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ZM - streng geheim: Neunter Roman: Im Land der tausend Träume

©2019 109 Seiten

Zusammenfassung

Spannende Zeitreisen und jede Menge Lesespaß! Die Abenteuerserie »ZM – streng geheim« von Kinderbuch-Bestseller-Autorin Marliese Arold als eBook bei jumpbooks.

Endlich sind die Kinder und der Professor daheim! Doch sie haben kaum Zeit für eine Verschnaufpause, denn Professor Ambrosius erhält einen dringenden Notruf. Der Absender ist ein Mann namens Crom, der in der Zukunft lebt. Crom hat eine furchterregende Entdeckung gemacht: Eine Fabrik, die sich außerhalb der Zeit befindet, steuert die Träume der Bewohner der Stadt Somnopolis und droht diese zu versklaven. Und die letzte Hoffnung der Menschen sind der Professor und die Kinder Heike, Michael und Thomas.

Jetzt als eBook kaufen und genießen: Eine atemberaubende Zeitreise in die Zukunft für Leser ab 8 Jahren erlebt ihr in »Im Land der tausend Träume« von Kinderbuch-Bestseller-Autorin Marliese Arold. Wer liest, hat mehr vom Leben: jumpbooks – der eBook-Verlag für junge Leser.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Wer geht auf Abenteuerjagd?

Ambrosius Kohler

Spinner oder Genie? Er ist Professor der Physik und hat früher an Hochschulen unterrichtet. Aber man hat ihn gefeuert. Seitdem ist der große, hagere Mann ziemlich launisch und verkriecht sich am liebsten in seine vier Wände. Mit seinen langen, grauen Haaren, seiner dicken Hornbrille und seinem geistesabwesenden Gesichtsausdruck macht er auf Fremde keinen besonders freundlichen Eindruck. Manche halten ihn sogar für verrückt. Doch das ist dem Professor nicht einmal so unrecht. Dann lassen ihn die Leute wenigstens in Ruhe, und er kann ungestört seiner Arbeit nachgehen. Über seinen merkwürdigen Erfindungen vergißt er oft alles andere. Übrigens ist er der Großonkel von Michael und Heike Jaschke, auch wenn er normalerweise mit der ganzen Verwandtschaft verkracht ist.

Michael Jaschke

liebt nichts mehr als Krimis und Gruselgeschichten. Bei einem Skelett kann er schon mal schwach werden. Zum Ärger seines Deutschlehrers besitzt Michael eine überschäumende Phantasie. Was in seinen Aufsätzen steht, klingt nicht immer glaubhaft. Aber die Schule ist Michael ziemlich schnuppe. Für einen Elfjährigen gibt es wichtigere Dinge, findet er. Mit seinem blonden Haar, seinen blauen Augen und den unzähligen Sommersprossen sieht Michael seiner Schwester überhaupt nicht ähnlich. Aber trotz seiner kurzen runden Arme und Beine ist er flinker, als man denkt.

Heike Jaschke

schwärmt für Tiere, besonders für Pferde. Von Skeletten hält die Dreizehnjährige nicht viel – im Gegensatz zu ihrem Bruder. Sie ist groß und schlank, hat grüne Augen und braunes Haar, das sie meistens zu einem Pferdeschwanz zusammenbindet. Niemand würde sie für Michaels Schwester halten – nur ihre Stupsnasen gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Das Lernen fällt Heike leicht, und obwohl sie in der Schule eine der Besten ist, bildet sie sich nichts darauf ein. Überhaupt ist sie ein echter Kamerad und verliert selbst in heißesten Situationen nicht den Kopf – auch wenn ihr das Herz manchmal ziemlich flattert. Ihr Wahlspruch ist: Erst denken, dann handeln!

Thomas Pahl

kennt mit seinen vierzehn Jahren nur ein Ziel: Er will Detektiv werden. Seine Spürnase ist fast noch besser als die von Moorteufel, seinem Hund. Das Fell des Labradors ist ebenso schwarz wie die Locken des schlaksigen Jungen, aber das ist nicht der einzige Grund, weshalb Moorteufel Thomas’ bester Freund ist. Der Hund ist nämlich ein Geschenk von seinem Vater, der inzwischen gestorben ist. Mit seinem Stiefvater kommt der Junge nicht zurecht, und daher geht er ihm am liebsten aus dem Weg. Thomas weiß, wie wichtig es ist, Augen und Ohren offenzuhalten. Es macht ihm Spaß zu kombinieren, allerdings schießt er dabei manchmal übers Ziel hinaus.

Kapitel 1
Notruf aus der Zukunft

Heike erwachte. Sofort stellte sie fest, daß sie nicht in ihrem eigenen Zimmer war. Sie schlüpfte aus dem Bett und huschte zum Fenster. Über der Landschaft lag feuchtkalter Novembernebel. Heike fröstelte. Hier bei Onkel Ambrosius schien der Winter viel früher zu kommen als in der Stadt, wo sie und Michael zu Hause waren. Schaudernd wollte Heike ins behagliche Bett zurückkehren, als ihr Blick auf ihr Nachthemd fiel. Es war viel zu weit und scheußlich altmodisch. Frau Schneider, die Haushälterin des Professors, hatte es Heike geliehen, weil sie kein eigenes Nachthemd dabei hatte.

Heike seufzte. Gestern abend waren sie mit der Zeitmaschine zurückgekommen. Zum Glück hatte es diesmal auf der Rückreise keine Schwierigkeiten gegeben. Erst als sie heil im Laboratorium gelandet waren, war es den Geschwistern eingefallen, daß sie ja eigentlich in die Stadt zurück mußten. Ihre Eltern ahnten nichts von ihrer Abwesenheit. Natürlich wäre es mit der Maschine nur ein Katzensprung gewesen.

»Nein«, hatte der Professor entschieden, »bevor ich mit der Maschine wieder starte, muß ich einige Teile nachsehen. Die Steuerung scheint sich etwas gelockert zu haben. Außerdem will ich die Zeitkonstante wieder einbauen, die ich vor unserer letzten Reise herausgenommen habe. Ihr Fehlen hat uns genug Unannehmlichkeiten beschert.«

Da die Reparaturen einige Zeit beanspruchen würden, war Heike und Michael nichts anderes übriggeblieben, als ihre Eltern anzurufen. Allerdings durften sie die Zeitmaschine mit keinem Wort erwähnen, und daher hatte sich Michael eine Ausrede einfallen lassen.

»Stellt euch vor, Onkel Ambrosius hat seinen nagelneuen Sportwagen ausprobiert und uns vorhin zu einer Spazierfahrt abgeholt. Leider ist der Wagen ein bißchen kaputt, und jetzt sieht es so aus, als müßten wir übers Wochenende in Obereichenbach bleiben.«

Herr und Frau Jaschke waren über den Anruf der Kinder ziemlich erstaunt und auch besorgt gewesen. Sie waren mit einem befreundeten Ehepaar im Theater gewesen und eben erst zurückgekehrt. Selbstverständlich hatten sie angenommen, daß Heike und Michael längst in ihren Betten schliefen.

»Ich werde euch morgen nachmittag von Obereichenbach abholen«, hatte Herr Jaschke angekündigt, und seine Stimme hatte sich dabei etwas verärgert angehört.

Morgen – das war heute, am Samstag. Heike fühlte sich unwohl. Ob ihre Lügengeschichte herauskommen würde? Die alte Klapperkiste des Professors konnte man beim besten Willen nicht als Sportwagen bezeichnen. Aber noch unwahrscheinlicher hätte die Wahrheit geklungen: Daß Heike und Michael in den Stadtpark gegangen und von dort mit einer Zeitmaschine in die Vergangenheit gestartet waren. Die Eltern würden es nicht glauben, denn Professor Ambrosius war in ihren Augen nur ein schrulliger Gelehrter, der sich seine Zeit damit vertrieb, unnütze Dinge zu erfinden. Nicht einmal Frau Schneider ahnte etwas von der Zeitmaschine. Der Professor hielt seine Erfindung geheim, denn seiner Meinung nach war sie noch nicht ausgereift. Und er war der Ansicht, daß man mit der Zeitmaschine sehr viel Unfug anstellen konnte, falls sie in falsche Hände geriet. Aus diesem Grunde hatte er die Maschine noch nie in der Öffentlichkeit vorgezeigt, und Heike zweifelte daran, daß er es jemals tun würde.

Sie sah auf den Wecker. Es war halb neun, Zeit fürs Frühstück. Heike schlüpfte rasch in ihre Kleider, dann lief sie in die Küche hinunter. Der Professor saß bereits am Tisch und hielt eine Tasse Kaffee in der Hand. Er sah bleich und übernächtigt aus.

»’n Morgen, Onkel Ambrosius.«

Der Erfinder brummte eine Antwort.

»Schläft Michael noch?«

Im gleichen Augenblick ging die Tür auf, und der Junge kam herein, gefolgt von Frau Schneider. Mit einem Freudenschrei stürzte er sich auf den appetitlich gedeckten Frühstückstisch.

»Mann, hab’ ich einen Kohldampf!«

Frau Schneider lächelte und schenkte für die Kinder dampfenden Kakao ein. »Laßt es euch nur schmecken!« Dann warf sie einen besorgten Blick auf den Professor. »Sie sollten auch etwas essen, Herr Köhler. Kaffee auf nüchternen Magen ist schädlich, das habe ich erst neulich wieder gelesen.«

»Ich habe keinen Appetit«, wehrte der Erfinder ab.

»Aber dieses schöne Marmeladenbrötchen … oder soll ich Ihnen ein Ei kochen?«

»Sie sollen mich in Ruhe lassen!« schnauzte der Professor und funkelte die Haushälterin zornig an.

Doch Frau Schneider war an seine ruppige Art gewöhnt und ließ sich nicht gleich davon einschüchtern.

»Sie arbeiten einfach viel zu viel … zu wenig Schlaf, nichts essen … Sie machen sich noch ganz kaputt! Sie ruinieren Ihre Gesundheit, Herr Köhler! Das ist bodenloser Leichtsinn!«

»Hab’ ich Sie um Ihre Meinung gefragt?« brauste der Professor auf. »Das ist ganz und gar meine Sache! Stecken Sie Ihre Nase gefälligst in Ihre eigenen Angelegenheiten!«

Frau Schneiders Mund wurde zu einem kleinen, schmalen Strich, dann rauschte sie beleidigt hinaus.

Heike und Michael wechselten einen Blick. Offenbar war der Professor an diesem Morgen schlecht gelaunt, und man mußte vorsichtig sein, was man zu ihm sagte.

»Mir gefällt das gar nicht«, stieß der Erfinder unvermittelt aus und stellte mit einem Ruck die Tasse auf den Tisch. »Ich hatte mich darauf gefreut, ein wenig hierzubleiben und endlich einmal in meinem Laboratorium Ordnung zu schaffen – und nun das!« Er sah finster drein. »Außerdem finde ich, sie sollen sich selbst um ihre Probleme kümmern und nicht darauf warten, daß ein Fremder sie löst.«

Die Geschwister verstanden nur Bahnhof.

»Wovon redest du eigentlich?« fragte Heike behutsam.

»Ach, ich sollte euch gar nichts davon erzählen. Ich habe keine Lust, mich in diese Sache einzumischen.«

Michael platzte beinahe vor Neugier. »Was für eine Sache?«

»Fast die ganze Nacht habe ich an der Zeitmaschine herumgebastelt. Um vier Uhr war ich endlich einigermaßen fertig und bin ins Bett gegangen. Ich muß fast auf der Stelle eingeschlafen sein – und dann hatte ich diesen merkwürdigen Traum.«

»Einen Traum?« wollte Heike wissen.

»Keinen gewöhnlichen Traum.« Der Professor stöhnte. »Ich wünschte, es wäre einer. Ich habe gehofft, es sei nur ein Trugbild, das mir mein übermüdetes Gehirn vorgaukelt. Aber ich habe dreimal dasselbe geträumt. Es war kein Traum, sondern ein Notruf aus der Zukunft.«

Die Geschwister machten ungläubige Gesichter.

»Es war ein Mann namens Crom, der mich rief – mich, Ambrosius Köhler. Crom lebt im Jahr 2214 in Somnopolis. Es ist mir ein Rätsel, wie er mich über die weite Entfernung hinweg erreichen konnte … vielleicht eine Art Gedankenübertragung …« Der Professor versank ins Grübeln.

»Was hat er gesagt?« bohrte Michael nach. »Was war das für ein Notruf?«

Der Erfinder hob den Blick. Heike merkte, daß seine Hände zitterten. »Er sprach zu mir: ›Sie sind der einzige Mensch, der helfen kann. Es gibt eine mächtige Fabrik, die unsere Träume steuert und uns zu Sklaven von fremden Gedanken macht … bisher wußte niemand, wo sich diese Fabrik befindet. Ich habe den Ort entdeckt … er liegt außerhalb der Zeit. Helfen Sie mir, Professor Köhler! Sie sind hinter mir her, um mich zu töten, weil ich zuviel weiß … Helfen Sie mir, denn es sind Ihre Aufzeichnungen, die aus dem Archiv gestohlen wurden.‹« Der Professor war leichenblaß.

»Was bedeutet das?« stammelte Michael. »Was ist das für eine Fabrik? Und was hast du damit zu tun, Onkel? Ich meine, wie können sie an deine Aufzeichnungen kommen?«

»Ich weiß es nicht«, stöhnte der Erfinder. »Bei Gott, ich weiß es nicht.« Er stützte den Kopf in die Hände. »Was sollen wir tun? Hätte ich diesen Notruf nur nie erhalten! Ich werde bis an mein Lebensende keine ruhige Minute mehr haben, weil …«, hier versagte seine Stimme, und er konnte nur noch flüstern, »weil es meine Schuld ist, daß in der Zukunft Übles geschieht.«

»Aber wie ist das möglich? Bisher weiß doch kein Mensch außer uns von deiner Erfindung«, widersprach Heike.

»Noch nicht«, ächzte der Professor. »Aber es kann noch geschehen … und es wird geschehen, sonst hätte mich Crom nicht gerufen …« Seine Miene veränderte sich. Entschlossen sprang er auf. »Ich gehe in den Keller, zerstöre die Maschine und verbrenne meine Notizen.« Schon war er an der Tür.

Heike stürzte ihm nach und fiel ihm in den Arm. »Halt, nicht! Denk daran, was du tust! Du kannst Crom nicht mehr helfen, wenn du die Maschine kaputtmachst!«

Der Professor schüttelte sie ab. »Laß mich. Einmal muß es geschehen. Die Zeitmaschine hat genug Unheil angerichtet. Wir haben uns schon zu sehr in andere Zeiten eingemischt, die uns nichts angehen.«

»Aber diesmal geht es uns etwas an«, schrie Michael aufgebracht. »Hätte sich Crom sonst ausgerechnet an dich gewandt? Er braucht deine Hilfe! Du kannst ihn doch nicht im Stich lassen!«

Die Augen des Professors flackerten nervös. Heike und Michael sahen sich verzweifelt an. Sie mußten den Erfinder an seinem Vorhaben hindern!

»Crom hat dich gerufen, und du kannst dich nicht einfach vor der Verantwortung drücken«, sagte Heike, und sie merkte, wie der Professor unsicher wurde. »Selbst wenn du die Zeitmaschine jetzt zerstörst – wer weiß, ob du nicht in einigen Jahren eine neue baust? Du kannst nicht verhindern, daß man in der Zukunft deine Aufzeichnungen stiehlt.«

»Aber wenn keine da sind«, wandte der Professor ein. Dann schwieg er und fuhr etwas später mit gerunzelter Stirn fort: »Du hast recht. Wenn ich jetzt meine Notizen verbrenne, könnte ich später andere anfertigen.« Er stieß einen tiefen Seufzer aus und rang die Hände. »Was soll ich nur machen?«

Im gleichen Augenblick ging die Küchentür auf. Die Kinder und der Professor schwiegen erschrocken. Doch es war nicht Frau Schneider, sondern Thomas mit Moorteufel. Der Junge sah ihre betroffenen Mienen und pfiff durch die Zähne.

»Eigentlich wollte ich nur mal so bei euch ’reinschauen. Aber ich will Archibald heißen, wenn nicht wieder etwas passiert ist. Ihr macht Gesichter, als sei euch eben die Zeitmaschine geklaut worden.«

»Nicht ganz«, erwiderte Michael. »Doch was geschehen ist, ist schlimm genug.«

Thomas lauschte gespannt, als der Professor von seiner Traumbotschaft erzählte.

»Worauf warten wir noch? Wann starten wir?«

»Nun mal langsam«, mäßigte ihn der Erfinder. »Erstens widerstrebt es mir, mich einfach in die Angelegenheiten einer fremden Epoche einzumischen, zweitens habe ich noch vom letzten Abenteuer die Nase voll und drittens …«

»Und drittens müssen wir uns beeilen, weil uns unsere Eltern heute nachmittag abholen«, ergänzte Michael mit vollem Mund, weil er gerade ein Brötchen verschlang. »Wir dürfen keine Zeit verlieren. Wenn alles klappt, sind wir rechtzeitig zurück.«

»Ihr stellt euch alles immer so leicht vor«, schnaubte der Professor zornig. »Bisher haben wir stets Glück gehabt. Aber was ist, wenn wir einmal nicht zurückkehren? Und ich habe bei dieser Traumsache ein verflixt ungutes Gefühl, das muß ich euch sagen.« Doch er hatte den Türgriff bereits in der Hand. Ungeduldig blickte er auf Michael. »Wie lange willst du eigentlich noch frühstücken? Oder sollen wir ohne dich fahren?«

Kapitel 2
Die Insel der Alpträume

In aller Hast wurden die Vorbereitungen getroffen. Heimlich plünderten die Kinder Frau Schneiders Speisekammer, um die Vorräte der Zeitmaschine zu ergänzen. Professor Ambrosius sah sein Werkzeug und die Ersatzteile durch und nickte dann halbwegs zufrieden.

»Eigentlich dürfte uns die Zeitmaschine diesmal keinen Strich durch die Rechnung machen, denn ich habe sie ja erst gründlich überholt. Aber man kann nie wissen … Seid ihr endlich fertig?«

Schließlich waren sie so weit, und der Erfinder konnte die Luke der Zeitmaschine schließen. Die Kinder ließen sich in die Sitze fallen.

»Vor etwa zehn Stunden sind wir erst zurückgekommen«, seufzte Heike. »Ich hätte nicht gedacht, daß wir jetzt schon wieder starten.«

»Wenn du nicht mitkommen willst, brauchst du es bloß zu sagen. Ich zwinge niemanden«, brummte der Professor.

Doch Heike schüttelte den Kopf. Allein zurückzubleiben kam nicht in Frage. Als Professor Ambrosius den Starthebel betätigte, fühlte sie wieder das vertraute Kribbeln im Magen. Automatisch griff sie nach Moorteufels Fell und spürte, wie der Hund die Nackenhaare sträubte. So ganz geheuer waren auch Moorteufel Zeitreisen nicht …

Es gab einen kurzen scharfen Ruck. Die Maschine zitterte, und sogar die Scheiben in den runden Fenstern klirrten. Dann stand die Zeitmaschine still.

Thomas sah besorgt zum Schaltpult. »Gibt’s Probleme beim Starten?«

»Papperlapapp. Wir sind schon im Jahr 2214, das ist alles. Offenbar haben wir einen einzigen riesigen Zeitsprung gemacht.« Der Professor drückte den Hebel so behutsam zurück, als traue er ihm nicht ganz. »Ich habe die automatische Steuerung ein wenig unterschätzt.« Seine Finger zitterten, als er den Bildschirm einschaltete. Normalerweise wären jetzt die Umrisse der Kontinente dort aufgetaucht. Aber helle, zackige Linien kreuzten den Bildschirm, dann erschienen darauf nacheinander die Buchstaben:

SOMNOPOLIS – SPERRZONE

Wieder flackerten die Linien auf und erloschen.

»Wir sind richtig«, sagte der Professor atemlos. »Allerdings ist mir schleierhaft, warum wir auf einmal diesen Text empfangen. Wahrscheinlich sind wir in den Einfluß eines fremden Senders geraten.«

»Sollen wir aussteigen?« fragte Michael heiser. Er hatte inzwischen einen Blick nach draußen geworfen. Sie waren in einer Allee gelandet. Links und rechts wuchsen hohe Bäume, und ihre Kronen bildeten ein grünes Dach.

»Eigentlich habe ich mir Somnopolis anders vorgestellt«, murmelte der Professor. »Aber irgendwo müssen wir mit unserer Suche nach Crom beginnen. Leider hat er mir nicht deutlich gesagt, wo ich ihn finden kann. Er erwähnte lediglich ein AK-Institut, wo er arbeitet.«

»Sieht nicht so aus, als sei hier ein Gebäude in der Nähe«, meinte Thomas.

Inzwischen hatte der Erfinder schon auf einen Knopf gedrückt, und die Einstiegsluke der Maschine glitt auf. »Gehen wir eben ein paar Schritte und sehen uns ein wenig um.« Michael und Heike sprangen hinaus. Thomas folgte. Moorteufel jedoch zögerte.

»Na, was ist, Moorteufel? Hältst du nichts von einem Spaziergang?« Thomas lockte den Hund. »Los, zier dich nicht so! Oder witterst du eine Gefahr? Aber hier ist nichts, nicht einmal eine Katze.«

Der schwarze Labrador setzte vorsichtig eine Pfote vor die andere und verließ im Zeitlupentempo die Maschine. Man sah ihm an, daß er sich nicht wohlfühlte, aber der Drang, seinem Herrn zu folgen, war stärker.

»Na also, alter Knabe!« lobte ihn Thomas. »Das nächste Mal aber ein bißchen schneller, ja?«

»Bitte keine Beleidigungen«, beschwerte sich der Professor, der hinter Moorteufel herauskletterte. »Schließlich war ich fast die ganze Nacht wach, und meine Knochen sind noch ganz steif vom vielen Knien in der Maschine.«

»Weit und breit kein Mensch«, stellte Michael fest. »Seid ihr wirklich sicher, daß wir richtig sind?«

Heike streckte ihre Arme aus. »Herrliches Wetter. Es muß Sommer sein. Und bei uns war es November.«

»Wir haben den 3. Juli«, knurrte der Professor. »Dieses Datum hat mir Crom genannt. Ich wünschte, er hätte mir auch genauere Ortsangaben gemacht. Hoffentlich finden wir ihn.«

Sie gingen ein Stück durch die Allee, um die Gegend auszukundschaften.

»Zwecklos«, sagte Thomas nach einer Weile. »Hier finden wir niemanden.«

Sie entschlossen sich, zur Zeitmaschine zurückzukehren. Inzwischen hatte sich Dunst über den Weg gesenkt, und die Maschine war außer Sicht geraten. Michael runzelte die Stirn.

»Woher kommt auf einmal dieser Nebel? Überhaupt – Nebel mitten im Sommer?«

Auch die anderen hatten ein unheimliches Gefühl.

»Irgend etwas daran ist nicht echt«, sagte Thomas. »Er ist einfach zu plötzlich da. Vorhin haben wir noch keine Spur davon gesehen.«

»Vielleicht brennt es irgendwo.« Der Professor schnupperte. »Nein, es ist kein Rauch. Dafür ist der Nebel auch viel zu gleichmäßig.«

»Er kommt näher«, wisperte Heike mit aufgerissenen Augen.

Der Nebel kroch auf sie zu. Unwillkürlich wichen sie zurück. Doch dann waren sie schon mittendrin. Der Nebel wurde so dicht, daß sie einander nicht mehr sehen konnten. Feuchte Kühle benetzte ihre Gesichter.

»He, wo seid ihr?« schrie Thomas. Er hatte das Gefühl, blind zu sein. Hilflos griff er nach Moorteufels Halsband. Die Nähe des Tiers gab ihm Sicherheit. Er zwinkerte heftig, als könne er den Nebel fortblinzeln. Er hatte fast den Eindruck, daß es ihm auch gelang. Lichtete sich dort drüben nicht die Milchsuppe?

Schwarz ragten die Baumstämme aus dem Nebel auf. Es war gespenstisch, denn alles schien in Lautlosigkeit zu versinken. Wo waren die anderen? Da vorne! Dort war die Gestalt eines Mannes. Das mußte der Professor sein.

»Hallo«, rief Thomas und lief auf ihn zu. »Ich bin hier. Sind die anderen bei Ihnen, Professor?«

Die Gestalt lehnte an einem Baumstamm und wandte langsam das Gesicht. Thomas blieb stehen. Das Blut stockte in seinen Adern.

»Du?« brachte er heiser hervor, »was tust du hier, … Vater?« Das letzte Wort kam ihm unendlich mühsam über die Lippen. Er hatte sich immer dagegen gewehrt, seinen Stiefvater Vater zu nennen. Er haßte ihn. Der Tag, an dem seine Mutter jenen Mann heiratete, war einer der schwärzesten in seinem Leben. Nie würde der Fremde den Vater ersetzen können, den Thomas geliebt hatte, mit dem man durch dick und dünn gehen konnte, und der dem Jungen Moorteufel geschenkt hatte … Sein Stiefvater konnte den Hund nicht leiden, und bereits mehrmals hatte er Thomas angedroht, Moorteufel ins Tierheim zu stecken. Dies alles schoß dem Jungen durch den Kopf, als er nun seinem Stiefvater so unvermittelt gegenüberstand. Aber war das nicht unmöglich? Wie kam der Stiefvater hierher in die Zukunft? Thomas blieb keine Zeit mehr, länger darüber nachzugrübeln.

»Hast du schon wieder den schmutzigen Köter bei dir? Kannst du denn keinen Schritt ohne das Vieh gehen? Du verschwendest viel zu viel Zeit mit dem Hund. Doch nun ist Schluß damit, ich habe es dir oft genug gesagt.« Der Mann machte eine hastige Bewegung, und Thomas sah ein Messer in seinen Händen aufblitzen. »Du wolltest ja nicht, daß ich Moorteufel ins Tierheim gebe …«

»Nein!!!«

Heike stand verloren im weißen Dunst und streckte ihre Hände vergebens nach den anderen aus.

»Wo seid ihr?« Eben waren ihre Freunde noch dicht bei ihr gewesen. Weit weg konnten sie nicht sein. Warum sah sie sie nicht?

»Michael! Onkel Ambrosius! Thomas!«

»Dein Schreien nützt dir nichts«, sagte eine Stimme hinter ihr.

Heike schnellte herum. Vor ihr stand ein schlaksiger Junge mit pickeligem Gesicht. Er trug schwarze Lederkleidung und kaute lässig auf einem Kaugummi.

»Du brauchst deine Freunde nicht zu rufen. Sie hören dich sowieso nicht.«

Heike starrte den Jungen atemlos an. Wie kam er hierher? Wie konnte er plötzlich im Nebel auftauchen? Sie kannte ihn, wußte aber nicht, wie er hieß. Er hatte sie schon öfter auf dem Schulhof bedroht, und Heike hatte es vermieden, ihm allein zu begegnen. Lieber hatte sie einen Umweg in Kauf genommen. Doch nun gab es kein Ausweichen.

»Was willst du von mir?« fragte Heike und bemühte sich, die Angst in ihrer Stimme zu unterdrücken.

Der Junge lächelte schief. Dann zog er eine rostige Fahrradkette aus seiner Tasche hervor und ließ sie gefährlich langsam vor dem Mädchen hin- und herschwingen.

»Was habe ich dir getan?« schrie Heike. Sie wich zurück und hoffte, sich im Nebel zu verbergen. Doch der Schläger folgte ihr. Heike begann zu rennen, doch ihre Füße waren schwer wie Blei. Schon spürte sie seinen festen Griff an ihrem Oberarm, sah die wirbelnde Fahrradkette …

»Ich glaube, ich spinne«, sagte Michael, als vor ihm im Nebel auf einmal die Stufen des Schulgebäudes auftauchten. Er faßte sich an die Stirn. »Ich muß Fieber haben …«

»Keine Ausreden«, sagte ein Mann neben ihm, und Michael blickte in das Gesicht seines Deutschlehrers.

»Herr Gruber« Unwillkürlich schluckte Michael. Es konnte nicht wahr sein. Heimlich kniff er sich in den Arm. Es tat scheußlich weh, aber Herr Gruber war trotzdem noch da. Die Miene, die der Lehrer aufgesetzt hatte, gefiel Michael nicht.

»Es tut mir leid für dich, aber ich habe dir oft genug gesagt, daß du bei deinen Aufsätzen bei der Wahrheit bleiben sollst. Deine letzte Arbeit ist völlig danebengegangen.«

Michaels Herz schlug bis zum Hals. Mit Herrn Gruber stand er auf Kriegsfuß. Der Lehrer verlangte in seinen Aufsätzen immer nüchterne Beschreibung, während Michael seiner Phantasie lieber freien Lauf ließ. Es hatte schon oft Ärger deswegen gegeben.

»Ich möchte, daß ihr ein Ereignis niederschreibt, daß ihr selbst erlebt habt, und du kommst mir immer mit haarsträubenden Abenteuergeschichten. Erzähle mir nicht, daß du es jeden Tag mit Verbrechern oder Gespenstern zu tun hast! Aber dein voriger Aufsatz hat allem die Krone aufgesetzt. Du hast behauptet, mit einer Zeitmaschine gereist zu sein …«

Michaels Kehle schnürte sich zusammen. Er konnte sich nicht entsinnen, so etwas geschrieben zu haben, denn Professor Ambrosius hatte ihnen allen strenges Stillschweigen auferlegt. Aber woher wußte Gruber dann von der Zeitmaschine?

Michaels Knie wurden weich, als der Lehrer zu ihm sagte: »Begleite mich zum Direktor. Ich habe mit ihm schon deinen Fall besprochen. Er will mit dir selbst reden.«

Sie schritten die Stufen hinauf und gingen durch die gläserne Eingangstür. Vor ihnen lag eine große Halle. Herr Gruber steuerte auf die Treppe zu, die hinauf ins Direktorat führte. Michael folgte ihm mit schwerem Herzen.

Der Direktor erwartete sie bereits an der Tür. Er hielt ein aufgeschlagenes Heft in der Hand, und Michael erkannte zu seinem Schrecken seine eigene Schrift.

»MIT DER ZEITMASCHINE UNTERWEGS …«

»Kannst du mir verraten«, donnerte der Direktor, »was dieser Unsinn soll?«

Professor Ambrosius schüttelte den Kopf. Mit dem Nebel stimmte etwas nicht. Er war zu plötzlich gekommen, um natürlich zu sein. Auf seiner Brille sammelten sich lauter winzige Tröpfchen an. Als der Erfinder sie abnahm, um sie zu putzen, erblickte er vor sich eine verschwommene Gestalt.

»Ein seltsames Zusammentreffen, nicht wahr, Professor Köhler?«

Der Erfinder kannte die Stimme gut. Rasch setzte er die Brille wieder auf und sah sein Gegenüber voller Entsetzen an.

»Dr. Stein …«

Der blonde Fremde lächelte. »Sie haben mich hier nicht erwartet. Ihrer Meinung nach bin ich ums Leben gekommen … oder habe wenigstens die Erde für immer verlassen.«

»Allerdings«, krächzte der Professor. »Als sie damals mit der Rakete starteten, war ich sicher, daß es kein Wiedersehen geben wird.«

»So kann man sich täuschen. Wie heißt es? Irren ist menschlich … ebenso menschlich wie Ihre Angst, Professor Köhler. Fürchten Sie noch immer, daß ich Ihnen Ihre jämmerliche Erfindung wegnehme?« Dr. Stein lachte kurz auf. Seine stahlharten Augen schienen den Professor zu durchbohren.

Der Erfinder schluckte. War das eiskalte Gefühl, das seinen Rücken heraufkroch, tatsächlich Angst? Professor Ambrosius holte tief Luft und sagte mit fester Stimme:

»Ich fürchte mich nicht vor Ihnen. Wie sind Sie überhaupt hierher gekommen?«

»Auf dem gleichen Weg wie Sie. Auch ich habe Croms Notruf erhalten.«

»So besitzen Sie also endlich eine eigene Zeitmaschine?« fragte der Professor scharf. Gleichzeitig schoß es ihm durch den Kopf, daß das alles zu viele Zufälle waren. Es war unmöglich, daß Dr. Stein hier war, am selben Ort und zur selben Zeit. Auch die Antworten kamen dem Erfinder merkwürdig vor.

»Glauben Sie, ich könnte Ihre Gedanken lesen?« wollte Dr. Stein wissen. »In gewisser Weise kann ich das tatsächlich. Wissen Sie nicht, daß wir zusammengehören? Daß wir durch ein gemeinsames Interesse verbunden sind, das stärker ist als Blutsverwandtschaft?«

»Vielleicht gemeinsames Interesse, aber unterschiedliche Ziele«, erwiderte der Professor. »Ich werde mit Ihnen nicht Zusammenarbeiten, egal, in welchen Epochen wir uns auch treffen. Und wenn Sie tausend Jahre warten: Ich ändere meine Meinung nicht!«

»Tausend Jahre sind eine lange Zeit.« Dr. Stein trat einen Schritt auf den Erfinder zu. »Und der Tod dauert eine Ewigkeit.«

Der Professor blickte plötzlich in die Mündung einer Pistole.

»Schluß mit unserem albernen Spielchen, Professor! Sie übergeben mir augenblicklich Ihre Zeitmaschine!«

Professor Köhler wich zurück. Sein Herz hämmerte. Er durfte Dr. Stein die Zeitmaschine nicht überlassen, um keinen Preis! Doch wenn er tot war, konnte sich Dr. Stein ungehindert der Maschine bemächtigen.

»Gut kombiniert, Professor«, lobte ihn sein Gegner. »Sie wissen also, daß jeder Widerstand zwecklos ist.«

›Wie ist er hierher gekommen, wenn er doch meine Maschine braucht?‹ grübelte der Erfinder, während er rückwärts schritt. ›Und wie konnte er mich in diesem Nebel finden? – Würde ich nicht die Pistole auf meiner Brust spüren, würde ich alles für einen Alptraum halten.‹ Schließlich stieß der Professor mit dem Rücken gegen die Zeitmaschine.

»Na also«, sagte Dr. Stein mit grimmigen Lächeln, »und nun werden wir beide eine kleine Reise unternehmen.«

›Ich kann die Kinder nicht zurücklassen, doch er wird mich dazu zwingen‹, dachte der Professor, während er schweren Herzens in die Maschine kletterte. Dann sah er den Werkzeugkasten in der Ecke. Blitzschnell bückte er sich, packte den Kasten und wirbelte damit herum.

»Sie können mich zu nichts zwingen, Dr. Stein!«

Doch Dr. Stein war spurlos verschwunden.

Der Professor riß die Augen auf. Der Kerl konnte sich doch nicht einfach in Luft auflösen. Oder doch?

Draußen vor der Maschine wallte der weiße Nebel vorbei. Der Erfinder ließ den Werkzeugkasten sinken. Er wischte sich über die schweißbedeckte Stirn.

»Ich glaube, ich verliere meinen Verstand. Was ist wirklich passiert?« Erschöpft ließ er sich in einen Sessel sinken, um nachzudenken. »Dr. Stein kann gar nicht hier gewesen sein. Ich habe mir das Ganze nur eingebildet. Aber warum?« Trübsinnig starrte er auf den weißen Dunst. »Ob der Nebel etwas damit zu tun hat? Vielleicht enthält er irgendein Gas, das Halluzinationen verursacht. Aber Unsinn! Dann müßte ich ja noch immer Trugbilder sehen, denn die Tür der Zeitmaschine ist offen. Oder … oder könnte es möglich sein, daß die Maschine selbst einen Schutz dagegen bietet? Vielleicht ist ihr Zeitfeld daran schuld, daß mir Dr. Stein nicht folgen konnte?« Er nagte an seiner Unterlippe. »Ja, so muß es sein.«

Jetzt fielen ihm die Kinder wieder ein, die draußen im Nebel zurückgeblieben waren. Wurden sie am Ende auch von Trugbildern gequält? Vielleicht irrten sie hilflos im Dunst umher und konnten nicht mehr zur Zeitmaschine zurückfinden. Wer weiß, welche Gefahren noch auf sie lauerten. Sie mußten diesen tückischen Ort so schnell wie möglich verlassen. Nicht umsonst war das Gebiet zur Sperrzone erklärt worden.

»Aber wie soll ich die Kinder finden?« grübelte der Professor. »Und wie kann ich verhindern, daß wieder Trugbilder über mich herfallen, sobald ich die Maschine verlasse?« Da besann er sich auf die Gürtel, die er und die Kindertrugen. An jedem war ein Taschenrechner befestigt, den der Professor für seine Zwecke umgebaut hatte.

»Wenn die Kinder in der Nähe sind und ich auf meinem Gerät den Sucher einstelle, kann ich sie finden«, murmelte der Erfinder und tippte eine Zahlenkombination in seinen Rechner ein. »Nun muß ich das Zeitfeld der Maschine anzapfen, damit ich mich unter dessen Schutz hinauswagen kann.« Mit wenigen Handgriffen hatte er die Daten eingestellt.

»Hoffen wir das Beste«, seufzte er, dann verließ er die Maschine.

Der Taschenrechner piepste leise, als er sich durch den Nebel tastete. Manchmal wurde das Piepsen lauter, dann versuchte der Professor, die eingeschlagene Richtung beizubehalten. Unvermittelt stieß er auf Michael, der atemlos stammelte:

»Der Aufsatz ist reine Erfindung, ehrlich!«

Der Professor ergriff die Hand des Jungen, damit das schützende Zeitfeld auch auf ihn überströmte. Michael starrte den Erfinder ungläubig an.

»Du, Onkel Ambrosius? – Aber … aber wie kommst du hierher in meine Schule?«

»Die Schule ist nur ein Trugbild, das dir der verflixte Nebel vorspiegelt«, knurrte der Professor, griff nach Michaels Gürtel und stellte auf dessen Taschenrechner das Zeitfeld ein. »Nun komm mit, wir müssen die anderen finden.«

Eine halbe Stunde später waren auch Thomas und Heike wieder bei ihnen. Nachdem sie durch ein gemeinsames Zeitfeld verbunden waren und zur Maschine zurückgehen wollten, geschah etwas Merkwürdiges:

Der Nebel war schlagartig verschwunden. Mit ihm allerdings auch die Bäume und der Weg. Die Gegend hatte sich völlig verändert. Es war eine öde, steinige Landschaft. Nur ein paar verkrüppelte Büsche und ein paar kümmerliche Sträucher wuchsen auf dem kargen Boden. Im Westen fiel das Gelände ab, und dort klatschte Wasser an den felsigen Abhang.

»Eine Insel«, stellte Thomas verwundert fest. »Warum haben wir das vorhin nicht gesehen?«

»Der Wald war ebenfalls ein Trugbild, das sogar das Zeitfeld der Maschine genarrt hat«, erklärte der Professor. »Ich nehme an, daß unser jetziges Zeitfeld eine andere Wellenlänge hat als das vorige. Wahrscheinlich habe ich etwas bei der Einstellung geändert. Daher können wir nun die Gegend erkennen, wie sie wirklich ist.«

»Da vorne sind ja auch Leute«, stieß Heike überrascht aus. »Dort drüben lehnt ein Mann … auf dem Stein daneben sitzt noch einer …«

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2019
ISBN (eBook)
9783960532644
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Januar)
Schlagworte
Kinderbuch Mädchen ab 8 Jahre Junge ab 8 Jahre Zeitreise Zukunft Abenteuer Zeitdetektive Das Magische Baumhaus Neuerscheinung eBooks
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Titel: ZM - streng geheim: Neunter Roman: Im Land der tausend Träume