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SOKO Ponyhof - Zweiter Roman: Das gestohlene Gemälde

©2016 82 Seiten

Zusammenfassung

Der Herbst auf dem Rosenhof wird stürmisch! Diebisches Vergnügen bietet „SOKO Ponyhof: Das gestohlene Gemälde“ von Marliese Arold bei jumpbooks.

Ein neuer Einsatz für die drei Freunde der SOKO Ponyhof!
Michelle hat sich auf dem Rosenhof gut eingelebt: Sie liebt die Pferde und die freche Henne Gerlinde und erlebt mit ihren Freunden Sarah und Julian jede Menge Abenteuer.
Doch gerade als ein heftiger Herbststurm über den Ponyhof hinwegfegt und jede helfende Hand gefragt ist, schleicht sich ein Dieb ins Haus! Dieser stiehlt jedoch kein Geld, sondern ein kleines Gemälde. Michelle und ihre Freunde verstehen die Welt nicht mehr. Was hat es mit diesem Kunstwerk auf sich? Und wer ist der Übeltäter? Gemeinsam machen sie sich auf eine nervenaufreibende Suche.

Jetzt als eBook kaufen und genießen: „SOKO Ponyhof: Das gestohlene Gemälde“ von Marliese Arold für Leserinnen ab 8 Jahren. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag für junge Leser.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Ein neuer Einsatz für die drei Freunde der SOKO Ponyhof!

Michelle hat sich auf dem Rosenhof gut eingelebt: Sie liebt die Pferde und die freche Henne Gerlinde und erlebt mit ihren Freunden Sarah und Julian jede Menge Abenteuer.

Doch gerade als ein heftiger Herbststurm über den Ponyhof hinwegfegt und jede helfende Hand gefragt ist, schleicht sich ein Dieb ins Haus! Dieser stiehlt jedoch kein Geld, sondern ein kleines Gemälde. Michelle und ihre Freunde verstehen die Welt nicht mehr. Was hat es mit diesem Kunstwerk auf sich? Und wer ist der Übeltäter? Gemeinsam machen sie sich auf eine nervenaufreibende Suche.

Über die Autorin:

Marliese Arold, Jahrgang 1958, entdeckte schon als Kind ihre Leidenschaft für Geschichten. Statt Schriftstellerin wurde sie aber erst mal Bibliothekarin. Seit der Geburt ihrer Kinder schreibt sie selbst – über 180 Bücher sind es mittlerweile, die in 20 Sprachen übersetzt wurden. Sie lebt mit ihrem Mann in Erlenbach am Main.

Bei jumpbooks veröffentlicht sie auch:

SOKO Ponyhof, Band 1: Gefahr in den Ferien

SOKO Ponyhof, Band 3: Die Jagd nach dem Dieb

SOKO Ponyhof, Band 4: Mädchen vermisst

Weitere Bücher sind in Vorbereitung.

Die Autorin im Internet: www.marliese-arold.de

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eBook-Neuausgabe April 2016

Copyright © der Originalausgabe 2010 arsEdition GmbH, München

Copyright © der Neuausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Copyright © 2016 jumpbooks Verlag. jumpbooks ist ein Imprint der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Tanja Winkler, Weichs

Titelbildabbildung: deserttrends (fotolia.com)

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-96053-116-6

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Marliese Arold

Soko Ponyhof

Band 2 – Das gestohlene Gemälde

jumpbooks

Geburtstag auf dem Rosenhof

»Ich würde Sie wirklich sehr gern weiterbeschäftigen, Frank, aber ich kann es mir einfach nicht leisten.« Paula Leitner lächelte entschuldigend, öffnete ihre Kasse und zählte einige Geldscheine ab. »Hier ist Ihr Lohn für die letzte Woche. Sie waren mir eine große Hilfe!«

»Danke.« Frank, der als Aushilfe auf dem Rosenhof gearbeitet hatte, steckte das Geld in die Gesäßtasche seiner Jeans. »Dann werde ich mal meine Sachen packen. In ein paar Tagen fängt mein Semester wieder an.«

»Aber zum Kaffeetrinken bleibst du doch noch?«, fragte Sarah Leitner und hängte sich an seinen Arm. Sie mochte Frank sehr. Der blonde Student mit den blauen Augen war so etwas wie ein großer Bruder für sie. Eigentlich hatte sie ja einen Bruder – Julian –, aber der war nur anderthalb Jahre älter als sie. Frank dagegen war Anfang zwanzig, und er konnte nicht nur hervorragend mit den Ponys und Islandpferden auf dem Reiterhof umgehen, sondern machte auch jeden Spaß mit.

Sie sah bittend zu ihm auf. »Warum schmeißt du nicht einfach dein Studium hin und bleibst ganz bei uns? Die Ponys mögen dich!«

»Sarah«, mahnte ihre Mutter, »jetzt geh Frank nicht auf die Nerven! Ich glaube nicht, dass Stallbursche sein Traumjob ist!«

Frank lachte leise. »Ach, wieso eigentlich nicht? Sarahs Vorschlag ist gar nicht so schlecht. Manchmal hab ich die Uni ziemlich satt. All die langweiligen Vorlesungen und die öden Seminare …«

»Na, so schlimm ist es bestimmt nicht«, sagte Paula. »Und wenn Sie erst einmal Ihre Prüfungen hinter sich haben, dann bekommen Sie sicher einen guten Job und verdienen viel Geld – jedenfalls mehr, als man als Reitlehrer oder Pferdefachwirt verdient.«

»Geld ist nicht alles«, erwiderte Frank. »Und der Rosenhof hier ist ein kleines Paradies. Ich glaube, ich war noch nie so glücklich wie in den letzten Wochen.«

»Dann kannst du doch in den nächsten Semesterferien wiederkommen«, hakte Sarah sofort nach. »Bis dahin haben wir jede Menge Kundschaft, und Mama braucht garantiert noch jemanden …«

»Das werden wir sehen«, meinte Paula Leitner und seufzte. »Im Moment bin ich froh, dass Petrus schon wieder so gut zupacken kann.«

Petrus war der alte Pferdepfleger auf dem Rosenhof. Er war eine Zeit lang ausgefallen, weil er am Knie operiert worden war. Aber seit einer Woche war er wieder da und erledigte seine Arbeit genauso zuverlässig wie früher.

»Ich werde mich auf alle Fälle melden«, versprach Frank. »Und jetzt muss ich unbedingt packen.«

»Aber heute Nachmittag sind Sie doch noch da?«, fragte Paula. »Wir haben nämlich eine kleine Feier.«

Sarah stellte sich auf die Zehenspitzen und flüsterte Frank etwas ins Ohr. Er begann zu grinsen.

»Oh, das habe ich nicht gewusst!« Er streckte seine Hand aus. »Dann herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Frau Leitner! Und Sie sehen viel jünger aus – wirklich nicht wie vierzig!«

Paula Leitner wurde rot. »Danke, Sie Schmeichler.«

»Aber es stimmt, Mama«, sagte Sarah. »Jeder denkt, dass du dreißig oder fünfunddreißig bist. Michelle wollte auch gar nicht glauben, dass du heute vierzig wirst.«

Michelle Pattmann war mit ihrer Mutter vor Kurzem auf den Rosenhof gezogen. Michelle war ein paar Monate jünger als Sarah. Die beiden Mädchen hatten sich im Sommer kennengelernt, als Michelles Mutter auf dem Hof als Ferienaushilfe gearbeitet hatte. Sie waren inzwischen richtig gute Freundinnen geworden. Michelle liebte die Ponys genauso wie Sarah und Julian. Sarah war glücklich, weil sie inzwischen nicht nur dieselbe Schule, sondern auch dieselbe Klasse besuchten. In ihrer alten Schule war Michelle oft von ihren Mitschülerinnen gemobbt worden, weil die Pattmanns nicht viel Geld hatten. Michelles Mutter war nämlich alleinerziehend, und für die Pattmanns war es schwer gewesen, finanziell über die Runden zu kommen. Das hatte Michelle Sarah einmal anvertraut, normalerweise redete sie nicht gerne darüber.

In diesem Moment stürmte Michelle in Paulas Büro. Sie sah aufgeregt aus.

»Paula, kannst du schnell kommen? Gerko ist Lena beim Putzen versehentlich auf den Fuß getreten. Sie heult…«

Paula Leitner schloss die Geldkassette, schob sie in die Schublade zurück und zog den Schlüssel ab. Dann folgte sie Michelle hinaus auf den Hof. Sarah und Frank liefen hinterher. Am Anbindeplatz stand Gerko, ein Fuchsfalbe mit hellem Behang, während ein etwa zwölfjähriges Mädchen weinend auf dem Boden hockte und sich den Fuß hielt. Sarah fand, dass Gerko schuldbewusst aussah. Dem neugierigen Islandpferd fiel es schwer, still zu stehen. Außerdem war Gerko am Bauch ziemlich kitzlig, worauf Paula ihre Reitschülerinnen immer wieder hinwies.

Paula kniete sich neben Lena und half ihr, den Schuh auszuziehen. Vorsichtig streifte sie ihr auch die Socke ab. Lenas Fuß fing schon an anzuschwellen und sich zu verfärben.

»Hol eine Eis-Kompresse«, sagte Paula zu Sarah. »Wir müssen den Fuß kühlen, das lindert die Schmerzen. Am besten fahre ich dich zum Arzt, Lena. Der Fuß sollte geröntgt werden. Ich glaube zwar nicht, dass etwas gebrochen ist, aber sicher ist sicher.«

Lena nickte mit zusammengebissenen Zähnen. Während Sarah ins Wohnhaus lief, um eine Kompresse zu besorgen, halfen Paula und Frank Lena beim Aufstehen.

»Kannst du mit dem Fuß auftreten?«, fragte Paula.

Lena versuchte es vorsichtig. Es klappte. Lena lächelte tapfer und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. »Ich glaube, es geht schon wieder.«

»Ich fahre dich trotzdem zum Arzt«, sagte Paula. »Er soll dir eine Salbe gegen die Schwellung verschreiben.«

»Das kann ich doch übernehmen«, bot sich Frank an. »Sie haben hier auf dem Hof genug zu tun.«

»Oh, das wäre nett.« Paula sah ihn dankbar an.

Inzwischen brachte Sarah die Gel-Kompresse, die im Gefrierschrank gelegen hatte. Lena wollte sie gleich auf ihren nackten Fuß legen, aber Paula zog ein Papiertaschentuch aus ihrer Hosentasche und schlug die Kompresse damit ein. »Die Kompresse nie auf die bloße Haut – sonst gibt’s noch Erfrierungen.«

Lena nahm die Kompresse, hängte sich bei Frank ein und humpelte über den Hof. Nach ein paar Schritten hob Frank Lena einfach hoch und trug sie bis zu seinem Wagen, einem dunkelblauen Golf. Lena kicherte.

»Bin ich nicht zu schwer?«

»Ach, du wiegst fast nichts«, witzelte Frank.

Paula sah den beiden nach. »Ich hoffe wirklich, dass dem Fuß nichts fehlt.« Sie seufzte und wandte sich an Gerko. »Wann wirst du endlich lernen, dass man beim Putzen stillhält?«

Der Wallach pustete sie freundlich an. Paula zauste ihm die Mähne.

»Ja, jetzt tust du wieder so, als könntest du kein Wässerchen trüben, du Schlingel!« Sie wandte sich an Michelle. »Kannst du Gerko fertig putzen? Du kannst ihn reiten, wenn du willst. Bis Lena zurückkommt, ist die Reitstunde sowieso vorbei.«

»Au prima!« Michelle freute sich jedes Mal, wenn Paula sie zum Unterricht einlud. Sie musste für die Reitstunden nie etwas bezahlen.

Paula Leitner schaute zufrieden zu, wie Michelle den Wallach putzte. Das Mädchen arbeitete ruhig und hatte eine gute Hand für Pferde und Ponys. Sie war einfühlsam und geduldig. Man merkte sofort, dass sie Tiere liebte.

Dann trennte sich Paula von dem Anblick und überquerte mit großen Schritten den Hof. Es war höchste Zeit, den Kuchen aus dem Ofen zu holen, bevor er verbrannte. Sie erwartete am Nachmittag einige Gäste, obwohl sie ihren Geburtstag nicht an die große Glocke gehängt hatte. Paula war nämlich nicht besonders begeistert darüber, vierzig zu werden. Am liebsten hätte sie ihren Geburtstag in diesem Jahr übergangen …

»Ich zeig dir das Geschenk, das Julian und ich für Mama besorgt haben«, meinte Sarah nach dem Mittagessen, als sie mit Michelle zu ihrem Geheimversteck unterwegs war. Auf dem Heuboden, hinter einer Wand aus Strohballen, hatten sich Julian und Sarah eine Art Lager eingerichtet. Michelle war die Einzige, die davon wusste, und sie hatte versprechen müssen, niemandem etwas zu verraten.

Im Geheimversteck stand auch ein alter Schreibtisch mit Julians Laptop. Man konnte damit sogar ins Internet gehen. Julian hatte das Versteck außerdem mit einem Bewegungsmelder gesichert, sodass die Kinder gewarnt wurden, sobald jemand in ihre Nähe kam.

Michelle und Sarah kletterten über die Strohballen und sprangen auf der anderen Seite hinunter. Sarah hob eine Ecke der Matratze an und zog einen Gegenstand hervor, der in Packpapier eingeschlagen war.

»Ich muss das Bild gleich noch in Geschenkpapier einpacken«, sagte Sarah.

Michelle entfernte behutsam die Umhüllung und hielt ein Gemälde in der Hand. Es war etwa so groß wie ein Computerbildschirm und hatte einen goldfarbenen Rahmen. Das Bild zeigte einen schwarzen Hengst vor einer felsigen Landschaft. Das Pferd wirkte sehr lebensecht. Michelle strich vorsichtig über den Rahmen. Sie verstand etwas von Malerei.

»Toll«, murmelte sie. »Ein echtes Ölbild. Es sieht richtig wertvoll aus.«

»Das Bild hat nur zehn Euro gekostet.« Sarah grinste. »Es ist vom Flohmarkt. Du weißt ja – Julian und ich gehen gern auf Flohmärkte.«

Michelle nickte. Das hatte sie inzwischen auch mitbekommen. Jedes Mal, wenn in der Umgebung ein Flohmarkt stattfand, radelten oder ritten Sarah und Julian hin. Manchmal kam Michelle mit.

»Das Bild ist für Mamas Büro«, erklärte Sarah. »Die Wände sind noch viel zu kahl.«

Paula Leitner hatte sich erst vor Kurzem in einem leer stehenden Raum ein Büro eingerichtet, um den notwenigen Papierkram erledigen zu können. Die Kinder hatten geholfen, die Wände zu streichen und den Raum einzurichten. Es sollte alles möglichst wenig kosten, denn der Rosenhof verschlang mit seinen Ponys und Islandpferden ohnehin schon jede Menge Geld.

»Du hättest besser einen Millionär geheiratet und keinen Lehrer wie mich«, sagte Achim Leitner manchmal scherzhaft zu seiner Frau, wenn wieder einmal eine Rechnung ins Haus flatterte, von der Paula nicht wusste, wie sie sie bezahlen sollte.

Achim Leitner war Lehrer am Internat Schönblick, einer Privatschule, die ungefähr zwei Kilometer vom Rosenhof entfernt war. Er unterrichtete Deutsch und Erdkunde. In den Sommerferien hatte er auf dem Rosenhof mitgeholfen, doch seit die Schule wieder begonnen hatte, fehlte ihm dazu leider meistens die nötige Zeit.

»Ich habe für Paula auch ein Bild«, sagte Michelle und wurde wieder einmal rot – eine Angewohnheit, über die sie sich schon lange ärgerte und die sie gern abgestellt hätte. »Ich wusste ja nicht, dass sie von dir und Julian ein Gemälde bekommt.« Sie gab Sarah das Ölbild zurück.

»Das macht ja nichts«, erwiderte Sarah. »An den Wänden ist noch genug Platz. Und Mama freut sich bestimmt über ein Bild von dir.«

Michelle krauste die Stirn. Hoffentlich hatte Sarah recht. Michelle konnte zwar sehr gut zeichnen und malen, doch nachdem sie das Ölbild mit dem Hengst gesehen hatte, zweifelte sie wieder einmal an ihrem Talent.

Ihr Bild war eine Bleistiftzeichnung. Es zeigte Frida, ein Shetlandpony. Es war das erste Pony, das Paula gekauft hatte – und inzwischen das älteste Tier auf dem Rosenhof. Trotzdem war es noch immer sehr neugierig und frech. Michelle hatte die Zeichnung in einen Glasrahmen gesteckt und das Bild hübsch verpackt. Das Geschenk lag noch in ihrem Zimmer.

»Kannst du mir mal helfen?«, bat Sarah. Sie wühlte in einer Schreibtischschublade und zog einige Bogen Geschenkpapier hervor. Die meisten waren jedoch Weihnachtspapier und nicht zu verwenden. Endlich fand Sarah einen Bogen mit roten Rosen. Doch als sie das Gemälde darin einwickelt wollte, stellte sie fest, dass der Bogen zu klein war.

»Mist, das Papier reicht nicht. Was jetzt?« Sarah nagte an ihrer Unterlippe.

Michelle überlegte kurz. »Dann nimm doch das Packpapier«, schlug sie vor. »Wir können grünen Bast darumbinden und noch einen Zweig mit roten Hagebutten dazustecken. Das sieht bestimmt schön aus.«

Sarah war erst skeptisch. Doch eine Viertelstunde später, als Michelle das Bild nach ihren Vorstellungen verpackt hatte, war sie begeistert.

»Toll«, sagte sie bewundernd. »Du bist eine richtige Künstlerin!«

»Quatsch«, erwiderte Michelle. »Das bin ich noch lange nicht. Aber ich weiß, was gut zusammenpasst.«

Obwohl es schon Anfang Oktober war, war es noch so schön und sonnig, dass Paula Leitner die Geburtstagstafel im Hof aufgestellt hatte. Der Tisch war hübsch mit Blumen, bunten Blättern und frisch gesammelten Kastanien dekoriert. Diego, der lebhafte Bordercollie der Familie Leitner, begrüßte die Gäste schwanzwedelnd. Auch Paulas Schwiegereltern, Hannah und Richard Leitner, waren gekommen. Oma Hannah hatte einen herrlichen Apfelstrudel mitgebracht.

Paula Leitner freute sich sehr über die beiden Bilder und hängte sie gleich in ihrem Büro auf. Das Gemälde kam neben das Regal mit den Pokalen, die Paula auf Turnieren gewonnen hatte. Michelles Zeichnung erhielt einen Ehrenplatz neben Paulas Schreibtisch.

»Dann kann ich Frida immer angucken«, meinte Paula. »Du hast sie wirklich gut getroffen. Man sieht richtig, wie ihre Augen übermütig funkeln …«

»Ich habe die Augen schwarz gezeichnet, aber einen kleinen weißen Punkt gelassen«, erklärte Michelle. »Dadurch wirken die Augen lebendig.«

»Super Trick«, sagte Sarah. »Das werde ich mir merken. Aber wahrscheinlich nützt es nichts. Ich bin einfach ein hoffnungsloser Fall, was Zeichnen angeht.« Sie zuckte mit den Schultern. Dann fasste sie Michelle am Arm. »Jetzt komm, Michelle, Kuchen essen! Sonst lassen uns die anderen nichts mehr übrig!«

Als Sarah, Michelle und Paula zurück zur Geburtstagstafel kamen, schenkte Achim Leitner seinen Eltern gerade Kaffee ein. Der alte Petrus, Frank, Frau Pattmann und einige von Paulas eifrigsten Reitermädchen, die oft freiwillig halfen, hatten es sich ebenfalls schon gemütlich gemacht. Julian versuchte Gerlinde, das neugierige Huhn, von der Tafel fernzuhalten. Die Henne kam aber immer wieder. Schließlich siegte ihre Hartnäckigkeit und sie durfte bleiben. Aufmerksam wartete sie unter dem Tisch darauf, dass für sie ein paar Leckerbissen abfielen.

Paula ließ sich auf ihren Stuhl fallen, der zur Feier des Tages mit Girlanden aus Krepppapier geschmückt war. Oma Hannah stimmte ein Geburtstagslied an. Alle fielen ein und ließen Paula hochleben. Anschließend musste Paula die vierzig Geburtstagskerzen ausblasen. Sie pustete und pustete. Endlich war auch die letzte Kerzenflamme gelöscht.

»Jetzt musst du dir etwas wünschen, Mama«, forderte Sarah.

»Das hab ich schon«, sagte Paula. »Ich wünsche mir, dass es immer so schön bleibt wie heute!« Sie strahlte in die Runde.

Es bringt Unglück, wenn man verrät, was man sich gewünscht hat, dachte Michelle unwillkürlich. Dann erschrak sie über ihren eigenen Gedanken. Rasch nahm sie sich ein Kuchenstück. Julian häufte lachend so lange Sahne darauf, bis Michelle quietschend protestierte.

»Guten Appetit«, sagte er und grinste.

Der Einbruch

Zwei Tage, nachdem Frank den Rosenhof verlassen hatte, schlug das Wetter um und es wurde kühl und regnerisch. Die Sonne versteckte sich hinter dicken Wolken, und Paula hielt ihren Reitunterricht in der Regenjacke ab. Den Ponys und Pferden machte das Regenwetter nichts aus, aber die Reitschüler hatten verkniffene Gesichter. Einmal goss es sogar so sehr, dass der Unterricht abgebrochen werden musste. Paula versprach ihren Schülern, die Stunde bei schönerem Wetter nachzuholen.

»Wenn wir nur eine Reithalle hätten«, murmelte sie, als die Reitschüler schlecht gelaunt abgezogen waren.

Aber daran war vorerst nicht zu denken. Auf den Wiesen rund um den Rosenhof war zwar genug Platz für eine Halle, aber ein Bau würde eine Menge Geld kosten. Michelle wusste, dass sich Paula oft den Kopf darüber zerbrach, wie sie die nötige Summe auftreiben konnte. Ein moderner Reiterhof konnte auf Dauer nicht ohne Halle sein …

Gegen Ende der Woche zeigte sich wieder die Sonne und der Reitunterricht konnte wie gewohnt stattfinden. Allerdings war für den kommenden Wochenbeginn der erste richtige Herbststurm angekündigt: Das Tief Pankraz ballte sich bereits über der Nordsee zusammen.

»Vielleicht wird es ja gar nicht so schlimm«, hoffte Paula am Freitagabend beim Abendessen. »Jedenfalls können wir zuvor das schöne Wochenende noch richtig genießen.«

Doch am Samstagmorgen herrschte erst einmal große Aufregung. Sarah klopfte gleich früh an Michelles Zimmertür.

»Michelle, pst, Michelle! Bist du schon wach? Ich bin’s, Sarah!«

»Komm rein«, antwortete Michelle verschlafen. Sie blinzelte, setzte sich auf und schwang die Beine über die Bettkante.

Sarah huschte schnell ins Zimmer. Sie sah ganz blass aus.

»Im Büro ist heute Nacht eingebrochen worden«, erzählte sie aufgeregt. »Mama ruft gerade die Polizei an.«

»Eingebrochen?« Michelles Gehirn war noch nicht ganz wach, und so dauerte es mehrere Sekunden, bis sie begriff, was Sarah da eben gesagt hatte. »Fehlt was?«

»Die Fensterscheibe ist zerschlagen und aus der Kasse fehlen zehn Euro«, sagte Sarah. »Zum Glück hat Mama gestern die Kassette geleert und das Geld bis auf einen kleinen Rest auf der Bank eingezahlt. Der Dieb hat also nicht viel erwischt. Aber er hat das Bild mitgenommen.«

»Meine Zeichnung von Frida?«, fragte Michelle bestürzt.

Sarah schüttelte den Kopf. »Nein, das andere Bild. Das vom Flohmarkt.«

Michelle schaute ihre Freundin verwundert an. »Glaubst du, der Dieb ist extra eingebrochen, um das alte Ölbild zu klauen?«

Sarah zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Aber sonst scheint nichts zu fehlen. Es sind noch alle Pokale da. Eigentlich war der Einbruch ziemlich sinnlos. Mama ärgert sich, weil die Fensterscheibe kaputt ist. Aber die Reparatur zahlt zum Glück unsere Versicherung.«

Michelle streifte das Nachthemd über den Kopf und begann sich anzuziehen. Dabei dachte sie nach. Vielleicht hatte der Dieb doch Geld stehlen wollen. Weil nicht viel in der Kasse gewesen war, hatte er eben das Bild mitgenommen. Aber warum hatte er dann die Pokale stehen gelassen? Die waren sicher wertvoll…

»Und wenn es doch um das Bild gegangen ist?«, fragte Michelle, nachdem sie sich in ihren Pulli gezwängt hatte. »Möglicherweise hat der Täter die zehn Euro nur mitgenommen, damit man nicht denken soll, dass er hinter dem Gemälde her gewesen ist.«

Sarah krauste die Stirn. »Du meinst, das Ölbild war viel Geld wert? – Julian und mir hat es nur wegen des Pferdes gefallen …«

Michelle grübelte. Konnte das Bild ein unbekanntes Werk eines berühmten Malers sein, das zufällig auf dem Flohmarkt gelandet war?

»Dazu müsste man einen Experten befragen«, sagte sie. »Aber jetzt ist es dafür zu spät, das Bild ist weg.«

»Julian hat beim Geburtstag Fotos gemacht«, erinnerte sich Sarah. »Auch in Mamas Büro. Auf einem Foto ist ganz deutlich das Gemälde zu sehen. Julian kann es sicher vergrößern, damit man die Einzelheiten deutlicher erkennt.«

»Das sollte sich vielleicht die Polizei anschauen«, meinte Michelle.

»Ob sich die so gut mit Kunst auskennt?«, zweifelte Sarah.

Michelle spürte ein Kribbeln im Bauch. Kunst – das war eigentlich etwas für sie. Sie hatte auf den ersten Blick erkannt, dass das Bild hervorragend gemalt war. Warum hatte sie nicht gleich nachgeforscht, ob das Bild von einem berühmten Künstler stammte? Man müsste in Lexika über Kunst nachsehen oder im Internet …

»Julian soll mir auf alle Fälle eine Kopie von seinem Foto geben«, sagte Michelle. »Am Montag gehen wir in die Schulbibliothek und gucken alle Bücher durch, die etwas mit Kunst zu tun haben. Vielleicht finden wir eine Spur.«

Sarahs Augen fingen an zu glitzern. »Das wäre toll. Stell dir vor, das Bild wäre wertvoll. Dann könnte Mama es verkaufen und wir wären mit einem Schlag alle Geldsorgen los.« Dann machte sie ein ernstes Gesicht. »Au Mist, es ist ja weg …«

»Vielleicht führt uns das Gemälde ja auch zum Dieb«, überlegte Michelle weiter.

»Das ist ein richtiger Fall für uns – wie damals mit dem Giftanschlag«, meinte Sarah.

Vor ein paar Wochen hatte Oma Hannahs Hund vergiftetes Futter gefressen und wäre fast daran gestorben. Julian, Sarah und Michelle hatten unbedingt herausfinden wollen, wer dahintersteckte.

Paula Leitner lachte nur und schüttelte den Kopf, als sie hörte, was die Mädchen vermuteten.

»Ach kommt, jetzt geht aber die Fantasie mit euch durch. Ein wertvolles Bild findet man nicht so einfach auf dem Flohmarkt. Für mich steht fest, dass der Täter Geld gesucht hat – und das Bild hat er wahrscheinlich nur mitgenommen, weil es ihm gefallen hat.«

Michelle nagte an ihrer Unterlippe und wechselte mit Sarah einen stummen Blick. Wenn der Dieb Pferdebilder mochte, dann hätte er sicher auch die Zeichnung von Frida mitgehen lassen. Doch die hing nach wie vor an der Wand. Am liebsten hätte sie zusammen mit Sarah das Büro gründlich durchsucht. Aber Paula wollte nicht, dass die Mädchen etwas anfassten. Zuerst musste die Polizei kommen und sich die Sache ansehen.

Die Beamten rückten am späten Vormittag an und begutachteten den Schaden. Paula Leitner erzählte, was fehlte, und erstattete Anzeige gegen unbekannt. Die beiden Polizisten untersuchten das Fenster und stellten fest, dass es mit einem Stein eingeschlagen worden war. Sie beschlagnahmten die Geldkassette, um sie auf Fingerabdrücke zu untersuchen. Dann nahmen sie auch Fingerabdrücke von Paula Leitner, um sie mit den fremden Abdrücken abzugleichen.

»Hat außer Ihnen sonst noch jemand die Kassette angefasst?«, fragte einer der Polizisten, ein großer, schlanker Mann mit roten Haaren. Er sah aus wie die Tennislegende Boris Becker.

Paula überlegte. »Meine Kinder und mein Mann hatten Zugang«, sagte sie. »Und auch Michelle. Wir helfen uns ja alle gegenseitig.«

Michelle nickte. Sie hatte auch schon von Reitschülern Beträge kassiert und ihnen das Wechselgeld aus der Kassette gegeben.

Die Polizisten sahen einander an.

»Dann wird es schwierig werden«, meinte der Kleinere. Er war noch jung, vielleicht Anfang zwanzig. »Wir müssen Abdrücke von allen nehmen.«

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2016
ISBN (eBook)
9783960531166
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (April)
Schlagworte
eBooks ab 8 Jahren fuer Maedchen Pferde Ponys Reiterhof Ponyhof Ferien Detektivarbeit Freundschaft
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Titel: SOKO Ponyhof - Zweiter  Roman: Das gestohlene Gemälde
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