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Liebe, Mails & Jadeperlen: Zweiter Roman der Mimi-Reihe

©2016 162 Seiten

Zusammenfassung

Jede Menge Chaos und die Liebe auf den ersten Blick: Der Jugendroman „Liebe, Mails & Jadeperlen“ von Erfolgsautorin Sissi Flegel jetzt als eBook bei jumpbooks.

Kurz vor Mimis 17. Geburtstag gibt es eine große Überraschung: In den Ferien darf sie ihre Schwester Nicki in Hongkong besuchen. Sonne tanken am Strand, Shoppingtouren und jede Menge Sightseeing erwarten sie. Doch die gute Stimmung ist schnell verflogen, als Nicki erpresst wird. Sofort versuchen die Mädchen, herauszufinden, wer hinter den anonymen Mails steckt – doch das ist gar nicht so einfach. Wie gut, dass sie unerwartet Hilfe bekommen: vom coolen Skater Rory, der Mimi auf Anhieb den Kopf verdreht …

Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der Jugendroman „Liebe, Mails & Jadeperlen“ von Erfolgsautorin Sissi Flegel. Freche Mädchenbücher ab 12 Jahren. Wer liest, hat mehr vom Leben: jumpbooks – der eBook-Verlag für junge Leser.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Kurz vor Mimis 17. Geburtstag gibt es eine große Überraschung: In den Ferien darf sie ihre Schwester Nicki in Hongkong besuchen. Sonne tanken am Strand, Shoppingtouren und jede Menge Sightseeing erwarten sie. Doch die gute Stimmung ist schnell verflogen, als Nicki erpresst wird. Sofort versuchen die Mädchen, herauszufinden, wer hinter den anonymen Mails steckt – doch das ist gar nicht so einfach. Wie gut, dass sie unerwartet Hilfe bekommen: vom coolen Skater Rory, der Mimi auf Anhieb den Kopf verdreht …

Über die Autorin:

Sissi Flegel, Jahrgang 1944, hat neben ihren Romanen für erwachsene Leser sehr erfolgreich zahlreiche Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht, die in 14 Sprachen erschienen sind und mehrfach preisgekrönt wurden. Die Autorin ist verheiratet und lebt in der Nähe von Stuttgart.

Die Autorin im Internet: www.sissi-flegel.de

Die bei jumpbooks erschienenen Mädchenbücher von Sissi Flegel findet ihr am Ende dieses Buches.

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eBook-Neuausgabe Juni 2016

Copyright © der Originalausgabe 2001 by K. Thienemanns Verlag in Stuttgart – Wien

Copyright © der Neuausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Copyright © 2016 jumpbooks Verlag. jumpbooks ist ein Imprint der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design 

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-96053-147-0

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Sissi Flegel

Liebe, Mails & Jadeperlen

Roman

jumpbooks

Kapitel 1
Der knallrote Strumpf

Um sechs Uhr in der Früh wankte ich ins Bad. Etwas Weiches streifte mein Gesicht. Ich wischte es weg. Sofort war es wieder da, zart und weich und trotzdem grauenvoll. Was war das? Eine Riesenspinne? Ein pelziges Untier? Mit einem Schlag war ich hellwach, tastete nach dem Lichtschalter, blinzelte – und grinste. Die Tanten, natürlich hatten die Tanten das Ding aufgehängt, das da in leuchtendem Knallrot von der Decke baumelte: Heute war Nikolaustag! Bestimmt hatten sie mir quietschbunte Süßigkeiten in den Strumpf gepackt und erwarteten nun einen lauten Begeisterungsschrei.

Neugierig riss ich den Strumpf vom Band. Kein Schokoladennikolaus? Kein staniolglänzender goldener Stern? Kein klebriges Lebkuchenherz? Nur ein weißer Briefumschlag? Die Tanten schrieben mir bestimmt keinen Liebesbrief… Ich öffnete den Umschlag, las und begriff zuerst überhaupt nichts. Dann setzte mein Herz einen Schlag aus und mein Begeisterungsschrei zerriss die morgendliche Ruhe. Ich stürmte in die Küche und fiel meiner Tante Anne um den Hals.

»Ist das euer Ernst? Ist das Flugticket nach Hongkong echt? Habt ihr die Reise wirklich gebucht?«

»Alles echt, alles ernst gemeint, alles gebucht. Freust du dich?«

»Tante Anne! Wie kannst du das fragen!«

Sie schmunzelte. Statt zu antworten, fragte sie: »Willst du gleich frühstücken oder willst du dich zuerst anziehen?«

»Ich muss mich erst mal setzen«, antwortete ich und sank auf einen Hocker.

»Na, freust du dich über das, was dir der Nikolaus gebracht hat?«, fragte auch Tante Lise, die gerade in die Küche kam.

»Der Nikolaus!«, rief ich. »So ein Quatsch! Ihr seid die Nikoläuse!«

»Na, na«, meinte Tante Anne. »Klar war das der Nikolaus. Wir haben ihm nur einen Tipp gegeben.«

»Klasse Tipp. Absolut cool!« Ich rührte meinen Kakao um, damit sich keine Haut bilden konnte. Haut mag ich nicht. Aber das Ticket! Die Reise …! Meine Schwester Nicki jobbt seit Herbst als Aupair- Mädchen in Hongkong. Sie wollte vor Beginn des Studiums etwas von der Welt sehen und landete dort. Sie hat absolutes Glück, ihre Gastfamilie ist super. Sara, die Mutter, ist jung, schick, sportlich und cool. Sie hat Verständnis für Nicki und für die Probleme, die sich in ihrem Alter schon mal ergeben können. Wenn da nämlich ein Verehrer auf der Matte steht, den meine Schwester grässlich findet, sagt Sara, Nicki müsse jetzt arbeiten. Aber wenn Nick, ihr neuer Freund kommt, übernimmt sie abends das Baby und wünscht den beiden einen fetzigen Abend in ihrer Lieblingsdisko. Die heißt »Catwalk«, liegt mitten im Nachteulen-Viertel und muss ‘ne grelle Mischung aus Karaoke-Bar und irrer südamerikanischer Musik sein. Und das in Hongkong! Bald werde ich auch dort sein.

»Kind, der Kakao wird kalt«, riss Tante Lise mich aus meinen Träumen.

»Macht nichts«, entgegnete ich noch ganz in Gedanken. »Wie seid ihr eigentlich auf die Idee gekommen, mir einen Flug nach Hongkong zu schenken?«

»Es war der Nikolaus«, erinnerte mich Tante Anne. »Ganz einfach deshalb, weil du Sehnsucht nach deiner Schwester hast. Im Übrigen haben dich Nickis Gasteltern eingeladen und auch Nicki scheint Heimweh nach dir zu haben. Da dachten wir, als Nikolaus- und Weihnachtsgeschenk zusammen wäre so eine Reise doch nicht schlecht, oder?«

»Bestimmt nicht«, sagte ich.

»Wir knüpfen allerdings eine Bedingung daran«, sagte Tante Lise.

»Keine Bummelei in der Schule«, antwortete ich prompt.

»Genau das.«

»Auf Ehre und Gewissen«, versprach ich. »Ich werde lernen, bis mir der Kopf raucht.«

»Auf den Rauch legen wir keinen Wert«, sagte Tante Anne. »Gute Ergebnisse wollen wir sehen.«

Das brachte mich zum Lachen. So sind die Tanten: Den Blick fürs Wesentliche verlieren sie nie! Damals, als unsere Eltern bei einem Unfall in der Türkei ums Leben kamen, nahmen sie meine Schwester und mich sofort unter ihre Fittiche. Seitdem leben wir bei ihnen in dem großen Haus auf dem Land. Tante Lise kümmert sich um uns, den Haushalt und den Garten und begleitet nur noch selten ihre Schwester Anne, die Reiseschriftstellerin und Fotografin ist.

Uns allen steckt die Reiseleidenschaft im Blut – deshalb auch der heiße Tipp an den Nikolaus!

»Nicki hat wieder eine Mail geschickt«, sagte Tante Lise zwischen zwei Bissen. »Sie scheint hin und weg zu sein von ihrem neuen Freund Nick, dem Jungen, den sie im Englisch-Intensivkurs kennen gelernt hat.«

»Auf den bin ich mal gespannt«, sagte ich. »Neulich schrieb sie, er sei in Hongkong aufgewachsen, habe einen deutschen Vater und eine französische Mutter und als Berufsziel: Will die ganze Welt sehen.« Ich kicherte.

»Was ist daran so komisch?«, fragte Tante Anne.

»Nichts«, versicherte ich schnell. »Das wollen wir ja auch, Nicki und ich. Da haben wir wohl die gleichen Interessen, aber kleidermäßig favorisiert er anscheinend schwarze Rollkragenpullis und außerdem trägt er oft ‘ne schwarze Baskenmütze. Nicki findet das abartig, aber was will man machen? Eine Macke hat jeder.« Ich stand auf. »Wenn ich mich beeile, kann ich Nicki noch schnell vor der Schule zurückmailen, o.k.?«

Ich wusch mich und zog mich in Windeseile an. Dann setzte ich mich an den Familien-Laptop und tippte für Nicki die gute Kunde rasch in den Rechner.

In der Schule fragte ich meine Freundin Thea: »Na, was hat dir der Nikolaus gebracht?«

Sie schaute mich entgeistert an, tippte sich zuerst an die Stirn und fragte dann: »Hast du ‘ne unfreiwillige Zeitreise gemacht und bist im Kindergarten gelandet?!«

»Hat dir der Nikolaus wirklich nichts gebracht?«, beharrte ich.

»Nö. Dir vielleicht?«

Ich nickte.

»Was denn?« Jetzt war Thea neugierig geworden.

»Och, eine Reise…«, antwortete ich ausweichend.

»Was? Eine Reise? Find ich toll. Wohin geht’s denn? In die Berge zum Skifahren?«

»Nein, leider nicht. Trotzdem – die Reise ist nicht schlecht«, entgegnete ich und räusperte mich leicht. »Es ist ein Flug.«

»Nun rück schon raus! Wohin fliegst du? Und wann? Kann ich mitkommen?«

»Wann ist klar. In den Weihnachtsferien.«

»Und wohin?«

»Nach Hongkong.«

»Nach Hong… – sagtest du Hongkong?«

»Ja. Zu meiner Schwester Nicki.«

»Wow!«

»Klasse Nikolaus, was?«, entgegnete ich grinsend.

Als ich aus der Schule kam, hatte meine Schwester tatsächlich schon eine Antwort geschrieben. »Freue mich irrsinnig auf deinen Besuch. Hoffe, in dieser Zeit nicht so viel auf Jo aufpassen zu müssen. Arbeite ein Besichtigungsprogramm aus! Mal sehen, wie dir Nick gefällt. Er ist einfach umwerfend, er ist lustig und ernst, klug und kindisch. Liebste Grüße von deiner Nicki.«

Ich mailte umgehend zurück. »Liebe Nicki, ist Nick eine Person oder hast du zwei Lover? Bei uns ist das Klo wieder verstopf, die Katze hat in die Küche gek…, es schneit und stürmt, aber in mir scheint die Sonne: Ich freue mich auf dich, auf Hongkong, auf alles Neue! Herzlich, deine Mimi.«

Das stimmte. Ich freute mich dermaßen, dass mich nicht mal die bevorstehende Mathearbeit aus der Ruhe brachte. Selbst als Tante Anne berichtete, dass sie einen wichtigen Auftrag vermasselt hatte, konnte ich kein echtes Mitgefühl aufbringen. In Gedanken war ich schon in Hongkong.

Doch dann riss mich Nickis letzte Mail vor meinem Abflug – das war zwei Tage vor Silvester – aus meinen rosaroten Träumen.

»An Heiligabend – er wird hier mit Partys gefeiert –«, schrieb sie, »habe ich eine Riesendummheit gemacht. Sie ist nicht ohne schlimme Folgen geblieben. Es ist furchtbar, ich ärgere mich so sehr über mich, dass ich mir jedes Haar einzeln ausreißen könnte! Gut, dass du bald hier bist!!!«

So schlimm, dachte ich, wird die Riesendummheit nun auch wieder nicht sein. Vielleicht befürchtete sie, schwanger geworden zu sein? Eine Schwangerschaft wäre für ihre Pläne natürlich das pure Gift, aber eine solche Dummheit traute ich meiner Schwester eigentlich nicht zu. Vielleicht hatte sie den Pass verloren oder ihr ganzes Geld ausgegeben …

Jedenfalls beschloss ich, mich von dieser Mail nicht übermäßig beunruhigen zu lassen.

Kapitel 2
Hongkong prickelt!

Das Erste, was ich sah, als ich nach elf Stunden verschlafen und mit tauben Beinen die Gangway herunter und ins Flughafengebäude tappte, war eine riesige Reklametafel.

Life is a journey
Travel it well

las ich und war sofort hellwach. Das schreibe ich über mein Leben, schwor ich mir und beeilte mich, der Herde zur Passkontrolle und zum Gepäckband zu folgen.

Während ich wartete und das riesige, völlig neue Gebäude – in dem alles super sauber und viel moderner ist als bei uns – betrachtete, fiel mein Blick auf die Tafel, auf der die nächsten Flüge angezeigt wurden: Shanghai, Beijing, Taipeh, Kunming, Surabaya … Schon die Namen rochen nach exotischen Ländern, nach unbekannten Gegenden und geheimnisvollen Bräuchen und Lebensgewohnheiten. Am liebsten wäre ich gleich weitergeflogen!

Das Flughafengebäude ist so riesig, dass man in einen speziellen Zug steigen muss, den Airport Express, um zum Gepäckband zu kommen. Es dauerte, bis ich mich einigermaßen zurechtgefunden hatte, aber als ich endlich mein Gepäck vom Band genommen und die Passkontrolle hinter mir hatte, war ich verdammt stolz auf mich.

Den Rucksack auf dem Rücken, den Koffer hinter mir herziehend, trat ich in die Halle – und sofort sah ich jemanden die Arme hochreißen und mit Winken die Luft zu einem Taifun mittlerer Stärke aufwirbeln: Da war sie, Nicki, meine Schwester, zurzeit Aupair-Girl in Hongkong.

Als ich sie da stehen und Windmühle spielen sah, merkte ich plötzlich, wie sehr sie mir gefehlt hatte: klar, dass wir uns um den Hals fielen!

»Wie war der Flug? Geht’s dir gut? Ich freu mich ja so, dass du endlich da bist!«, sagte sie ohne Luft zu holen.

»Hallo, Schwesterherz! Wo hast du denn dein Pflegekind gelassen?«, fragte ich. »Hast du’s nicht mitgebracht?«

»Wo denkst du hin! Du wirst den Kleinen noch früh genug sehen – und hören!«, meinte sie und hakte sich unter. »Komm, wir nehmen den Zug in die Stadt, dann steigen wir um in den Bus.«

Ich nickte.

»Schnell«, rief Nicki. »Der Zug kommt gerade!«

Wir stiegen in ein modernes, total gestyltes Transportmittel. Das Ding raste wie eine U-Bahn und hielt an nur wenigen Stationen, die auf Chinesisch und Englisch angesagt wurden. Aber leider konnte ich kaum etwas sehen, denn meistens fuhren wir durch beinahe endlose Tunnel.

An der Endstation stiegen wir aus.

Als wir ins Freie traten, blieb mir die Luft weg. Solche Hochhäuser hatte ich noch nie gesehen.

Ein Doppeldeckerbus kam, wir wuchteten den Koffer rein, schoben den Rucksack nach, kletterten nach oben und fanden ganz vorn zwei freie Plätze.

»Toll«, sagte ich hingerissen, »einfach toll!« Nach den breiten Straßen, an denen links und rechts supermoderne Hochhäuser aufragten, fuhren wir durch ein altes Viertel mit jeder Menge chinesischer Reklametafeln, mit Wäsche vor den Fenstern, verkümmerten Blumenstöcken, vergammelten Fassaden, merkwürdigen Auslagen in den Schaufenstern – und Gehwegen, auf denen sich die Menschen fast totdrückten. Ich konnte gar nicht schnell genug schauen, um alles mitzukriegen.

Nicki lachte. »So ging’s mir anfangs auch. Aber pass auf, es kommt noch viel besser.«

Ich schüttelte ungläubig den Kopf – aber es kam tatsächlich noch besser. Inzwischen fuhr der Bus nämlich eine enge, kurvige Straße hoch, immer höher – und plötzlich sah ich links das Meer. Das Südchinesische Meer.

Nicki zeigte aus dem Fenster. »Das ist die Deep Water Bay«, erklärte sie.

Eine malerisch geschwungene Bucht reihte sich an die andere, da waren der weiße Strand, das blaue Wasser, auf dem Dschunken und schmale längliche Boote und Jachten und Segler aller Art dümpelten. Die Hügel waren sattgrün. Als wir um eine Kurve bogen, zogen sich am Hang zu unserer Linken wieder Hochhäuser hin und da – ich beugte mich vor –, da war eines, geschwungen wie ein elegantes S, das hatte ein Loch in der Fassade. Tatsächlich. Mehrere Stockwerke fehlten einfach! Das Loch sah aus wie ein riesiges quadratisches Fenster. Durch die Lücke sah man den Berg, die Bäume, die an seinem Hang wuchsen, und ein Stück Himmel samt einer kleinen weißen Wolke.

»Was soll denn das?«, fragte ich verblüfft.

»Das ist das Drachenfenster«, antwortete Nicki völlig ernsthaft. »Weißt du, in jedem Berg wohnt hier ein Drache. Der grämt sich und vielleicht wird er sogar wütend, wenn er keinen freien Blick aufs Meer hat. Um ihn also nicht zu verärgern, hat der Architekt für ihn ein Aussichtsloch im Gebäude ausgespart. Clever, was?«

»Komm, das ist doch Aberglaube!«

»Für uns ja … Oh, hier müssen wir aussteigen … Pass auf, dass du mit dem Rucksack nicht hängen bleibst.«

Ich passte auf, Nicki sprang raus, ich folgte – und nach wenigen Schritten standen wir auf einem Platz zwischen zwei hohen Wohnhäusern.

»Wir sind da!«

Nicki blieb vor einer großen, doppelflügeligen Eingangstür stehen. Links davon befand sich eine Art Schalttafel. Meine Schwester tippte ein paar Ziffern ein. »Das ist unser Code, weißt du«, meinte sie beiläufig.

Die Tür sprang auf, ich staunte und kam mir vor wie das dumme Lieschen vom Land. Einen Augenblick später staunte ich noch viel mehr. Boden und Wände der Eingangshalle waren aus poliertem Marmor, ein riesiges Blumenbouquet leuchtete in einer Vase aus goldglänzendem Messing, alles war derart gestylt, dass es mir fast peinlich war, wenn ich an den Eingang in unserem Tantenhaus dachte.

»Hallo«, sagte Nicki. »Das ist meine Schwester Mimi.«

Jetzt erst sah ich den geschwungenen Tresen. Dahinter saß ein älterer Chinese, der freundlich grinste und etwas sagte, was ich natürlich nicht verstand, und dann hörte ich das Zwitschern. Über seinem Kopf baumelte ein zierlicher, runder, kunstvoll geflochtener Käfig aus Bambus. Auf einem Stäbchen schaukelte das winzigste Vögelchen, das ich je gesehen hatte. Es war gelb-braun gefiedert und sang und trillerte in einer – für seine Größe – unglaublichen Lautstärke.

Nicki bemerkte meinen Blick und erklärte: »Es gehört Wan Ping. Er ist der Portier, und wenn du ‘ne Frage hast oder Hilfe brauchst, dann ist er der Mann für dich. Aber nun komm endlich.«

Sie drückte auf den Aufzugs knöpf, die Türen glitten auseinander und in den vielen Spiegeln sah ich mein eigenes staunendes Gesicht. Nicki drückte auf die 16 und wir schwebten aufwärts. Dort oben, im sechzehnten Stock, wartete Sara, Frau Wilder, mit dem Baby auf dem Arm.

Sie legte ihren freien Arm um mich und zog mich kurz an sich. »Hallo! Herzlich willkommen! Wie schön, Nickis kleine Schwester zu Besuch zu haben! Fühl dich bei uns wie zu Hause.«

Der Kleine guckte mich skeptisch an. Er streckte den Finger in den Mund, dann, so schnell kann kein Mensch denken, fuhr er mit beiden Händen in meine Haare, zog mal kurz – und krähte erfreut über die Ausbeute.

»Du Scheusal«, schimpfte Sara. »Das darf man nicht tun, Jo. Gib Mimi einen Kuss, ja?«

Jo sabberte Spucke auf meine Backe. »Mimi? Mimi!«, sagte er strahlend.

»Oh«, sagte meine Schwester, »deinen Namen spricht er besser aus als meinen. Zu mir sagt er nämlich immer ›Niddi‹.«

Ich fühlte mich sofort richtig heimisch.

Plötzlich stand Herr Wilder neben uns, groß, wuchtig, mit einem Bürstenhaarschnitt und breitem Lächeln, streckte seine Pranke aus und fand es »wonderful«, endlich Tante Annes »young ducken« kennen zu lernen. Sara ist Deutsche, ihr Mann, Herr Wilder, ist Amerikaner und Chef einer High-Tech-Firma. Tante Anne bekam vor einiger Zeit den Auftrag, einen Bericht über irgendeine Region in China für seine Firma zu schreiben; daher kennen sie sich.

Bob Wilder drückte mir ein Glas Saft in die Hand und zog mich zur Fensterfront. Die reichte von der einen Seite der Wand bis zur anderen und präsentierte eine überwältigende Aussicht auf die Bucht.

»Abends musst du das erst mal sehen«, meinte Nicki und rollte den Koffer in ihr und – für die Dauer meines Aufenthalts – auch mein Zimmer.

Darin befanden sich ein Schreibtisch und ein eingebauter Schrank. Ein rundes schwarz lackiertes Tischchen und zwei kleine Sessel standen vor dem Fenster – und dann war da noch ein einziges breites Bett. »Für uns«, meinte Nicki grinsend.

»Für mich reicht’s«, sagte ich gähnend. »Ich schlaf mal ‘ne Runde.«

»Kommt nicht infrage. Jetzt gehen wir ans Wasser und schwimmen«, meinte sie energisch. »Schlafen kannst du später.«

»Schwimmen? Jetzt, Anfang Januar?«

»Das Wasser ist kühl, aber immer noch wärmer als die Nordsee im August. Wo ist dein Badeanzug?«

»Im Koffer.« Ich rappelte mich auf.

Wir zogen uns um. Nicki reichte mir einen tollen rotorangefarbenen Seidenkimono. »Den hat Sara für dich besorgt«, sagte sie und zeigte mir, dass sie einen ähnlichen besaß. »Damit können wir auf die Straße und runter zum Strand.«

Das Wasser war kalt, aber nach dem Schwimmen war meine Müdigkeit wie weggeblasen. Wir setzten uns auf eine Bank und ließen uns von der Spätnachmittagssonne trocknen.

Ich streckte meine Beine aus. »Die Familie ist in Ordnung«, sagte ich. »Sara ist super, richtig herzlich und so, dass man sich in ihrer Gegenwart gleich wohl fühlt. Das Baby habe ich mir kleiner vorgestellt, aber mit achtzehn Monaten liegt man wohl nicht mehr oft im Wägelchen und schläft friedlich, oder?«

Nicki lachte lauthals. »Jo kann toben wie ein Wilder! Manchmal hat er so viel Energie, dass ich am Abend völlig erschöpft bin. Der Einzige, der ihn in aller Ruhe aushält, ist sein Vater, Bob. Bob ist der einzige ruhige Mensch in dieser Familie.«

»Das habe ich mir gedacht«, nickte ich. »Aber nun erzähl, welche Dummheit du gemacht hast. Deine Mail hat mich ziemlich aufgeregt, bis ich mir gesagt habe, dass du bestimmt übertreibst. Bist du schwanger?«

»Schwanger?« Nicki sah mich so fassungslos, so entsetzt an, dass ich vor Verlegenheit kicherte.

»Könnte doch sein, oder?«

»Quatsch. Das wäre zwar ‘ne Dummheit, aber für so ‘ne Dummheit bin ich dann doch nicht dumm genug. Wie kannst du nur so was von mir denken, Mimi!«

»Da bin ich beruhigt. Was ist es dann?«

Nicki seufzte tief.

»Los, was hast du angestellt?«

»Nichts«, antwortete meine Schwester empört. »Ich habe nichts angestellt. Nur – hast du die chinesische Kommode in der Diele bemerkt?«

Ich schüttelte den Kopf.

»Auf dieser Kommode direkt neben der Wohnungstür stehen das Telefon, das Faxgerät und der kleine Laptop. Es ist Saras PC, er ist meist angeschaltet, denn auf dem Bildschirm werden die eingegangenen Mails angezeigt. Jeder, der nach Hause kommt, schaut nach, ob Nachrichten angekommen sind.«

Jetzt war ich gespannt. »Du hast doch ein eigenes Gerät, oder? Warum beschreibst du Saras PC so ausführlich?«

»Wart’s ab«, sagte meine Schwester. »Weil Sara immer wieder vergisst, ihr Handy aufzuladen, schickt Bob oft eine Mail, wenn er sich abends verspätet oder überraschend Gäste mitbringt. Das kommt häufig vor. Oder ihre Freundin fragt an, ob ich nicht mal ihr Baby mithüten kann, wenn sie niemanden zum Aufpassen hat. Es ist also eigentlich kein privates, sondern eher ein Familiennachrichtenübermittlungsgerät. Jeder liest die eingegangenen Mails.«

»Aha. Und du hast zufällig eine Mail gelesen, die dich nichts angeht«, kombinierte ich messerscharf.

»Nein«, widersprach Nicki. »Die Mail war an mich adressiert.«

»Was? Sie war an dich adressiert? Aber sie betraf dich nicht, stimmt’s?«

»Doch. Sie betraf mich.«

Ich schaute sie verständnislos an.

Nicki runzelte die Stirn und strich sich die Haare glatt. »Die Mail war an mich adressiert und lautete: Du heißt Nicki. Du bist die amah‹ – das ist der Name für ein Kindermädchen – die amah der Familie Wilder. Ich weiß, dass du schlecht für das Baby sorgst. Du lässt es allein und gehst mit deinem Freund an den Strand. Wenn du nicht willst, dass ich das der Familie sage, bezahle den Betrag von hundert Hongkong-Dollar. Lege das Geld in einen Umschlag und verberge diesen unter dem Mülleimer, der sich am Strand neben dem Eiscafé an dem hohen Baum befindet. Bezahle. Wenn nicht, wirst du es bereuen.‹«

»Waaas? Das ist Erpressung!«, rief ich empört. »Hundert Hongkong-Dollar, das sind dreihundertfünfzig Mark!«

Meine Schwester nickte bekümmert.

»Hast du Sara die Mail gezeigt?«

»Nein.«

»Warum nicht?«

»Weil… es war so. An Heiligabend sind Sara und Bob abends ausgegangen. Sie waren vielleicht eine Viertelstunde aus dem Haus, als es klingelte. Ich ging zur Sprechanlage. Es war Nick, er sagte, er habe ein Geschenk für mich, und fragte, ob wir Weggehen könnten. Ich sagte, nein, das geht nicht, Wilders sind nicht da. Er fragte, ob er raufkommen könnte. Aber das wollte ich nicht.«

Ich nickte. Das hätte ich auch nicht getan; es wäre gegenüber Sara und Bob ein Vertrauensbruch gewesen.

»Jo hatte gegessen, war gebadet und gewickelt und schlief tief und fest. Also fuhr ich runter und ging mit Nick an den Strand. Er schenkte mir ein Buch über China und sagte, er … äh … er sagte, er fände mich toll und überhaupt – na, du kannst dir denken, was er noch gesagt hat.«

Ich nickte. »Er mag dich, was?«

»Ja, sehr. Jedenfalls – ich war etwa zwanzig Minuten weg. Als ich zurückkam, schlief Jo noch immer ganz fest.«

»Aber jemand hat beobachtet, dass Wilders weggegangen waren. Jemand wusste, dass du mit dem Baby allein warst. Jemand hat gesehen, dass du mit deinem Freund – ohne Jo – zusammen warst. Mist. So gesehen, hast du wirklich einen Fehler gemacht, Nicki.«

Sie nickte. »Es ist aber nichts passiert, absolut nichts.«

»Das ist nicht der Punkt«, antwortete ich langsam. »Hast du das Baby schon öfter allein gelassen?«

»Nein, es war das erste und einzige Mal. Es ist aber nicht bei der einen Mail geblieben. Heute, bevor ich wegfuhr, um dich abzuholen, kam schon wieder eine. Woher will ich wissen, dass die beiden Mails die einzigen sind? Vielleicht hat mich der anonyme Schreiber schon mehrmals verleumdet? Jedenfalls, Sara ist seit einigen Tagen anders geworden. Reservierter. Kühler. Wie gehemmt. Und überhaupt – sie ist längst nicht mehr so fröhlich wie früher. Deshalb denke ich, sie könnte die Mails auch gelesen haben.«

Ich dachte nach. »Kam mir aber nicht so vor, als ob sie dir gegenüber reserviert ist. Mir ist jedenfalls nichts aufgefallen. Aber natürlich kenne ich sie erst seit wenigen Stunden. Da kann ich mir kein Urteil erlauben … Wirst du zahlen?«

»Nie im Leben!«, rief Nicki empört.

»Dann sprich mit Sara. Gib zu, dass du Jo zwanzig Minuten allein gelassen hast, sag, dass nichts passiert ist und dass das nie mehr Vorkommen wird. Sag ihr, dass dich jemand beobachtet hat und nun erpressen will.«

»Oh Gott, wie fies das ist!«, rief Nicki.

»Gegen Fiesheit kann man nur mit Ehrlichkeit was ausrichten«, antwortete ich und gähnte. »Die Tanten würden das auch sagen.«

»Da hast du Recht.« Nicki schaute auf die Uhr. »Wir müssen rauf«, sagte sie und stand auf.

Ich blieb sitzen. »Was wirst du tun?«

»Ich will herausfinden, wer hinter den Mails steckt. Und ich werde mit Sara sprechen müssen«, antwortete sie widerstrebend. »Aber nicht, wenn Bob zu Hause ist.«

»Schieb es nicht zu lange hinaus. Was ist, wenn noch ‘ne Mail kommt und Sara die abfängt? Jede neue Mail macht die Sache schlimmer.«

»Ich weiß …«

»So was wünsche ich meinem schlimmsten Feind nicht«, sagte ich erschüttert. »Und ausgerechnet meine Schwester Nicki muss einem Erpresser in die Finger geraten! Ich fasse es nicht…«

Wir überquerten die Straße. »Ich werde die Augen offen halten«, sagte ich und gähnte schon wieder. »Verdammter Jetlag«, knurrte ich. »Ich bin so müde, dass ich nicht mehr denken kann. Morgen –«

Jemand kam auf einem Skateboard den Hang heruntergeschossen, hielt direkt auf uns zu, legte sich im allerletzten Augenblick in die Kurve und sprang ab. »Hallo!«, sagte der Boarder fröhlich, stieg wieder auf sein Brett und fuhr weiter.

Normalerweise hätte ich einen solchen Raser empört darauf hingewiesen, dass er eine Gefahr für harmlose Spaziergänger darstellt. Heute lag es wohl am Jetlag und an Nickis Erpresser-Mails, dass ich darauf verzichtete und nur kurz dachte: Eigentlich ein ganz netter Typ, so wie er aussieht mit seinen Jeans und dem Hemd. Und skaten kann er wirklich.

Dann dachte ich wieder an Nicki. Diese Mails! Die ganze Sache war ziemlich verfahren … Ob Sara was wusste? Ich konnte es mir nicht vorstellen.

»Weißt du«, sagte ich zu Nicki, »wenn Sara was von diesen Mails wüsste, hätte sie dich bestimmt darauf angesprochen. Sie ist offen und herzlich. Jemand wie sie verstellt sich nicht; sie würde dich sofort nach dem Warum und Weshalb fragen.«

Oben warteten Sara und Bob bereits mit dem Abendessen auf uns.

Während des Essens überlegte ich weiter, wie ich meiner Schwester helfen könnte. Hundert Hongkong-Dollar waren eine Menge Geld für Nicki. Das war das eine. Was noch viel schlimmer war, war, dass Saras Vertrauen auf dem Spiel stand.

»Na, der Jetlag hat wohl voll zugeschlagen, was, Mimi? Sieben Stunden Zeitverschiebung ist keine Kleinigkeit. Aber morgen sieht die Welt wieder ganz anders aus«, meinte Bob und lachte mich verständnisvoll an.

Wenn der wüsste!, dachte ich. Seit einer halben Stunde sieht die Welt für mich anders aus, und daran ist ganz gewiss nicht der Jetlag schuld!

Kapitel 3
Die chinesische Kommode

Weil ich nach Hongkonger Zeit viel zu früh, nämlich schon um acht Uhr abends, ins Bett gegangen war, wachte ich auch viel zu früh auf. Neben mir schlief Nicki. Vom Baby oder von Bob und Sara war auch noch nichts zu hören. Ich schaute auf den Wecker. Fünf Uhr! Ich war hellwach. Vorsichtig, um Nicki nicht zu wecken, richtete ich mich auf und schaute aus dem Fenster. Das Meer glänzte silbern. Bucht und Hügel waren in hellen Dunst gehüllt – absolut märchenhaft sah das aus. Am liebsten wäre ich zum Schwimmen gegangen, aber den ganzen Haushalt aufzuwecken traute ich mich dann doch nicht.

Deshalb schrieb ich meine ersten Eindrücke und Beobachtungen in mein Reisetagebuch. Danach legte ich mich wieder zurück und schlief tatsächlich noch eine Runde.

Jo weckte uns. Sara öffnete vorsichtig die Tür und fragte: »Seid ihr wach? Darf der Junge reinkommen?«

Jo wartete auf keine Antwort. Er schlängelte sich durch den Spalt und war im Nu in unserem Bett – ich schwöre es, er schaffte es, überall gleichzeitig zu sein!

Wir kitzelten ihn, bis er nicht mehr wusste, ob er weiterlachen oder doch lieber heulen sollte. Dann war er erschöpft. Mindestens drei Sekunden lang lag er brav auf der Decke und erzählte uns Geschichten, die wir leider nur bruchstückhaft verstanden.

Bob war bereits weggegangen. Wir frühstückten und Sara meinte: »Jetzt, wo du da bist, Mimi, soll Nicki so viel wie möglich freibekommen. Ich denke, wir besprechen das immer morgens. Seid ihr damit einverstanden?«

Natürlich waren wir einverstanden! Zweimal in der Woche sollte eine Hilfe kommen – allerdings nicht heute – und so machten Nicki und ich uns im Haushalt nützlich.

»Wann lerne ich denn deinen Freund kennen?«, fragte ich, als Nicki die Spülmaschine einräumte.

»Nick ist übers Wochenende weggefahren. Er ist erst am Montag wieder da. Du musst dich noch ein bisschen gedulden.« Sie grinste verschmitzt und griff nach den Eierbechern. Ihr Gesicht wurde plötzlich ernst. »Einer fehlt. Ich vermisse einen Eierbecher«, meinte sie nachdenklich. »Macht nichts; der wird schon wieder auftauchen.«

Sara kam in die Küche und bat mich, die Waschbecken in den beiden Bädern auszuwischen. Als ich in unser Badezimmer kam – Nicki und ich hatten ein eigenes – stand Jo vor der Kloschüssel und schöpfte mit dem vermissten Eierbecher Wasser. Das schlürfte er mit Kennermiene und so genüsslich schmatzend, als wäre es ein edler Wein.

»Jo! Bist du wahnsinnig? Gib den Becher her!«, rief ich entsetzt. Mein Geschrei brachte Sara und Nicki ins Bad.

Da piepste das Faxgerät. Wie elektrisiert hörten wir auf das Piepsen, dann eilten wir, den protestierenden Jo mit uns ziehend, in die Diele.

»Gott sei Dank! Das Fax ist nicht für mich«, flüsterte Nicki und warf einen Blick auf den Laptop. »Da ist auch nichts gekommen!«

Auch Sara warf einen prüfenden Blick auf den Bildschirm, nachdem sie das Fax überflogen hatte. Sie strich die Haare zurück und atmete erleichtert auf. »Wir sollten Mimi was von der Gegend zeigen. Wie wär’s, wenn wir zusammen nach Stanley fahren würden?«, fragte sie munter. »Das ist der Stadtteil oben am Berg. Wir nehmen den Bus, gehen einkaufen und essen eine Kleinigkeit.« Sie packte Jo und ging mit ihm ins Bad.

»Du musst mit ihr sprechen, Nicki!«, flüsterte ich.

»Jetzt?«, fragte sie entsetzt.

»Ja, jetzt. Je früher, desto besser. Ist doch klar!«

»Ja. Stimmt.« Nicki nahm eine Haarsträhne zwischen die Zähne und biss darauf herum. »O. k. Ich mach’s. Gleich wenn sie aus dem Bad kommt.«

Wir gingen ins Wohnzimmer und setzten uns auf die breite Fensterbank.

»Ich werd sagen, dass Nick geklingelt hat, ich ihn aber nicht in die Wohnung –«

In diesem Augenblick schrie Jo auf. Sara schrie auch. Sie machte die Tür auf und schimpfte: »Der Kerl ist unmöglich. Keine Sekunde lang darf man ihn aus den Augen lassen! Passt ihr auf ihn auf, bis ich fertig bin?«

»Was hat er angestellt?«, erkundigte sich Nicki und nahm den heulenden Jo auf den Schoß.

»Da! Das ist Bobs Rasierapparat!«

»Und das Weiße? Riecht nach Zahnpasta.«

»Es ist Zahnpasta. Damit hat er den Apparat eingerieben. Möchte wissen, ob der noch funktioniert …«

Jo schluchzte noch ein paar Mal, dann nuckelte er am Daumen und schaute friedlich in die Runde.

Nicki sah mich an und hob die Schultern. Das hieß so viel wie: »Jetzt sag ich nichts. Nach dem, was sich Jo heute Morgen schon geleistet hat, wäre das kein guter Augenblick, verstehst du?«

Ich verdrehte die Augen, aber Nicki hatte Recht.

Im Aufzug fiel mir der Junge mit dem Skateboard vom Vortag wieder ein. Während wir auf den Bus warteten, sah ich mich neugierig um. Hätte ja sein können, dass mir jemand auffällt, der uns beobachtet. Oder dass dieser Junge mit dem Skateboard wieder unterwegs war. Leider sah ich nur die Blumenrabatten, die vielen Palmen und die anderen Bäume, deren Namen ich allesamt nicht kannte. Ob ich den Skater wohl noch mal treffen wurde?

Plötzlich spürte ich Saras Blick von der Seite. »Woran denkst du, Mimi?«

Ich fühlte, wie ich rot wurde. »A… a… an nichts Besonderes«, stotterte ich.

»Ich hätte gewettet, du denkst an deinen Freund«, meinte Sara.

»Mimi hat zurzeit gar keinen Freund«, sagte Nicki und grinste frech. »Aber das kann sich schnell ändern, oder?«

Sara und Nicki wechselten einen vielsagenden Blick.

Bevor ich weiterfragen konnte, rief Sara: »Der Bus kommt.«

Wir stiegen ein.

Die Fahrt dauerte nicht lange. Von Stanley war ich ziemlich enttäuscht: Ich hätte auf einem x-beliebigen Marktplatz in einem x-beliebigen Neubauviertel bei uns stehen können. Da waren ein brandneuer Supermarkt, ein Schnellimbiss, ein Stehcafé mit dem vor Phantasie explodierenden Namen Mc- Café, die Pflastersteine sahen aus wie bei uns und der Springbrunnen in der Mitte war total spießig.

Schon wollte ich die Nase rümpfen, da zeigte Nicki auf einen riesigen Baum mit einer solchen Menge von Luftwurzeln, die tausende Nischen und Höhlen bildeten, dass ich Stanley den langweiligen Supermarkt und das Stehcafé sofort verzieh.

»Das ist ein Banyan-Baum, der Baum, der in vielen Märchen und Geschichten eine wichtige Rolle spielt als rettende Höhle, als Beschützer vor Regen oder wilden Tieren.«

Wir schlenderten weiter.

Vom Dach einer Passage baumelten knallrote runde Lampions mit orangeroten Quasten.

Sara blieb vor einem unscheinbaren, niedrigen Gebäude stehen und bedeutete mir, die Schuhe auszuziehen; Nicki hatte die ihren bereits in der Hand, und bevor ich noch »Warum?« fragen konnte, stand ich allein vor dem Eingang und konnte den beiden samt Jo nur noch folgen.

»Das ist der Tin-Hau-Tempel«, flüsterte Nicki.

Unzählige Räucherkerzen parfümierten die Luft. Ihr Qualm schuf eine geheimnisvolle, dämmrige Atmosphäre. Auf rot lackierten Altären standen goldene Götterstatuen. Ihre Haltung und ihre Gebärden waren sehr fremdartig für mich, eine Figur machte sogar einen Handstand und starrte den Betrachter aus riesigen Kulleraugen an.

Überall prangten Vasen voller Orchideen und Gladiolen, und dazwischen, auf jedem freien Plätzchen, lagen auf runden Messingtellern die Opfergaben: Blüten, Orangen, Mangos und anderes Obst.

»Will haben«, verlangte Jo energisch und brach in ein so lautes Protestgeschrei aus, dass Sara mit ihm schnellstens den Tempel verließ.

»Cool«, flüsterte ich. »Total cool. So hab ich mir den Fernen Osten vorgestellt.«

»Das ist nur ein kleiner Tempel«, erklärte Nicki und ging langsam auf den Ausgang zu.

Draußen schlüpften wir wieder in unsere Schuhe. »Appetit auf Kaffee und Eis?«, fragte Sara.

Nach dem Tempel war das Mc-Café, das in genau derselben Ausstattung an der Nordspitze Grönlands oder der Südspitze Feuerlands hätte stehen können, ein richtiger Kulturschock.

Jo vergaß die verweigerten Opferorangen und schleckte zufrieden sein Vanilleeis, wir kauften noch allerlei im Supermarkt, Haarshampoo in einer Drogerie, und dann war es auch schon Zeit, wieder nach Hause zu fahren.

Sara schob den Kinderwagen die Einfahrt hoch.

Ich hielt Nicki am Arm zurück. »Ich bleib unten. Dann kannst du unter vier Augen mit Sara sprechen«, sagte ich leise. »Du musst es tun, bevor noch ‘ne Mail kommt und alles schlimmer wird. Sie hat bestimmt Verständnis für …« … dich, hatte ich sagen wollen. Aber mir kam kein Wort mehr über die Lippen.

Ich zwinkerte.

Ich fuhr mir mit der Hand über die Augen.

Ich stand wie angewurzelt da.

»Kommt ihr?«, fragte Sara.

»Ja!«, rief Nicki.

»Geh schon mal vor«, krächzte ich.

Das Skateboard fehlte. Trotzdem. Der Junge sah dem Typen vom Vortag verdammt ähnlich. Aber er war es nicht. Er konnte es nicht sein. Leider.

Obwohl – die Augen stimmten. Sie waren kohlschwarz, leicht schräg stehend. Der Junge blickte mich an. Er fuhr sich durch die Haare. Heute waren sie nicht gelgeglättet, heute waren es lange schwarze Zwirbellocken.

Der Junge lachte. Er hatte ein Bärtchen überm Mund und ein schmales längliches am Kinn.

Er zog sein T-Shirt zurecht. Im Ausschnitt baumelte eine Kette aus dicken schwarzen Holzperlen. Etwas links der Mitte hing ein großer hellgrüner Anhänger mit einer gelborangeroten Quaste.

Dann griff er ans rechte Ohr und rückte einen Ohrring gerade: Das war eine große Holzperle, an der fröhlich eine kleinere hellgrüne schaukelte.

Die bloßen Arme waren über und über mit Drachen, Schlangen und Blüten tätowiert.

Ich schluckte. Es war komisch, dass der Junge vom Vortag, den ich ja nur flüchtig gesehen hatte, dermaßen in meiner Erinnerung geblieben war. Dieser Exot hier sah ihm zwar ähnlich – vielleicht war das ein Bruder? Ein Zwillingsbruder?

Ich räusperte mich, um meine Enttäuschung zu überspielen, grinste dämlich und wollte an ihm vorbei ins Haus.

»Hello«, sagte der Junge. »Nice to meet you again.«

»Hä?«

Keine Frage, ich konnte Englisch verstehen und sprechen. Die Tanten hatten von Anfang an darauf geachtet, dass wir mehr als nur das normale Schulenglisch sprachen. »Das und Spanisch, und ihr kommt in der zivilisierten Welt zurecht«, hatten sie uns eingehämmert.

Es schien nichts genützt zu haben. Mit »Hä?« lässt sich keine Unterhaltung bestreiten.

»Do you speak English?«, fragte der Junge.

Ich nickte und riss mich zusammen. »Yyyes.« Doofe Kuh, dachte ich, total erbost über mich und darüber, dass sich mein Gehirn nicht mal an die simpelsten Basics erinnerte. »Yes, I do.«

»I’m Rory«, sagte der Junge.

»Hä?« Verdammt.

»Hallo, Mimi, ich geh schon mal rauf!«, rief Nicki mir zu. »Bleib nicht so lange, ja?«

»Ich b… b… b… bin Mimi«, stotterte ich.

Ein Auto fuhr die Einfahrt hoch. Wir gingen zur Seite. Ich stieß – voll das komplette Trampeltier – gegen ein Mäuerchen, hinter dem allerlei bunte Blumen blühten, unterbrochen von vielen Grünpflanzen mit großen glänzenden Blättern.

Der Junge lachte, setzte sich aufs Mäuerchen und klopfte mit der Hand auf die Steine.

Ich setzte mich neben ihn. »Mimi heiße ich«, wiederholte ich, obwohl ich wusste, dass es nichts Langweiligeres gibt als unnötige Wiederholungen. Ich nahm mir die Wiederholung verdammt übel. Die Wut schubste mein Gehirn in die richtigen Gänge. Plötzlich erinnerte es sich wieder an die englische Sprache und ich konnte – auf Englisch natürlich! – sagen, dass seine Haare heute anders waren als am Tag zuvor, und überhaupt, dass er kaum eine Ähnlichkeit aufweise mit der Person, die gestern auf dem Skateboard auf meine Schwester und mich zugeschossen war und im allerletzten Augenblick gerade noch die Kurve gekriegt hatte … Das alles konnte mein Gehirn denken und es an meine Sprechmuskeln weitergeben. Danach war ich wieder einigermaßen zufrieden mit mir.

Rory nickte. Er erklärte, dass er zur Schule gehe, in die letzte Klasse und dass es da ‘ne strenge Kleiderordnung gebe. Aber nicht nur das: kein Bart, gepflegte Haare, keine Tätowierungen.

»Wie das?«, fragte ich entgeistert und zeigte auf die Drachen und Schlangen an seinen Armen. Tätowierungen, das weiß ich, machen ‘ne Menge Arbeit und sind nicht oder doch kaum mehr zu entfernen.

»Gestern war Freitag.«

Ich nickte.

»Am Samstag und Sonntag ist keine Schule. Da bin ich Rory. Der echte Rory«, erklärte der Junge. »Da trage ich die Bärtchen und meine Arme sind tätowiert.« Er lachte vergnügt. »Alles angeklebt, weißt du? Die Tätowierungen sind Abziehbildchen und der Bart ist jedes Wochenende anders.«

»Und die Kette? Die Ohrringe? Wechselst du die auch?«

»Die nicht. Niemals. Kette und Ohrringe gehören zusammen. Sie sind meine Glücksbringer, mein Amulett.«

Er tippte auf den großen Verschluss der Kette. »Das ist Jade. Mein Glücksstein. Ohne ihn gehe ich nie aus dem Haus.«

Ich tippte einen Ohrring an und ließ die Perle baumeln. »Ist das auch Jade?«

»Ja. Meine Jadeperlen. Du hältst mein Glück in deinen Händen.«

Ich dachte, er mache sich lustig über mich, und wollte schon eine flippige Antwort geben, da merkte ich, dass es ihm total ernst war.

Ich schluckte die Antwort runter.

Wir schwiegen.

Ich dachte an die Tanten und daran, was sie wohl zu Rory gesagt hätten. Da fiel mir etwas ein. »Haben deine Eltern nichts dagegen, wenn du dich am Wochenende in den echten Rory verwandelst?«

»Aber nein! Dafür haben sie Verständnis; sie finden es sogar gut und amüsieren sich über mich, wenn ich am Montag wie ein angepasster Zombie aus der Wohnung schleiche.« Er grinste. »Mein Vater hat es auch so gemacht. Früher, als er es sich noch nicht leisten konnte, sich so zu geben, wie es ihm passte.«

»Was …« Ich räusperte mich, weil ich mir nicht sicher war, ob man in China persönliche Fragen stellen durfte. »Welchen Beruf hat dein Vater?«

»Er ist Produzent. Musikproduzent. Er ist ein ziemlich bekannter Künstler.« Jetzt war es an ihm, sich zu räuspern. »Woher kommst du?«

»Aus Deutschland.«

»Ganz schön weit entfernt, was?«

Ich nickte. »Ja, das Land liegt nicht gerade um die Ecke.«

»Bist du – wohnst du nun für immer hier?«, fragte er.

»Nein!«, rief ich. »Nein! Leider nicht! Ich besuche nur meine Schwester. Du hast sie gesehen. Nicki heißt sie. Sie ist Aupair-Mädchen bei Familie Wilder.«

»Sie ist älter als du?«

»Sie ist zwei Jahre älter als ich. Ich bin sech… ich bin siebzehn, fast siebzehn, und ich gehe auch noch zur Schule.«

»Da haben wir ja jede Menge Gemeinsamkeiten«, sagte Rory und legte seine Hand ganz kurz auf meine. Dann zupfte er sich am Ohrläppchen und stand auf. »Muss noch Hausaufgaben machen«, erklärte er. »Wir schreiben ziemlich viele Arbeiten.«

»Das kommt mir alles verdammt bekannt vor!«

Wir lachten.

»Ich begleite dich bis zur Tür«, meinte Rory und nahm meine Hand.

Der Weg war kurz.

Leider.

Er war sehr kurz.

Wir standen an der Tür und sahen zu Boden.

»Bye«, sagte Rory.

»Bye-bye«, antwortete ich.

Ich sah auf meine Schuhe. Sie waren sehr staubig.

Da wurde die Tür geöffnet, Wan grinste uns an und meinte: »Sie kennen den Code nicht. Ich helfe Ihnen. Kommen Sie herein?«

Das war’s.

Keine Verabredung, kein richtiger Abschied.

Trotzdem schwebte ich wie auf einer Wolke, einer chinesischen, rotgoldenen Wolke, aufwärts in den sechzehnten Stock.

Kapitel 4
In den Händen eines Schurken

Die Tür zum Apartment war nur angelehnt. Ich öffnete sie ganz, schwebte hinein und sah mein Gesicht im Spiegel, der über der chinesischen Kommode hing.

Ich trat näher. Mein Gesicht leuchtete. Das musste am Licht liegen.

Mein Blick fiel auf den Bildschirm. Der Rechner zeigte an, dass eine Mail eingetroffen war. Ich las die Mail. Sie war kurz. Kürzer ging’s nicht. Sie lautete: »Bezahle. Eine Woche gebe ich dir noch. Dann ist die Frist endgültig abgelaufen.«

Bevor ich registrierte, was ich tat, hatte ich die Mail gelöscht, war dabei durch die Wolke geplumpst und auf dem Boden harter Realität gelandet.

Nicki war in den Händen eines Schurken, ich musste ihr helfen! Hoffentlich hatte sie sich Sara anvertraut… Ich ging ins Wohnzimmer und weiter ins Bad, weil ich dort Stimmen hörte.

Sara und Nicki badeten den Kleinen. Er saß in der Wanne, lachte übers ganze Gesicht und patschte vergnügt mit den flachen Händchen aufs Wasser. An seiner Schläfe prangte ‘ne super Beule. Die war neu.

»Ist er hingefallen?«, fragte ich mitleidig.

»Gegen das Tischbein gelaufen«, erklärte Sara.

Nicki sah hoch und schüttelte kurz den Kopf, was bedeutete, dass sie noch keine Gelegenheit zum Reden gefunden hatte. Verdammt!

Der Kleine wurde herausgehoben, wobei er in wütendes Geschrei ausbrach, wir sahen zu, wie Sara ihn trockenrieb und für die Nacht anzog.

»Möchtest du Jo beim Essen helfen?«, fragte Sara.

»Ja, gerne«, sagte ich und sah Nicki beschwörend an. Jetzt oder nie! Sie nickte widerstrebend.

Als ich dem Kleinen den Latz umband, klingelte das Telefon.

Es war Bob.

»Ja, natürlich«, hörten wir Sara sagen. »Ich hab’s fast vergessen. Ich muss mich nur noch umziehen und ein Taxi bestellen. Ja … ja, ganz bestimmt bin ich pünktlich. O. k.«

»Ich muss in die Stadt und mit Bob und ein paar Geschäftspartnern zu Abend essen. Wenn er nicht angerufen hätte, hätte ich nicht mehr daran gedacht«, erklärte sie uns. »Ihr kommt allein zurecht, oder?«

»Kein Problem«, sagte Nicki eifrig. »Wir bringen Jo ins Bett. Lass dir das Essen schmecken und genieße den Abend.«

Sara knurrte und ging ins Schlafzimmer, um sich umzuerziehen. »Ich nehme mein Handy mit; wenn irgendetwas ist, ruft mich an, ja? Und Nicki, könntest du mir bitte ein Taxi bestellen?«

Nicki erledigte das, ich fütterte den Kleinen, der eifrig den Mund aufsperrte und es nicht glauben wollte, dass der Teller so bald schon leer war. Bevor ich reagieren konnte, hatte er ihn gepackt und wutentbrannt gegen die Wand geschleudert. Den Löffel pfefferte er gleich noch hinterher. Zum Glück waren beide Gegenstände aus Plastik und die paar Spritzer an der Wand waren auch keine Tragödie, stellten wir fest.

Das Haustelefon klingelte, Wan richtete aus, dass das Taxi wartete, Sara schnappte die Handtasche, gab Jo einen Kuss und rannte hinaus. Sie riss die Wohnungstür nochmals auf, rannte zurück, warf einen Blick auf den Laptop – und dann war sie endgültig weg.

»Stell dir vor«, sagte ich, »als ich vorhin hochkam, war eine neue Mail da.«

»Für mich?«, fragte Nicki entsetzt.

»Für wen sonst?«

Nicki drehte sich um und ging in Richtung Flur.

»Warte. Ich hab sie sofort gelöscht«, erklärte ich.

»War sie so schlimm?«

»Furchtbar war sie. Dein Erpresser gibt dir noch ‘ne Frist bis Ende der Woche. Aber dann musst du bezahlt haben.«

»Mein Gott!«

Ich nickte. »Bezahlen – oder Sara beichten. Du hättest es längst tun sollen. Dann hätten wir nämlich Sara die Mail zeigen können und  –«

»Sie wird mir nie mehr vertrauen«, stöhnte meine Schwester.

»Nun mach aber mal ‘nen Punkt«, widersprach ich energisch. »Zwanzig Minuten lang hast du den Kleinen allein gelassen. Er hat geschlafen! Meinst du, das hätten andere Babysitter nicht auch schon gemacht?«

»Verstehst du nicht? Es ist anders als zu Hause. Hier gibt es amahs wie Sand am Meer. Die Philippinas stehen Schlange für einen solchen Job! Sara und Bob haben mich nur genommen, weil sie Tante Anne kennen und schätzen. Das bedeutet doch auch, dass ich Tante Anne bis auf die Knochen blamiere«, erklärte Nicki verzweifelt.

»Ich weiß, es ist furchtbar. Aber passiert ist passiert. Jetzt musst du zu deinem Fehler stehen. Ich helfe dir, so gut ich kann«, versicherte ich.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2016
ISBN (eBook)
9783960531470
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (Juni)
Schlagworte
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Titel: Liebe, Mails & Jadeperlen: Zweiter Roman der Mimi-Reihe
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