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Antek und die ganze Welt

Roman

©2016 111 Seiten

Zusammenfassung

Ein Junge und das Universum – ein Roman über Astronomie und die erste Liebe: „Antek und die ganze Welt“ von Ranka Keser als eBook jetzt bei jumpbooks.

Seit seine Mutter ihn und seinen Vater verlassen hat, ist Anteks Leben nicht mehr wie vorher: Die Wut darüber kann er einfach nicht abschütteln. Und sein Vater? Der lacht sich einfach eine neue Freundin an! Antek schwört sich, mit dieser Frau niemals auch nur ein Wort zu reden. Umso überraschter ist er, als sie beginnt, vom Universum zu erzählen: wie alt die Erde ist, wie Tag und Nacht entstehen und woher die Planeten ihre Namen haben. Antek wird zum begeisterten Astronomie-Fan – ein Hobby, das offenbar auch bei den Mädels gut ankommt …

Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Antek und die ganze Welt“ von Ranka Keser für Leser ab 12 Jahren. Wer liest, hat mehr vom Leben: jumpbooks – der eBook-Verlag für junge Leser.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Über dieses Buch:

Seit seine Mutter ihn und seinen Vater verlassen hat, ist Anteks Leben nicht mehr wie vorher. Die Wut darüber kann er einfach nicht abschütteln. Und sein Vater? Der lacht sich einfach eine neue Freundin an! Antek schwört sich, mit dieser Frau niemals auch nur ein Wort zu reden. Umso überraschter ist er, als sie beginnt, vom Universum zu erzählen: wie alt die Erde ist, wie Tag und Nacht entstehen und woher die Planeten ihre Namen haben. Antek wird zum begeisterten Astronomie-Fan – ein Hobby, das offenbar auch bei den Mädels gut ankommt …

Über die Autorin:

Ranka Keser, 1966 in Rijeka (Kroatien) geboren, lebt seit ihrem dritten Lebensjahr in Deutschland. Sie arbeitet als Autorin und Journalistin in München und leitet Schreibseminare für angehende Autoren.

Die Website der Autorin: www.ranka-keser.de

Bei jumpbooks veröffentlicht sie auch:

Rebeccas Freundin

Die Mitwisserin

Ein Somme ohne Zimmer

***

eBook-Neuausgabe Juli 2016

Copyright © der Originalausgabe 2004 by Verlag Carl Ueberreuter, Wien

Copyright © der Neuausgabe 2016 dotbooks GmbH, München

Copyright © 2016 jumpbooks Verlag. jumpbooks ist ein Imprint der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Olesia Bilkei

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH

ISBN 978-3-96053-142-5

***

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Ranka Keser

Antek und die ganze Welt

Roman

jumpbooks

Kapitel 1
Die Friseurin und der Tintenfisch

Beinahe hätte Pap die rote Ampel übersehen. Er tut furchtbar lässig und lehnt sich im Sitz zurück, aber Antek weiß, je lässiger Pap tut, umso aufgeregter ist er. Deshalb hat Pap das Bremspedal so kräftig durchgedrückt, dass der Wagen mit einem Ruck und quietschenden Reifen zum Stehen kommt. Schließlich kann auch Antek erleichtert aufatmen. Pap zwinkert ihm zu, hat dabei aber so einen angespannten Gesichtsausdruck, dass Antek am liebsten lachen würde.

Antek sieht zum Fenster hinaus und versucht sich diese komische Frau vorzustellen. Er hat kein gutes Gefühl bei der Sache. Alles hört sich ziemlich bescheuert an, was Pap von dieser Frau erzählt. Sie heißt eigentlich Doris, aber alle nennen sie Venus, weil sie sich für die Planeten und Sterne und so Zeug interessiert. Dabei arbeitet sie als Friseurin! Wahrscheinlich hat sie nicht nur lange rote Fingernägel und ein blondsträhniges Dauerwellchen, sondern auch einen Hang zu sinnlosem Geschwätz. Man sagt ja immer »Erzähl das deinem Friseur!«, weil die Leute da jeden unwichtigen Schmarrn loswerden können, der sonst keinen interessiert. Antek hat den starken Verdacht, dass das mit dem Weltraum und dem Kosenamen nur dazu da ist, um zu vertuschen, wie langweilig sie eigentlich ist. Aber Pap hat sich doch hoffentlich keine dumme Freundin zugelegt. Oder? Vielleicht ist sie hübsch und Pap will mit ihr angeben – aber Pap ist eigentlich kein Angeber. Oder sie hat ein tolles Haus – nein, Geld hat die Friseurin wahrscheinlich nicht. Oder Pap will sich durch sie das Geld für den Friseur sparen – aber Pap geht nicht oft zum Friseur.

»Wir sind da, Spätzchen.«

Seit Antek denken kann, ist das Paps Kosename für ihn. Er hört’s mit seinen 14 Jahren nicht mehr gern, aber wenigstens verwendet Pap es nicht mehr vor anderen Leuten, nachdem Antek ihm die Leviten gelesen hat. Ist Pap das doch glatt mal vor Lukas rausgerutscht! Lukas hat ihn eine Woche damit aufgezogen. Antek hat Pap damit gedroht, Oma Helga zu erzählen, dass Pap immer die Linken wählt – das wirkte! Pap hatte wohl keine Lust auf Oma Helgas Monolog über Politik. Pap sagt, ihre Meinung dazu hätte sich in den letzten 40 Jahren nicht geändert.

Pap macht sich ans Einparken, was immer ungefähr zehn Minuten in Anspruch nimmt, weil er den Wagen zwanzigmal vor- und zurückbewegt. Die Leute, die auf seine Parklücke warten, wenn er rausfährt, brauchen gute Nerven. Manchmal flippen sie dann doch aus und hupen oder zeigen ihm den Vogel. Pap sieht das meistens gar nicht, weil er aufs Lenken, Bremsen und Gasgeben konzentriert ist. Wenn er es dann geschafft hat, wirft er ihnen noch ein nettes Lächeln zu und die glauben dann wahrscheinlich, er hätte sich einen Spaß daraus gemacht.

Antek befreit sich vom Gurt und beugt sich nach vorne, um zu betrachten, wo die Friseurin wohnt. O Gott, ein spießiges Reihenhäuschen! Der Albtraum jedes Stiefkindes!

»Da!« Pap zeigt auf das Spießerhäuschen. »Nummer 34, da wohnt sie.«

Über dem Balkon hängen rosafarbene Blumen und hinter jedem Fenster stehen mindestens zwei Pflanzen. Nee, die scheint keine langen roten Fingernägel zu haben, wohl eher eine Schürze und Pantoffeln – und Haare schneiden tut sie nur alten Weibern, die kein Trinkgeld geben und über ihre Rente und ihr Rheuma jammern.

Sie steigen aus.

Wie lange wird er es hier aushalten müssen? Bitte nicht länger als eine Stunde. Er kann sagen, er hätte vergessen, dass er sich später noch mit jemandem trifft. Pap wäre sauer, weil der Tag für ihn so wichtig ist (genauso hat er’s gesagt). Also keine gute Idee. Antek hat einfach keine Lust, sich mit dem hier zu befassen. Jetzt, wo er das Jacqueline-Problem hat. Die ganze Zeit muss er an sie denken und er kommt zu keiner Lösung.

Die Tür geht auf und da steht Doris oder Venus oder wie auch immer sie heißt. An der Tür steht Biermann, Doris Biermann also. Bei dem 08/15-Namen hätte Antek sich auch was Originelleres einfallen lassen.

Doris Biermann sieht furchtbar normal aus. Sie hat kurze braune Haare, kleine Glubschäuglein, ist mittelgroß und steckt in nagelneuen Jeans. Wahrscheinlich trägt sie sonst keine Jeans, hat sich für den Anlass aber welche gekauft. Das wird ja immer schlimmer…

Man kann nicht gerade behaupten, dass sie sich wahnsinnig-unendlich freut, Antek kennen zu lernen. Ihr Glück kennt Grenzen, denn sie streckt ihm nur die Hand entgegen und nickt mit dem Ansatz eines Lächelns. »Hallo.«

»Tag«, antwortet Antek.

»Das ist Venus und das hier …« Pap klopft ihm kräftig auf die Schulter. »Das ist mein ganzer Stolz, mein Sohn Antek.« Pap macht es etwas zu feierlich, aber Antek will darüber hinwegsehen, weil die Situation auch so blöde genug ist.

»Schön, dich kennen zu lernen, Antek«, sagt die Friseurin leise. Sie hat eine warme, angenehme Stimme. »Dieter hat viel von dir erzählt; ich war sehr gespannt auf dich.« Sie hält immer noch seine Hand fest und er entzieht sie ihr vorsichtig. Hat sie vor, den ganzen Abend seine Hand zu halten? »Jetzt kommt erst mal rein, das Essen ist gleich fertig.« Ach, Essen hat sie also auch gekocht, um sich ordentlich einzuschleimen. Das funktioniert vielleicht bei Pap, aber nicht bei ihm.

Die beiden gehen voraus und Antek sieht sich im Flur um. Kein Zweifel: Er hat es hier mit einer Verrückten zu tun. An den Wänden hängen nicht etwa Bilder von Freunden und Verwandten, sondern nur von irgendwelchen Planeten und Sternen. Antek geht ins Wohnzimmer und da ist es noch viel schlimmer: Die Bilder hier sind größer. Sie scheint nicht ganz dicht zu sein. Fällt Pap das nicht auf Wieso hat er sich in die verknallt? Antek beobachtet die beiden: Sie erzählt irgendetwas über Rezepte und Kochen und Pap hört ihr zu, nickt und streicht ihr zärtlich über die Wange. Antek dreht genervt den Kopf weg und so fällt sein Blick auf das Bücherregal. Voll mit Büchern über Kosmos, Planeten und den ganzen Mist. Wenn er jetzt Bauchschmerzen Vortäuschen würde, müsste er nicht mitessen und könnte den Bus nach Hause nehmen …

»Wir essen im Wohnzimmer, Antek, in der Küche ist nicht genug Platz. Für zwei reicht es gerade, aber nicht für drei.«

Drittes Rad am Wagen, aha.

Die Friseurin legt eine CD ein. »Magst du Tracy Chapman?«, fragt sie.

»Klar!« Er hat den Namen schon mal gehört, aber kennt keinen einzigen Song von ihr. Es ist ihm egal, was sie in ihren blöden CD-Player steckt. Er will das hier nur hinter sich bringen.

»Komm doch, Antek, warum stehst du da rum?«, sagt Pap ungeduldig. Sein Mundwinkel zuckt.

Antek zieht sich einen Stuhl heran und setzt sich widerwillig. So widerwillig, dass Pap und die Friseurin es nicht übersehen können.

Es duftet köstlich. Gebratener Tintenfisch, Petersilienkartoffeln und Salat. Er bekommt jetzt doch ein bisschen Appetit. Mam hat auch immer toll gekocht. Pap kann nicht besonders lecker kochen, obwohl er sich Mühe gibt.

»Greif zu, Antek!«, sagt die Friseurin. »Magst du Tintenfisch?«

»Ja.« Und wenn nicht? Jetzt wäre es sowieso zu spät gewesen. Sie hätte ja vorher Pap fragen können, was Antek gerne mag.

Das Essen schmeckt prima, aber Antek will das nicht sagen. Mit Komplimenten hat er es nicht so. Mam hat ihn immer gelobt und gesagt, wie sehr sie ihn liebt. Irgendwann war sie weg, vier Jahre ist das jetzt her. Es war zwei Tage nach seinem zehnten Geburtstag.

Antek betrachtet die Friseurin. Ihr Gesicht ist eigentlich recht hübsch, aber man muss schon genau hinsehen, um das zu merken. Es hat einen eigenartigen Ausdruck. Ihr Gesicht sieht aus, als wäre sie ein bisschen traurig oder gekränkt.

Antek ist froh, dass sie ihn beim Essen in Ruhe lassen. Sie unterhalten sich gerade über die neue Frau von irgendeinem TV-Moderator.

»Ich bin fertig«, murmelt Antek. »Ich geh ein bisschen raus auf die Terrasse.« Er steht auf, der Stuhl quietscht beim Wegrücken.

»Magst du keinen Nachtisch?« Die Friseurin blickt zu ihm auf und sieht ihn freundlich an.

»Nein, danke.«

Pap sagt: »Nimm deine Limonade mit. Wir kommen gleich nach.«

Antek nimmt sein Glas und geht nach draußen. Er setzt sich auf die Gartenbank, stellt sein Glas auf dem runden Holztisch ab. Er spürt so eine leise Hilflosigkeit, vermischt mit etwas Wut. Eltern machen mit einem, was sie wollen. Mam ist längst abgehauen und jetzt präsentiert Pap ihm seine neue Freundin. Ihn fragt niemand.

»Findest du das gut, Antek? Was hältst du davon? Wie ist deine Meinung dazu?« Solche Fragen werden bei ihm zu Hause nicht gestellt. Er wird nur immer vor vollendete Tatsachen gestellt. Und jetzt hat er gefälligst die Friseurin toll zu finden, sonst wird Pap niedergeschlagen seufzen, traurig von der Arbeit kommen und ihm Schuldgefühle reindrücken. Antek hat keine Lust auf so eine Stimmung, deshalb wird er einfach sagen: »Venus ist echt toll drauf und super nett.« Pap muss ja nicht erfahren, dass er sie langweilig findet.

Antek hört die beiden hinter sich. Die Friseurin kichert, Pap lacht laut. Es interessiert Antek nicht, was die beiden so lustig finden. Sie setzen sich zu ihm auf die Bank, Pap links, die Friseurin rechts. Wie ein kleines Kind sitzt er zwischen den beiden. Merken sie denn nicht, wie lächerlich das aussehen muss?

»Eine klare Sternennacht, gell, Venus?«, seufzt Pap. »Wie für dich gemacht.«

Sie lacht leise auf. »Ja, wolkenlos und klar.«

Antek blickt in den Himmel. Er kommt ihm vor wie immer. Ein dunkler Hintergrund mit weißen Punkten. »Ist das so ’n Hobby von Ihnen?«

»Du musst mich nicht siezen. Nein, es ist mehr als ein Hobby, es ist Liebe, Leidenschaft, Hingabe …«

Antek muss grinsen, dreht deshalb lieber den Kopf weg. Noch dramatischer hat sie es wohl nicht formulieren können. Also wirklich, was für eine durchgeknallte Frau.

»Hast du dir schon mal Gedanken über das Universum gemacht, Antek?«

»Nö, nicht so richtig. Interessiert mich auch nicht besonders, wenn ich ehrlich bin.«

Sie nickt, mehr verwundert als verständnisvoll.

»Warum sind Sie … bist du dann keine Astrologin geworden?«

»Astrologin? Nein, für Sternzeichen interessiere ich mich überhaupt nicht. Ich glaube, du meinst Astronomin?«

Er zuckt die Schultern, es ist ihm peinlich, dass er das verwechselt hat.

»Na ja, ich … es war alles nicht so einfach … ich hatte keine Möglichkeit, zu studieren.«

»Aha.« Bitte labere mich jetzt nicht mit deiner tragischen Kindheit voll, denkt Antek, und zum Glück tut sie es nicht. Antek betrachtet den Mond. Er ist heute Abend rund und hell. »Wieso leuchtet der Mond eigentlich?«

»Weil die Sonne auf den Mond scheint. Die beleuchteten Stellen sehen wir, die dunkle Seite aber nicht. Je nach Position von Sonne, Mond und Erde kommt es zu den verschiedenen Mondphasen: Neumond, Halbmond, Vollmond. Bei Halbmond zum Beispiel ist es so, dass wir von der Nordhalbkugel der Erde die rechte Hälfte des Mondes sehen. Die linke Hälfte bleibt für uns dunkel. Würde jemand zur gleichen Zeit den Mond auf der Südhalbkugel unserer Erde beobachten, wäre es genau umgekehrt.

Wir sehen nur eine Seite des Mondes, weil er eine Umdrehung um die eigene Achse macht, während er die Erde einmal umkreist, und dadurch bleibt der Erde immer die gleiche Seite zugewendet. Aber der Mond sieht innerhalb von 24 Stunden alle Seiten der Erde, weil die sich ja unter ihm um die eigene Achse dreht.«

»Und warum hat der Mond diese komischen Löcher?«

Die Friseurin freut sich über sein Interesse. »Das sind Krater. Vor langer Zeit sind immer wieder Meteoriten und Asteroiden gegen ihn geprallt und dadurch sind die Krater entstanden. Der Mond braucht einen Monat, um die Erde zu umkreisen, und die Erde braucht ein Jahr, um die Sonne zu umkreisen. Der Durchmesser des Mondes ist ein Viertel des Erddurchmessers. Deshalb erscheint er uns am Nachthimmel so groß. Umgekehrt würde der Mond rund 50-mal in die Erdkugel passen. Man könnte also auch sagen, er ist 50-mal kleiner als die Erde. Übrigens kreist er in etwa 400.000 km Entfernung um die Erde.«

»Und woher kommt er?«

»Hm, da gibt es mehrere Theorien. Einige behaupten, dass er durch den Weltraum streifte und dann durch die Schwerkraft der Erde von ihr eingefangen wurde, andere, dass Erde und Mond gleichzeitig entstanden. Doch die Wissenschaftler sind sich heute ziemlich sicher, dass der Mond ein Teil der Urerde ist.«

Antek stutzt. »Verstehe ich nicht.«

»Ein riesiger Himmelskörper hat die noch junge Erde gestreift. Ein Ring aus weißen Wolken verdampften Gesteins, vermischt mit festen Brocken, umgab danach die Proto-Erde. Nach und nach kondensierten aus diesen Überresten mehrere größere glühende Klumpen aus geschmolzenem Material, die sich schließlich zu einem einzigen großen Mond vereinigten.«

»Echt?«

»Diese Theorie ist die wahrscheinlichste.«

»Hm, und jetzt kreist dieses Ur-Teil der Erde immer und immer wieder um die Erde. Stimmt es denn, dass der Mond Einfluss auf uns Menschen hat?«

»Was genau meinst du?«

»Na, diese Sachen, die man so hört: Wasche deine Haare nicht heute, sondern morgen, und pflanze dein Bäumchen lieber am Donnerstag, weil da der Mond günstig steht …«

»Also, ich lebe nicht nach diesem Prinzip, aber dass der Mond durch seine Schwerkraft die Gezeiten auf der Erde auslöst, das ist bewiesen. Die dem Mond zugewandte Seite der Erde hebt sich an, wird also vom Mond angezogen, und so wie sich die Erde weiterdreht, wandern die Flutberge auf der Oberfläche. Auf der mondabgewandten Seite ist die Fliehkraft größer als die Schwerkraft, hier türmt sich also ebenfalls ein Flutberg auf. Dazwischen ist jeweils Ebbe. Außerdem, hätten wir den Mond nicht, würde die Erde sich schneller drehen. Und nicht nur das. Wahrscheinlich hätte sich auf der Erde nie intelligentes Leben entwickelt. Der Mond ist eine Art Klimaregler der Erde, denn durch ihn dreht sich die Erde in einem bestimmten Tempo und um eine bestimmte Achse. Durch diese Neigung der Erde gibt es die Jahreszeiten und ein über längere Zeit einigermaßen mildes Klima. Wenn die Neigung größer würde, gäbe es auf der Erde größere Dunkelzonen und Lichtzonen und dadurch größere Temperaturunterschiede.«

»Und was ist der Unterschied zwischen Sonnenfinsternis und Mondfinsternis?«

Venus nimmt hastig einen Schluck Wein und freut sich darauf, weiterzuerzählen: »Bei einer Sonnenfinsternis steht der Mond genau zwischen Erde und Sonne, bei einer Mondfinsternis steht die Erde genau zwischen Mond und Sonne.«

»Hm.« Antek lässt sich das alles eine Weile durch den Kopf gehen.

Sie sieht ihn an und lächelt. »Siehst du, ein bisschen interessierst du dich doch dafür.«

Später sitzen Antek und Pap schweigend im Auto. Pap ist müde, weil er heute gearbeitet und dann den Haushalt gemacht hat und später sind sie gleich zur Friseurin gefahren. Die Straßen sind leer, sie haben freie Fahrt.

»Wie alt ist denn der Weltraum?«, fragt Antek und Pap scheint über die Frage irgendwie erschrocken.

»Äh, keine Ahnung.«

»Redet sie mit dir nicht über so was?«

»Wenig. Du weißt ja, dass ich damit nichts anfangen kann.«

Aber wenn das der Friseurin so wichtig ist und Pap sich gar nicht dafür interessiert, worüber reden sie dann? Er fragt lieber nicht.

»Und? Wie findest du sie?«

»Ja, sehr nett«, murmelt Antek. Er spürt, wie Pap ihn von der Seite ansieht.

»Ich will deine ehrliche Meinung hören. Das kann doch nicht so schwer sein.«

»Mensch, Pap, was soll ich da sagen?«

»Die Wahrheit.«

Antek verdreht die Augen. »Ich kenn sie ja kaum. Scheint ganz okay zu sein.«

Pap sagt nichts mehr. Antek ist froh, dass Pap ihn in Ruhe lässt. Er bekommt Jacqueline einfach nicht aus seinem Kopf.

Kapitel 2
Gefüllte Pute und Blümchengeschirr

Am nächsten Tag liegt ein weißer Umschlag im Briefkasten. Antek erkennt Mams Handschrift sofort. Zu Weihnachten und zum Geburtstag gibt es immer eine Karte von ihr. Wie aufmerksam! Er geht ins Haus und reißt den Umschlag auf. Vielleicht kündigt sie ja ihren Besuch an, man kann nie wissen.

Lieber Spatz,

ein frohes Weihnachtsfest undalles, alles Gute im neuen Jahrwünscht dir deine Mam.

PS: Vielleicht kann ich es einrichten,dass ich dich Ostern besuchen komme.

Ich denke immer an dich und bin bei dir.

Nein, bist du eben nicht, du blöde Kuh!!! Er schleudert die Karte in die Ecke, und ohne dass er es will, laufen ihm die Tränen übers Gesicht. Seit eineinhalb Jahren hat er sie nicht mehr gesehen. Kanada ist weit. Er kann nicht auf sein Fahrrad steigen und zu ihr fahren, oder in den Bus, nicht mal in den Zug.

Irgendwie fühlt Antek sich um die Weihnachtszeit immer ein bisschen geknickt, weil die Familie nie komplett ist. Und da muss ihm Mam das Weihnachtsfest noch mehr versauen und ihm diese blöde Karte schicken.

Er setzt sich an den Küchentisch. Pap schläft noch, er hat heute frei. Samstags und sonntags gibt es keine Arbeit bei der Müllabfuhr. Das Wort versucht er immer zu vermeiden. Die schlimmste aller Fragen ist die nach dem Beruf seines Vaters. »Er ist bei der Stadt«, sagt Antek dann, aber sie wollen eben immer alles ganz genau wissen, und wenn er sagt, sein Vater ist bei der Müllabfuhr, machen die Leute ein überraschtes Gesicht und sagen: »Oh«, als würde er erzählen, sein Vater sei ein alkoholkranker, arbeitsloser Sozialfall. Dabei verdient Pap ganz ordentlich. Mam hatte ein Schreibwarengeschäft, bis sie den Scheiß-Kanadier kennen lernte, irgendwann, als sie mit ihren Freundinnen ihren Frauenabend hatte, und das war einmal im Monat. Der Scheiß-Kanadier hatte hier geschäftlich zu tun und ist Mam über den Weg gelaufen. Dann hat sie die Koffer gepackt und ist abgehauen. Ganz fest hat sie Antek beim Abschied gedrückt und viel geweint. Er hat auch geweint. Pap nicht. Der hat nur »Auf Wiedersehen« gesagt, als wäre Mam nur ein paar Tage zu Besuch gewesen.

»Guten Morgen.«

Antek erschrickt und hebt den Kopf. »Morgen.«

»Tut mir Leid, dass ich heute so lange geschlafen hab, aber ich bin einfach nicht aus dem Bett gekommen. Jetzt mach ich erst mal Frühstück. Spiegeleier oder Toast?« Pap gähnt.

»Ich mag nichts essen.«

Pap steht schlaftrunken in seinem alten Frotteepyjama vor ihm und hebt die Augenbrauen. »Hast du geweint?«

»Quatsch!«

»Deine Augen sind so verquollen.«

Antek zuckt die Schultern.

»Is was?«

»Nee, jetzt hör schon auf.«

»Und warum magst du nichts essen? Bist du krank?«

»Nein.«

»Hm, na dann mach ich für mich auch nur einen Toast. Alleine essen macht keinen Spaß.« Er dreht sich um und nimmt die Kaffeemaschine vom Regal. Dabei fällt sein Blick auf den weißen Umschlag, der auf dem Boden in der Ecke liegt. Er bückt sich, hebt ihn auf und liest die Karte. Sachte steckt er sie wieder in den Umschlag und legt ihn zu den Rechnungen auf die Fensterbank.

»Wieso liest du eigentlich immer meine Post?«

Pap dreht sich um und sieht ihn an, als ob er eine total unverständliche Frage gestellt hätte. »Äh … na ja …«

»Das kotzt mich echt an!«, brüllt er Pap an.

»Na hör mal, ich …«

Antek steht auf und baut sich vor Pap auf. »Ich hab noch nie einen Brief von dir aufgemacht. Ich will nicht, dass du meine Sachen liest. Verstehst du das nicht?«

Pap verzieht den Mund und verdreht die Augen. »Ist ja gut, jetzt mach nicht gleich ’ne Staatsaffäre draus. Ich werde es nicht mehr tun, in Ordnung?«

»Gut.«

Antek geht in den Flur und hastet die Treppe nach oben in sein Zimmer. Laut knallt er die Tür hinter sich zu.

Wenn er jetzt bloß Lukas anrufen könnte. Mist! Oder Jacqueline. Aber im Vergleich zu Jonas ist Antek wahrscheinlich eine Trantüte für sie. Er denkt jetzt lieber nicht an die beiden, sonst wird er nur noch wütender.

Immer noch lehnt er an der Tür. Durch das Fenster sieht er es schneien. Es kommt ihm vor, als hätte er noch nie so dicke Schneeflocken gesehen. Er geht zum Fenster und starrt hinaus. Das Fallen der Flocken hat fast etwas Hypnotisches. Er wird müde. Dann fällt sein Blick auf das Haus gegenüber. Vor ein paar Tagen sind da neue Leute eingezogen. Vorher haben die Neubecks drin gewohnt und die vermisst Antek kein bisschen. Blöde Spießer waren das. Als Kind hat er manchmal versehentlich einen Ball in ihren Garten geschossen und sie haben ihm nie auch nur einen davon zurückgegeben. »Dann musste halt ’s nächste Mal besser aufpassen«, hat die doofe Zicke Neubeck gesagt und die Tür wieder zugeknallt. Wahrscheinlich haben sie jetzt ein Ballgeschäft und verkaufen seine Bälle, die sie im Laufe der Jahre im Keller gehortet haben.

Gerade geht in dem Haus ein Licht an. Er fragt sich, wer jetzt dort wohnt. Aber das erfährt er wohl noch früh genug, denn Pap hat die superblöde Idee, einen Kuchen zu backen und ihn den neuen Nachbarn zu bringen. Und er muss natürlich mit, denn sie wollen sich ja vorstellen. Antek hat Pap gesagt, dass er das vergessen kann, denn das hat Pap aus amerikanischen Filmen und dort machen sie es wohl so, aber hier doch nicht. Pap hat gemeint, es sei ihm wurscht, woher das kommt, er findet das eine nette Geste und so werden sie es machen. Protest zwecklos – Blamage garantiert!

Hinter dem Fenster, wo das Licht angegangen ist, bewegt sich etwas. Wow! Antek blinzelt und tritt noch näher ans Fenster. Was für ein Mädchen! Lange dunkle Haare, und wie sie sich bewegt … Ihr Schreibtisch scheint vor dem Fenster zu stehen, denn sie setzt sich, und wie es aussieht, schreibt sie etwas. Ihr Gesicht kann er nicht richtig erkennen, durch die Entfernung und die aufdringlichen Schneeflocken. Sie hebt den Kopf. Jetzt blickt sie genau in seine Richtung. Oops, er hat keine Vorhänge! Kann sie ihn sehen, wie er da glotzend am Fenster steht? Sie kann! Das merkt er daran, dass sie ihm einen Vogel zeigt. Schnell dreht er sich weg und verschwindet um die Ecke. Keuchend lehnt er sich an die Wand. Wie peinlich! Und morgen bringen sie auch noch den ollen Kuchen rüber. O Gott!

Am nächsten Morgen, als Antek die Augen aufschlägt, fällt ihm zuerst die Weihnachtskarte ein. Mit diesem Gedanken ist er eingeschlafen und mit diesem Gedanken wacht er auf. Er kann Mam nicht verstehen. Vermisst sie ihn denn gar nicht? Sie schreibt immer nur diese kurzen Karten. Nur zweimal hat sie während der ganzen Zeit einen Brief zusammenbekommen. Und als sie ihn vor eineinhalb Jahren besucht hat, hat sie auch noch andere Leute besucht. Ihre Mutter und ihren Bruder, ihre Freundinnen … Antek war einer von vielen, wegen denen sie nach Deutschland gekommen war. Sie hat ihn damals auf den Schoß genommen und ihm von Kanada erzählt. Er wollte davon nichts hören, aber er wollte auch nicht frech sein, da sie schon mal da war. Also hat er brav zugehört. Über ihr Leben dort hat sie nicht viel gesagt, nur dass sie die Sekretärin ihres Mannes ist. Ihr Mann heißt Clifford Laan und sie heißt jetzt Susanne Laan. Sie ist mit Antek in den Tierpark gegangen und ins Kino, am nächsten Tag kam sie wieder und sie waren Eis essen, dann hat sie sich verabschiedet. Wieder haben sie beide geweint. Pap war im Wohnzimmer und hat ferngesehen.

Diese Weihnachtsferien werden die schlimmsten seines Lebens werden. Heute ist der Kuchentag und Lukas ist bei seinen Großeltern in Lübeck. Und er muss endlich aufhören, der doofen Jacqueline nachzutrauern.

Was soll er nur machen? Er vermisst Mam und Pap hat jetzt die Friseurin und … ach, alles ist mies zurzeit. Blöd, aber am liebsten würde er losheulen.

Als er aufsteht, klingelt das Telefon. Pap geht nach dem zweiten Klingeln ran. Antek hört ihn unten lachen. Aha, es scheint die Friseurin zu sein, denn sonst bringt ihn niemand so leicht zum lauten Lachen.

Antek zieht sich an und geht nach unten. Pap trinkt gerade Kaffee und der Tisch ist feierlich gedeckt, mit Kerzen, Blumen und dem guten Blümchengeschirr von Oma Helga, denn heute ist ja Weihnachten. »Hallo, mein Spätzchen.«

»Wer hat da angerufen? Die Fri… Venus?«

»Ja, sie kommt heute Abend. Wir feiern zusammen, schön, gell?«

»Ja, toll«, antwortet Antek und er weiß, es klingt nicht begeistert. Er und Pap setzen sich an den Tisch und schneiden ihre Brötchen auf. »Hat sie keine Familie?«

Pap blickt auf. »Nein.«

»Wieso nicht? Keine Eltern und Geschwister und so was?«

Pap schüttelt den Kopf. »Venus ist im Heim aufgewachsen. Ihre Eltern sind tödlich verunglückt, als sie sechs war. Geschwister hat sie keine und Tanten oder Onkel gibt es auch nicht.«

»O Mann. War sie nie verheiratet und hat Kinder gekriegt?«

Pap kaut lange an seinem Brötchen. »Doch, sie war mal verheiratet, mit 19. Mit 22 war sie wieder geschieden. Kinder hat sie keine.«

Antek denkt eine Weile darüber nach. »Und warum hat sie sich scheiden lassen?«

»Ihr Mann hatte ständig andere Frauen. Ach, sie waren beide furchtbar jung, weißt du?«

Antek sagt nichts darauf. Manchmal kann er es gar nicht erwarten, erwachsen zu werden, um tun und lassen zu können, was er will. Aber manchmal will er auch für immer 14 bleiben, weil die Erwachsenen alle Probleme haben, die er nicht haben will, und weil ihm alles so kompliziert vorkommt.

»Hast du den verdammten Kuchen schon gebacken?«

»Bitte nicht solche Ausdrücke, ja? Schon gar nicht am Essenstisch. Und schon überhaupt nicht Heiligabend. Natürlich hab ich ihn gebacken. Einen Frankfurter Kranz hab ich gemacht. Du, die werden sich bestimmt freuen.«

»Na klar, die werden im Dreieck springen vor Glück.«

»Ach, sei nicht so muffig.« Pap nimmt einen großen Schluck Kaffee. »In einer Stunde hast du’s hinter dir.«

Zwanzig Minuten später ziehen sie sich an und Pap holt den Kuchen aus dem Kühlschrank. Er steckt in einem durchsichtigen Behälter. Der so genannte Frankfurter Kranz sieht aus, als hätte sich jemand draufgesetzt.

Anteks Herz rast vor Aufregung, als sie vor dem Haus stehen und Pap den Klingelknopf drückt. An der Klingel steht »Fritz«. Die schwere Eichentür geht auf und vor ihm steht das Mädchen mit den langen Haaren. Sofort wirft sie Antek einen bohrenden Blick zu. Sie lächelt nicht, im Gegensatz zu Pap, der grinsend und fröhlich verkündet: »Hallo, ich bin der Dieter und das hier ist mein Sohn Antek. Wir wohnen in dem gelben Haus gegenüber, na ja, früher war’s mal gelb, jetzt ist es eher braun, haha, sind deine Eltern zu Hause? Ich hab nämlich für euch einen Kuchen gebacken, sozusagen als kleines Willkommensgeschenk, haha, und den wollt ich euch gerne überreichen.« Pap spricht den letzten Satz so, als hätte das Mädchen gerade eine Goldmedaille gewonnen.

Das Mädchen sieht die beiden verwirrt an. Offensichtlich kuckt sie keine amerikanischen Filme. Stirnrunzelnd verzieht sie die Lippen zu einem Lächeln. »Äh, nee, meine Eltern sind bei Freunden. Sie kommen so in einer Stunde wieder.«

»Ach, das ist aber schade. Na, dann lassen wir den Kuchen hier bei dir und du sagst deinen Eltern einen schönen Gruß von uns, gell? Wie heißt du denn?«

»Maria Theresia.«

»Is nich dein Ernst!«, witzelt Pap fröhlich weiter. »Aber blaues Blut hast du nicht, gell? Haha! So, wir gehen jetzt. Hier, euer Kuchen.«

Maria Theresia nimmt den Frankfurter Kranz entgegen, als wäre es ein Sack toter Ratten. Sie bedankt sich höflich und wirft dann mit einem Bein wuchtig die Tür ins Schloss.

»Also, richtig nett finde ich die eigentlich nicht, und du?« Pap stampft durch den Schnee und sieht Antek von der Seite an.

»Die wird uns für komplette Hirnis halten.«

Die Friseurin kommt um halb fünf. Sie hat zwei Päckchen unter dem Arm und erst jetzt fällt Antek ein, dass er für sie kein Geschenk hat. Pap reißt ihr die beiden Päckchen fast aus den Händen, um zu verhindern, dass sie sie überreichen kann. Pap legt viel Wert darauf, die Päckchen unter den Baum zu legen, und dann versammeln sich dort alle schön spießig und jauchzen und staunen. Bis jetzt war Oma Helga immer dabei, aber Paps Mutter geht es nicht so gut und sie bleibt dieses Jahr lieber daheim, hat sie gesagt.

So läuft Pap also wie ein kleines Kind zum Weihnachtsbaum ins Wohnzimmer und legt die Geschenke darunter. Antek steht mit der Friseurin blöde im Flur herum.

»Tja, ich zieh mal meinen Mantel aus«, sagt sie und Antek steckt die Hände in die Hosentaschen und geht in die Küche. Er musste vorhin den Tisch decken und ganz penibel darauf Acht geben, dass das Besteck auch in der richtigen Reihenfolge liegt und die Servietten daneben gerade. Er kann Tischdecken nicht leiden.

Eine halbe Stunde später sitzen sie an diesem perfekt gedeckten Tisch. Die Friseurin sagt, die gefüllte Pute schmecke vorzüglich. Genauso sagt sie es: »vorzüglich«. Sie und Pap sehen sich hin und wieder an und werfen sich ein dezentes Lächeln zu. Antek wünscht sich, er wäre woanders. Es ist zum Kotzen, wie Pap sich aufführt, schlimmer als jeder Teenager. Hat Antek sich vielleicht bei Jacqueline so zum Trottel gemacht? Ganz bestimmt nicht! Nun gut, manchmal hat er sie schon angekuckt und sie haben sich ohne bestimmten Grund angegrinst, aber nicht mit diesem treudoofen Dackelblick wie die beiden hier am Tisch. Vielleicht hätte er irgendwann mal etwas zu ihr sagen sollen. Jacqueline geht in seine Parallelklasse und sie haben zusammen Physik, immer freitags zwei Stunden. Er hat sich nicht getraut und irgendwann hat er erfahren, dass sie mit dem Jonas geht. Der Jonas hat bestimmt nicht das Problem mit dem Nichttrauen gehabt. Jonas hat das größte Maul der Schule und man kommt nicht zu Wort, wenn er mal anfängt. Antek konnte ihm nicht mal böse sein, weil er Jonas mag. Einmal ist Antek im Sportunterricht vom Reck geknallt und alle haben gelacht außer Jonas. Der hat die anderen angebrüllt, sie sollten die Klappe halten; schließlich könne das jedem passieren. So was vergisst man nicht, auch wenn er ihm Jacqueline vor der Nase weggeschnappt hat. Denn wenn Jonas nicht gewesen wäre, dann würde Jacqueline jetzt bestimmt mit ihm gehen. Das hat er gespürt, immer wenn sie ihn angesehen hat.

»Antek hat mich gefragt, wie alt der Weltraum ist«, sagt Pap plötzlich und unterbricht seine Gedanken, »aber leider hab ich keinen Schimmer davon.«

Die Friseurin schaut Antek an und lächelt zufrieden. »Du hast also noch darüber nachgedacht.«

Antek nickt. »Ja, ’n bisschen.«

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Erscheinungsform
Neuausgabe
Jahr
2016
ISBN (eBook)
9783960531425
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (Juli)
Schlagworte
eBooks Junge Verlieben Mädchen Familie Vater und Sohn Astronomie Weltall Sterne Planeten neugierig Konflikte Probleme
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Titel: Antek und die ganze Welt
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