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Neles Welt - Band 3: Das Geschwister-Projekt

©2016 219 Seiten

Zusammenfassung

Ein Geschwisterchen für Nele!

Eigentlich ist Nele überglücklich: Ihre Mutter und sie sind zu Ron und Timmi gezogen und Ron und ihre Mutter werden heiraten. Aber um eine richtige Familie zu werden, muss noch ein Baby her. Es gibt nur ein Problem: Ihre Mutter ist gegen das Geschwister-Projekt. Als die sechs Monate alte Lilly für ein paar Tage zur Pflege zu ihnen kommt, sieht Nele ihre Chance gekommen. Jetzt muss sie nur noch beweisen, dass Babys kaum Arbeit machen, damit Mama ihre Meinung ändert. Da hat Nele sich ja etwas vorgenommen! Denn die kleine Lilly ist zwar supersüß, aber auch ganz schön anstrengend!

Erfrischend frech und herrlich komisch: Die pfiffige Nele schmiedet wieder Pläne!

Jetzt als eBook: „Das Geschwister-Projekt“ von Sabine Neuffer. Wer liest, hat mehr vom Leben: jumpbooks – der eBook-Verlag für junge Leser.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Eigentlich ist Nele überglücklich: Ihre Mutter und sie sind zu Ron und Timmi gezogen und Ron und ihre Mutter werden heiraten. Aber um eine richtige Familie zu werden, muss noch ein Baby her. Es gibt nur ein Problem: Ihre Mutter ist gegen das Geschwister-Projekt. Als die sechs Monate alte Lilly für ein paar Tage zur Pflege zu ihnen kommt, sieht Nele ihre Chance gekommen. Jetzt muss sie nur noch beweisen, dass Babys kaum Arbeit machen, damit Mama ihre Meinung ändert. Da hat Nele sich ja etwas vorgenommen! Denn die kleine Lilly ist zwar supersüß, aber auch ganz schön anstrengend!

Erfrischend frech und herrlich komisch: Die pfiffige Nele schmiedet wieder Pläne!

Über die Autorin:

Sabine Neuffer wurde 1953 in Hannover geboren. Nach dem Studium arbeitete sie unter anderem für eine PR-Agentur, bevor sie ihre Leidenschaft für das Schreiben entdeckte. Heute lebt sie in Wolfenbüttel und arbeitet an einer Realschule in Braunschweig.

Sabine Neuffer veröffentlichte bei jumbooks bereits die Kinderbücher Das Papa-Projekt und Das Oma-Projekt.

***

eBook-Neuausgabe April 2016

Copyright © der Originalausgabe 2009 Cecilie Dressler Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

Copyright © der Neuausgabe 2014 dotbooks GmbH, München

Copyright © 2016 jumpbooks. jumpbooks ist ein Imprint der dotbooks GmbH.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung und Titelbildabbildung: Tanja Winkler, Weichs

E-Book-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-96053-073-2

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Sabine Neuffer

Das Geschwister-Projekt

jumpbooks

1. Kapitel

Sara lehnte sich in dem kleinen Korbsessel zurück und sah sich zufrieden um. »Das hier ist doch etwas anderes als unser oller Garagendachboden. Weißt du noch? Da mussten wir immer Eimer aufstellen, wenn es geregnet hat. Und die Matratzen wurden trotzdem nass.«

»Hm«, machte Nele und trank einen Schluck Saft.

»Mann, Nele! Was ist denn eigentlich los mit dir? Seit Tagen bist du schon so miesepetrig. Dabei müsstest du doch superglücklich sein! Du hast alles erreicht, was du wolltest, und jetzt steht sogar der Hochzeitstermin fest. Freust du dich denn gar nicht?«

»Doch.« Nele blickte aus dem weit geöffneten Fenster des Gartenhauses, vor dem der Mairegen rauschte, sanft und warm, aber nass. Ihre Mutter kniete trotzdem in einem Blumenbeet und jätete Unkraut. Bei Regen ginge das am besten, hatte sie gemeint und sich wasserdicht eingepackt. Von der überdachten Terrasse hörte man Timmi: »Gewonnen! Komm, Oma, noch mal!« Und irgendwo im Haus saß Ron bei der Arbeit. Er tippte lange, komplizierte Programme in seinen Computer.

Ja, Nele hatte alles, was sie sich gewünscht hatte. Einen neuen Papa, einen kleinen Bruder und eine Oma. »Aber es ist noch nicht perfekt«, sagte sie.

Sara sah sie groß an. »Sag mal, spinnst du? Perfekter geht's doch wohl gar nicht! Ihr wohnt hier alle zusammen in diesem schönen Haus, Ron und deine Mutter heiraten, eure neue Oma kümmert sich um Timmi und ist für dich wie eine Freundin und einen Hund habt ihr auch! Was soll ich denn da sagen? Meine Oma kommt alle Jubeljahre mal zu Besuch, meine Mutter erlaubt mir nicht einmal einen Goldhamster und ich hab Linda und Carsten an der Hacke!«

»Neulich hast du gesagt, der wär nicht mehr so schlimm«, sagte Nele.

»Nee, er geht. Aber einen Goldhamster erlaubt er mir auch nicht.«

»Und Linda? Ich dachte, die lässt dich in Ruhe, seit sie mit Marcel zusammen ist.«

»Ja, tut sie ja auch«, gab Sara zu. »Aber irgendwie ist das auch Mist. Ich hätte gern mal eine richtig nette Schwester, verstehst du? Linda kann nur zwei Sachen – entweder ist sie ätzend oder sie ignoriert mich.«

Nele lachte. »Dafür hast du doch mich! Wir müssen uns eben die Schwestern ersetzen, ich hab ja auch keine. So, und nun komm! Lass uns endlich anfangen und diese verdammten Rollen lernen, morgen ist die erste Probe.«

»Ich kann meine schon«, sagte Sara. »Ist ja auch bloß so eine Minirolle.«

»Du hast es gut!« Nele seufzte. »Du brauchst nur im Bett rumzuliegen und musst ab und zu mal danke sagen, wenn dir dein Sohn das Essen bringt. Aber ich? Ich hab wahnsinnig viel Text, das schaffe ich nie!«

Die Schmalbach hatte sich in den Kopf gesetzt, dass ihre Klasse zur Schuljahresabschlussfeier »Pünktchen und Anton« aufführen sollte, und sie hatte Nele dazu verdonnert, Pünktchen zu spielen: »Du hattest nie Probleme, Gedichte auswendig zu lernen, also wirst du mit dieser Rolle auch keine Schwierigkeiten haben.«

»Aber ...« Nele hatte protestieren wollen, doch die Schmalbach ließ sie gar nicht zu Wort kommen. »Die Rolle ist dir wie auf den Leib geschrieben. Also, am Mittwoch proben wir den ersten Akt. Ich erwarte, dass dann alle ohne Textbuch auf der Bühne stehen!« Damit war sie aus der Klasse gerauscht und nicht nur Nele hatte gestöhnt. Adrian, der den Anton spielen sollte, hatte sein Textheft auf den Tisch geknallt und »Alte Hexe!« hinter der Schmalbach hergebrüllt. Aber erst als er sicher war, dass sie weit genug weg war, um es nicht mehr zu hören. Eigentlich war er nämlich ein eher stiller Junge. Vielleicht hatte die Schmalbach ihm deswegen die Rolle des Anton gegeben. Patrick und Leon sollten die beiden fiesen Jungen spielen, die Pünktchen verrieten, und dem armen Joschi hatte die Schmalbach die Rolle des Ganoven aufs Auge gedrückt, bloß weil er so groß war. Dabei hätte die Rolle viel besser zu Sven gepasst, aber der war nicht mehr da. Seine Eltern hatten ihn auf ein Internat geschickt, bevor er von der Schule fliegen konnte, weil er so viel Mist gebaut hatte. Neles Mutter hatte gesagt, dass das keine gute Lösung war, sie hätten ihn lieber selber erziehen sollen. Nele aber konnte Svens Eltern verstehen. Sie hätte auch keine Lust gehabt, dieses Ekelpaket zu erziehen, und sie war froh, dass er nicht mehr in ihrer Klasse war. So konnte er sich wenigstens nicht über sie lustig machen, wenn sie während der Probe etwas verpatzte.

»Also los!« Sara schlug ihr Textbuch auf. »Ich lese immer den Satz, nach dem du dran bist, okay?«

»Okay.« Nele seufzte wieder. Seit drei Tagen hatte sie nichts anderes getan, als wieder und wieder die mit einem rosa Marker angestrichenen Stellen zu lesen. Beim ersten Mal hatte ihr der Text richtig gut gefallen und ein paarmal hatte sie laut lachen müssen, aber inzwischen fand sie ihn überhaupt nicht mehr lustig. Wenigstens konnte sie ihren Part besser, als sie gedacht hatte, und weil Sara die Stellen, an denen sie hakte, unbarmherzig wiederholte, klappte es schließlich richtig gut.

Nach einer Stunde schlug Sara das Textbuch zu. »Das reicht für heute. Zumindest wirst du morgen nicht hängen bleiben«, sagte sie.

»Was heißt zumindest?«, fragte Nele empört. »Zum Schluss war ich doch richtig gut!«

»Na ja.« Sara runzelte die Stirn. »Du leierst das runter wie ein langweiliger, alter Priester, der zum hunderttausendsten Mal das Vaterunser betet.«

Nele winkte ab. »Soll ich mich etwa zum Affen machen und mich hier«, sie machte eine Handbewegung, die das kleine Gartenhaus umfasste, »auch noch mit Betonung abgeben? Hört doch niemand! Außerdem – was weißt du eigentlich davon, wie alte Priester beten? Kennst du einen?«

»Nee«, räumte Sara ein. »Aber ich hab neulich einen Film gesehen, da hat einer seine Gebete genau so runtergerappelt wie du eben deinen Text.«

»Vielleicht hat sich das nur so angehört«, sagte Nele. »Vielleicht war er innen drin ganz nah bei Gott und voller Inbrunst.«

Sara brach in helles Gelächter aus. »Willst du mir etwa erzählen, dass du innerlich eben ganz mit Pünktchen verschmolzen bist?«

»Klar!« Nele streckte sich in ihrem Sessel und grinste. »Sie ist mein Alter Ego.«

»Dein alter ... was?« Sara sah sie verdutzt an.

»Mein Alter Ego«, wiederholte Nele. »Das ist lateinisch und bedeutet mein anderes Ich. Das hat Ron gesagt. Wenn man eine Theaterrolle richtig gut spielen will, muss sie einem zum Alter Ego werden. Man muss sich so in die Person, die man spielt, hineinversetzen, dass sie einem vorkommt wie ein Teil von einem selbst. Eben ein anderes Ich.«

»Na, ich weiß nicht.« Sara leerte ihr Saftglas und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. »Mir kommt es eher so vor, als wäre Pünktchen für dich eine alte Plage.« Sie stand auf. »Ich muss los. Meine Mutter hat mir eine ellenlange Einkaufsliste aufgedrückt. Und Klavier üben muss ich auch noch.«

Nele rollte die Augen zur Decke. »Und ich muss noch Mathe machen. Findest du nicht, dass wir eigentlich ein ziemlich bescheuertes Leben haben? Immer nur lernen und üben und üben und lernen. Wo bleibt denn da der Spaß?«

»Wieso? Das Theaterstück macht doch Spaß!« Sara verstaute ihr Textbuch sorgfältig in ihrem Rucksack. »Dass man dafür ein bisschen lernen muss, ist doch normal.«

»Normal!« Nele schnaubte. »Normal fände ich, dass im Mai die Sonne scheint und wir im Freibad liegen! Stattdessen pauken wir von morgens bis abends.« Sie gab ihrem Textbuch einen Stoß, sodass es vom Tisch rutschte.

Sara blickte kopfschüttelnd auf ihre Freundin hinab. »Du hast eine Laune!«

Nele starrte finster vor sich hin und erwiderte nichts.

»Also wirklich, ich muss jetzt gehen«, sagte Sara. »Vielleicht ist ja morgen schöneres Wetter, dann gehen wir schwimmen, einverstanden?«

Nele nickte.

Sara schulterte ihren Rucksack.

»Ach, weißt du was?« Nele gab sich einen Ruck. »Ich begleite dich zum Einkaufen. Die Matheaufgaben können warten.«

Als Neles Mutter hörte, was sie vorhatten, fiel ihr ein, dass Nele frischen Salat für das Abendessen mitbringen konnte. »Und Zahnpasta brauchen wir unbedingt, die hab ich neulich vergessen. Und wenn ihr sowieso im Drogeriemarkt seid, kauf doch auch Teelichte, die sind bald alle.«

Nele verdrehte die Augen. »Sonst noch was?«

»Wenn Frau Meyerlink wieder diese kleinen, jungen Kartoffeln hat, könntest du davon noch mal fünf Pfund mitbringen«, sagte ihre Mutter. »Und frag mal nach Bohnen. Wenn sie gut aussehen, nimm davon auch ein Kilo.«

»Wie soll ich das denn alles schleppen?«, maulte Nele. Ihre Mutter strich sich eine feuchte Haarsträhne aus der Stirn. »Komm schon, das kriegst du hin – besonders mit deinem nagelneuen Fahrrad mit dem Gepäckkorb«, erklärte sie zuckersüß.

»Na ja, okay.« Nele gab sich geschlagen und hielt die Hand auf. »Aber ich brauche Geld.«

»Nimm dir zwanzig Euro aus meinem Portemonnaie, meine Handtasche hängt im Flur.«

Nele schob ihr Rad, denn Sara war zu Fuß gekommen. Wenigstens hatte der Regen aufgehört und nun lugte sogar die Sonne zwischen den Wolken hervor. In den Büschen und Hecken glitzerten die Wassertropfen. Das hellte sogar Neles Stimmung auf. »Hast du noch Zeit für ein Eis?«, fragte sie Sara. »Wir waren ewig nicht bei Giulio.«

Sara sah auf die Uhr. »Dann müssen wir uns aber beeilen. Lass uns schnell die Einkäufe erledigen, dann hab ich vielleicht noch eine halbe Stunde.«

»Komm, setz dich auf den Gepäckträger, dann sind wir schneller«, schlug Nele vor.

Sie trat kräftig in die Pedale und war ganz außer Atem, als sie am Drogeriemarkt ankamen. Sara sprang lachend ab. »Du bist ganz schön gerast! Wenn es zu nichts anderem reicht, kannst du bestimmt jederzeit einen Job als Rikscha-Fahrerin in Indien kriegen.«

Nele tippte sich an die Stirn. »Tolle Aussichten!« Aber sie lachte auch. Ihre Laune hatte sich beträchtlich gebessert.

Sara musste auch im Drogeriemarkt einkaufen, und da ihre Liste erheblich länger war als Neles, schnappte sie sich einen Korb.

Nele hatte ihre beiden Sachen schnell beisammen, und während Sara nach dem richtigen Haarspray für ihre Mutter suchte, schaute sie sich müßig um. Der Laden war ziemlich leer. Die einzige Verkäuferin half einer älteren Dame, eine bestimmte Seife zu suchen, und verschwand, als sie sie nicht fanden, durch die Tür in den Lagerraum. Nele schlenderte weiter. Als sie um eine Ecke bog, entdeckte sie Vanessa und Jennifer, zwei Mädchen aus ihrer Klasse. Die beiden kauerten vor dem Kosmetikregal. Typisch! Wahrscheinlich suchten sie sich den hunderteinundachtzigsten Mascara für ihre Sammlung aus.

Nele mochte die beiden nicht besonders. Sie waren erst seit Februar in ihrer Klasse, weil sie nach den Halbjahreszeugnissen freiwillig ein Jahr zurückgegangen waren. Schon da war klar gewesen, dass sie im Sommer auf jeden Fall sitzen bleiben würden. Besonders gut passten sie nicht zum Rest der Klasse, darüber waren sich Sara, Nele und ihre Freundinnen schnell einig gewesen. Die beiden hatten nur JuMM im Kopf, wie Nadine einmal gemeint hatte – Jungs, Mode und Musik. Außerdem trug Vanessa ein Nasenpiercing, was Nele eklig fand, besonders bei Schnupfen. Und beide liefen immer mit ganz schwarz geschminkten Augen rum. Einmal, als sie bei einem Schulausflug in einen Regenguss geraten waren, war ihre Wimperntusche total verlaufen. Wie Pandabären hatten sie ausgesehen. Und so nannten die anderen sie seither nur noch. Nicht mehr Vanessa und Jennifer, sondern bloß noch die Pandabären. Allerdings sprachen sie kaum einmal über sie und mit ihnen auch nur selten. Die Pandabären waren nicht sehr interessant. Umgekehrt interessierten sich die beiden auch nicht für die anderen Mädchen in der Klasse. Total kindisch fanden sie sie, das hatten sie von Anfang an klargemacht. Aber richtigen Streit hatte es bisher nicht gegeben, sie lebten einfach nebeneinanderher und ließen sich gegenseitig in Ruhe.

Trotzdem, Hallo sagen konnte sie ja ruhig, dachte Nele und wollte gerade zu ihnen gehen, als sie erschrocken innehielt. Hatte sie das richtig gesehen? Hatte Vanessa da nicht eben etwas in ihre Tasche gleiten lassen? Nele wich einen Schritt zurück, versteckte sich hinter einem Ständer mit Papierservietten und spähte durch einen Spalt. Die Verkäuferin war immer noch hinten im Lagerraum, Sara und die ältere Kundin befanden sich in einem anderen Gang und waren nicht zu sehen. Nele verharrte mucksmäuschenstill. Die beiden Pandabären standen jetzt ganz eng zusammen, kehrten ihr den Rücken zu und tuschelten miteinander. Dann blickten sie sich verstohlen um, griffen wie auf Kommando beide in das Regal, ließen etwas in ihren Jackentaschen verschwinden und verließen eilig das Geschäft.

Nele stand wie erstarrt. Das gab's doch nicht! Die hatten geklaut!

»Komm, ich hab alles.« Sara stupste sie in die Seite. »Lass uns schnell zahlen.«

Nele folgte ihr wie im Traum. Die Verkäuferin hatte endlich die richtige Seife gebracht und setzte sich an die Kasse. »Habt ihr alles gefunden?«, fragte sie freundlich.

Nele nickte stumm. Musste sie nicht etwas sagen? Aber was? Die Pandabären waren längst über alle Berge.

»Du glaubst nicht, was ich eben gesehen habe«, flüsterte sie aufgeregt, als Sara und sie ihre Einkäufe in den Fahrradkorb luden. »Die Pandabären! Sie haben geklaut!«

»Was?!« Sara starrte Nele mit offenem Mund an.

»Ja, ehrlich! Ich habe es genau gesehen! Sie standen vor dem Regal mit den Kosmetikartikeln und haben was eingesteckt. Vanessa sogar zweimal! Und dann sind sie abgehauen, ganz schnell!«

»Aber ...« Saras Augen wurden kreisrund. Und fast so groß wie Untertassen. »Aber das ist ja ... Diebstahl! Das ist ja ... richtig kriminell!«

Nele schloss ihr Rad los. »Hättest du denen das zugetraut?«

»Nee.« Sara ging in Gedanken versunken neben ihr her. Bis zum Supermarkt. »Warte hier«, sagte sie dann. »Bewach unsere Einkäufe, ich beeile mich auch ganz doll. Und dann reden wir in Ruhe bei Giulio darüber, okay?«

»Ich hab eine bessere Idee«, sagte Nele. »Während du hier einkaufst, fahre ich schon mal zu Frau Meyerlink, und dann treffen wir uns bei Giulio.«

»Prima!« Sara hob den Daumen und verschwand im Supermarkt.

Frau Meyerlink freute sich, Nele zu sehen, wie immer. Sie stand inmitten ihrer gesunden Gemüseauslagen und verschlang eine Puddingschnecke. »Was darf's denn sein, Nele?«, fragte sie mit einem breiten Lächeln. Ihre Apfelbäckchen glühten.

»Kartoffeln«, sagte Nele. »Fünf Pfund von den kleinen, jungen. Und Bohnen. Wenn sie schön sind.«

»Bohnen sind aus«, sagte Frau Meyerlink und watschelte gemütlich um die Auslagen herum zu den Kartoffeln. »Aber ich habe wunderbare junge Karotten. Mit Petersilie und einer ordentlichen Portion Butter ...« Sie hob Daumen und Zeigefinger in einem rosigen Kringel an die Lippen und warf ein Küsschen in die Luft. »... ein Gedicht!«

»Dann geben Sie mir davon ein Kilo«, sagte Nele. Vitamine waren Vitamine und nur darauf kam es ihrer Mutter an.

»Willst du nicht auch noch ein Körbchen Erdbeeren mitnehmen?«, schlug Frau Meyerlink vor. »Das sind die ersten, aber sie schmecken schon richtig gut!«

»Heute nicht«, sagte Nele so höflich wie möglich und sah ungeduldig zu, wie Frau Meyerlink das schönste Bund Petersilie heraussuchte. »Ich hab's etwas eilig.«

»Na, dann!« Frau Meyerlink strahlte sie an. »Die Saison beginnt ja auch gerade erst. Vielleicht beim nächsten Mal.«

»Ganz bestimmt«, sagte Nele und verstaute das Gemüse in ihrem Fahrradkorb.

Mit dem Wechselgeld steckte Frau Meyerlink ihr doch noch ein Tütchen Erdbeeren zu. »Probiert sie mal, sie schmecken schon richtig nach Sommer.« Ihre Augen, die hinter den runden Wangen fast verschwanden, blitzten vergnügt.

»Danke«, sagte Nele gerührt. Vielleicht würde sie doch, wenn sie erst in New York lebte, was ihr großer Traum war, eines Tages herüberjetten, um bei Frau Meyerlink einzukaufen. Nach einer Begegnung mit ihr hatte man immer das Gefühl, dass die Welt wunderbar in Ordnung war.

Sara wartete schon, als Nele bei Giulio ankam. Sie saß an ihrem gewohnten Tisch, ganz hinten neben dem Spielautomaten. Auf dem Stuhl, auf dem früher immer Jessica gesessen hatte, thronte ihre Supermarkttüte, die fast aus den Nähten platzte.

»Du warst ja schnell!« Nele ließ sich auf ihren Platz fallen. »Hast du auch schon bestellt?«

»Klar. Für dich Meloneneis, drei Kugeln. Ich habe noch jede Menge Taschengeld von meiner Oma, ich lade dich ein.«

»Danke!« Nele grinste vergnügt. »Dann lade ich dich ein. Ich hab auch noch genug Taschengeld. Was hast du dir denn bestellt? Schokolade, Stracciatella, Vanille, stimmt's?«

»Was denn sonst?« Sara winkte ungeduldig ab. »Aber nun erzähl schon, wie war das eben mit den Pandabären?«

Nele berichtete ihr ganz genau.

»Das müssen wir sagen, oder?«, sagte Sara.

»Wem denn?« Nele sah sie ratlos an. »Außerdem – ist das nicht Petzen?«

»Aber ...« Sara wurde von Giulio unterbrochen, der ihre Eisbecher servierte.

Nele hatte gerade ihren Löffel in dem zartgelben Eis versenkt, als Sara sie am Arm packte. »Guck mal!«

Nele sah auf. Die Pandabären! Sie kamen quietschvergnügt in die Eisdiele spaziert, ließen sich an einem Tisch am Eingang nieder und steckten die Nasen in die Karte.

»Wetten, die bestellen einen Jumbobecher?«, raunte Sara.

Sie hatte sich getäuscht. Vanessa orderte einen Schoko-Nuss-Becher, Jennifer einen Früchtebecher, beide mit Sahne.

»Die müssen Geld haben!«, seufzte Sara neidisch.

»Und warum klauen sie dann?«, fragte Nele.

»Weil sie den Hals nicht vollkriegen können, ist doch klar! Guck dir die doch bloß an! Sie haben die teuersten Schickimicki-Klamotten an und sind aufgedonnert bis zum Gehtnichtmehr!«

»Vielleicht haben sie das alles geklaut«, überlegte Nele.

»Quatsch! Ihre Eltern haben Geld wie Heu. Vanessas Vater hat ein riesiges Autohaus in der Stadt. Das weiß ich, weil Carsten den Kombi da gekauft hat. Gebraucht allerdings.«

»Und Jennifer? Hat die auch reiche Eltern?«

»Ihr Vater ist irgendein hohes Tier in der Bezirksregierung. So reich wie Vanessas Eltern sind sie wohl nicht, aber schlecht geht's ihnen bestimmt nicht«, sagte Sara. Ihr Stiefvater Carsten arbeitete als Reporter für die Zeitung, er war ein wandelndes Lexikon, wenn es um Klatsch und Tratsch ging. Darum war Sara immer sehr gut informiert.

»Und warum klauen die dann?«, fragte Nele noch einmal.

»Weil sie einfach nicht genug kriegen können.« Sara zuckte mit den Schultern. »Sag ich doch.«

»Aber da muss man doch was machen!« Nele hatte ihr Eis noch nicht einmal angerührt.

»Und was?«, fragte Sara und knabberte an ihrer Waffel.

Nele sah sie nachdenklich an. Dann stand sie auf. »Wart's ab!«

Sie ging zu dem Tisch, an dem die beiden Mädchen saßen, und baute sich davor auf. »Ich hab euch vorhin gesehen. Im Drogeriemarkt. Ihr habt geklaut!«

»Wir?« Die beiden sahen sie verblüfft an. »Wie kommst du denn darauf?«

»Ich hab's gesehen, ganz genau!« Nele verschränkte die Arme und blickte finster auf Jennifer und Vanessa hinab.

»Du spinnst ja! Was willst du denn gesehen haben?« Vanessa lehnte sich grinsend zurück. »Hast du Beweise?«

»Ich hab's gesehen«, beharrte Nele.

»Ach ja?« Jennifer maß sie mit einem verächtlichen Blick. »Und wovon träumst du nachts?«

»Ich hab das nicht geträumt! Zeigt doch mal, was ihr in den Taschen habt!«, rief Nele empört.

»Sag mal, bist du nicht mehr ganz dicht? Wir räumen doch vor dir nicht unsere Taschen aus!«

»Genau! Machst du jetzt hier den Dorfsheriff, oder was?«, giftete Jennifer.

Nele sah die beiden lange an. Leider fiel ihr nichts Gutes ein. »Ihr seid echt mies, wisst ihr das?«, sagte sie schließlich ein wenig hilflos.

»Ach, Nele, nun spiel dich mal nicht so auf.« Vanessa tat sehr überlegen und schob gelangweilt die Eiskarte auf dem Tisch hin und her. »Geh schön zurück zu deinen Puppen, die glauben dir bestimmt jeden Mist, den du erzählst.«

Jennifer kicherte. »Die kannst du sogar ins Gefängnis sperren, wenn sie nicht artig sind!«

Nele hasste es, klein beigeben zu müssen, aber ihr blieb nichts anderes übrig. Obwohl sie im Recht war. Doch ohne Beweise nützte ihr das gar nichts. »Wir sprechen uns noch!«, zischte sie, aber sie wusste selbst, dass das eine leere Drohung war. Mit roten Ohren, aber hoch erhobenen Hauptes ging sie an ihren Tisch zurück.

»Das war ja nun nicht gerade gelungen.« Sara rollte vorwurfsvoll die Augen. »Manchmal bist du aber auch ein Hitzkopf, Nele. Jetzt nehmen die beiden sich bestimmt vor uns in Acht. Dabei hätten wir sie so schön beschatten können.«

»Warum hast du das denn nicht gleich gesagt? Bevor ich gegangen bin?« Nele machte sich missmutig über ihr Eis her. Es war schon ziemlich weich.

»Konnte ich wissen, was du vorhast? Du bist ja losgestürzt wie der Rächer der Enterbten!«

»Weil ich so wütend war! Erst stehlen sie und dann hauen sie jede Menge Geld für zwei gigantische Eisbecher raus! Das ist doch wirklich das Letzte!«

»Natürlich ist es das«, räumte Sara ein. »Aber so kommst du ihnen nicht bei. War doch klar, dass sie alles abstreiten.«

»Ja.« Nele löffelte zerknirscht ihr Eis. »War dumm von mir, oder?«

Sara widersprach ihr nicht, sondern beschäftigte sich mit ihrem Eis. »Was meinst du?«, fragte sie, als sie den Becher ausgekratzt hatte. »Ob die uns wohl abnehmen, wenn wir uns blöd stellen? Wenn ich zu ihnen hingehe und sage, dass du davon träumst, einmal eine große Detektivin zu werden, und dir immer und überall einbildest, Verbrechen zu beobachten? Ich könnte ja sagen, dass du uns damit schon oft in peinliche Situationen gebracht hast und ...«

Nele winkte ab. »So doof sind die auch nicht. Am besten, wir lassen erst einmal alles auf sich beruhen, dann werden sie das Ganze schnell vergessen. Sie nehmen uns doch sowieso nicht ernst. Und genau das«, sie blitzte Sara an, »wird unsere Chance sein. Wir kriegen sie noch! Es ist nur eine Frage der Zeit.«

Sara schreckte auf. »Apropos Zeit, ich müsste längst zu Hause sein! Meine Mutter springt bestimmt schon im Karree.« Sie kramte ein paar Münzen aus ihrer Tasche, warf sie auf den Tisch und raffte ihre Einkaufstüte von Jessicas Stuhl. »Zahlst du?« Sie stürmte hinaus, stieß in der Tür mit einer jungen Frau zusammen, entschuldigte sich hastig und war weg.

Nele sah ihr kopfschüttelnd nach. Sie war froh, nicht so eine Mutter wie Sara zu haben. Dann aß sie nachdenklich ihr Eis auf.

Nachdem sie gezahlt hatte, ging sie doch noch einmal an den Tisch von Vanessa und Jennifer. Die beiden hatten sich erst zur Hälfte durch ihre Eisbecher gekämpft. »Ich möchte mich bei euch entschuldigen«, sagte Nele. »Sara hat mir ziemlich den Kopf gewaschen. Sie hat gesagt, dass ich total gemein war. Und ehrlich«, Nele senkte reumütig den Kopf, »sie hat recht. Wisst ihr, ich würde so gern einen Detektivclub gründen und suche immer nach einem Fall. Aber euch jetzt auszugucken war wirklich fies von mir. Ich hab nämlich gar nichts gesehen, ich fand euch nur verdächtig.«

Die Pandabären blinzelten einander aus ihren schwarz umränderten Augen an. »Du guckst wahrscheinlich zu viele Kinderkrimis«, meinte Vanessa nachsichtig.

»Kann sein«, sagte Nele beschämt. »Ehrlich, es tut mir leid, dass ich mich vorhin so aufgespielt habe.«

»Schon gut.« Jennifer schob ihren Eisbecher ein Stück von sich weg und betrachtete Nele jetzt großmütig. »Ich gebe ja zu, wir haben uns vielleicht auch verdächtig verhalten. Und ehrlich gesagt auch nicht ganz korrekt. Wir haben so ein paar Sachen ausprobiert, für die sie keine Tester hatten, verstehst du?«

»Klar«, sagte Nele leichthin. Dabei war sie sich sicher, dass es im Kosmetikregal für alles Tester gab. Aber wenn die beiden glaubten, sie wüsste das nicht, und dies eine Ebene war, auf der sie sich einigen konnten, wollte sie sich damit zufriedengeben. Wichtig war schließlich nur, dass die Pandabären sie für ziemlich blöd hielten. Vielleicht war Saras Idee nämlich doch gar nicht so schlecht, vielleicht funktionierte sie ja. Einen Versuch war es immerhin wert.

Vanessa jedenfalls lächelte jetzt schon mal ganz freundlich. »Frieden?«, fragte sie und streckte Nele die Hand entgegen.

»Frieden.« Nele schlug ein und kreuzte die Finger der anderen Hand in der Jackentasche. »Tut mir echt leid. Manchmal geht meine Fantasie mit mir durch.« Und dann setzte sie noch eins drauf: »Sara ist deswegen total sauer auf mich. Darum ist sie so schnell aufgebrochen.«

»Ach«, meinte Jennifer, »das kriegt ihr schon wieder hin.« Es klang ziemlich gönnerhaft, aber das störte Nele nicht. Sie hatte das eindeutige Gefühl, für sehr einfältig gehalten zu werden. Gut so!

2. Kapitel

Als Nele wieder zu Hause war, rief sie als Erstes Sara an und berichtete ihr von ihrem Gespräch mit den Pandabären. »Ich habe noch mal über deinen Vorschlag nachgedacht und mir überlegt, dass es ja nichts schaden könnte, wenn sie mich für richtig blöd halten. Und ich glaube, es hat geklappt! Aber morgen in der Schule müssen wir verkracht sein, damit es echt wirkt.«

»Och nee!« Sara klang nicht begeistert. Der Krach vom letzten Herbst saß ihr immer noch in den Knochen. Damals war es wirklich ernst gewesen und gar nicht schön.

»Sara, nur für einen Tag! Dann können wir uns doch wieder vertragen«, sagte Nele.

Am anderen Ende der Leitung war eine Weile Sendepause. Dann fragte Sara: »Und wenn wir noch länger durchhalten? Dann glauben sie uns ganz bestimmt und rechnen auf keinen Fall mehr damit, dass wir uns nachmittags zusammen nach ihnen auf die Pirsch machen.«

»Nee«, meinte Nele, »das ist eine doofe Idee. Erstens glaube ich sowieso nicht, dass wir die beiden so schnell wieder erwischen, und zweitens habe ich keine Lust, tagelang mit dir verkracht zu sein. Wenn es auch nur zum Schein ist, irgendwie tut es ja doch weh.«

»Stimmt!« Sara lachte erleichtert. »Also nur morgen, okay? Und um die Pandabären kümmern wir uns einfach gar nicht, dann denken sie, wir hätten sie über unserem Streit ganz vergessen.«

»Ja«, sagte Nele, »das könnte klappen. Also, dann bis morgen nicht am Kiosk.«

»Ich gehe fünf Minuten später los«, sagte Sara.

»Nein, ich«, sagte Nele. Fünf Minuten waren morgens kostbar.

»Gönn mir doch auch mal was!«, protestierte Sara.

»Bei dir klappt das doch sowieso nicht. Deine Mutter steht bestimmt mit der Stoppuhr in der Haustür!«

Sara knickte ein. »Auch wieder wahr. Aber weißt du was? Dann kaufe ich mir eine supergroße Schaumwaffel und dir keine!«

Nele lachte. »Verkracht sein ist wirklich blöd, was?«

Sara stieß einen Seufzer aus, der die Telefonleitung vibrieren ließ. »Megablöd«, bestätigte sie.

Und dann legten sie auf.

Nele hielt es keine zwei Minuten aus, dann drückte sie auf die Wahlwiederholung. Im selben Moment klingelte aber schon ihr Telefon. »Ich hab dich lieb«, sagte Sara.

»Und ich dich. Und wie!« Dann war da plötzlich die Stimme von Saras Mutter im Hintergrund und Nele hörte nur noch das Aus-Knacken und ein Tuten in der Leitung. Egal.

Beim Abendessen vergaß sie Sara und die Pandabären sehr schnell. »Wir haben eine Überraschung für euch«, sagte Ron nämlich. Er legte Messer und Gabel beiseite und schaute Nele und Timmi bedeutungsvoll an. »Was haltet ihr davon, wenn Anneli und Fussel zu uns ziehen?«

»Wie? Hier zu uns?«, fragte Nele verdattert. »Echt?«

Ron und ihre Mutter nickten. Anneli strahlte.

Nele sah von einem zum anderen. Sie meinten es ernst! Anneli hatte rote Flecken auf den Wangen und in ihren hellblauen Augen glitzerte es verdächtig. Nele stieß ihren Stuhl zurück und fiel ihr um den Hals. »Ist das toll!« Sie drückte ihre Oma-Freundin so fest, dass die sich lachend losmachte. »Lass mich am Leben, Nele! Sonst haben wir gar nichts von diesem schönen Plan!«

Nele lockerte ihre Umarmung. »Und in welchem Zimmer wirst du wohnen?«

»Bei mir!«, rief Timmi, der eine Weile gebraucht hatte, um zu begreifen, was die Ankündigung seines Vaters genau bedeutete. »Oma kann bei mir wohnen! Und Fussel auch!«

Ron lachte und wuschelte seinem Sohn durchs Haar, bis es nach allen Seiten abstand. »Das ist zwar lieb gemeint, aber auf Dauer würde es vielleicht doch ein wenig eng, meinst du nicht?«

»Och ...« Timmi dachte nach. »Wenn Oma keine Sachen mitbringt ...«

Neles Mutter beendete die Diskussion. »Anneli zieht ins Erdgeschoss«, erklärte sie.

»Und ich verlege mein Büro unters Dach«, ergänzte Ron. »Da oben ist es viel ruhiger«, er sah Nele streng an, »jedenfalls wenn du deine Musikanlage nicht auf volle Lautstärke stellst.«

Nele schüttelte eifrig den Kopf. »Mach ich nicht.« Sie fand den Gedanken, nicht mehr allein im obersten Stockwerk zu wohnen, sehr schön. Selbst wenn Ron gerade nicht dort oben bei der Arbeit war, hätte sie das Gefühl, einen Nachbarn zu haben.

»Wir haben uns überlegt, dass es für uns alle schöner wäre, wenn Anneli bei uns wohnt«, nahm Neles Mutter den Faden wieder auf. »Sie ist ja sowieso fast die ganze Zeit hier, aber abends hat sie immer noch den langen Heimweg, das ist ungemütlich. Und wenn sie bei uns wohnt, muss sie sich nicht mehr um ihren Haushalt kümmern.«

Anneli nickte glücklich. »Vor allem muss ich nicht mehr so viele Treppen steigen. Und Fussel kann ich morgens gleich aus der Tür hinaus in den Garten lassen, das ist viel bequemer für mich. Außerdem sind die Zimmer hier unten sehr schön.«

»Jedenfalls wenn wir sie erst renoviert haben«, sagte Neles Mutter. »Jetzt sehen sie doch sehr nach Büro aus. Aber ein Badezimmer ist auch da, Anneli wird also fast eine richtige kleine Wohnung haben. Das ist perfekt.«

Superperfekt, fand Nele. Etwas Besseres konnte sie sich gar nicht vorstellen – die ganze neue Familie unter einem Dach.

Timmi stopfte sich eine ganze Kartoffel auf einmal in den Mund. »Dann kann Frau Werner endlich wegbleiben«, verkündete er mit vollem Mund und schleckte sich die Soße vom Kinn.

»Timmi!« Neles Mutter griff nach ihrer Serviette.

Nele tippte sich an die Stirn. »Wie denkst du dir das denn? Soll Anneli dann etwa das ganze Haus putzen und für uns alle kochen?«

»Hmhm.« Timmi nickte, stieß Mamas Serviette weg und wischte sein Kinn mit den Fingern ab. »Wenn ich in der Schule bin, hat sie doch Zeit.«

»Eben«, sagte Ron. »Und die soll sie auch genießen!« Als er Timmis verständnislosen Blick sah, fügte er schmunzelnd hinzu: »Kannst du dir vorstellen, dass ihr da etwas anderes einfällt, als deinen Dreck wegzuputzen?«

»Und deine Wäsche zu waschen?«, fragte Mama.

»Und für dich zu kochen?«, fragte Nele.

Timmi sah die drei ratlos an. Schließlich blieb sein Blick an Anneli hängen. Dann ging ihm ein Licht auf: »Sie will lieber mit meinen kleinen Autos spielen!«

Alle lachten.

Timmi rutschte von seinem Stuhl und ging um den Tisch. »Kannst du ruhig, Oma.« Er legte seine kleine Hand auf ihre und schaute sie ernst an. »Ich erlaube es dir.«

Diesmal lachte niemand. Anneli legte ihre andere Hand auf Timmis. »Danke, Timmi«, sagte sie genauso ernst.

Plötzlich musste Nele sich gar nicht mehr anstrengen, um sich das Lachen zu verkneifen. Sie hatte auf einmal einen richtigen Kloß im Hals. Weil alles so schön war.

»Du, Mama?« Nele saß auf dem Küchentisch und baumelte mit den Beinen. Wenn das Frau Werner sähe!

Aber Neles Mutter störte sich nicht daran. Sie schaltete die Spülmaschine ein und wischte die Arbeitsflächen sauber. »Ja?«

»Wenn Anneli jetzt zu uns zieht, dann kannst du es dir doch wirklich noch einmal überlegen, oder?«

Ihre Mutter hörte auf zu wischen und drehte sich entnervt zu Nele um. »Fängst du schon wieder damit an?«

Neles Beine baumelten heftiger. »Warum verstehst du das denn nicht? Gerade jetzt, wenn Anneli auch noch hier wohnt, brauchen wir ein Baby! Sonst sind wir doch nur ein zusammengewürfelter Haufen.«

Neles Mutter legte den Küchenlappen aus der Hand und setzte sich an den Tisch. »Und du meinst, ein Baby würde aus diesem Haufen, wie du das nennst, eine richtige Familie machen?«

»Ja, klar!« Nele rutschte herum, zog die Beine auf den Tisch und kreuzte sie zum Schneidersitz. Frau Werner würde einen Schreikrampf kriegen. »Guck mal, durch ein Baby würden wir alle plötzlich wirklich zusammengehören, weil wir dann richtig miteinander verwandt wären. Ron und du, weil ihr zusammen ein Kind habt, und Timmi und ich, weil wir dasselbe Halbgeschwisterchen hätten. Dann wären wir wirklich eine ganz richtige Familie. Und Anneli ...« Sie verstummte. Sosehr sie auch nachdachte, zwischen Anneli und dem Baby würde es keine Verwandtschaft geben. Aber das machte vielleicht auch nichts.

»Nele«, sagte ihre Mutter, »das stimmt doch nicht. Ron und ich werden keine Verwandten, wenn wir zusammen ein Kind bekommen und ...«

Nele unterbrach sie. »Aber ihr würdet mehr zusammengehören!«, beharrte sie.

»Nein. Ron und ich lieben uns, darum gehören wir zusammen. Das hat nichts mit einem gemeinsamen Kind zu tun. Außerdem«, sie lächelte zu Nele hinauf, »haben wir doch euch, Timmi und dich.«

»Aber das reicht nicht! Stell dir mal vor, ihr streitet euch, also so richtig, meine ich. Dann nimmt Ron Timmi und du nimmst mich und ihr trennt euch. Aber wenn ihr zusammen ein Kind hättet, dann könntet ihr das nicht mehr so einfach.«

»Doch.« Ihre Mutter sah Nele fest an. Dann wurde ihr Blick weich und sie fasste nach Neles Hand. »Schau mal, dein Vater und ich haben uns getrennt, obwohl du da warst. Ein gemeinsames Kind ist noch lange keine Garantie dafür, dass es gut geht. Dafür sind ganz andere Dinge wichtig. Zum Beispiel, dass man ...«

Aber Nele hörte gar nicht zu. Ihre Mutter verstand sie einfach nicht. »Mama! Mit einem Baby wäre es trotzdem etwas anderes! Kapierst du das nicht?«

Ihre Mutter stützte den Kopf in die Hände. »Doch, ich weiß natürlich, was du meinst. Aber«, sie sah auf, direkt in Neles Augen, »du machst dir etwas vor, Nele. Außerdem habe ich es dir schon hundertmal gesagt, ich will kein Kind mehr. Ich bin achtunddreißig, ich habe einen Beruf, in dem ich weiterarbeiten möchte, und ich bin völlig glücklich mit dem, was ich habe.«

»Aber mit einem Baby wärst du noch glücklicher«, behauptete Nele. »Außerdem könntest du doch weiterarbeiten, das wäre gar kein Problem. Morgens könnte sich Anneli um das Baby kümmern und nachmittags ich.«

»Nele.« Ihre Mutter stand auf, um endlich mit der Küche fertig zu werden. »Nun bleib doch mal logisch. Vorhin hast du selbst gesagt, dass Anneli vormittags bestimmt gern etwas anderes tun würde, als sich um andere zu kümmern. Sie hat doch auch ihre eigenen Interessen und sie opfert schon viel von ihrer Zeit für Timmi. Das reicht. Und du bist auch ständig beschäftigt, du hättest gar keine Zeit.«

»Die würde ich mir nehmen«, meinte Nele. »Und für Anneli wäre es ja wohl etwas anderes, ein Baby zu betüddeln, als hier Frau Werners Arbeit zu erledigen. Sie wäre bestimmt sehr glücklich darüber. Dann würde sie nämlich das Gefühl haben, dass wir sie total brauchen, und sich noch viel dazugehöriger fühlen.«

Neles Mutter spülte den Wischlappen aus und wrang ihn, bis kein Tröpfchen Wasser mehr herauskam. »Nein, Nele«, sagte sie entschieden. »Vergiss es. Ob wir eine richtige Familie sind, hängt davon ab, was wir aus unserem Zusammenleben machen. Dazu brauchen wir kein Baby.«

»Och, Mama!« Nele entknotete ihre Beine und rutschte vom Tisch. »Aber es wäre doch so süß! Und ehrlich, ich verspreche dir, ich würde dir immerzu helfen! Du hättest gar keine Arbeit damit.«

Ihre Mutter lachte. Besonders heiter klang es nicht. »Wir sprechen uns wieder, wenn du dein erstes Kind hast. Dann frage ich dich mal, wie entlastend du die Hilfe einer Elfjährigen finden würdest.«

»Du bist gemein! Du traust mir einfach nichts zu!« Nele knallte die Küchentür hinter sich zu und stapfte die Treppe hinauf. Sie hatte sich das so schön ausgemalt mit ihrer neuen Familie, aber dazu gehörte eben unbedingt noch ein Geschwisterchen, am besten ein kleines Mädchen. Was Mama nur immer hatte! Babys machten doch keine Arbeit, sie schliefen doch die ganze Zeit!

Am nächsten Morgen hatte Nele gar keine Lust dazu, fünf Minuten länger am Frühstückstisch herumzutrödeln. Sonst war es immer so gemütlich, dass ihr der Aufbruch schwerfiel, aber heute hätte sie sich am liebsten gar nicht erst an den Tisch gesetzt. Sie war immer noch böse auf ihre Mutter, daran hatte sich über Nacht wenig geändert. Außerdem lag ihr die Theaterprobe im Magen, davor graute ihr schon seit Tagen. Und dann sollte sie auch noch mit Sara zerstritten sein.

Nein, beschloss sie, das war alles zu viel für einen Tag. Mit Sara würde sie sich noch in der ersten großen Pause wieder vertragen, vor der Theaterprobe. Wenn sie ihren Krach erst noch ein bisschen aufbauschten und sich dann in der Pause »aussprachen«, würden Vanessa und Jennifer ausreichend überzeugt sein, dass sie sich gestern ihretwegen gestritten hatten. Allerdings musste sie Sara irgendwie in ihren Plan einweihen, damit sie mitspielte. Ob sie sie noch zu Hause antreffen würde, wenn sie das Fahrrad nahm?

Entschlossen klappte Nele ihr Brötchen zusammen und stand auf. »Ich will heute mal etwas früher los«, sagte sie.

Ihre Mutter sah sie erstaunt an, sagte aber nichts.

Nele hatte Glück. Als sie in Saras Straße einbog, kam die gerade aus ihrer Haustür spaziert. »Was machst du denn hier?«, fragte sie verblüfft. »Wir sind doch verkracht!«

»Das ist ja das Elend«, sagte Nele. »Ich halte das nicht den ganzen Vormittag aus. Können wir uns nicht einfach nachher ganz doll streiten und uns dann schon in der großen Pause wieder vertragen?«

Sara grinste. »Du meinst, wir legen noch eine kleine Showeinlage für die Pandabären hin und dann lassen wir es gut sein? Superidee! Aber jetzt hau ab, bevor uns noch jemand zusammen sieht!«

»Und wann und wo streiten wir uns?«, fragte Nele.

»Ich lasse mir schon was einfallen«, versprach Sara.

»Aber werd bloß nicht zu gemein!«, rief Nele vergnügt, wendete ihr Rad und trat in die Pedale. Sie hatte noch massenhaft Zeit. Wenn sie sich beeilte, konnte sie sogar noch eine Runde durch den Park drehen.

Dort war es um die Zeit besonders schön. Über den Wiesen lag der Morgennebel im Sonnenlicht und Nele hatte die breiten Wege fast für sich allein. Zwei Eichhörnchen jagten sich einen Baum hinauf und die Luft war erfüllt von Vogelgezwitscher. An der alten Rotbuche hielt Nele an und sah sich um. Wie still es hier war. Wie friedlich. Als gäbe es nichts Schlimmes auf der Welt, keinen Streit, keine Aufregung, keinen Ärger.

Nele atmete tief ein, als könnte sie die Ruhe und das sanfte Morgenlicht in sich aufsaugen und mitnehmen in ihren Tag, der nicht so friedlich zu werden versprach. »Ich komme bald wieder«, sagte sie laut zu der Rotbuche. »Entweder wenn alles gut ist oder wenn ich dich wieder mal brauche.«

Die Rotbuche ließ sacht ihre Blätter rauschen. Nele lächelte.

In der Schule empfingen sie Lärm und Hektik. Gerade ertönte das Vorklingeln und Hunderte von Schülern wuselten durch die Gänge, redend, lachend, rufend. Noch nie war Nele aufgefallen, welch ein Getöse sie machten und wie ohrenbetäubend es in den altehrwürdigen Gängen widerhallte.

Sie selbst drängelte sich zum Bioraum durch. Die erste Stunde hatten sie bei Herrn Knippel, einem schwächlichen Referendar, den niemand ernst nahm. Leider waren seine Stunden ziemlich langweilig, nur wenn sein Seminarleiter kam, um ihn zu begutachten, ließ er sich etwas einfallen.

Sara saß schon an ihrem Platz. Nele warf ihren Rucksack auf den Tisch und setzte sich neben sie. Prompt stand Sara auf, schnappte ihre Sachen und setzte sich eine Reihe weiter nach vorn zu Nadine und Lisa. Direkt vor die Pandabären. Der Knispel, wie sie Herrn Knippel nannten, hantierte noch im Vorbereitungsraum herum.

»Was ist denn mit dir los?«, fragte Nadine und sah sich dann nach Nele um, die böse geradeaus starrte, aber heimlich die Ohren spitzte. »Habt ihr euch etwa gestritten?«

Sara nickte finster. »Nele ist so kindisch, das glaubt ihr nicht!«, verkündete sie mit schriller Stimme. »Ehrlich, ich halte das nicht mehr aus. Das ist so peinlich!«

»Wieso? Was hat sie denn gemacht?«, fragte Lisa neugierig. Sara winkte ab. »Das kann man gar nicht erzählen. Aber gestern wäre ich am liebsten im Boden versunken!« Sie drehte sich zu Vanessa und Jennifer um. »Tut mir echt leid, was Nele gesagt hat, aber ich hatte nichts damit zu tun, ehrlich. Ich hab ihr gleich gesagt, dass sie spinnt.«

»Was hat sie denn nun gemacht?«, fragte Nadine. »Nun erzähl doch schon!«

Wie ein Blitz schoss Nele an ihren Tisch und funkelte Sara an. »Mann, ich hab mich doch schon entschuldigt! Du bist aber auch nachtragend wie ein Elefant!«

»Und du bist trampelig wie eine Kuh!«, fauchte Sara zurück. »Dafür bist du geschwätzig wie ... wie eine Schnatterente!«, giftete Nele. »Das ist unser Streit, damit musst du ja nicht gleich die ganze Klasse unterhalten!«

»Ich freue mich, dass ihr schon fast beim Thema seid«, unterbrach der Knispel ihre Unterhaltung. »Allerdings wollen wir uns heute weniger mit der Fauna, sondern vielmehr mit der Flora beschäftigen. Aber erst mal guten Morgen allerseits.«

»Morgen«, murmelte die Klasse.

»Altes Trampeltier«, zischte Sara.

»Blöde Zicke«, blaffte Nele.

»Wie ich schon sagte«, meldete sich Herr Knippel wieder zu Wort, »heute ist die Flora dran. Die Säugetiere habt ihr ja auch schon fast alle durch.« Er blickte sich Beifall heischend um, erntete aber nicht mehr als ein schlaffes Grinsen auf wenigen Gesichtern. Ein handfester Streit zwischen Sara und Nele hatte allemal mehr Unterhaltungswert als die müden Blüten, die der Knispel auf einem Rollwagen hereingefahren hatte. Außerdem fanden alle Schüler Trampeltiere spannender als Fruchtstempel.

Doch Nele ließ es fürs Erste gut sein und trollte sich an ihren Platz.

Erst in der kleinen Pause machte sie sich wieder an Sara heran. Die war umringt von Neugierigen. »Wenn du ein Wort sagst, hast du für immer und ewig verschissen!«, rief Nele.

»Na und? Du hast bei mir schon lange verschissen!« Sara befreite sich aus dem Pulk und floh auf die Toilette.

Sofort wandten sich alle Nele zu.

»Was war denn? Erzähl doch mal!«

»Sara hat sich bestimmt auch blöd benommen, oder?«

»Ach, lasst mich doch alle in Ruhe!« Nele warf ihren Rucksack über die Schulter und rannte davon. Am liebsten hätte sie sich auch auf der Toilette verkrochen, aber das ging ja nicht. Es war alles genau so, wie sie es vermutet hatte. Auch ein gespielter Streit tat weh. Auf so etwas würde sie sich nie wieder einlassen.

In der Geschichtsstunde setzte sich Nele auf einen freien Platz weit weg von Sara. Die Schmalbach guckte zwar etwas komisch, aber natürlich hielt sie sich nicht damit auf nachzufragen, was los sei, sondern stürzte sich sofort in die Punischen Kriege. Als sie endlich damit beschäftigt war, die Tafel vollzuschreiben, riss Nele einen Zettel aus ihrem Block und kritzelte: Wollen wir uns wieder vertragen? Sie faltete ihn nur einmal, damit die anderen es leichter hatten, ihn heimlich zu lesen, wenn sie ihn weiterreichten, und gab ihn Nadine. Über Lisa und Julia gelangte er schließlich zu Sara.

Nach zwei Minuten kam er zurück. Aber erst müssen wir reden, hatte Sara dazugeschrieben.

Sehe ich auch so, antwortete Nele. Schließlich hast du mich ganz schön bloßgestellt heute. Als wäre nur ich schuld an unserem Streit.

Die Antwort kam postwendend: Bist du ja auch.

Bin ich nicht!

Der Zettel wanderte hin und her.

Bist du doch!

NEIN!!!

Nele sah ganz genau, dass Lisa jedes Mal die Antwort las, bevor sie sie weiterreichte. Und Julia auch. Es war ein Wunder, dass die Schmalbach nichts mitbekam und den Postweg nicht unterbrach. Aber sie war viel zu sehr mit ihrem endlosen Tafeltext beschäftigt.

Schließlich machte Sara der Korrespondenz ein Ende: Okay, wir reden in der Pause, einverstanden?

Nele schickte noch ein Einverstanden ab und dann machte sie sich an den Geschichtstext. Sie schrieb so schnell, dass sie ihn am Nachmittag wohl noch mal ins Reine übertragen musste.

Als es zur Pause klingelte, machten alle Mädchen einen diskreten Bogen um Sara und Nele. Aber Nele spürte genau, dass sie sie mit Argusaugen beobachteten.

»Ich erzähle dir jetzt was wirklich Ernstes, damit die anderen glauben, wir reden über unseren Streit, okay?«, sagte sie, als Sara und sie allein auf dem kleinen Mäuerchen am Ende des Schulhofs saßen.

Sara nickte und hörte zu. Nele redete lange, für die anderen musste es so aussehen, als erklärte sie ihr Verhalten von gestern. Stattdessen aber berichtete sie Sara von der Auseinandersetzung mit ihrer Mutter.

»Aber, Nele, das ist doch wirklich eine Schnapsidee«, sagte Sara und tippte sich an die Stirn. »Du kannst doch deiner Mutter nicht im Ernst zumuten, noch ein Baby zu bekommen. Obwohl ... Süß wäre es ja ...« Sie blickte versonnen vor sich hin.

»Siehst du!« Nele nickte eifrig. »Es wäre perfekt! Mit einem Baby wäre unsere neue Familie einfach perfekt!«

»Das hast du also gestern gemeint, als du so vor dich hin gebrütet hast!«, rief Sara. »Das hattest du die ganze Zeit im Kopf!« Sie fiel Nele lachend um den Hals. »Ich wette, du schaffst sogar das! Erst einen Papa und einen kleinen Bruder, dann eine Oma ... Warum also nicht auch noch ein Baby?«

»Eben! Warum nicht?« Nele wollte sich gerade losmachen, als ihr die neugierigen Zuschauer wieder einfielen. Also drückte sie Sara erst einmal fest an sich, bevor sie sie losließ. »So, nun wissen alle, dass wir uns wieder vertragen haben. Ist das nicht schön?«

»Und wie!« Sara sprang auf. »Von jetzt an wird der Tag gut! Ich freu mich schon auf die Theaterprobe!«

»Oh Gott! Erinnere mich nicht daran!« Neles Freude war sofort wieder verflogen. Und im selben Moment klingelte es auch schon zur Stunde. Nele trabte zur Aula wie ein Schaf zur Schlachtbank.

Da tat es gut, dass Lisa den Arm um sie legte. »Ich freu mich, dass ihr euch wieder vertragen habt«, sagte sie.

Lange tröstete das nicht. Die Probe wurde ein Albtraum, die Schmalbach keifte nur herum: »Lauter, Adrian, und nuschele nicht so! Nele, du stehst da wie ein Stock, nun beweg dich doch mal! Und lächle! Du freust dich doch, deinen Freund zu treffen, also mach nicht ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter!«

Aber Nele freute sich überhaupt nicht. Sie sah Adi jeden Tag, warum sollte sie plötzlich in künstliche Begeisterung ausbrechen, nur weil sie sich auf der Bühne gegenüberstanden?

Die Schmalbach klatschte in die Hände und guckte böse. »Wir proben jetzt erst mal die Szene zwischen dem Kinderfräulein und dem Gauner, vielleicht klappt das besser.«

Nele und Adrian schlichen bedröppelt von der Bühne. »Die Frau macht mich fertig«, flüsterte Adrian. »Bald kriege ich gar keinen Ton mehr heraus.«

»Aber du machst das doch toll«, gab Nele ebenso leise zurück. »Du musst wirklich nur ein bisschen lauter sprechen, dann ist das supergut!«

»Meinst du?« Adi sah sie unsicher an und zum ersten Mal fiel Nele auf, dass er wunderschöne Augen hatte. Grüne. Mit langen schwarzen Wimpern. Und wie er lächelte! Ein wenig verschmitzt und gleichzeitig verlegen und schüchtern.

Neles Herz schlug plötzlich schneller. Und sie wurde rot – wie peinlich! Reden konnte sie anscheinend auf einmal auch nicht mehr. Sonderbar, dabei war es doch nur Adi, den sie schon seit Ewigkeiten kannte.

Vom Rest der Probe bekam sie nicht mehr viel mit. Sie kauerte neben Adi auf dem Boden vor der Bühne, und obwohl sie ihre Klassenkameraden spielen sah und die schneidenden Anweisungen der Schmalbach hörte, fühlte sie sich wie auf einer Insel, ganz weit weg. Einer winzigen Insel, auf der außer Adi und ihr höchstens noch eine Palme Platz gehabt hätte. Es war ein bisschen unheimlich und sehr schön.

»Mann, die kann einen quälen!«, stöhnte Lisa, die die Rolle des Kinderfräuleins spielen musste, als sie in der nächsten großen Pause endlich auf den Schulhofbänken hockten.

»Wieso? Dich hat sie doch nur dreimal angebrüllt. Was soll ich erst sagen?«, entgegnete Joschi, der den Ganoven spielte.

Sara kicherte. »Na ja, du warst ja auch ungefähr so verführerisch wie ein Elefant. Da glaubt doch kein Mensch, dass eine Frau auf dich hereinfällt. Nicht mal so eine trockene Bohne wie dieses Fräulein Andacht.«

»Also, wenn ihr mich fragt, ich finde die Schmalbach supergemein«, sagte Adi. »Wie sie Nele fertiggemacht hat, das war total fies.«

»Na ja ...« Sara sah Nele nicht an. »So gut warst du auch noch nicht.«

»Ich weiß«, sagte Nele niedergeschlagen. »Ich glaube, ich kann so was einfach nicht. Ich bin eben keine Schauspielerin.«

»Das ist doch keiner von uns«, sagte Adi.

»Natürlich bist du eine Schauspielerin. Und was für eine!« Sara blinzelte Nele verschmitzt zu. »Wenn du deinen Text erst richtig sicher kannst, kommt der Rest von ganz alleine. Und dass die Schmalbach meckert, gehört dazu. Das machen alle Regisseure.«

»Ach ja?« Joschi funkelte sie böse an. »Woher weißt du denn so was?«

»Wenn sie uns immer nur fertigmacht, werden wir garantiert nie besser«, schimpfte Nele. »Das ist doch total demito... demoti...« »Niederschmetternd«, half Adi. »Das finde ich auch. Ich habe jetzt schon keine Lust mehr.«

»Mensch, Leute, nun wartet doch erst mal ab«, sagte Sara. »Morgen läuft es bestimmt schon viel besser, da würde ich jede Wette eingehen.«

»Jede?«, fragte Joschi. »Auch um 'nen Cheeseburger?«

Sara grinste. »Lieber nur um die Ehre, das ist billiger.«

»Siehste!« Nele blitzte sie an. »Du glaubst nämlich auch nicht dran!«

»Doch«, erwiderte Sara, »eigentlich schon. Aber für die Schmalbach würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen. Die meckert dann vielleicht gleich weiter, weil sie noch mehr erwartet.«

»Genau. Solange die Schmalbach im Spiel ist, würde ich auch keinen müden Cent auf eine Wette setzen«, sagte Adi und für einen Moment begegneten sich Neles und seine Blicke. Nele senkte schnell den Kopf und ließ ihre Haare vor das Gesicht fallen.

»Du hast dich in Adi verknallt«, sagte Sara auf dem Nachhauseweg.

»Quatsch!« Nele starrte auf die Pflastersteine und passte auf, nicht auf eine Ritze zu treten. »Wie kommst du denn darauf?«

»Und er sich in dich«, fuhr Sara fort.

Nele sah auf. Plötzlich waren ihr die Ritzen ganz egal. »Meinst du?«

»Klar! Das sieht doch ein Blinder mit Krückstock! Er ist dir ja gar nicht mehr von der Seite gewichen, und wie er sich darüber aufgeregt hat, dass die Schmalbach dich so angefahren hat, spricht ja wohl auch Bände. Außerdem«, sie kicherte und stupste Nele in die Seite, »so auffällig wie ihr zwei haben sich noch nie zwei Leute nicht angeguckt!«

»Auwei!« Nele biss sich auf die Unterlippe. »Meinst du, das hat außer dir noch jemand gemerkt?« Sie sah ihre Freundin ängstlich an.

»Bestimmt nicht«, schwindelte Sara. »Kein Mensch! Ich hab's ja auch nur bemerkt, weil ich dich so gut kenne.«

Nele war beruhigt. »Und du glaubst wirklich, dass Adi mich mag?«, fragte sie eifrig.

»Dich mag?« Sara lachte. »Der ist bis über beide Ohren in dich verliebt!«

»Bist du sicher?«

»Total.«

»Ganz sicher?«

»Supertotalmegasicher!«

Nele trottete schweigend weiter. Dann blieb sie stehen und fasste nach Saras Arm. »Und nun? Was soll ich denn jetzt machen?«

Sara schaute sie verwundert an. »Ja, gar nichts natürlich! Mädchen dürfen gar nichts machen, das müssen sie den Jungs überlassen.«

»Warum?«

»Weil das eben so ist. Wenn du dich an Adi ranmachst, hast du verspielt, und zwar bei allen Jungs. Dann nimmt dich keiner mehr ernst.«

»Hm.« Nele dachte eine Weile nach. »Woher weißt du das denn so genau?«

»Von Linda, von wem sonst? Sie hat gesagt, eine Frau, die auf sich hält, muss es einem Jungen ganz schwer machen, sie zu erobern, sonst verliert er gleich das Interesse. Ist doch auch logisch – was man leicht kriegen kann, ist nie so richtig spannend.«

»Hm«, machte Nele wieder. Irgendwie fand sie das blöd. Schließlich war sie keine Schatztruhe und Adi kein Pirat. »Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass Linda eine besonders gute Expertin ist. Ich hätte mich jedenfalls nicht von diesem pickeligen Marcel erobern lassen, da hätte ich mir lieber selber einen Besseren ausgesucht.«

Sara lachte. Aber dann wurde sie gleich wieder ernst. »Trotzdem – mach lieber erst mal gar nichts. Sonst geht's dir am Ende noch so wie mir damals. Das war so megapeinlich!« Sie schauderte jetzt noch bei der Erinnerung.

Nele wusste sofort, was sie meinte. Sara hatte die Osterferien mit ihrem Vater und seiner neuen Frau in einer Ferienanlage in Südfrankreich verbracht und sich in einen Jungen verliebt. René hieß er und kam aus Stuttgart. Sara war überzeugt gewesen, dass er sie auch mochte, und hatte ihn schließlich gefragt, ob er mit ihr zusammen an dem Paddelwettbewerb teilnehmen wollte. Er war knallrot geworden, hatte sich umgedreht und war weggelaufen. Und danach war er immer abgetaucht, wenn er Sara nur von Weitem sah. Zum Glück war das nur wenige Tage vor Saras Abreise geschehen. Darüber war sie heilfroh gewesen, denn dieser Zwischenfall hatte ihr wirklich den Rest gegeben. »Ich fahre nie wieder mit meinem Vater weg«, hatte sie gesagt. »Seine neue Frau kann ich sowieso nicht ausstehen. Die beiden turteln die ganze Zeit nur rum, richtig albern. Überhaupt – Liebe! Das ist das Letzte!«

»Wenigstens kannte mich da keiner«, sagte sie jetzt. »Aber stell dir mal vor, so was passiert dir hier. Dann kannst du nur noch auswandern.«

Nele kaute an ihrer Unterlippe. »Dann müsste ich wenigstens nicht mehr Theater spielen«, sagte sie. Und ihre Mutter würde sich das mit dem Baby bestimmt auch noch einmal überlegen, weil sie wüsste, dass Nele dann wieder zurückkäme. Außerdem – wenn sie auswanderte, dann würden alle mal so richtig merken, was sie eigentlich an ihr hatten. Die Schmalbach auch. Die würde nämlich endlich kapieren, dass es bei ihrem blöden Theaterstück auch ohne Nele ging. Aber Elfjährige wanderten nicht aus, sie hielten aus. Und das, fand Nele, war manchmal viel schwieriger.

3. Kapitel

Am Nachmittag allerdings fand Nele, dass das Leben doch ganz gut auszuhalten war. Endlich war es so warm, dass sie ins Freibad gehen konnten. Nadine, Lisa und Julia waren schon da, als Sara und Nele ankamen, und hatten sich am Rande der Liegewiese ein Deckenlager eingerichtet. Sie lagen auf den Bäuchen in der Sonne und spielten Karten.

»Wart ihr schon im Wasser?«, fragte Nele, während Sara und sie ihre Decke neben ihnen ausbreiteten.

»Brrr, nee! Es ist noch viel zu kalt!« Julia warf schwungvoll ihre letzte Karte ab. »Gewonnen!«

»Zwanzig Grad stand draußen auf der Tafel«, sagte Nele. »Das geht doch.«

»Die lügen.« Nadine sammelte die Karten ein, um neu zu mischen.

»Um die Leute anzulocken«, meinte Lisa.

»Gefühlt sind es fünf Grad«, sagte Julia. »Ich hab's ausprobiert.«

»Mit dem großen Zeh?«, fragte Sara belustigt.

»Mit der ganzen Hand«, beteuerte Julia. »Ehrlich, es ist saukalt.«

»Quatsch! Wir gehen rein, Nele, oder?« Sara zog sich schon das T-Shirt über den Kopf. Den Badeanzug trug sie praktischerweise gleich darunter.

»Na, aber sicher!« Auch Nele hatte ihren Badeanzug schon an und war im Handumdrehen startklar. »Wer zuerst drin ist!«, rief sie, rannte los und sprang mit einem Satz ins Wasser.

Sara landete einen Meter neben ihr. »Puh!«, schnatterte sie zähneklappernd, als sie wieder auftauchte. »Ist ja wirklich kalt!«

Nele nickte und spritzte ihr Wasser ins Gesicht. Sara spritzte zurück und schon war die schönste Wasserschlacht im Gange. Wenn man nicht über die Kälte nachdachte, war sie gar nicht so schlimm.

Plötzlich landete ein roter Ball genau vor Neles Nase. Sie sah sich um und entdeckte Björn, der direkt auf sie zuschwamm, gefolgt von Joschi, Leon und – Adi. Auf einmal wurde Nele ganz warm, mitten im kalten Wasser.

Sara schnappte sich den Ball und warf ihn Joschi zu. »Den kriegst du nie wieder!«, rief sie zu Björn hinüber. Immer wieder flog der Ball hin und her, von Joschi zu Leon, von Leon zu Nele, von Nele zu Sara, von Sara zu Adi, von Adi zu Nele. Björn paddelte in der Mitte und versuchte verzweifelt, ihn zu fangen. Es gelang ihm, als der Ball Leon aus der Hand rutschte.

»Jetzt musst du in die Mitte«, keuchte Björn, schwamm erleichtert in den Außenkreis zwischen Sara und Nele und warf den Ball in hohem Bogen Joschi zu.

Als Nächste musste Nele in die Mitte. Dann Adi. Und dann war Björn schon wieder dran. »Ich kann nicht mehr!«, japste er.

Auch Sara hatte genug. »Ich habe mindestens zwei Liter Wasser geschluckt! Lasst uns aufhören!«

Sie schwammen alle zusammen an den Beckenrand, stemmten sich hinauf und ließen sich erschöpft auf die Platten fallen. »Mann, bin ich kaputt«, stöhnte Nele.

»Wir sind eben nichts Gutes mehr gewöhnt«, meinte Leon. Er war ganz außer Atem und krebsrot im Gesicht.

»Wo liegt ihr denn?«, fragte Björn. »Können wir dazukommen?«

»Klar!« Sara stand schwerfällig auf. »Auwei, ich bin ganz lahm«, stellte sie lachend fest. »Außerdem muss ich mal. Wir liegen dahinten am Rand, in der Nähe von diesem komischen roten Busch. Nadine, Lisa und Julia sind auch da.«

»Dieser komische rote Busch ist ein Perückenstrauch«, erklärte Nele, sprang auch auf und flitzte noch vor Sara aufs Klo.

Auf dem Weg zur Liegewiese kamen ihnen die Pandabären entgegen. Sie stolzierten in superknappen Bikinis daher, die Sonnenbrillen ins Haar geschoben. »Damit man ihre Stachelwimpern sieht«, kicherte Sara. Nele grinste. »Die Ärmsten! Was machen sie bloß, wenn's richtig heiß wird? Ins Wasser können sie ja nicht, dann verläuft die ganze Kunst.« Vanessa und Jennifer grüßten lässig und strebten dem Kiosk zu.

»Ziegen«, sagte Sara.

Die Jungen hatten ihr Lager schon umgeräumt, als Sara und Nele zurückkamen. Und irgendwie war es plötzlich völlig normal, dass sie alle zusammenlagen. Ein paar von ihnen spielten Karten, die anderen unterhielten sich. Über die Theaterprobe, über die Schmalbach, über die Songs, die Nadine auf ihrem MP3-Player hatte, über alles Mögliche. Vor einem Jahr wäre das noch undenkbar gewesen. Da hatten die Mädchen und die Jungen ihre Lager an entgegengesetzten Enden der Liegewiese aufgeschlagen und einander keines Blickes gewürdigt. Jetzt war es schöner, fand Nele. Sie lag Nase an Nase mit Adi und kringelte sich vor Lachen, als er von seiner Katze erzählte, die dicker und dicker wurde und jeder Diät trotzte.

Es war Sara, die schließlich das Signal zum Aufbruch gab. »Ich muss noch Klavier üben«, sagte sie und begann, ihre Tasche zu packen.

»Und ich muss meine kleine Schwester von ihrer Freundin abholen.« Leon packte ebenfalls ein.

Auch Björn klaubte seine Sachen zusammen. »Ich hab noch Fußballtraining.«

»Und ich muss meine Katze füttern«, witzelte Adi und warf Nele einen Blick zu, den nur sie verstand. Und der sie sehr fröhlich machte.

»Fahr mal mit den anderen zurück«, sagte sie am Ausgang zu Sara. »Ich hole meine Mutter von der Gärtnerei ab.«

Sara verstand. Für Nele war es schlimm, mit ihrer Mutter verkracht zu sein. Für sie selbst war es eher ein Dauerzustand. »Viel Glück!«, rief sie ihrer Freundin nach, als die allein in die andere Richtung startete.

»Nele! Was für eine Überraschung!« Ihre Mutter belud gerade ihr Fahrrad mit Körben von Pflanzensetzlingen. »Du kommst wie gerufen, da können wir diesen hier auch noch mitnehmen.«

Nele betrachtete die mickrigen Setzlinge skeptisch. »Was soll das denn werden?«

»Das sind Funkien«, erklärte ihre Mutter, während sie den Korb auf Neles Gepäckträger befestigte. »Ich will sie in die dunkle Ecke neben dem Gartenhaus setzen. In ein, zwei Jahren haben wir da ein wunderschönes Blättermeer.«

»Blühen die auch?«

»Aber ja. Doch vor allem haben sie herrliche Blätter, ich zeige dir nachher mal Bilder in meinem Gartenbuch. Unter den Nadelgehölzen wird das traumhaft aussehen.«

»Na dann!« Nele prüfte, ob der Korb auch fest saß. »Können wir?«

Ihre Mutter nickte. »Warum bist du überhaupt hier?«, fragte sie, als sie nebeneinanderher radelten.

»Nur so.« Nele sah geradeaus.

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2016
ISBN (eBook)
9783960530756
Dateigröße
2.1 MB
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (April)
Schlagworte
Humor Patchwork Geschwister Baby Freundschaft Familie Kinderbuch ab 10 Jahre für Mädchen Verantwortung eBooks
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Titel: Neles Welt - Band 3: Das Geschwister-Projekt
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