nina fehlte. Und Meik, der beim Autohaus Pranter eine Lehre machte. Er war frühzeitig von der Schule abgegangen, um endlich Geld zu verdienen.

Im Café lief der Lokalsender, den sie nach jedem Rennen hörten. Sie saßen an einem runden Tisch vor den geöffneten Terrassentüren – in einer Nische, die von den übrigen Plätzen abgetrennt war. Außer ihnen gab es nur ein paar vereinzelte Gäste.

Keiner sagte etwas, als Dominik kam.

»Waren wir schon drauf?«, fragte er mit gedämpfter Stimme. Er suchte Mareikes Blick, doch sie saß zwischen Christel und Bille und sah an ihm vorbei.

Kopfschütteln.

»Hat einer was von Nina gehört?«

Augenrollen. Als sei es das Letzte, was jetzt interessiere.

Dominik setzte sich. Die Radiomusik verebbte. Es kamen die Nachrichten.

Todesfall im Marktier Wald. In der Nacht von Sonntag auf Montag wurde der bekannte Burghauser Rechtsanwalt Franz Conradi tot aufgefunden. Von seinem Fahrzeug, einem BMW X5 mit Silber-Metallic-Lackierung, fehlt jede Spur. Die Polizei geht von einem Gewaltverbrechen aus, da es Hinweise auf einen Schusswechsel gibt. Die Todesursache ist noch nicht geklärt.

Der Moderator unterbrach seine Durchsage für einen kurzen Nachruf. Franz Conradi wurde als geistiger Kopf des Burghauser Jazzherbstes geehrt, einer Veranstaltung, die an das große internationale Jazzfestival im Frühjahr anknüpfte, beliebt beim Publikum, begehrt bei Musikern. Conradi habe viel für die Region getan, sein Tod hinterlasse eine große Lücke.

Dann die nächste Meldung. Der Moderator legte Dramatik in seine Stimme: In der gestrigen Nacht ist in Altötting ein Mercedes ML 350 entwendet worden. Das Fahrzeug wurde inzwischen aufgefunden, es ist unbeschädigt. Die Polizei geht von einer Tätergruppe aus, auf deren Konto auch die Autodiebstähle der vergangenen Wochen gehen.

Es folgte ein Interview mit Kommissar Krebitz von der Kriminalpolizei Mühldorf. Der Kommissar erklärte, dass eine Verbindung zwischen dem Tod von Franz Conradi und den Diebstählen wahrscheinlich sei. Die Ermittlungen liefen in verschiedene Richtungen, noch könne man nichts Genaueres sagen, auch nicht über den möglichen Schusswechsel. Als Fundort der Leiche nannte er ein Waldstück in der Nähe des Golfplatzes bei Piesing, etwa fünfzig Meter vom Forstweg entfernt. Die Tatzeit sei gegen 21 Uhr gewesen, doch Conradi sei erst in den frühen Morgenstunden von einem Spaziergänger entdeckt worden. Krebitz beschrieb den gestohlenen BMW. Für sachdienliche Hinweise aus der Bevölkerung sei die Polizei dankbar.

Es folgten weitere Nachrichten. Dominik hörte gebannt zu und gab den andern ein Zeichen, still zu sein, um nichts zu verpassen. Doch es kam nichts mehr. Von einem Unfall im Marktier Wald war nicht die Rede. Wenigstens schienen sie Glück im Unglück zu haben.

»Was jetzt?«, fragte Puschkin.

Dominik sah sich um. Das Café war zwar nicht gerade der ideale Ort für eine Krisensitzung, aber egal. Er stand auf und schloss die Terrassentür. Die andern Gäste saßen unter Sonnenschirmen im Freien. Die Crash-Kids waren ungestört.

»Die Frage ist: Was hat Meik getan?«, fing Dominik an.

»Meik hat Mist gebaut!«, zischte Johanna.

»Du glaubst doch nicht …«

»Mit dem Toten hat er nichts zu tun«, sagte Mareike. »Das war einfach Pech.« Sie sprach leiser. »Wir sind mit dem Roller an dem BMW vorbei. Weit und breit keine Menschenseele. Das Auto war nicht abgeschlossen, der Schlüssel steckte. Es hieß doch, wir schnappen uns für das Rennen einen Offroader. Also bitte, da stand einer. Meik hat bloß zugegriffen.«

»Und sonst habt ihr nichts gesehen?«, fragte Johanna.

»Weder gesehen noch gehört.« Mareike deutete auf ihre Ohren. »MP3-Player. Glaub mir, da stand nur dieser BMW. Herrenlos, könnte man sagen.«

»Der Mann«, flüsterte Puschkin, »der Tote. Er wurde mitten im Wald gefunden, stimmt’s? Nicht auf dem Weg bei seinem Auto.«

»Hab ich auch so verstanden.« Mareike nickte.

»Vielleicht war er schon tot, als ihr gekommen seid. Ihr habt ihn nur nicht gesehen, weil er auf dem Boden lag.« Puschkin schauderte. »Echt gruselig.«

Mareike schluckte.

»Aber warum wart ihr überhaupt beim Golfplatz?«, wollte Dominik wissen. »Das liegt doch viel zu nah an Burghausen. Wir hatten vereinbart, nur in den Nachbarorten …«

»Die Gelegenheit hättest du dir auch nicht entgehen lassen.«

»Und wo ist der Wagen jetzt? Wo hat Meik ihn abgestellt?«

»Das musst du ihn fragen«, erwiderte Mareike. »Wir sind nicht mehr zusammen. Er hat nach dem Rennen Schluss gemacht.«

Dominik starrte sie fassungslos an. Das hatte Mareike verschwiegen, als sie … sich nähergekommen waren. Erst vor ein paar Stunden war das gewesen. Wieso hatte sie ihm nichts gesagt?

»Damit will ich nichts zu tun haben«, verkündete Lukas und rief nach der Bedienung.

»Ich auch nicht«, schloss sich Bille an. »Ich bin das letzte Mal dabei gewesen.«

»Was soll das denn heißen?«, regte sich Johanna auf. »Wollt ihr kneifen?« Sie verstummte, als die Kellnerin zum Abkassieren kam. Wortlos wechselten Münzen und Scheine ihren Besitzer.

Als die Bedienung wieder weg war, stand Lukas auf. Dominik hielt ihn zurück. »Versprecht, dass ihr dichthaltet.«

»Sicher.« Lukas nickte.

»Was hast du denn gedacht?«, fragte Bille. »Dass ich mich bei dem Kommissar ausheule?«

»Das ist nicht witzig«, beharrte Dominik.

»Für dich wohl kaum. Weil du bis zum Hals drinsteckst.« Bille lachte spöttisch.

Johanna packte sie am Handgelenk. »Jetzt pass mal auf, du kleine Zicke. Wenn ich mich richtig erinnere, hat Lukas auch mal die eine oder andere Runde mit den Autos gedreht.«

»Das war nur beim ersten Mal«, wehrte sich Lukas lahm.

»Und du«, fuhr Johanna Bille an und senkte ihre Stimme, »du hast doch Schmiere gestanden, als Meik letzte Woche den Mini-Van geknackt hat. Wolltest ihn wohl beeindrucken mit deinem Mut?«

Bille machte sich los. »Na und? Da war doch nichts dabei.«

»Hört auf.« Dominik versuchte, die beiden Mädchen zu beruhigen. Johanna und Bille gifteten sich ständig an.

»Ihr könnt jederzeit aussteigen.« Er legte Bille eine Hand auf den Arm und blickte zu Lukas. »Keiner macht euch einen Vorwurf. Aber ihr müsst euer Wort geben, dass ihr niemandem etwas sagt.«

»Okay«, sagte Lukas.

»Also gut.« Bille zuckte mit den Schultern.

»Das gilt für uns alle.« Dominik betrachtete der Reihe nach die andern. Mareike schlug die Augen zu Boden. »Wir sprechen mit keinem drüber und untereinander auch nur mit größter Vorsicht. Sonst sind wir fällig.« Er machte eine Pause. »Ehrenwort?«

Vereinzeltes Kopfnicken.

»Sagt es! Puschkin, du fängst an!«

»Ehrenwort.« Es klang heiser.

Die andern taten es ihm reihum nach, auch Dominik, als er am Ende dran war. Dann lehnte er sich zurück. »Das war’s. Von mir aus könnt ihr gehen.«

Lukas und Bille verließen mit einem gemurmelten Gruß das Café.

Johanna sah ihnen zweifelnd hinterher. »Meint ihr, auf die zwei ist Verlass?«

»Ich denke schon.« Dominik war froh, die Situation einigermaßen bereinigt zu haben. Sticheleien konnten sie jetzt nicht gebrauchen. »Die haben nur Schiss.«

»Und was ist mit Nina?«, fragte Mareike.

»Keine Ahnung. Hat einer von euch sie gesehen?«

»Wir dachten, du wüsstest, wo sie steckt«, wunderte sich Johanna.

Dominik schüttelte den Kopf.

»Was wird sie tun, wenn sie von der Leiche im Wald erfährt?« Mareike schaute Dominik zum ersten Mal offen an. Sie wirkte bedrückt, als ob sie sich dauernd fragte, in was sie da eigentlich hineingeraten war. Sonst spürte er nichts. Nach allem was am Ufer der Salzach zwischen ihnen gelaufen war. Schämte sie sich vor den andern, weil sie Meik gegen ihn eingetauscht hatte? Oder galt der Tausch nur für eine Nacht?

»Nina ist unberechenbar«, sagte Johanna. »Außerdem hat sie nie richtig mitgemacht. Sie war immer dagegen.« Dominik schickte sich an zu gehen. »Ich klär das.«

Kapitel 5

Sie verabredeten sich für den späten Nachmittag im Freibad am Wöhrsee. Wenn irgendeiner Nina sah, solle er sofort die andern verständigen. Dominik startete seinen Roller. Dann schnallte er Ninas Helm ans Lenkrad und fuhr los.

Auf dem Weg nach Schützing kam er an der Polizeiinspektion Burghausen vorbei. Das Gebäude am Ortseingang wirkte noch ruhiger als sonst, kein einziger Streifenwagen stand davor.

Das war’s dann wohl mit den Autorennen, dachte Dominik. Was Meik nur im Schilde führte? Mareikes Geschichte klang glaubhaft. Ausgehend von den Radiomeldungen ergab sie einen Sinn. Dennoch enthielt sie Ungereimtheiten.

Dieser BMW. War er wirklich so einladend dagestanden oder hatte Meik ein bisschen nachgeholfen? Dominik glaubte keinen Augenblick, dass Meik ein Mörder war. Aber er konnte mit diesem Franz Conradi ja irgendwie aneinandergeraten sein. Vielleicht war Meik von ihm überrascht worden? Ein Wort hatte das andere gegeben, Conradi hatte sich bedroht gefühlt und eine Waffe gezogen – es war von einem Schusswechsel die Rede gewesen. Daraufhin hatte Meik zum Schlag ausgeholt … Dominik stockte der Atem. Das würde Mareikes abweisende Haltung erklären. Sie hatte alles mitbekommen. Und jetzt durfte sie nichts verraten.

»Blödsinn!«, rief er, bremste und nahm die Einmündung nach Schützing. Meik war zu vielem fähig, das stimmte. Es konnte gut sein, dass er den BMW nicht zurückgab, sondern verscherbelte. Er hatte schon öfter mit dem Gedanken gespielt, die geklauten Autos zu Geld zu machen. Die Idee stieß bei den Crash-Kids auf totale Ablehnung. Ohne Führerschein mit einem geklauten Auto durch die Gegend zu brettern, war das Größte. Danach hatte es jedoch seinen Zweck erfüllt.

Wie man es auch drehte und wendete: Meik hatte das Auto eines Toten geklaut. Das war Fakt. Und es brachte sie in Schwierigkeiten.

Dominik ließ das letzte Waldstück hinter sich und erreichte die Senke, in der die Ortschaft Schützing lag. Es war ein wolkenloser Tag, die Wiesen erstrahlten in sattem Grün. Durch den umgebenden Wald hatte man fast den Eindruck, auf einer Insel zu sein, fernab jeder Zivilisation. Die vereinzelten Häuser waren größtenteils Neubauten. Viele Leute waren wegen der außergewöhnlichen Lage nach Schützing gezogen. Es befand sich nahe genug an Burghausen und war doch abgeschieden. Per Zufall kam hier niemand hin.

Die Dahlbergs wohnten in einem umgebauten Bauernhof. Dominik fuhr den Schotterweg hoch und stellte seinen Roller neben dem Gewächshaus ab. Er löste Ninas Helm vom Lenker, nahm seinen eigenen Helm ab und blieb unwillkürlich stehen.

Wie oft hatte er schon Ninas Haustür betrachtet? Bei Tag und Nacht. In Sturm und Schnee. Ihre Eltern konnten Dominik nicht leiden. Sie ließen es zu, dass er Nina mit dem Roller abholte, aber im Haus war er nicht gern gesehen. Dominiks Vater arbeitete bei der Sauer AG, einem riesigen Konzern, der für die Dahlbergs das Großkapital verkörperte. Ninas Eltern waren Journalisten. Ihr Vater arbeitete für die Tageszeitung der Region, ihre Mutter verfasste Kolumnen für ein Internet-Magazin. Sie hatten es sich schön eingerichtet in ihrem kleinen Refugium und pflegten ihre Vorurteile.

Dominik klingelte. Sein Blick fiel auf den Swimmingpool. Es war nur ein Standbecken mit Stahlwänden, aber dort hatten er und Nina sich zum ersten Mal geküsst. Das war Anfang Mai gewesen, nach einer Party bei Ingo. Sie waren früher gegangen, Dominik hatte seinen Roller erst eine Woche zuvor geschenkt bekommen. Zum Schwimmen hatte er seine Unterschenkelprothese abnehmen müssen. Er badete gern. Wenn er im Wasser war, spürte er sein Handicap kaum. Das Problem war nur, ohne entsetzte und mitleidige Blicke ins Wasser zu gelangen. Der entblößte Beinstumpf löste die unterschiedlichsten Reaktionen aus. Nina hatte sich über den Rand des Beckens kopfüber ins Wasser gleiten lassen – und ihm dadurch vorgemacht, wie er die Leiter vermeiden konnte. Dann hatte sie gesagt: »Komm rein.«

Und gestern hatte sie gesagt: »Verpiss dich!«

Es hatte mehr als drei Monate gehalten. Das war gar nicht so schlecht für die erste richtige Beziehung. Nichts war von Dauer. Die Autorennen hatten gezeigt, dass sie doch nicht zusammenpassten. Dominik war gekommen, um Schluss zu machen.

Doch als er das Wasser im Pool betrachtete, all die Lichtreflexe der Sonne eines bis vor Kurzem so vollkommenen Sommers, bedauerte er plötzlich, was in der vergangenen Nacht geschehen war. Im Siegesrausch hatte er etwas mit Mareike angefangen – wobei die Betonung auf »angefangen« lag.

Eigentlich bedeutete ihm Nina viel mehr. Wenn sie sauer auf ihn war, zeigte sie es ohne Umschweife. Sie hatten schon öfter Krach gehabt. Aber danach ließ sie es für gewöhnlich wieder gut sein, sie war nicht nachtragend.

Nichts rührte sich. Er klingelte noch einmal. »Nina!«, rief er mehrmals und begann, das Haus zu umrunden. Die Rollläden waren größtenteils heruntergelassen, das Garagentor geschlossen. Die Dahlbergs waren auf einer Chinareise, das wusste er.

Dominik schlich noch eine Weile auf dem Grundstück herum. Ninas Holland-Fahrrad hatte er gleich zu Anfang bemerkt. Es war ihr einziges Verkehrsmittel. Mühsam, aber umweltfreundlich, wie er sich oft genug hatte anhören müssen.

Er versuchte es erneut auf ihrem Handy und dem Festnetz. Nichts, nur die Mailbox und der Anrufbeantworter. Diesmal hinterließ er eine Nachricht, Nina solle ihn dringend zurückrufen. Dann legte er Ninas Helm auf die Fußmatte vor der Eingangstür und machte sich wieder auf den Weg.

Kapitel 6

»Vorsicht!«, rief ein Arbeiter.

Dominik konnte dem Bagger gerade noch ausweichen. Auf dem sandigen Untergrund legte er eine formvollendete Bremsung hin, der Hinterreifen des Rollers beschrieb einen Halbkreis.

Die Baustelle im Marktier Wald lag auf dem Rückweg nach Burghausen. Aus reiner Neugier wollte er sich dort noch ein wenig umsehen. Bei Tageslicht. Den Bagger, der hinter einem Stapel Betonröhren herangedonnert kam, hatte er schlichtweg übersehen.

»Hier entsteht ein Werk der Sauer AG«, stand auf einer haushohen Tafel. Darauf war eine Industrieanlage abgebildet.

»Was hast du hier verloren?« Der Vorarbeiter, der Dominik gerade gewarnt hatte, gab dem Baggerführer Handzeichen und dirigierte ihn von der Straße weg. Dort waren die Erdverschiebungen mithilfe weiterer Bagger und Laderaupen voll im Gange. »Bring dich lieber in Sicherheit.«

»Tut mir leid«, sagte Dominik.

»Verdammt, wir brauchen neue Absperrungen!«, brüllte der Mann einem Kollegen zu. »Sonst passiert noch ein Unglück!«

»Was kann ich denn dafür?«, wehrte sich der andere Bauarbeiter und kam näher. »Warum musste dieser Schwachkopf hier letzte Nacht reinbrettern?«

»War bestimmt besoffen und ist dann abgehauen.«

»Wenn ich getrunken hab, richte ich jedenfalls nicht so eine fürchterliche Bescherung an. Guck dir das Klo an!«

Der Vorarbeiter winkte ab und nahm sein Handy, um zum wiederholten Mal in der Zentrale neue Absperrmittel anzufordern.

Als Dominik weiterfuhr, bemerkte er einen Schrotthaufen am Rand der Baustelle: verbogene Absperrschranken, umgeknickte Sicherheitsbaken und ein türkisfarbenes Dixie-Klo, das aussah, als ob ein Riese es achtlos zur Seite gekickt habe. Die Reifen des Baggers hatten den Boden bereits weiträumig durchpflügt. Ein Teil des Geländes war sogar planiert. Unmöglich, hier noch Spuren von dem nächtlichen Unfall zu entdecken.

Dominik stellte seinen Roller am Rand der Forststraße ab. Dort standen eine ganze Reihe von Fahrzeugen, unter anderem ein dottergelber VW Beetle, der ihm bekannt vorkam. Die Autokennzeichen zeigten durchweg AÖ für Altötting oder PAN für Pfarrkirchen.

Er ging zur Baustelleneinfahrt. Im Grunde war das einfach eine große Schneise mitten im Wald. Die demolierten Absperrschranken hatten nur einen kurzen Abschnitt der Einfahrt abgedeckt, symbolisch gewissermaßen, aber normalerweise reichte das aus. Dominik warf einen Blick auf die verzinkten Vierkanteisen der Schranken – und entdeckte Spuren von blauer Farbe. Er kratzte dran, sie war frisch. Der Lack konnte von dem unbekannten Berliner Fahrzeug stammen.

Er schätzte ab, welchen Weg das Auto genommen hatte, als es von der Fahrbahn abgekommen war. Auf dem festen Sandboden hatte es wenig Widerstand gefunden, deshalb hatte es sich nicht überschlagen. Es musste ein gutes Stück weit gerutscht sein und war vermutlich am Ende der Schneise zum Stehen gekommen. Dort lagen die Betonröhren.

Dominik wartete, bis die Arbeiter außer Reichweite waren. Dann schlenderte er zu der fraglichen Stelle. Es war am Rand der Baustelle. Der Untergrund war hier weder aufgewühlt noch frisch eingeebnet. Nachdem er eine Weile herumgelaufen war, entdeckte er Reifenspuren. Von einem PKW, wie es aussah. Sie führten zur Straße, wo sie sich mit andern Spuren vermischten.

Zurück zu den Betonröhren. Im Hintergrund sah er, wie die Baufahrzeuge anhielten. Der Lärm legte sich. Die Arbeiter verließen ihre Maschinen und gingen zu den Wohncontainern am gegenüberliegenden Waldrand, offenbar machten sie eine Pause.

Dann hörte er das Geräusch. Es war ziemlich schwach, doch Dominik konnte es von vielen anderen unterscheiden. Ein Handyklingelton.

Er folgte der Melodie. »Oh My God« von Pink, wie er sich erinnerte, Ninas Lieblingslied. Die Töne kamen von unten.

Nach einer Weile hörte die Melodie auf. Dominik suchte den groben Sand ab. Schließlich entdeckte er das Handy. Ein Teil des Gehäuses ragte aus dem Boden.

Er legte das Gerät frei und säuberte es notdürftig. Es funktionierte noch. Auf dem Display erschien die Anzeige mit den unbeantworteten Anrufen. Es waren Dominiks vergebliche Versuche, Nina zu erreichen.

Sein Blick fiel auf einen Fleck neben der Stelle, wo das Handy im Sand gelegen hatte. Er war dunkel, als sei etwas ausgelaufen. Vielleicht Öl.

Oder Blut? Dominik erstarrte.

»Hey! Was machst du denn hier?«

Er fuhr herum und ließ das Handy geistesgegenwärtig in der Hosentasche verschwinden. »Nichts. Ich seh mir nur die Baustelle an. Geht ja mächtig voran.«

»Was ist denn los? Bist du einem Gespenst begegnet?«, scherzte Hildegard Frey. Ihr gehörte der gelbe Beetle. Hildegard war die Freundin von Dominiks Vater, Veit Raban. Als Geologin erstellte sie Gutachten für die neue Baustelle und überwachte die Aushubarbeiten.

Neben ihr stand ein Junge, den Dominik aus der Werkstatt von Pranter kannte: Tim, der Sohn des Besitzers, er war sechzehn, genauso alt wie Dominik.

»Morgen, Kumpel!« Tim schüttelte Dominik die Hand, als wolle er sie ihm abreißen. Das war eine seiner Marotten. In Wahrheit konnte er keiner Fliege etwas zuleide tun.

Tim war geistig zurückgeblieben. Er hatte Dominik ins Herz geschlossen, seit Meik die beiden einmal im Autohaus zusammen sah und sie mit »der Krüppel und der Trottel« titulierte.

»Morgen, Tim.« Meistens alberte Dominik mit Tim herum. Aus dem Händeschütteln wurde dann ein spielerischer Boxkampf. Aber diesmal war er nicht in Stimmung. »Wie geht’s denn so?«, fragte er nur.

»Superlecker! Einfach superlecker, du!«

»Ich habe Tim an der Baustelle aufgelesen.« Hildegard wies auf das weitläufige Gelände. »Er hat sich wieder im Wald verirrt.«

Das kam häufig vor. Wenn Tim nichts zu tun hatte, spazierte er stundenlang durch die Gegend. Viele Burghauser kannten ihn und hatten sich dran gewöhnt, dass er plötzlich an ihrem Gartenzaun erschien und ins Wohnzimmer starrte. In der Regel konnte er selbst auf sich aufpassen. Aber manchmal entfernte er sich zu weit von seiner vertrauten Umgebung und fand nicht mehr zurück. Es kam vor, dass er sogar über Nacht ausblieb. Da er aber stets wieder auftauchte, machte sich niemand ernsthafte Sorgen.

»Was macht Nina?«, fragte Hildegard.

Dominik erschrak. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Weiß nicht.«

»Solltest du aber. Sonst sucht sie sich einen andern.« Hildegard lachte.

»Von mir aus. Sie tut ja sowieso, was sie will.«

»Superlecker, du!«, rief Tim dazwischen und sprang ausgelassen um die beiden herum.

Hildegard sah in Dominiks Gesicht, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte. »Entschuldige, war nicht so gemeint. Habt ihr Streit?«

»Nein!«, entfuhr es ihm. »Wir sind nur … unterschiedlicher Meinung.«

»Das kommt vor. Nimm’s nicht so schwer.«

»Seh ich so aus?«, sagte er barsch.

»Wie ich Nina kenne, hat sie es bald wieder vergessen – was es auch immer ist. Sie fährt eben schnell aus der Haut. Bestimmt beruhigt sie sich wieder.«

»Kommt drauf an.« Dominik hasste es, Hildegard ausweichen zu müssen. In letzter Zeit unternahm sie allerlei Versuche, sein Vertrauen zu gewinnen. Einmal hatte sie sogar Nina und ihn zum Abendessen eingeladen. Es war ganz amüsant gewesen, Hildegard und Nina hatten sich sehr gut verstanden, was Veit Raban mit Wohlwollen registrierte. Es gab eine Menge Zeichen, an denen Dominik sah, wie ernst das Verhältnis zwischen Hildegard und seinem Vater geworden war. Wenn es so weiterging, würde sie sich bald als seine Mutter aufspielen.

Hildegard merkte, dass ihn etwas bedrückte. Sie wollte nicht tiefer in ihn dringen und beschloss, das Thema zu wechseln. »Hast du von der Sache mit Franz Conradi gehört?«

»War ja heute Morgen im Radio.«

»Schrecklich, nicht? War gar nicht weit von hier. Auf der anderen Seite der B 20.«

Dominik blickte in die entsprechende Richtung, nach Osten. Momentan kam es doppelt und dreifach, fand er.

»Diese Autodiebstähle in den vergangenen Wochen«, fuhr Hildegard fort. »Ich dachte zuerst, das wären Dummejungenstreiche. Aber jetzt … Der arme Mann! Wegen so einer Blechkiste sein Leben zu lassen …«

»Ist das schon geklärt?«, fragte Dominik.

»Liegt es nicht auf der Hand? Die haben ihn erschossen und sind mit dem Wagen abgehauen. Das war Raubmord!«

»Superkaputt, du!« Tim hatte das schrottreife Dixie-Klo entdeckt. Er begann, sich daran zu schaffen zu machen.

Hildegard zog ihn sanft weg. »Komm jetzt, Tim, ich bring dich heim.«

»Hast du ein Auto?«

»Klar. Wird dir gefallen.«

»Sicher, Kumpel?«

»Ganz sicher«, sagte Hildegard. »Siehst du den gelben Käfer da drüben?«

»Bist du eine Briefträgerin?«, fragte Tim.

Hildegard seufzte. »Ich weiß, die Farbe ist entsetzlich. Aber dafür hat das Auto weniger gekostet.«

»Gelb find ich gut.«

»Danke fürs Kompliment.« Sie lachte, holte ihren Schlüssel hervor und ging mit Tim zum Wagen. »Und was ist mit dir?«, fragte sie Dominik.

»Ich schau mich noch ein bisschen um.«

»Seit wann interessierst du dich für Baustellen? Willst du was Bestimmtes wissen?«

»Na ja«, Dominik überlegte. »Was haben die Arbeiter zum Beispiel seit heute Morgen gemacht?«, fragte er möglichst unbefangen. »Ich meine, wie schnell geht so was voran?«

»Der Zeitplan ist ziemlich eng. Das siehst du daran, dass ich noch mit dem Bodengutachten beschäftigt bin, während hier schon alles planiert und für das Fundament vorbereitet wird.« Sie sah sich um. »Seit heute früh haben die aber noch nicht viel geschafft. Außer Löcher zuschütten.«

Kapitel 7

Dominik wartete, bis der Beetle weggefahren war. Dann suchte er den Wald in der Nähe der Betonröhren ab.

Eine Reihe schlimmer Befürchtungen kam in ihm auf. Dass Ninas Körper irgendwo im trockenen Laub lag. Oder im Unterholz, bedeckt von Zweigen und dunkler Walderde. Doch vielleicht hatte sich der Fahrer des Berliner Autos auch Zeit gelassen, schließlich hatte ihm die ganze Nacht zur Verfügung gestanden. An irgendwelche zugeschütteten Löcher auf der Baustellte mochte Dominik gar nicht denken.

Er fand nichts. Ninas Handy und der Fleck auf dem Boden waren die einzigen Spuren. Dominik nahm sich noch einmal das Mobiltelefon vor. Der Akku war bereits sehr schwach, bald würde er den Geist aufgeben. Er stöberte in den Ruflisten, dem SMS-Postfach, den Kontaktdaten. Offenbar hatte sie keine Gelegenheit mehr gehabt, mit dem Handy Hilfe zu rufen. Hatte sie es einfach verloren? Oder war es ihr von jemandem aus der Hand geschlagen worden?

Dann untersuchte er den bierdeckelgroßen Fleck. Die dunkle Flüssigkeit war nur oberflächlich in den Sandboden eingedrungen. Dominik roch daran. Er konnte nicht feststellen, ob es tatsächlich Blut war.

Die Polizei würde bestimmt schnell herausfinden, was es damit auf sich hatte. Sie konnte auch eine Fahndung nach einem blauen PKW mit Berliner Kennzeichen rausgeben, Dominik brauchte sie nur zu verständigen.

Doch das war vollkommen ausgeschlossen. Dann flögen er und die Crash-Kids auf. Andererseits – wenn es um Ninas Leben ging …

Okay, okay, beruhigte er sich. Nur nicht die Nerven verlieren! Ich seh erst mal zu, was ich selbst tun kann. Nehmen wir mal nicht das Schlimmste an. Wie wär’s mit der einfachsten Erklärung: Nina hat nach dem Rechten gesehen. Dem Fahrer ist nichts passiert, aber sein Wagen hat nach dem Unfall Öl oder Kühlerflüssigkeit verloren. Sie haben sich kurz unterhalten. Dabei ist ihr das Handy aus der Tasche gefallen. Und dann hat er Nina entweder mitgenommen. Oder sie ist zu Fuß nach Hause gelaufen.

Dominik beschloss, den Weg zum Haus der Dahlbergs selbst abzugehen. Längere Fußmärsche fielen ihm nicht besonders leicht mit seiner Prothese, aber er fühlte sich verpflichtet. Außerdem musste er den Kopf frei bekommen und überlegen, was zu tun war.

Er folgte der Forststraße und bog dann in einen Wanderweg ein, der direkt nach Schützing führte. Ohne viel Hoffnung trottete er vor sich hin. Er dachte daran, was Hildegard gesagt hatte. Dass es einen anderen geben könnte. Da war etwas dran. Nina war manchmal schrecklich spontan. Sie hatte schon öfter mit dem Gedanken gespielt, einfach abzuhauen, per Anhalter durch die Weltgeschichte zu fahren, mit einem Rucksack auf dem Rücken und der Straße im Herzen, wie sie es ausdrückte. Vielleicht hatte sie in der letzten Nacht den Richtigen dafür gefunden? Ihre Eltern waren sowieso nicht zu Hause. Da konnte sie ebenso gut ihren Traum wahr machen und von der großen Freiheit kosten – wenn auch nur für eine Woche, dann wollten die Dahlbergs aus China zurück sein. Sie war nicht der Typ, ihre Eltern auf Nimmerwiedersehen zu verlassen.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2016
ISBN (eBook)
9783960531418
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (Juli)
Schlagworte
eBooks Crash Kids Action Autorennen Jugendliche Real Life kriminelle Jugendliche Mord Niederbayern Gefahr
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Titel: Drive
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