Lade Inhalt...

SOKO Ponyhof - Dritter Roman: Die Jagd nach dem Dieb

©2016 78 Seiten

Zusammenfassung

Alle für einen und einer für alle! „SOKO Ponyhof: Die Jagd nach dem Dieb“ von Marliese Arold jetzt als eBook bei jumpbooks.

Ein neues Abenteuer für die drei Freunde der SOKO Ponyhof!
Michelle und ihre Freunde Sarah und Julian freuen sich schon auf ihre Ferien, wenn sie mit den Pferden vom Rosenhof über die Wiesen galoppieren können. Doch eine mysteriöse Diebesbande macht ihnen einen Strich durch die Rechnung: Von den umliegenden Weiden werden immer mehr Ponys gestohlen – und auch ihr eigener Reiterhof ist betroffen! Das können die drei Spürnasen nicht auf sich beruhen lassen. Es beginnt eine fieberhafte Suche nach den Räubern … und ein Wettlauf gegen die Zeit!

Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der dritte Band „SOKO Ponyhof: Die Jagd nach dem Dieb“ von Marliese Arold für Leserinnen ab 8 Jahren. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag für junge Leser.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Ein neues Abenteuer für die drei Freunde der SOKO Ponyhof!

Michelle und ihre Freunde Sarah und Julian freuen sich schon auf ihre Ferien, wenn sie mit den Pferden vom Rosenhof über die Wiesen galoppieren können. Doch eine mysteriöse Diebesbande macht ihnen einen Strich durch die Rechnung: Von den umliegenden Weiden werden immer mehr Ponys gestohlen – und auch ihr eigener Reiterhof ist betroffen! Das können die drei Spürnasen nicht auf sich beruhen lassen. Es beginnt eine fieberhafte Suche nach den Räubern … und ein Wettlauf gegen die Zeit!

Über die Autorin:

Marliese Arold, Jahrgang 1958, entdeckte schon als Kind ihre Leidenschaft für Geschichten. Statt Schriftstellerin wurde sie aber erst mal Bibliothekarin. Seit der Geburt ihrer Kinder schreibt sie selbst – über 180 Bücher sind es mittlerweile, die in 20 Sprachen übersetzt wurden. Sie lebt mit ihrem Mann in Erlenbach am Main.

Bei jumpbooks veröffentlicht sie auch:

SOKO Ponyhof, Band 1: Gefahr in den Ferien

SOKO Ponyhof, Band 2: Das gestohlene Gemälde

SOKO Ponyhof, Band 4: Mädchen vermisst

Weitere Bücher sind in Vorbereitung.

Die Autorin im Internet: www.marliese-arold.de

***

eBook-Neuausgabe Mai 2016

Copyright © der Originalausgabe 2010 arsEdition GmbH, München

Copyright © der Neuausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Copyright © 2016 jumpbooks Verlag. jumpbooks ist ein Imprint der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Tanja Winkler, Weichs

Titelbildabbildung: Szasz-Fabian Jozsef (fotolia.com)

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-96053-125-8

***

Damit der Lesespaß sofort weitergeht, empfehlen wir dir gern weitere Bücher aus unserem Programm. Schick einfach eine eMail mit dem Stichwort SoKo Ponyhof an: lesetipp@jumpbooks.de

Gerne informieren wir dich über unsere aktuellen Neuerscheinungen – melde dich einfach für unseren Newsletter an: http://www.jumpbooks.de/newsletter.html

Besuch uns im Internet:

www.jumpbooks.de

www.facebook.com/jumpbooks

https://twitter.com/jumpbooksverlag

www.youtube.com/jumpbooks

Marliese Arold

SoKo Ponyhof

Band 3 – Jagd nach dem Dieb

jumpbooks

Achtung, Pferdediebe unterwegs!

Michelle Pattmann öffnete das Fenster und hielt ihre Nase in die kalte Novemberluft. Sie schnupperte. Roch es nicht schon ein kleines bisschen nach Schnee?

»Michelle, beeil dich!«, ertönte die Stimme ihrer Mutter. »Sarah und Julian sind bestimmt schon mit dem Frühstück fertig.«

»Bin gleich so weit!«, rief Michelle zurück. In Windeseile schlüpfte sie aus ihrem Schlafanzug und in die Klamotten, die schon auf dem Stuhl neben ihrem Bett bereitlagen.

Es stimmte, sie war spät dran. Aber es fiel so schwer, morgens aufzustehen, wenn es draußen noch stockfinster war. Dabei freute sich Michelle auf jeden Tag. Nicht gerade auf die Schule, auf die hätte sie gut verzichten können. Doch alles andere war sehr spannend. Ihr Leben war ein richtiges Abenteuer geworden, seit sie mit ihrer Mutter von der Stadt aufs Land gezogen war und auf dem Rosenhof wohnte. In Michelles Augen war der Rosenhof ein kleines Paradies:

Es gab jede Menge Islandpferde und Shetlandponys! Und die Hofbesitzer waren total nett! Sarah und Julian, die beiden Kinder von Paula und Achim Leitner, waren inzwischen Michelles beste Freunde. Michelle erinnerte sich nur ungern daran, wie es noch vor ein paar Monaten gewesen war: Sie hatte kaum Freunde gehabt und war in ihrer alten Klasse eher eine Außenseiterin gewesen. Michelles Mutter war alleinerziehend und das Geld war bei den Pattmanns immer knapp. Michelle konnte sich daher vieles nicht leisten, beispielsweise neue Markenklamotten, in denen ihre Klassenkameradinnen ständig herumliefen.

Aber jetzt lebten sie auf dem Rosenhof. Frau Pattmann arbeitete auf dem Hof als Haushaltshilfe. Sie verdiente da zwar auch kein Vermögen, doch sie und Michelle fühlten sich hier sehr wohl - und die Leitners gaben ihnen das Gefühl, fast zur Familie zu gehören.

»Michelle!« Jetzt klopfte Frau Pattmann energisch an Michelles Zimmertür. »Es wird wirklich Zeit!«

Aber Michelle war fertig. Sie schnappte sich ihre Schultasche und flitzte auf den Flur, wo ihre Mutter wartete. Sie trug Arbeitskleidung und roch leicht nach Pferdestall (Michelle fand, dass es keinen besseren Geruch gab), denn sie hatte bereits geholfen, die Ponys und Pferde zu füttern.

»Guten Morgen, mein Schatz!« Frau Pattmann küsste ihre Tochter auf die Stirn. »Du musst heute den dicken Anorak und die Handschuhe anziehen, es ist kalt geworden.«

»Hoffentlich gibt es bald Schnee«, meinte Michelle, angelte sich ihren Anorak und die gefütterten Fäustlinge von der Garderobe und klemmte beides unter die Achsel. »Tschüs, Mama, bis heute Mittag!« Damit verließ sie die kleine Dachwohnung und polterte die Holztreppe hinunter.

Wenig später betrat sie die warme Küche. Es duftete nach Kakao und frischen Brötchen. Sarah und Julian saßen schon am Tisch. Sie waren mit dem Frühstück fertig und strichen sich gerade ein Pausenbrot. Achim Leitner saß am Kopfende und las die Zeitung.

»Guten Morgen!«, sagte Michelle atemlos. »Tut mir leid, dass ich schon wieder so spät dran bin.«

»Hallo«, sagten Sarah und Julian wie aus einem Mund. Und Sarah fügte hinzu: »Ich hab dir auch ein Pausenbrot gemacht.«

»Danke, das ist total lieb«, meinte Michelle, quetschte sich auf die Eckbank und nahm sich ein Brötchen aus dem Brotkorb.

Herr Leitner blickte von seiner Zeitung auf. »Na, Michelle, gut geschlafen?«

Michelle nickte. »Ja, bestens.« Auf dem Rosenhof schlief sie meistens wie ein Stein, tief und fest. Hier gab es keinen Verkehrslärm wie zuvor in der Stadt, wo sie an einer stark befahrenen Straße gewohnt hatten. Michelle hörte zwar manchmal frühmorgens das Klappern im Hof, wenn die Leitners mit der Arbeit begannen, aber diese Geräusche störten sie nicht, im Gegenteil. Sie erinnerte sich dann wieder, wo sie war, und fühlte sich beschützt und geborgen.

»Es ist kalt geworden«, sagte auch Achim Leitner.

»Wir hatten Nachtfrost. Auf den Koppeln ist sogar das Wasser in den Trögen gefroren.«

»Unsere Islandpferde fühlen sich bei der Kälte richtig wohl.« Sarah lächelte Michelle über den Tisch hinweg an. »Sicher können wir bald im Schnee ausreiten oder den Schlitten nehmen …«

Michelle strahlte glücklich und biss in ihr Brötchen. Die Himbeermarmelade von Oma Hannah war ein Traum. Sarahs Oma machte einfach die weitbeste Marmelade. Ganz zu schweigen von den köstlichen Kuchen, die sie backte, und den leckeren Plätzchen … Jetzt hatte sich Oma Hannah entschlossen, auf dem Rosenhof einen kleinen Hofladen mit Bio-Produkten zu eröffnen. Bestimmt war das eine gute Idee und die Marmelade würde garantiert rasenden Absatz finden. Sarah, Julian und Michelle wollten natürlich dabei helfen, den kleinen Laden einzurichten. Für heute Nachmittag war der erste Arbeitseinsatz mit Pinsel und Farbe geplant.

»Wir müssen los«, sagte Herr Leitner, nachdem er einen Blick auf die Uhr geworfen hatte. Er legte die Zeitung weg.

Michelle stopfte sich schnell den Rest des Brötchens in den Mund und trank ihren Kakao im Stehen aus. Dann folgte sie Sarah und Julian in den Flur, zog ihren Anorak, den sie über das Treppengeländer geworfen hatte, an und griff nach ihrer Schultasche. Herr Leitner schlüpfte in seinen Mantel.

»Na, dann mal los, Kinder«, sagte er und klimperte mit seinen Autoschlüsseln. Wie so oft nahm er Sarah, Michelle und Julian im Auto mit. Achim Leitner war Lehrer im Mädcheninternat Schönblick, und auf dem Weg zur Arbeit lud er die Kinder an ihren Schulen ab. Sarah und Michelle besuchten die 6a des Erich-Kästner-Gymnasiums, Julian hingegen ging in die siebte Klasse der Gutenberg-Realschule, die ein Stück davon entfernt lag. Meistens brachten Paula oder Achim Leitner die Kinder zur Schule, ab und zu übernahm auch Frau Pattmann den Fahrdienst. Nur in Ausnahmefällen, wenn niemand Zeit hatte, mussten die drei den Schulbus nehmen.

»Wie lang ist dein Aufsatz geworden?«, fragte Sarah Michelle, als die beiden Mädchen auf den Rücksitz geklettert waren. Julian, der schon zwölf war, durfte vorne auf dem Beifahrersitz mitfahren.

Michelle sah Sarah verwirrt an. »Welcher Aufsatz denn?« Sie hatten doch erst vor Kurzem einen Aufsatz schreiben müssen.

»Na, der in Englisch«, sagte Sarah. »Wir sollten doch aufschreiben, was unser spannendstes Erlebnis war.«

Michelle wurde es siedend heiß in der Brust. Sie schlug sich an die Stirn. »Den hab ich völlig vergessen! – Was mach ich denn jetzt?«

Frau Ott, ihre Englischlehrerin, war sehr streng. Sie mochte es gar nicht, wenn Schüler ihr vor der Unterrichtsstunde sagten, dass sie die Hausaufgabe nicht gemacht hatten. Frau Ott ordnete dann an, dass die Schüler die Hausaufgabe bis zum nächsten Tag nachholten, selbst wenn an diesem Tag kein Englischunterricht stattfand. Sie verlangte, dass die Kinder ihr ihre Hefte dann ins Fach im Lehrerzimmer legten. Außerdem gab es eine saftige Strafarbeit.

Noch schlimmer allerdings war es, wenn Frau Ott jemanden erwischte, der die Hausaufgabe vergessen und ihr das nicht rechtzeitig gesagt hatte. Dann trug sie demjenigen nämlich eine Sechs ins Notenbuch ein, und eine lange Strafarbeit gab es trotzdem auch noch.

Michelle hatte nicht die geringste Lust auf eine zusätzliche Hausarbeit. Heute Nachmittag wollten sie ja den neuen Laden streichen … Sie blickte Sarah gequält an.

»Hat dich die Ott nicht erst letzte Woche abgefragt?«, fragte diese.

»Ja.« Michelle erinnerte sich. Sie hatte nach vorne an die Tafel gemusst. Frau Ott hatte fast die halbe Unterrichtsstunde lang Grammatikregeln und Vokabeln von ihr wissen wollen. Obwohl Michelle sich sehr angestrengt und auch vieles gewusst hatte, hatte sie nur eine mündliche Vier bekommen.

»Dann wird sie dich heute bestimmt nicht drannehmen«, meinte Sarah zuversichtlich. »Sicher wird jemand anderes seinen Aufsatz vorlesen müssen.«

»Du meinst … ich soll lieber nichts sagen?«, fragte Michelle nach.

»Na ja, ich an deiner Stelle würde es jedenfalls so machen«, sagte Sarah.

Michelle dachte nach. Eigentlich hatte Sarah recht. Mit etwas Glück würde ihr die Strafarbeit erspart bleiben. Und den fehlenden Aufsatz konnte sie schnell noch heute Abend hinkritzeln.

Michelle nickte und grinste. »Okay.«

»Irgendwelche geheimen Absprachen auf der Rückbank?«, erkundigte sich Herr Leitner. Er hatte sich mit Julian über ein neues Computerprogramm unterhalten und deswegen nur halb mitbekommen, worüber die Mädchen redeten. Als Lehrer würde er Sarahs Vorschlag natürlich nicht gutheißen.

»Alles in Ordnung, Papa.« Sarah beugte sich vor und streckte ihren Kopf durch die Lücke zwischen den beiden Vordersitzen. »Nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest.« Sie grinste.

»Na, das will ich auch hoffen«, erwiderte Achim Leitner und lächelte. Gleich darauf trat er auf die Bremse, weil ein Hase seelenruhig mitten auf der Straße saß. »Was ist denn mit dir los, Bursche? Schläfst du noch oder bist du auf dem Asphalt angefroren?« Er drückte zweimal auf die Hupe.

Der Hase blinzelte in die Scheinwerfer, dann hoppelte er gemächlich über die Straße und verschwand im Gebüsch.

Frau Ott wartete ungeduldig, bis alle Schüler und Schülerinnen nach der Pause auf ihren Plätzen saßen.

»Ihr solltet ja bis heute einen Aufsatz über das Thema ›Mein spannendstes Erlebnis‹ schreiben«, sagte sie und blickte in die Runde. »Meldet sich jemand freiwillig zum Vorlesen?«

Michelle bemühte sich um ein gleichgültiges Gesicht, während ihr das Herz bis zum Hals klopfte. Sie spürte, wie ihre Wangen anfingen zu glühen.

Kein einziger Finger schnellte in die Höhe. Frau Ott lächelte mit schmalen Lippen.

»Gut«, sagte sie. »Wenn es keinen Freiwilligen gibt, dann werde ich heute einfach alle Haushefte einsammeln. – Anne, would you please be so kind as to collect the exercise books?«

Anne nickte und stand auf, während ein Stöhnen durch den Klassenraum ging.

»Mist!«, zischte Michelle. »Was mache ich jetzt?«

Sarah biss sich auf die Lippe. »Gib dein Schulheft ab«, flüsterte sie dann. »Das ist auch rot eingebunden. Morgen bringst du ihr dann dein Hausheft mit dem Aufsatz und sagst, dass du aus Versehen das falsche Heft abgegeben hast.«

Michelle schluckte. Keine schlechte Idee, so musste es gehen … Trotzdem hatte sie ein furchtbar schlechtes Gewissen, als Anne vor ihr stand. Ihre Hand zitterte ein wenig, als sie ihr das Schulheft reichte. Anne merkte nichts, sondern legte das Heft auf die anderen, die sie bereits eingesammelt hatte.

Sarah nickte Michelle aufmunternd zu. Michelle atmete tief durch, als Anne den Heftstapel zur Lehrerin trug und diese ihn in ihrer Tasche verstaute. Wenn Frau Ott den Trick durchschaute, dann würde sie Michelle eine Sechs eintragen, und eine Strafarbeit würde sie obendrein bekommen! Michelle fühlte sich ziemlich unglücklich. Es dauerte eine Weile, bis sie sich auf den Unterricht konzentrieren konnte.

In den letzten beiden Stunden hatten sie Sport. Sie turnten am Stufenbarren. Da waren Michelle und Sarah in ihrem Element. Michelle liebte den Stufenbarren. Sie war gelenkig und die Übungen gelangen ihr mühelos. Auch Sarah hatte viel Spaß. Die Lehrerin lobte die beiden Mädchen. Hinterher in der Umkleide war Michelle guter Dinge und freute sich darauf, nachmittags den kleinen Laden zu streichen.

Sarahs Mutter holte die Mädchen von der Schule ab. Auf dem Heimweg machten sie einen Umweg zum Baumarkt, um noch einen Farbroller und Abdeckfolie zu kaufen.

»Der Laden wird bestimmt toll«, sagte Michelle zuversichtlich, als sie zum Rosenhof zurückfuhren.

»Hoffentlich«, meinte Paula Leitner. »Es wäre nicht schlecht, wenn der Laden ein bisschen was abwerfen würde. Dann müsste ich nicht immer so aufs Geld schauen!« Sie seufzte. »Aber wenigstens ist das neue Dach bezahlt…«

Michelle wusste, wie sehr sich Paula eine Reithalle wünschte, um auch bei schlechtem Wetter Reitunterricht halten zu können. Doch so eine Halle kostete leider ein Vermögen. Sarah hatte Michelle erzählt, dass ihre Mutter manchmal Lotto spielte, in der Hoffnung, das Geld für die Halle zu gewinnen. Bisher hatte es jedoch mit dem Lottogewinn nicht geklappt.

Als das Auto durch den Torbogen auf den Rosenhof fuhr, sah Michelle, dass Oma Hannahs Roller bereits an der Wand stand. Die Tür des zukünftigen Hofladens war geöffnet und Oma Hannah war bereits in dem kleinen Raum zugange. Auf dem Kopf trug sie einen Zeitungshut.

»Hannah hat für uns alle Eintopf mitgebracht, damit wir nicht extra kochen müssen«, sagte Paula und stellte den Motor ab. »Ihr könnt gleich nach dem Essen mit dem Streichen anfangen.«

Während die Mädchen in die Küche liefen, brachte Paula ihrer Schwiegermutter den neuen Farbroller und die Plastikfolie.

In der Küche stand ein großer Topf auf dem Herd. Sarah füllte zwei Teller mit dem Eintopf. Innerhalb von fünf Minuten waren die Mädchen mit dem Essen fertig. Michelle rannte in ihr Zimmer, um sich umzuziehen. Sie war sogar schneller als Sarah. Als sie auf den Hof lief, war ihre Freundin noch nicht da.

»Hallo Hannah!«, begrüßte Michelle Sarahs Oma. Hannah hatte ihr ausdrücklich erlaubt, sie »Hannah« zu nennen und »du« zu sagen. Manchmal verplapperte sich Michelle und sagte versehentlich »Oma Hannah« – genau wie Sarah. Aber das nahm ihr Hannah nicht übel, im Gegenteil.

»Hallo Michelle!« Die rundliche Frau mit den Apfelbäckchen streckte ihr fröhlich die Hand entgegen. Die Finger fühlten sich rau und schwielig an, weil Hannah unermüdlich damit beschäftigt war, in ihrem großen Garten herumzuwerkeln oder im Haus Obst einzukochen. »Ich finde es prima, dass ich so fleißige Helfer kriege.«

»Na klar«, sagte Michelle und wurde ein bisschen verlegen. »Wir essen ja auch deine Marmelade zum Frühstück. Die schmeckt einfach umwerfend.«

»Und ich wette, die Marmelade wird ein Renner«, ertönte Sarahs Stimme hinter Michelle.

»Abwarten«, meinte Hannah. »Hallo Sarah!«

»Hallo Oma.« Sarah begrüßte Hannah mit einem Kuss auf die Wange. Hannah lachte und wuschelte ihrer Enkelin durchs Haar. Dann setzte sie ihr einen Zeitungshut auf. »Hier, damit du keine Farbe auf deinen Kopf bekommst!«

»Aber Omi, wir streichen doch mit fester Farbe, und die tropft so gut wie gar nicht«, meinte Sarah, nahm den Hut ab und legte ihn beiseite.

»Ich hab schon die Fenster abgeklebt«, verkündete Hannah. »Jetzt müssen wir nur noch den Boden abdecken, dann können wir loslegen.«

Gemeinsam breiteten sie die Plastikplane in dem kleinen Raum aus und klebten sie an den Rändern fest. Sarah konnte es gar nicht erwarten, den Farbkübel zu öffnen. Sie hatten beschlossen, die Wände hellblau zu streichen. Die Regalbretter, die im Moment noch in der Scheune lehnten, sollten dunkelblau werden.

Hannah Leitner zog einen kleinen Radioapparat aus ihrer Tasche und stellte ihn auf die Fensterbank. »Damit wir bei der Arbeit keine Langeweile haben.« Sie schaltete ihn ein und suchte einen Sender. Am liebsten hörte Hannah klassische Musik. Der Empfang war jedoch lausig. Nur der Regionalsender kam störungsfrei herein, und der spielte die neuesten Songs der Charts. Das freute Sarah und Michelle, während Hannah ein bisschen das Gesicht verzog.

»Na ja, nicht ganz mein Geschmack … Aber wenn’s euch gefällt…«

Die drei machten sich ans Werk. Mit den Farbrollern ging die Arbeit schnell voran. Michelle fand es schön, den Roller in den Farbkübel einzutauchen und dann über die Wand zu ziehen. Es gab so ein herrlich schmatzendes Geräusch, und im Nu war eine Fläche gleichmäßig gestrichen. Es machte richtig Spaß.

»Die hellblaue Farbe sieht gut aus«, meinte Sarah und trat einen Schritt zurück, um die Wand zu begutachten.

Oma Hannah nickte. »Und die dunkelblauen Regale werden prima dazupassen. Ich bekomme den schönsten Hofladen der Welt.«

In diesem Moment wurde die Musik unterbrochen und es kamen die Nachrichten. Zuerst berichtete der Sprecher, was es Neues in der Politik gab und dass man sich nicht einig sei, ob man die Steuern erhöhen oder senken sollte. Michelle hörte nur halb zu und strich versonnen ihre Wand weiter. Plötzlich stieß Sarah sie in die Rippen.

»Hast du das eben gehört?«, fragte sie alarmiert. »Pferdediebstahl!«

»… von der Koppel in der Nähe von Dipfelberg verschwunden«, sagte der Sprecher. »Bei den gestohlenen beiden Tieren handelt es sich um Islandpferde. Es wird vermutet, dass die Pferde mit gefälschten Papieren ins Ausland verkauft werden sollen. Die Kriminalpolizei bittet alle Pferdebesitzer, in der nächsten Zeit besonders gut auf die Tiere zu achten und alle verdächtigen Beobachtungen zu melden. – Und nun zum Wetter …«

»Pferdediebe«, sagte Hannah abfällig. »Wie gemein!«

»Dipfelberg«, stieß Sarah aufgeregt aus. »Das ist hier bei uns!«

»Hat er wirklich Dipfelberg gesagt?«, fragte Hannah nach.

»Ja, ich habe es auch gehört«, bestätigte Michelle. Ihr Mund wurde trocken, und sie spürte, wie sie eine Gänsehaut bekam. Die Pferdebesitzer sollten aufpassen, hatte die Polizei gemeint. Das galt auch für den Rosenhof!

Sarah legte den Farbroller zur Seite. »Ich muss sofort Mama Bescheid geben. – Kommst du mit, Michelle?«

Michelle nickte. Sie liefen quer über den Hof, um Paula zu suchen. Es war ziemlich kalt ohne Anorak. Michelle biss die Zähne zusammen und zog die Schultern hoch. Schließlich fanden die beiden Mädchen Paula im Roundpen, wo sie gerade eines der Jungpferde an der Longe laufen ließ. Sarah gab ihrer Mutter ein Zeichen. Paula unterbrach ihre Arbeit und kam an den Zaun.

»Was gibt’s?«, fragte sie. »Ist euch die Farbe ausgegangen?«

»Viel schlimmer«, antwortete Sarah. »In unserer Gegend sind Pferdediebe unterwegs. Es kam gerade in den Nachrichten. Die Kripo hat alle Pferdebesitzer gewarnt. Die Diebe haben es besonders auf Isländer abgesehen.«

Paula wurde blass. »Ach du liebe Zeit«, flüsterte sie. »Dann sind unsere Ponys in Gefahr!«

Nachtwache

Die Nachricht vom Pferdediebstahl versetzte Paula in helle Aufregung. Sie vertraute Sarah das Jungpferd an, das sie gerade trainiert hatte.

»Ich rufe bei den Leuten in Dipfelberg an und frage, was wirklich passiert ist«, sagte Paula. Dann sah sie, dass Sarah keine Jacke trug, schlüpfte aus ihrem Anorak und hängte ihn ihrer Tochter über die Schultern. »Du kannst unsere kleine Wilde hier noch eine Viertelstunde an der Longe laufen lassen. Sie macht sich übrigens ganz gut.«

Sarah war stolz darauf, dass ihre Mutter ihr eine so verantwortungsvolle Aufgabe übertrug. Sie ging in die Mitte des Roundpens und übernahm die Longe. Die Stute setzte sich wieder in Bewegung und fing nach einer halben Runde gehorsam an zu traben.

Michelle hätte gerne noch länger zugesehen, wie Sarah das Pferd trainierte. Wenn jemand mit den Pferden arbeitete, konnte Michelle stundenlang am Zaun stehen, ohne sich zu langweilen. Sie merkte dann gar nicht, wie die Zeit verging. Es gab doch nichts Schöneres als Ponys und Pferde!

Doch jetzt hatte Michelle anderes zu tun. Oma Hannah wartete darauf, dass die Wände fertig gestrichen wurden. Als Michelle über den Hof zurücklief, überlegte sie, wo Julian blieb. Er hatte doch auch mithelfen wollen!

»Du musst nicht weiterstreichen, wenn du keine Lust mehr hast«, meinte Oma Hannah, als Michelle wieder nach dem Farbroller griff. »Den Rest schaffe ich auch allein.«

»Ich habe schon noch Lust«, sagte Michelle sofort. »Ich mache mir nur Sorgen um die Ponys. Glaubst du, dass der Pferdedieb es auch auf die Isländer auf dem Rosenhof abgesehen hat, Oma Hannah?«

»Kind, du fragst mich Sachen!« Hannah Leitner seufzte. »Ich kann doch nicht hellsehen! Aber wie heißt es? Gelegenheit macht Diebe. Der Täter wird sich sicher umschauen und dort die Tiere stehlen, wo er sie am leichtesten von der Koppel holen kann. – Ach, das ist alles schrecklich! Paula hat so schöne Ponys …«

Michelle nickte. Es war unvorstellbar, wenn eines der Islandpferde oder ein Shetlandpony verschwinden würde. Wer weiß, was der Dieb mit den Pferden anstellte! Ob er die gestohlenen Tiere tatsächlich ins Ausland brachte? Michelle hatte einmal einen erschütternden Bericht über heimliche Pferdetransporte gesehen: Die Tiere waren viel zu eng zusammengepfercht. Keiner kümmerte sich um sie. Manche Pferde wurden unterwegs krank oder starben … Michelles Magen krampfte sich zusammen. Sie versuchte, den unschönen Gedanken zu verdrängen. Noch war ja kein Pony verschwunden, und sie mussten eben alles tun, das zu verhindern. Verbissen tauchte sie ihren Roller in den Farbbehälter und strich weiter.

Julian kam eine halbe Stunde später. Er hatte Nachmittagsunterricht gehabt und außerdem an einer Redaktionssitzung der Schülerzeitung teilgenommen, bei der er neuerdings mitarbeitete. Achim Leitner hatte Julian von der Schule abgeholt.

Die beiden waren sehr betroffen, als sie von dem Pferdediebstahl erfuhren. Paula hatte inzwischen mit den Besitzern telefoniert.

»Zwei Islandpferde wurden letzte Nacht von der Koppel gestohlen«, berichtete sie. »Es waren die wertvollsten Tiere. Der Dieb scheint sich mit Pferden auszukennen. Niemand hat etwas von der Tat mitbekommen. Die Polizei hat Reifenspuren gefunden und Abdrücke gemacht, aber ob sie damit etwas anfangen können, ist fraglich.« Paulas Stimme schwankte. »Ich mache mir solche Sorgen! Vielleicht ist es ja eine ganze Bande, die Pferdediebstahl im großen Stil betreibt und …«

»Wir installieren an der Koppel eine Videokamera, dann können wir unsere Ponys die ganze Nacht überwachen«, schlug Julian vor.

»Für unsere vier Koppeln bräuchten wir nicht eine, sondern gleich vier Kameras«, sagte Paula. »Und eine Kamera kann nicht das ganze Gelände überwachen, sondern nur immer einen Ausschnitt. Außerdem sind Videokameras viel zu teuer, das können wir uns nicht leisten.«

Julian sah enttäuscht aus, weil sein Vorschlag so schnell abgelehnt worden war.

»Jetzt macht doch mal nicht gleich die Pferde scheu«, meinte Achim. »Es ist doch nicht gesagt, dass der Dieb sich auch bei uns bedient.«

Paula runzelte die Stirn und sah ihren Mann an. »Aber ausgeschlossen ist es auch nicht, Achim. Die Polizei hat immerhin eine Warnung an alle Pferdebesitzer herausgegeben. Wir dürfen die Sache nicht auf die leichte Schulter nehmen, sonst machen wir uns hinterher Vorwürfe. Ich schlage vor, dass wir die Ponys nur tagsüber auf die Koppeln lassen – und dann auch nur unter Aufsicht. Denn wer garantiert uns, dass der Dieb nicht am Tag kommt, wenn er sich ungestört fühlt? – Nachts bleiben die Ponys in den Offenställen. Und einmal pro Stunde dreht einer von uns eine Runde und schaut nach, ob alles in Ordnung ist.«

Michelle und Sarah nickten. Sie fanden Paulas Plan gut.

Achim dagegen blickte skeptisch drein. »Nächtliche Kontrollen? Wie soll das funktionieren? Du brauchst deinen Schlaf. Du bist sowieso schon ein Nervenbündel, weil du zu viel arbeitest.«

Details

Seiten
Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2016
ISBN (eBook)
9783960531258
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (April)
Schlagworte
eBooks ab 8 Jahren fuer Maedchen Pferde Ponys Reiterhof Ponyhof Ferien Detektivarbeit Freundschaft Abenteuer
Zurück

Titel: SOKO Ponyhof - Dritter Roman: Die Jagd nach dem Dieb
book preview page numper 1
book preview page numper 2
book preview page numper 3
book preview page numper 4
book preview page numper 5
book preview page numper 6
book preview page numper 7
book preview page numper 8
book preview page numper 9
book preview page numper 10
book preview page numper 11
book preview page numper 12
book preview page numper 13
book preview page numper 14
book preview page numper 15
book preview page numper 16
book preview page numper 17
book preview page numper 18
book preview page numper 19
book preview page numper 20
78 Seiten